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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.09.2019

Ehemaliger Lieblingsroman

Stolz und Vorurteil
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Jeder kennt das übliche Konzept einer Liebesgeschichte. Mister benimmt sich unerhört und Miss kann ihn nicht ausstehen. Durch einen abstrusen Schicksalsschlag – in den meisten Fällen wird das so dargestellt, ...

Jeder kennt das übliche Konzept einer Liebesgeschichte. Mister benimmt sich unerhört und Miss kann ihn nicht ausstehen. Durch einen abstrusen Schicksalsschlag – in den meisten Fällen wird das so dargestellt, dass er sie vor jeglichem Schaden rettet - verwandelt Mister sich in einen Gentleman, bei dem Worte kaum existieren, um ihn zu beschreiben. Alles andere außer „perfekt“ würde ihm einer Beleidigung würdig. Und natürlich endet es darin, dass Miss sich sofort in Mistress.
Lange Zeit war ich geblendet, bis es mir mit 25 Jahren wie vor die Augen gestoßen ist. Jede amerikanische romantische Komödie war auf dieses Konzept aufgebaut. Jedes Liebesdrama einer türkischen Serie – und hier geht es nicht einmal nur um verbale Beleidigungen. Hier wird es meist sogar handgreiflich.
Es dauerte dennoch einige Wochen, bis ich mir die Frage gestellt habe: Worin genau besteht denn nun eigentlich der Unterschied zwischen all den Filmen und Serien, die sich niemals zu Klassikern entpuppen werden wie eben Jane Austens Meisterwerk „Stolz und Vorurteil“? Warum mochte ich plötzlich keinen niveaulosen „romantischen“ Schund sehen und der Griff zu besagtem Roman war seit 10 Jahren mein absoluter Favorit an schlechten Tagen?
Und dann fiel es mir auf: Gar nichts! Mr. Darcy ist ein arroganter Schnösel, der Ms. Bennett wie das letzte behandelt und so den Hass ihrerseits gewinnt. Anschließend kommt es zu einem schicksalsverändernden Punkt und beide können sich nicht mehr vorstellen ohne einander jemals wahres Glück im Leben zu erfahren.
Jane Austen – die Vorzeigedame schlechthin, die, die zu Zeiten, in denen Frauen kaum etwas zu sagen hatten, Bücher geschrieben, Geld verdient und sich selbst gegen eine Heirat entschieden hat, - ist nun diejenige, der wir alle dieses Konzept zu verdanken haben?
Fazit: Ich bin im Zwiespalt. Ich würde dieses Buch nicht mehr hoch und heilig jedem empfehlen. Und dennoch weiß ich ganz genau, dass, sollte ich mich irgendwann wieder mies fühlen, ich zu diesem Buch greifen werde. [Immerhin ist der Roman stilistisch von hohem Niveau!]

Veröffentlicht am 18.05.2019

Vom Leben eines Bergsteigers

Ich oben allein
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"Ich oben allein" von Jost Kobusch ist ein autobiographischer Roman über einen Bergsteiger. Kobusch war bei dem verheerenden Erdbeben in Nepal 2015 auf dem Everest Base Camp, sein Video wurde millionenfach ...

"Ich oben allein" von Jost Kobusch ist ein autobiographischer Roman über einen Bergsteiger. Kobusch war bei dem verheerenden Erdbeben in Nepal 2015 auf dem Everest Base Camp, sein Video wurde millionenfach gesehen.


Inhaltlich erzählt Kobusch kurz von seiner Kindheit, wie er zum Klettern kam und was ihn geprägt hat. Anschließend berichtet er von all seinen Klettererfahrungen in Kirgisistan, Frankreich, Deutschland, Norwegen, Kenia, Nepal und Japan. Seinen Fokus setzt er natürlich auf das große Erdbeben, dem er mehrere Kapitel widmet.

Stilistisch: Sehr einfach gehaltene Sprache, flüssig zu lesen.

Kritik: Er erscheint auf Papier einsichtig, allerdings kann man als Leser manches nicht ganz nachvollziehen, da er sich reumütig zeigt, allerdings eigentlich eher den Eindruck erweckt, als sei er trotz all der Nahtoderfahrungen der alte, der den besonderen Kick sucht und niemals gesättigt ist, geblieben.

Fazit: Empfehlenswert für junge Bergsteiger, die ihr Hobby zum Beruf machen wollen. Er schreibt sehr lebensnah ohne zu beschönigen.

Veröffentlicht am 17.05.2019

Selbsthilfebuch für Anfänger als auch für Fortgeschrittene

Selbstfürsorge
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"Selbstfürsorge" von Franziska Muri ist ein Selbsthilfebuch, in dem es wie der Titel vorausahnen lässt - um das Thema "Selbstfürsorge" geht.

Stilistisch: Sprachlich sehr einfach gehalten, rasant zu lesen. ...

"Selbstfürsorge" von Franziska Muri ist ein Selbsthilfebuch, in dem es wie der Titel vorausahnen lässt - um das Thema "Selbstfürsorge" geht.

Stilistisch: Sprachlich sehr einfach gehalten, rasant zu lesen.

