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Veröffentlicht am 05.06.2017

✎ Simon Van Booy - Die Illusion des Getrenntseins

Die Illusion des Getrenntseins
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Nachdem ich 'Mit jedem Jahr' von Simon Van Booy gelesen hatte und total enttäuscht war, wollte ich vom Autor eigentlich Abstand nehmen, denn obwohl mir seine Schreibweise gefiel, konnte ich mit der Geschichte ...

Nachdem ich 'Mit jedem Jahr' von Simon Van Booy gelesen hatte und total enttäuscht war, wollte ich vom Autor eigentlich Abstand nehmen, denn obwohl mir seine Schreibweise gefiel, konnte ich mit der Geschichte rein gar nichts anfangen.

Im Zuge unserer '12 Momente' habe ich jedoch beschlossen, 'Die Illusion des Getrenntseins' zu lesen und dem Schriftsteller somit nochmals eine Chance zu geben.

Zuerst war ich erstaunt, wie schnell sich die 200 Seiten lesen ließen. Dann hatte ich das Gefühl, dass dieses Buch mal wieder eins derjenigen war, die ich besser nicht gelesen hätte. Und nun, einige Tage später, kann ich alles etwas distanzierter betrachten.

Auf mich hat die Lektüre erst im Nachhinein gewirkt. Zwar würde ich jetzt nicht sagen, dass es eine geniale Geschichte bzw. Geschichten sind. Herr Van Booy hat es jedoch geschafft, dass ich auch nach dem Lesen noch über seine Worte nachdenke.

Es ist gewiss kein leichter Schreibstil, der Verwendung in diesem Werk findet. Und er sagte mir auch nicht zu jeder Zeit zu. Dennoch gibt es Worte und Sätze, die mich berührten, die meinem Denken einen neuen Anstoß gaben.

"[...], reichte einem die Worte, statt sie zu werfen." (S. 24)

Manchmal, nach dem Lesen, habe ich gedacht, ob es nicht besser gewesen wäre, mehr Seiten zu füllen, um den Menschen, die darin vorkommen, Tiefe mit auf den Weg geben zu können. Aber dann komme ich immer wieder zu dem Punkt, an dem es mir gefällt, dass hier einzelne Schicksale angerissen werden und aufgezeigt wird, wie sich Wege kreuzen können.

Es ist definitiv ein Buch zum drüber Nachdenken und nicht zum Herunterlesen und auf die Seite legen. Wer eine komplexe Story erwartet, wird gewiss enttäuscht werden. Wer sich jedoch auf kleine Schicksale einlassen möchte und kann, dem wird etwas geboten werden.

Ich bin ja eine, die nie ein Buch zweimal liest, weil ich denke, dass dann der Zauber, wenn es denn einen gab, verloren geht. Hier aber bin ich der Meinung, dass erst beim zweiten Lesen alles erfasst werden kann. Oder man macht direkt Denkpausen zwischen den einzelnen Geschichten, um jede Nuance einfangen zu können.

©2017

weitere Zitate:

"Wir wechseln von der Erinnerung zur Vorstellung,
ohne uns dieses Übergangs wirklich bewusst zu sein." (S. 22)

"Ich glaube, die Menschen wären glücklicher, wenn sie öfter Dinge zugeben würden.
In gewisser Weise sind wir alle Gefangene einer Erinnerung, einer Angst oder einer Enttäuschung.
Wir werden alle durch etwas bestimmt, das wir nicht ändern können." (S. 56)

Veröffentlicht am 05.06.2017

✎ Kate Gross - Der Zauber meines viel zu kurzen Lebens

Der Zauber meines viel zu kurzen Lebens
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Ich habe wirklich schon einige Bücher dieses Genre gelesen und bin immer wieder erstaunt, wie unterschiedlich sie doch bei mir ankommen..

Wenn ich solch eine Lektüre in die Hand nehme, geh ich davon aus, ...

Ich habe wirklich schon einige Bücher dieses Genre gelesen und bin immer wieder erstaunt, wie unterschiedlich sie doch bei mir ankommen..

Wenn ich solch eine Lektüre in die Hand nehme, geh ich davon aus, dass es (vielleicht) eine Herzschmerzgeschichte ist - eine, die das Leben schreibt. Gerade, wenn es um Krankheiten und kleine Kinder und eine perfekte Familie geht, erwarte ich sehr viele Emotionen.

