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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 06.08.2024

✎ Mario Hartmann - Anna und die roten Schuhe

Anna und die roten Schuhe
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„Anna und die roten Schuhe“ ist ein Wälzer. Anders kann ich die 270 Seiten dicke Geschichte nicht bezeichnen. Ich hätte sie gerne mit meinem Kind entdeckt, doch für meine 6-Jährige war es zu viel und zu ...

„Anna und die roten Schuhe“ ist ein Wälzer. Anders kann ich die 270 Seiten dicke Geschichte nicht bezeichnen. Ich hätte sie gerne mit meinem Kind entdeckt, doch für meine 6-Jährige war es zu viel und zu lang.

Wir haben versucht, das Buch in unseren Ferien zu lesen. Ich wollte etwas haben, was uns durch die gemeinsame Zeit begleitet, etwas, was uns vielleicht innehalten lässt und worüber wir am Ende oder zwischendurch immer mal reden können.
Zeitgleich muss ein Buch jedoch auch mein Kind unterhalten. Sie liebt noch sehr ihre Bilderbücher und daher war der vorliegende Kinderroman, der manchmal 12 Doppelseiten lang keine Illustrationen beinhaltet, nur schwer auszuhalten …

Mich als Erwachsene hat die Erzählung an manchen Stellen unterbrechen lassen. Mario Hartmann gibt mit seinen Zeilen einige Denkanstöße und deutet auf Missstände hin. Dies geschieht jedoch nicht durch den berühmten Fingerzeig, sondern ist wunderbar in die Geschichte integriert.

Die Gedanken hinter dem Buch sind toll. Ich denke jedoch, dass sie als Fortsetzungsgeschichte - aufgeteilt in 5 Bücher zum Beispiel - mehr einladen, danach zu greifen.

©2024 Mademoiselle Cake

Veröffentlicht am 06.08.2024

✎ Callan Wink - Der letzte beste Ort

Der letzte beste Ort
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Bei meiner Aktion „vergessene Schätze“ hatte Jana damals „Der letzte beste Ort“ vorgestellt. Nun bin ich dazu gekommen, die Kurzgeschichten zu lesen.

Ich bin ehrlich: Hätte ich dieses Buch alleine entdeckt, ...

Bei meiner Aktion „vergessene Schätze“ hatte Jana damals „Der letzte beste Ort“ vorgestellt. Nun bin ich dazu gekommen, die Kurzgeschichten zu lesen.

Ich bin ehrlich: Hätte ich dieses Buch alleine entdeckt, hätte ich niemals zugegriffen. Kurzgeschichten sind schon nicht meins, denn ich erlebe gerne, wie die Figuren wachsen. Doch Wink hat es geschafft, mich bis zur letzten Seite bei der Stange zu halten.
Hinzu kommt, dass der Klappentext nach Gewalt klingt - etwas, was ich nicht gut lesen kann. Aber auch hier hat mich der Autor teilweise überrascht.

Bei 9 Kurzgeschichten auf 280 Seiten kann man nicht sehr viel Tiefe erwarten. Und doch nahm das Geschriebene mich mit. Callan Wink schreibt intensiv, unbeschönigt. Er hat sich Ausschnitte aus den Leben der Personen genommen, die er punktgenau dargestellt hat - ohne Umschweife, ohne lange Reden.

Manch eine Geschichte war ziemlich heftig. Da musste ich schlucken, innehalten, das Werk kurz zur Seite legen. Die Brutalität, die auch noch sehr nüchtern beschrieben wurde, traf nicht meinen Geschmack.

Für mich war „Der letzte beste Ort“ ein Überraschungstreffer, mit dem ich so nicht gerechnet hätte, obwohl ich ihn nicht uneingeschränkt empfehlen kann.

Meine Recherchen haben ergeben, dass Wink scheinbar einem seiner Protagonisten aus dieser Anthologie bereits einen Roman gewidmet hat. Leider ist es genau die Szene, die ich mit am schwersten verdauen konnte und so strebt sich in mir einiges, seine Zeilen zur Hand zu nehmen, obwohl mich sein Schreibstil hier überzeugen konnte …

©2024 Mademoiselle Cake

Veröffentlicht am 05.08.2024

✎ Jennifer Waschke - Du und ich gegen den Rest der Welt

Du und ich gegen den Rest der Welt
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2018 habe ich bereits #loveyourself der Autorin gelesen und fand das Jugendbuch für zwischendurch ganz gut. Daher hatte ich mir damals „Du und ich gegen den Rest der Welt“ besorgt und es nun von meinem ...

2018 habe ich bereits #loveyourself der Autorin gelesen und fand das Jugendbuch für zwischendurch ganz gut. Daher hatte ich mir damals „Du und ich gegen den Rest der Welt“ besorgt und es nun von meinem SuB befreit.

