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Veröffentlicht am 26.02.2017

✎ Rolf Dobelli - Denkfehler und Irrwege 2 Die Kunst des klugen Handelns

Die Kunst des klugen Handelns
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Nachdem ich bereits 'Die Kunst des klaren Denkens' gelesen hatte und alles andere als begeistert war, wollte ich dieses Werk ursprünglich links liegen lassen, weil ich mir nicht vorstellen konnte, mich ...

Nachdem ich bereits 'Die Kunst des klaren Denkens' gelesen hatte und alles andere als begeistert war, wollte ich dieses Werk ursprünglich links liegen lassen, weil ich mir nicht vorstellen konnte, mich tatsächlich mit ihm anfreunden zu können.

Anfangs fand ich es auch nicht besonders, dennoch habe ich es hin und wieder aufgenommen, um abends vorm Schlafen ein wenig darin zu lesen. Das Meiste ist leider nur so dahingesagt bzw. werden Selbstverständlichkeiten aufgepuscht. Andere Aussagen dagegen regen zum (erneuten) Nachdenken an. Ich war also immer wieder hin und her gerissen.

Besonders gestört haben mich jedoch Fachtermini, die auch nicht weiter erläutert werden. Ist das Buch in seiner Gesamtheit doch eher einfach geschrieben, lassen diese Ausdrücke - wie schon im ersten Werk - Dobellis Überheblichkeit durchblicken.

Teilweise möchte ich dieses Buch also gerne weiterempfehlen, aber ich befürchte, es gibt bessere Literatur zu diesem Thema - mir ist sie nur noch nicht über den Weg gelaufen.

©2017

Veröffentlicht am 25.02.2017

✎ George Orwell - 1984

1984
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Als erstes muss ich leider loswerden, dass der Sprecher dieser Version für mich eine Fehlbesetzung ist. Es kann sein, dass man dieses Werk mit der Resignation, die hier rüber gebracht wurde, interpretieren ...

Als erstes muss ich leider loswerden, dass der Sprecher dieser Version für mich eine Fehlbesetzung ist. Es kann sein, dass man dieses Werk mit der Resignation, die hier rüber gebracht wurde, interpretieren kann, trotzdem fand ich es absolut nicht geeignet / gelungen.
Ich wollte anfangs sogar abschalten, mir eine andere Version suchen, bin im Endeffekt doch dabei geblieben.

Noch bin ich nicht sicher, ob es nur an der Hörbuchversion lag, dass die Geschichte mich nicht erreichen konnte..

Klar ist es erschreckend, was für eine Welt Orwell aufbaut und wie er sie uns rüberbringt. Und sicher war dies eine super (Schul)Lektüre, bevor man sich dem Jahr 1984 in der Realität genähert bzw. mittlerweile überschritten hat.

Für meine Begriffe bin ich ein zu rational denkender Mensch. Ich weiß, dass es 1984 so nicht gewesen ist und dieser Gedanke ließ mich beim Hören irgendwie auch nicht los.

Dennoch finde ich es schockierend, was hätte geschehen können. Wie klar der Autor die Konturen gesehen und gezeichnet hat. Trotz allem konnte ich mich nicht in die Situation hineindenken und somit keinen Bezug herstellen. Es klingt vielleicht widersprüchlich, ist aber so - und absolut schwierig zu erklären.

In diesem Roman werden einige (sehr) gute Denkanstöße gegeben, die man sich mal zu Herzen nehmen sollte. Leider bringt der Schreibstil das nicht immer rüber. Das ist so ein typisches Buch, welches man nicht liest, wenn man rein zum Vergnügen dieses Hobby betreibt.

Ich habe ja gesagt, dass ich hin und wieder einen Klassiker kennenlernen mag. Wenn mich ein Klappentext anspricht - warum nicht!? Und oft sind dort ja Werke dabei, die wirklich gekonnt sind. Das vorliegende jedoch werde ich keinem weiterempfehlen. Vielleicht lag es an der schlechten Umsetzung. Vielleicht liegt mir das Thema aber auch einfach nicht.