Kate Gross spart mit Gefühlen. Zumindest mit offensichtlichen. Aus ihren Zeilen habe ich kaum etwas gespürt. Im Gegenteil, ich habe mich streckenweise sogar gelangweilt - aber nur, wenn es um ihre Arbeit ging.

Klar schrieb sie das Buch für ihre Zwillinge.

"Zwei Exemplare sind mir besonders wichtig.
Zwei Augenpaare werden jedes einzelne Wort lesen.
Vier Hände werden irgendwann einmal
ein zerlesenes Taschenbuch halten,
wenn alle anderen mich und das,
was ich zu sagen habe,
schon längst vergessen haben.
Ich schreibe dieses Buch
für Oscar und Isaac,
meine beiden kleinen Ritter,
mein Glück, mein Wunder." (S. 5)

Aber möchten auch sie - gerade weil sie noch so klein und jung sind - später, wenn sie selbst dazu in der Lage sind, nicht lieber etwas über ihre Mum, deren Freunde, das alltägliche Leben miteinander,... lesen? Das zumindest hätte ich mir für die beiden gewünscht.

Wenn sie jedoch von ihren Liebsten erzählte, beschrieb, was die wirklich wichtigen Dinge im Leben ausmach(t)en, dann war ich ganz bei ihr.

Sie beschönigt nicht einfach die Alltagssituationen, sondern zeigt auf, wie es tatsächlich zugeht, wie sie sich fühlt, wie das Leben funktioniert und was es bereit hält.

Zum ersten Mal seit der Zeit, in der ich Rezensionen schreibe und auch Zitate aus den Büchern bewusst mitnehme, ist es mir passiert, dass ich aller Welt zwei Seiten vor Augen halten mag, die mich wirklich berührten.

Sie spricht bewusst Dinge an und aus, die sich die meisten nicht trauen zu sagen. Sie geht positiv auf alles zu, auch wenn sie weiß, dass es bald ein Ende haben wird. Das macht einfach Mut. Mut, sich den Dingen zu stellen. Mut, seine Denkweise gegenüber kranken / sterbenden Freunden zu überdenken.

Was mich besonders traurig stimmte, mich jedoch ebenfalls mit einem Lächeln zurück lässt, sind die Bilder, die auf den Umschlagseiten benutzt wurden. Auf jedem ist Kate zu sehen - mit einem Lächeln. Sie hat das Leben geliebt und das spürt man. Auch wenn sie selbst sagt:

"Zwar lebe ich jeden einzelnen Tag bewusst, aber das heißt nicht,
dass ich jeden Tag glücklich bin oder sein muss." (S. 177)

Es ist eins der Bücher, welches lange in meinem Gedächtnis bleiben wird.

©2017

weitere Zitate:

"Aber wenn ich meinen Kindern nur eine einzige Sache mitgeben könnte,
dann am liebsten die Fähigkeit, sich vom Alltäglichen verzaubern zu lassen, [...]" (S. 15)

"Ich werde meinen Kindern kein großes Haus, keinen prächtigen Garten [...] hinterlassen.
Aber ich hinterlasse ihnen ein Vermögen:
Freunde, die mich geliebt haben und sie ewig lieben werden." (S. 49)

"Wir suchten fieberhaft nach einem Schild, auf dem stand:
»Hier entlang, um das Ende der Welt zu umgehen«,
aber wir fanden es nicht. (S. 57)

"In Wirklichkeit haben beide ein bisschen was von mir, ein bisschen was von Billy
und viel Einzigartiges." (S. 71)

"Als Isaac mich fragte: »Wirst du noch leben, wenn ich groß bin, Mummy?«,
drückte ich mich um eine Antwort." (S. 77)

"Mein Leben lang habe ich nie bei irgendwas versagt, jedenfalls nicht bewusst,
und jetzt versage ich bei der Aufgabe, am Leben zu bleiben." (S. 92)

"Ich würde alles tun, um dieses Buch nicht schreiben zu müssen.
Aber ich muss, und das macht mich wütend [...]." (S. 121)

"Die Traurigkeit und ich schlossen eine Abmachung:
Solange ich alle paar Tage einen ordentlichen Heulanfall hinlegte,
würde sie mich nicht mehr in unpassenden Momenten überfallen." (S. 125)

"Liebe verwandelt sich nicht in Heiligkeit, nur weil sie von Leid durchdrungen ist." (S. 161)

"Ich weiß, dass es etwas viel Schlimmeres gibt, als sterben zu müssen:
ganz alleine sterben zu müssen." (S. 166)

Veröffentlicht am 30.05.2017

✎ Julie Cohen - Der Tag, an dem der Sommer begann

Der Tag, an dem der Sommer begann
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Als ich 2015 'Das Gefühl, das man Liebe nennt' von Julie Cohen gelesen hatte, wusste ich: Von dieser Frau mag ich mehr lesen! Noch heute läuft mir dieses Buch nach, weil ich es immer wieder Lesern empfehle, ...