Jennifer Waschke hat einen einfachen Schreibstil. Er ist schnörkellos, doch nicht langweilig.

Das Meiste bekommt man von Lina mit. Aus ihrer Sicht wird die Geschichte erzählt und so erhalten Lesende einen großen Einblick in ihr Privat- und Seelenleben.
Auch Micky wird gut beschrieben, doch von ihm erfährt man oft nur Oberflächliches.

In solchen Erzählungen erhoffe ich mir oft ein paar Sätze, die ich mir als Zitate herausschreiben kann. Hier jedoch habe ich mir lediglich die Bands und Lieder angehört und bin an ihnen hängen geblieben.

Da ich eine Zeitlang in Düsseldorf und Umgebung gewohnt habe, war es für mich toll, gedanklich mal wieder dorthin reisen zu können. Das „Pink“, welches erwähnt wird, kenne ich nicht, da ich mich früher nicht in diesen Kreisen bewegt habe, doch es klang sehr authentisch. Den Straßen, die erwähnt wurden, konnte ich ebenso wenig folgen. Düsseldorf ist eben sehr groß.

Das Geschehen rund im Lina hat mich auf der einen Seite sehr berührt. Wenn man in eine Erwachsenenrolle schlüpfen muss, obwohl man selbst noch ein Kind ist, macht man sich eigentlich nur selbst kaputt. Umso trauriger macht es mich, dass die Teenagerin niemanden gefunden hat, dem sie sich vollends anvertrauen konnte.
Doch auch hier sehe ich - wie in vielen solchen Romanen - das Versäumnis der anderen. Ich weiß, dass das leider die Realität ist. Dass dort draußen Menschen rumlaufen, die nur bitte manchmal ihre Augen öffnen müssten. Da die Verfasserin selbst in einem Jugendamt arbeitet, hätte ich mir einfach die Rolle der helfenden Erwachsenen präsenter gewünscht.
Umso toller fand ich, welchen Weg Lina am Ende wirklich geht. Und ich hoffe, dass solch eine Geschichte die richtigen Menschen lesen. Menschen, die helfen könnten, wenn sie sich ein bisschen mehr öffnen würden. Aber vor allem Menschen, die Hilfe benötigen und aus den Zeilen Kraft schöpfen können für ihren eigenen Weg.

Nicht viele haben den Mut, solche Missstände in der Gesellschaft aufzuschreiben. Jennifer Waschke hat ihren Job gemacht. Und obwohl mich das Gesamtkonzept nicht von vorne bis hinten überzeugen konnte, gebe ich dem Buch ein Daumen hoch und bin trostlos, dass es nicht mehr im Buchhandel ist.

©2024 Mademoiselle Cake

Veröffentlicht am 02.08.2024

✎ Bastian Ludwig - Des Teufels Mörder

Des Teufels Mörder
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Bei meiner Aktion „vergessene Schätze“ hatte Celine damals „Des Teufels Mörder“ vorgestellt. Nun bin ich dazu gekommen, den historischen Krimi zu lesen.

Mich hat er nicht nachhaltig überzeugt.

Es gibt ...

Bei meiner Aktion „vergessene Schätze“ hatte Celine damals „Des Teufels Mörder“ vorgestellt. Nun bin ich dazu gekommen, den historischen Krimi zu lesen.

Mich hat er nicht nachhaltig überzeugt.

Es gibt zum Beispiel sehr viele Bezüge zu „früher“ in der Geschichte. Doch wenn meine Recherchen richtig sind, ist dies der einzige Roman, den Bastian Ludwig rund um Everd Edinger geschrieben hat. Viele Andeutungen waren in meinen Augen für den Fortgang der Geschichte nicht nötig, wodurch ich es teilweise ein bisschen langatmig fand.

Zudem waren die Wendungen oft vorhersehbar. Am Schluss wird dann alles noch wortreich aufgedröselt. Ich hätte mir gewünscht, den Täter länger im Verborgenen zu wissen und miträtseln zu können, doch der Autor gibt explizite Hinweise, die man einfach nicht übersehen kann.

Dadurch, dass ständig neue Personen auftauchen, wird wiederholt das Tempo aus der Erzählung genommen.

Was genau jetzt der im Titel erwähnte Teufel mit der sehr interessanten Thematik zu tun hat, hat sich mir bis zum Schluss nicht erschlossen.

Für mich ist es daher kein Krimi, den ich weiterempfehlen würde. Zu unausgereift und zu langatmig, auch wenn die Idee des Riesenwolfs und dessen Aufklärung außergewöhnlich war und ich die Beschreibung der Umgebung mochte.

