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JeanetteBuechereule

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.10.2018

Vielschichtiger Roman

NSA - Nationales Sicherheits-Amt
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Was wäre, wenn es zur Zeit des Nationalsozialismus schon Computer gegeben hätte? Andreas Eschbach mischt in „NSA“ die realen historischen Begebenheiten mit modernen Überwachungstechniken und fiktiven Elementen. ...

Was wäre, wenn es zur Zeit des Nationalsozialismus schon Computer gegeben hätte? Andreas Eschbach mischt in „NSA“ die realen historischen Begebenheiten mit modernen Überwachungstechniken und fiktiven Elementen. Das Ergebnis ist ein vielschichtiger Roman, der trotz seines Umfangs von stolzen 800 Seiten keinerlei Längen aufweist.

Die Hauptpersonen sind die junge Programmiererin Helene Bodenkamp und der Analyst Eugen Lettke, die beim Nationalen Sicherheits-Amt arbeiten. Dort werden die zahllosen Daten, die das Regime über die Bevölkerung gesammelt hat, verknüpft, um Gegner des Nationalsozialismus ausfindig zu machen.

Helene ist zu Beginn der Geschichte noch ein Schulmädchen, dass die Begeisterung der Eltern für Hitler hinnimmt, ohne sie zu hinterfragen. Als junge Erwachsene beginnt die zutiefst unsichere Helene, mit derselben unkritischen Einstellung beim NSA zu arbeiten. Erst mit der Zeit werden ihr die erschreckenden Auswirkungen ihrer Arbeit bewusst und sie möchte nicht länger für die Deportation versteckt gehaltener Juden und ähnliche Gräueltaten mitverantwortlich sein. Im Verborgenen beginnt Helene, ihre Möglichkeiten als exzellente Programmiererin zum zaghaften Widerstand zu nutzen…

Helene ist in diesem Roman die Figur, mit der man fühlt, hofft und bangt. Ganz anders ihr Kollege Eugen Lettke, der die Daten des NSA lieber für seine persönlichen, widerwärtigen Neigungen benutzt. Dennoch verflechtet sich seine Geschichte mit Helenes und die beiden stoßen gemeinsam auf etwas, das größer ist, als sie sich jemals hätten vorstellen können…

„NSA“ bietet neben einem interessanten Einblick in die Kunst des Programmierens erschreckende Erkenntnisse über das Datensammeln von Regierungen und die daraus entstehenden Möglichkeiten, die Bevölkerung zu kontrollieren und zu unterdrücken.

Fazit: Ein vielschichtiger Roman, der Realität und Fiktion geschickt miteinander verknüpft und zum Nachdenken über die Gefahren von Datensammlungen anregt – 5 Sterne.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Thema
  • Geschichte
  • Charaktere
  • Spannung
Veröffentlicht am 23.09.2018

München-Krimi mit Charme

Gschlamperte Verhältnisse
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Rechtsmedizinerin Sofie Rosenhuth stößt auf eine Leiche in der Isar. Doch bei einem Todesfall bleibt es nicht... Dann tauchen noch geheimnisvolle Reliqien-Schädel auf und Sofies Chefin Dr. Falk sucht ...

Rechtsmedizinerin Sofie Rosenhuth stößt auf eine Leiche in der Isar. Doch bei einem Todesfall bleibt es nicht... Dann tauchen noch geheimnisvolle Reliqien-Schädel auf und Sofies Chefin Dr. Falk sucht im Internet die große Liebe. Bei Sofie geht es in dieser Hinsicht gewohnt chaotisch zu: Ist Exmann Joe oder Freund Charly, der gerade sein Traumhaus gekauft hat, die richtige Wahl?

Wie in den Vorgängerbänden kommen der Münchner Charme und Dialekt und humorvolle Episoden nicht zu kurz. Die Figuren sind allesamt echte Unikate, mit Ecken und Kanten und doch einfach liebenswürdig. Besonders Sofies ständiges Schwanken zwischen Joe und Charly ist auch in Runde fünf noch amüsant. Diese Krimireihe lebt für mich von ihren Charakteren.

Sofies Ermittlungen erweisen sich als sehr verzwickt. Immer wenn sie glaubt, etwas klarer zu sehen, kommt eine neue, unerwartete Entwicklung, zum Beispiel eine neue Leiche auf ihrem Seziertisch. Die Auflösung des Täters war zwar nicht sonderlich überraschend, aber spannend inszeniert.

Fazit: Ein charmanter Krimi aus München-Giesing mit Rechtsmedizinerin Sofie - 5 Sterne.

Veröffentlicht am 04.08.2018

Anschaulich und fachkundig geschriebene Biographie eines recht unbekannten Medizin-Pioniers

Der Horror der frühen Medizin
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Chirurgie im frühen 19. Jahrhundert war grausig. Die Operateure waren eher Handwerker als Ärzte und verwendeten von vorherigen Eingriffen verschmutzte Instrumente. Die Ursachen von Infektionen waren unbekannt, ...

Chirurgie im frühen 19. Jahrhundert war grausig. Die Operateure waren eher Handwerker als Ärzte und verwendeten von vorherigen Eingriffen verschmutzte Instrumente. Die Ursachen von Infektionen waren unbekannt, sodass die meisten Patienten starben. Krankenhäuser galten als "Häuser des Todes".