Als ich 2015 'Das Gefühl, das man Liebe nennt' von Julie Cohen gelesen hatte, wusste ich: Von dieser Frau mag ich mehr lesen! Noch heute läuft mir dieses Buch nach, weil ich es immer wieder Lesern empfehle, die Geschichten fürs Herz mögen.

Nachdem ich das vorliegende Buch entdeckte, wanderte es direkt auf meine Liste der Bücher, die ich demnächst unbedingt lesen möchte, denn ich habe mich erneut auf eine herzerweichende Geschichte eingestellt.

Dass es eine Familiengeschichte sein wird, darauf hatte ich mich ganz besonders gefreut. Ich hatte auch Kitsch und ein wenig Übertreibung einkalkuliert - eben eine Lektüre mitten aus dem Leben, die sich jeder vorstellt, jedoch keiner wirklich lebt.

Was ich dann zu lesen bekam, enttäuschte mich schon sehr.

Zwar flog ich auch dieses Mal durch die Seiten, da die Autorin mir das Gefühl gibt, mich nicht an Ecken und Kanten zu stoßen. Jedoch beleuchtet sie keine der auftretenden Frauen wirklich tiefgründig. Alles wird angeschnitten, nichts wird intensiviert. Und das hat mich ganz arg enttäuscht.

Mindestens zwei Damen haben es verdient, dass man näher auf ihr Geheimnis eingeht - wahrscheinlich hätte jede ihr eigenes Buch gefüllt. Und Julie Cohen? Sie spricht sie an, widmet sich jedoch zu vielen Themen, um wirklich allen gerecht zu werden.

Hier hätte ich mir gewünscht, dass sie sich entweder ein Thema herauspickt, welches sie eindringlich recherchiert und behandelt. Oder dass sie mehr Seiten füllt. Ich bin gewiss kein Freund von dicken Büchern. Wenn sie mich jedoch fesseln und interessieren, dann merke ich die Seitenanzahl sowieso nicht.

Einzig Jo als weiblicher Charakter hat mir zugesagt - und ein Mann. Manche mögen es als übertrieben ansehen, wie sie dargestellt wird, aber ich brauchte das einfach - genau so.

Ich mag den Schreibstil der Schriftstellerin und die Kleinigkeiten, die sie zwischen die Zeilen packt, daher werde ich sicher auch noch mehr Geschichten von ihr lesen, auch wenn mir die vorliegende nicht so ganz zugesagt hat.

©2017

Zitate:

"Doch sie war nicht vor die Wahl gestellt worden.
Sie ist vor die Realität gestellt worden." (S. 326)

"Ihre Tochter wollte jetzt keinen Optimismus.
Sie wollte nicht das Positive sehen oder die Zähne zusammenbeißen.
Sie wollte einen Grund haben zu leben.
Und das war etwas ganz anderes." (S. 383)

Veröffentlicht am 28.05.2017

✎ Charlotte Link - Das Haus der Schwestern

Das Haus der Schwestern
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Charlotte Link - wer kennt sie nicht?! 2014 habe ich 'Die Täuschung' von ihr gelesen und war alles andere als begeistert. Ich wollte von dieser Schriftstellerin kein Buch mehr in die Hand nehmen.

Als ...

Charlotte Link - wer kennt sie nicht?! 2014 habe ich 'Die Täuschung' von ihr gelesen und war alles andere als begeistert. Ich wollte von dieser Schriftstellerin kein Buch mehr in die Hand nehmen.

Als Celine mich dann fragte, ob wir sie gemeinsam lesen möchten, habe ich mich nochmals auf die Suche begeben und bin am vorliegenden Buch hängen geblieben.

Es war alles anders als damals. Sofort war ich in der Geschichte drin und auch sofort gespannt. Ich wusste bis zum Schluss nicht, wohin die Reise gehen würde und war erstaunt, was mir alles unterwegs begegnete.