©2024 Mademoiselle Cake

Veröffentlicht am 01.08.2024

✎ Frank & Gundi Gaschler - Ich will verstehen, was du wirklich brauchst

Ich will verstehen, was du wirklich brauchst
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Bereits seit ein paar Jahren beschäftige ich mich mit der gewaltfreien Kommunikation und bisher habe ich mich lediglich durch Blogs und Artikel dazu belesen. (einmal hatte ich ein Hörbuch in die Hände ...

Bereits seit ein paar Jahren beschäftige ich mich mit der gewaltfreien Kommunikation und bisher habe ich mich lediglich durch Blogs und Artikel dazu belesen. (einmal hatte ich ein Hörbuch in die Hände bekommen, welches bei mir jedoch gnadenlos durchfiel)

Da ich von dem vorliegenden Buch schon einiges Positives gehört hatte, beschloss ich, trotz meines längst vorhandenen Wissens, es zu lesen, weil ich mir durch sowas immer noch den ein oder anderen Gedankenanstoß erhoffe.

Frank Gaschler geht mit seiner Begegnung mit der GfK ganz offen um. Seine anfängliche Skepsis ist genauso herauszuhören wie seine jetzige Begeisterung.

Es ist natürlich viel Theorie, doch es werden ebenso zahlreiche praktische Beispiele genannt, sodass man als Neuling direkt etwas an der Hand hat. Konkrete Situationen werden aufgelöst.

Meine Lieblingsstelle im Text war, als die »wohligen Gefühle […] schmerzhaften Gefühle« (S. 56) angesprochen wurden. Auch ich mag die Begriffe „gut und schlecht“ in Zusammenhang mit Gefühlen nicht und war froh über solch eine gelungene „Übersetzung“.

Herr Gaschler erwähnt Jesper Juul im Werk. Von seinen Publikationen, die nichts mit der GfK zu tun haben, habe ich als Neumama am meisten gelernt.
Gleichfalls wird Tassilo Peters und sein Friedensstock angerissen. Etwas, worauf man im Internet schnell stößt, wenn man sich mit der GfK beschäftigt. Den finde ich zum Beispiel für Kindergärten und Grundschulen interessant.

Zudem haben einige (Kinder)Buch- und Liedertipps einen Platz.

Ich persönlich finde die Sprache mit den 4 Stufen noch immer befremdlich und wir sprechen auch untereinander in unserer Familie nicht so. Doch die Ansätze, wie man einen Konflikt verbal friedvoller lösen kann, haben wir für uns mitgenommen. Frank Gaschler gibt mit „Ich will verstehen, was du wirklich brauchst“ einen tollen Überblick darüber, was man mit der GfK erreichen kann.

©2024 Mademoiselle Cake


Zitate:

»Empathie ist der Schlüssel zum Aufbau von Beziehungen und Aufrichtigkeit der kongruenteste Weg, Kindern Orientierung und soziales Feedback zu geben.« (S. 23)

»Um uns gegenseitig zu verstehen, besuchen wir uns in unseren Häusern. Wir betrachten die Einrichtungsgegenstände und lassen uns erklären oder fragen nach, wozu sie dienen. Dabei vermeiden wir, nach unserem Geschmack zu bewerten oder etwas zu verändern. Wir sind hier als Gast und nicht als Eigentümer oder Hausbesetzer! Es geht nicht darum, ob wir die Einrichtung schön oder hässlich finden, sondern darum, ob der andere sich damit wohlfühlt. Gerne kann ich mir dabei etwas abschauen, um es in meinem Haus anzuwenden.« (S. 30)

»Verstehen heißt nicht einverstanden sein!« (S. 30)

»Wenn Sie in den folgenden Kapiteln über die Gewaltfreie Kommunikation lesen, wünsche ich mir, dass Sie diese als Angebote eines Marktplatzes der Möglichkeiten sehen. Bitte probieren Sie all diejenigen Aspekte, die Sie ansprechend finden, aus […]« (S. 36)

»Erwachsene sind erwachsen und Kinder dürfen auch Kinder sein. Sie müssen noch nicht alles verstehen, haben aber ein Recht darauf, verstanden zu werden. Kinder brauchen Schutz, Fürsorge und Liebe von den Erwachsenen. Sie wollen willkommen sein, brauchen ihren Platz, wollen gehalten werden und lebendig sein. Dies den Kindern zu ermöglichen ist unsere Aufgabe.« (S. 100)

»Gerade dann, wenn niemand perfekt ist, haben alle Raum, um zum Lernen beizutragen.« (S. 139)

»“Alles, was es wert ist, getan zu werden, ist es auch wert, unvollkommen getan zu werden.“
Marshall B. Rosenberg« (S. 139)