Inhaltlich ist das kurze Buch in 7 Kapitel unterteilt, die jeweils einen Kern aufgreifen wie beispielsweise: Liebe. Mit diesen 7 sogenannten Geheimnissen des liebevollen Umgangs mit dir selbst, wird aufschlussreich erklärt, wie man zu mehr Selbstfürsorge gelangen kann.

Sehr hilfreich dabei sind die aufgeführten Beispiele und hilfreichen, praxisnahen Tipps, die man im Alltag integrieren kann, um mehr zu sich zu kommen. Zentrale Themen, die sie hier aufgreift sind: Meditation, Ruhe, Selbstfindung, Entspannung, Glücksgefühl, Freiheit. All dies lässt sich durch beispielsweise Yoga, Waldbaden, Atmung, Digital Detox durchführen. Einige Themen waren mir schon bekannt, über anderes war ich verwundert und erstaunt, da ich es noch nicht wusste. Manch anderes wiederum konnte ich nicht ganz nachvollziehen, aber das ist sicherlich persönliche Geschmackssache.

Kritik: Etwas sehr viel Eigenwerbung für ihre älteren Selbsthilfebücher. Ich kann es zwar nachvollziehen, denn jeder will/muss Geld verdienen. Allerdings hätte es sicherlich ausgereicht ihr Werk einmal zu erwähnen. Zudem widerspricht sie sich ein paar Mal, was mich ein wenig gestört hat. Einerseits wirbt sie für Digital Detox und andererseits gibt sie bei vielen anderen Problemen immer wieder den Hinweis, dass es eine App gibt, die einem hier und da helfen kann.

Veröffentlicht am 14.05.2019

Etwas überlange Fast-Biographie

Mein Leben als Sonntagskind
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"Mein Leben als Sonntagskind" von Judith Visser ist ein autobiographisch angehauchter Roman.


Inhaltlich geht es insbesondere um die ersten 18 Jahre um Jasmijn Vink, in denen sie sich versucht in den ...

"Mein Leben als Sonntagskind" von Judith Visser ist ein autobiographisch angehauchter Roman.


Inhaltlich geht es insbesondere um die ersten 18 Jahre um Jasmijn Vink, in denen sie sich versucht in den normalen Lebensalltag in der Welt zu integrieren und meist gar nicht versteht, was sie denn falsch macht, da alles, was sie tut in ihren Augen nur logisch ist. Sie kann Lautstärke und zu viel Licht nicht leiden, nimmt alles ernst und wörtlich und und und. Probleme sind hier vorprogrammiert!

Kritik: Nach einer Weile zieht sich das Buch mühselig in die Länge. Schade, denn eigentlich ist es wirklich sehr aufschlussreich und interessant in die Gedankenwelt von einem Menschen mit Asperger-Syndrom zu begeben. Allerdings ist sie hiermit mit bisschen zu vielen Details ein wenig über das Ziel hinausgeschossen.

Veröffentlicht am 12.04.2019

Affären aus einem neuen Blickwinkel

Die Macht der Affäre. Warum wir betrügen und was wir daraus lernen können.
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"Die Macht der Affäre" von Esther Perel ist ein Sachbuch rund um das Thema Affäre. Perel selbst ist jahrelang erfahrene Paartherapeutin.


Inhaltlich beschreibt und analysiert Perel Affären: Aus dem Blickwinkel ...

"Die Macht der Affäre" von Esther Perel ist ein Sachbuch rund um das Thema Affäre. Perel selbst ist jahrelang erfahrene Paartherapeutin.


Inhaltlich beschreibt und analysiert Perel Affären: Aus dem Blickwinkel der Betrogenen, der Betrüger und der Affäre ebenfalls. Gerade der letzte Punkt hat meine Aufmerksamkeit gepackt, da man ja meist nur die Seite vom Paar sieht, aber nicht gerade oft an den Geliebten denkt, sondern diesen ausschließlich verdammt. Das macht Perel absolut nicht. Sie lässt jeden zu Wort kommen ohne vorurteilig zu urteilen.

Negativ: Mir selbst waren persönlich eine Szenen etwas zu prekär. So viel Intimes von manch einem Paar mit Problemen wollte ich dann hin und wieder nicht lesen. Aber ich verstehe schon, dass sie es geschrieben hat, damit der Leser, der möglicherweise an dem selben Problem leidet, daraus lernen kann.
Zudem sind 370 Seiten etwas happig. Hin und wieder habe ich das Buch zurücklegen müssen, nicht wegen Zeitmangel, sondern, weil es einfach nicht mehr ging über Affären zu lesen.

Schließlich erfolgt ein Fazit, was aus einer Affäre entstehen kann. Das wohl interessanteste, aber kürzeste Kapitel. Sie stellt Monogamie in Frage. Nicht in dem Sinn, wie man es denkt, sondern ist der Meinung, dass jeder etwas anderes darunter versteht, was letztlich auch stimmt. Der eine findet fremd flirten schon fremdgehen, der andere nicht etc. Daher beschreibt sie auch Paare, die nun neue Konzepte gefunden haben: offene Beziehung etc.

Fazit: Wenn man in dem Dilemma steckt, egal, welche Position man einnimmt (Betrogener, Betrüger, Affäre), ist dieses Buch sicher ein helfender Ratgeber, wenn man sich keine Therapie leisten kann.