Ich mag Familiengeschichten - vor allem, wenn sie mit Geheimnissen gespickt sind. Hier werden direkt 2 Familien beleuchtet - die eine mehr, die andere weniger. Ich fand es ok, dass man eine Geschichte im Hintergrund beließ. Ich empfand sie manchmal als "Luftholer" für Zwischendurch.

Was mich positiv überrascht hat, war, dass man sehr viel Geschichtliches zu lesen bekommt. Die Autorin geht nicht ins Detail, kratzt aber auch nicht nur an der Oberfläche. Für mich hat sie genau das Maß gefunden, um es nicht trocken wirken zu lassen.

Einzig der Schluss war jetzt nicht so meins. Da überschlugen sich Ereignisse. Und hier und dort ein paar Reaktionen / Aktionen der Charaktere. Das konnte ich dann nicht so ganz nachvollziehen.

Ansonsten kann ich bei dieser Charlotte-Link-Lektüre mal eine Leseempfehlung aussprechen.

©2017

Zitate:

"»Der Mensch ist mit einem freien Willen geboren.
Ganz gleich, was zuvor in seinem Leben geschehen ist,
von irgendeinem Punkt an trägt er die Verantwortung für das,
was er mit dem Rest macht.«" (S. 30)

"Sie hatte ihm keinen Funken Gefühl zeigen wollen,
aber plötzlich hatte ihr Stolz lahme Beine bekommen,
hinkte irgendwo weit hinter ihr her." (S. 353)

Veröffentlicht am 24.05.2017

✎ Daniel Cole - New Scotland Yard 1 Ragdoll

Ragdoll - Dein letzter Tag (Ein New-Scotland-Yard-Thriller 1)
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Ich gehör wohl zu der Minderheit, die mit Daniel Coles Debüt nichts anfangen können.

Bevor ich zum Hörbuch griff, habe ich mich hier und dort schon umgehört. Nahezu jeder schien fast / vollkommen überzeugt ...

Ich gehör wohl zu der Minderheit, die mit Daniel Coles Debüt nichts anfangen können.

Bevor ich zum Hörbuch griff, habe ich mich hier und dort schon umgehört. Nahezu jeder schien fast / vollkommen überzeugt zu sein. Überzeugt von was?

So viele Klischees werden hier bedient, dass ich schon gar nicht mehr alle aufzählen kann. Am meisten hat mich wohl aber gestört, dass einem bestimmten Kerl nahezu alle Frauenherzen zuflogen, die in der Geschichte vorkamen.

Zudem kamen mir teilweise zu viele Personen vor. Dadurch, dass ich den Thriller gehört habe und nicht einfach zurückblättern konnte, um nachzulesen, kam ich manchmal ins Straucheln, wer nun wer ist. Dachte ich zumindest manchmal, aber: Wolf ist nicht einfach nur Wolf..

Viel Augenmerk wurde auf die Nebenhandlungen gelegt. Meiner Meinung nach zu viel. Der Fall, der sehr interessant ist, wird für mich zu banal abgehandelt.

Ich muss gestehen, dass ich wirklich lange für dieses Hörbuch benötigte. Normalerweise ist es so, dass ich bei Aktivitäten, bei denen ich kein Buch lesen kann, meine Ohrstöpsel schnappe und loshöre, weil ich auf den weiteren Verlauf gespannt bin. Hier hat es mich nicht gestört, wenn ich auch mal nicht dazu kam.

Der Sprecher war leider auch nicht so meins. Zwar besitzt er eine super angenehme Stimme, jedoch macht er so komische Luftholpausen, dass der Text immer unterbrochen wird. Die Betonung fand ich daher nicht angemessen. Zum Glück habe ich da nach einer Weile drüber hinweg hören und mich auf die Story konzentrieren können.

Ja, mit dem Ende habe ich nicht gerechnet, aber ehe man dort hinkommt, dauert es zu lange.. Die Spannung, die im ersten Teil aufgebaut wird, lässt im Mittelteil zu sehr nach und gewinnt wieder ein wenig am Schluss. Alles im Allen aber nicht genug.

Zudem fand ich erst hinterher heraus, dass hier mal wieder ein Reihenauftakt vorliegt. Die Folgebände werde ich nicht lesen, auch wenn am Ende für meine Begriffe zu viele Fragen offen geblieben sind.

Von mir gibt es an dieser Stelle keine Leseempfehlung. Dafür war es mir einfach zu viel Klischee und zu wenig Spannung.

©2017