In "Der Horror der frühen Medizin" erzählt die promovierte Medizinhistorikerin Lindsey Fitzharris die Biographie Joseph Listers. Lister gehörte zur ersten Generation von Chirurgen, die Medizin studiert hatten. Im Laufe seines langen Lebens forschte er über die Ursache der Infektionen, die vielen Patienten den Tod brachten. Schließlich entwickelte er eine funktionierende Methode der Wundreinigung, die die Sterblichkeit nach Operationen erheblich senkte. Danach musste er seine Entdeckung gegen die Anfeindungen und die Skepsis seiner Kollegen durchsetzen, was ihm Ende des 19. Jahrhunderts glücklicherweise gelang.

Lindsey Fitzharris erzählt Listers Leben und Wirken so anschaulich, dass ich beim Lesen das Gefühl hatte, dem Pionier der Wundreinigung selbst über die Schulter zu schauen. Ich hatte nie zuvor von Joseph Lister gehört, was mich angesichts seiner großen Verdienste im Nachhinein sehr erstaunt. Die grausigen Zustände in der Operationssälen beschreibt Fitzharris so detailreich, dass man an manchen Stellen darauf verzichten sollen, beim Lesen zu essen. Glücklicherweise verzichtet das Cover auf allzu blutige Zeichnungen, was ich sehr angenehm finde.

Neben Listers Wirken geht das Buch auch kurz auf die Arbeit anderer Chirurgen und Naturwissenschaftler des 19. Jahrhunderts ein, zum Beispiel Ignaz Semmelweis und Louis Pasteur. Es kommen einige medizinische Fachbegriffe vor, doch entsprechende Vorkenntnisse sind meiner Meinung nach nicht notwendig, um das Buch lesen zu können. Teilweise werden die Begriffe erklärt, in den anderen Fällen sind sie für das grundlegende Verständnis nicht unbedingt notwendig.

Fazit: Anschaulich und fachkundig geschriebene Biographie eines recht unbekannten Pioniers der Wundreinigung - Hochinteressant und sehr lesenswert - 5 Sterne.

Veröffentlicht am 27.04.2018

Kluftis persönlichster Fall

Kluftinger
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Beim traditionellen Friedhofsbesuch an Allerheiligen entdeckt Kluftinger ein Kreuz mit seinem Namen und dem aktuellen Jahr als Sterbejahr. Weitere Drohungen folgen und dem Kommissar wird klar: Jemand trachtet ...

Beim traditionellen Friedhofsbesuch an Allerheiligen entdeckt Kluftinger ein Kreuz mit seinem Namen und dem aktuellen Jahr als Sterbejahr. Weitere Drohungen folgen und dem Kommissar wird klar: Jemand trachtet ihm nach dem Leben...

Dieser Fall ist Kluftingers bisher persönlichster, denn um herauszufinden, wer ihn bedroht, muss er eine Gedankenreise in seine eigene Vergangenheit unternehmen. In Rückblenden erlebt man Szenen aus Kluftingers Jugend in den Siebzigerjahren, liest von seinem ersten Mordfall als Streifenpolizist und vom Tag seiner Beförderung zum Leiter der Mordkommision. Dabei gibt es so manche Überraschung, denn die Ansichten des jungen Kluftinger unterscheiden sich deutlich von seinen heutigen. Außerdem lüften die Autoren das bisher streng gehütete Geheimnis um Kluftingers grässliche Vornamen.

Das Buch ist insgesamt etwas ernster und nachdenklicher als die Vorgänger. Kluftinger sieht sein Leben bedroht und auch ein Mitglied seiner Abteilung steckt in ernsten Problemen. Dennoch kommt der gewohnte Humor nicht zu kurz, vor allem in Kluftingers Privatleben. In diesem Band muss er auf sein kleines Enkelchen aufpassen, schließt Freundschaft mit Dr. Langhammers neuem Hund Wittgenstein und "hilft" seinem Sohn beim Autokauf.

Zum Jubiläum (zehnter Band) haben die Autoren sich etwas Besonderes überlegt und lassen Kluftinger auf einen Ermittler einer anderen bayerischen Krimiserie treffen. Außerdem greifen sie einen Faden aus dem sechsten Band, "Schutzpatron", wieder auf.

Am Ende kommt es zu einer spannenden Jagd auf die Person, die Kluftingers Leben bedroht. Dabei sind Opfer zu beklagen. Der Fall wird nicht hundertprozentig aufgeklärt, aber ich hoffe, dass dies in einem späteren Band noch geschehen wird.

Fazit: Etwas ernsthafter als die Vorgängerbände, aber dennoch mit lustigen Szenen, viele Einblicke in Kluftingers Vergangenheit, rundum gelungen, 5 Sterne.

Veröffentlicht am 14.02.2018

Rundum gelungener Eberhofer

Kaiserschmarrndrama
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Eberhofer wie gewohnt: Saulustig und mit einfach liebenswerten Figuren. Die Krimihandlung ist wie üblich im Hintergrund, aber das stört meiner Meinung nach überhaupt nicht. Eberhofers Familiengeschichte ...

Eberhofer wie gewohnt: Saulustig und mit einfach liebenswerten Figuren. Die Krimihandlung ist wie üblich im Hintergrund, aber das stört meiner Meinung nach überhaupt nicht. Eberhofers Familiengeschichte ist schließlich interessant genug Ich kann nur empfehlen, das Hörbuch zu hören, denn Chrsitian Tramitz liest einfach toll.
Volle Leseempfehlung!