©2017

Veröffentlicht am 23.02.2017

✎ Sabine Ebert - Hebammen-Saga 1 Das Geheimnis der Hebamme

Das Geheimnis der Hebamme
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Vorweg möchte ich schicken, dass ich noch nicht 'Die Wanderhure' gelesen habe und somit auch keinen Vergleich anstelle. (was aber nicht heißt, dass ich die Reihe nicht auch noch lesen mag)

Obwohl ich ...

Vorweg möchte ich schicken, dass ich noch nicht 'Die Wanderhure' gelesen habe und somit auch keinen Vergleich anstelle. (was aber nicht heißt, dass ich die Reihe nicht auch noch lesen mag)

Obwohl ich historische Romane wirklich gerne mal lese, kommen sie in meinen Regalen doch eher selten vor. Das liegt zum einen daran, dass ich in der Stimmung für dieses Genre sein muss. (zumal diese Bücher auch oft Wälzer sind und ich meist Angst vor Ausschweifungen habe) Zum anderen gefällt mir schon zumeist der Klappentext nicht, sodass ich gar nicht überlege, rein zu lesen.

Das Thema, welches hier verarbeitet wird, ist aber ein ganz interessantes. Außerdem hat das Buch eine deutsche Autorin geschrieben, sodass ich hoffte, dass der Lesefluss ein ganz angenehmer sein wird.

Schon sehr schnell hatte die Geschichte mich in ihrem Bann, denn Sabine Ebert beschreibt toll die Umgebung und auch die Menschen, die vorkommen. Dabei muss man aber erwähnen, dass zum Beispiel brutale Szenen auch sehr anschaulich beschrieben werden. Für mich war dies kein Problem - aber für Leser mit schwachen Nerven ist es dann eher nicht so geeignet.

Generell wechselten sich die Gefühle ständig ab: Freude, Bangen, Hoffnung, Verzweiflung,.. Kaum ein Gefühl bleibt verborgen.

Es ist keine schwere Kost, sondern hat einen großen Unterhaltungswert - und das zählte für mich bei diesem Buch. Man kann es gut nebenbei lesen und trotzdem konnte ich mich zu jeder Zeit in die Geschichte fallen lassen. Auch wenn man einige Wendungen voraussehen kann, gibt es doch genug Stellen, die überraschen - und wenn es nur Worte sind, die mir imponierten.

Ich werde Marthes Weg jedenfalls noch weiter verfolgen und bin gespannt, ob mich die nächsten 4 Bände genauso fesseln können. Für Band 1 gibt es von mir jedenfalls eine klare Leseempfehlung!

©2017

Zitate:

"Aber einen Menschen welken zu sehen, weil es zu wenig zu Essen gab,
das machte Marthe jedes Mal traurig und wütend zugleich." (S. 60)

"Die Ritter ziehen in die Schlacht, um Ruhm zu ernten und Beute zu machen,
aber die einfachen Leute trifft es immer am schlimmsten." (S. 216)

"Die Welt duldet keine junge Frau, die eigene Gedanken hat
und sie auch noch äußert, statt zu schweigen, [...]" (S. 238)

"Manchmal müssen von all den ungeweinten Tränen auch ein paar vergossen werden." (S. 343)

"»Zwischen Ehrlosigkeit und Vorsicht gibt es einen großen Unterschied -
wie auch zwischen Mut und Leichtsinn«,[...]" (S. 471)

"»Christian sagt, Mut bedeutet nicht, keine Angst zu haben,
sondern seine Angst zu überwinden«,[...]" (S. 486)

"»Es gibt kein schlimmeres Gesindel als Bewaffnete,
die sich an Kindern und Frauen vergehen«,[...]" (S. 593)

Veröffentlicht am 12.02.2017

✎ Bärbel Kerber - Und was jetzt?

Und was jetzt?
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Lange schlummerte dieses Buch bei mir ungelesen. Auf der einen Seite wollte ich gerne wissen, was die Autorin uns mitteilen mag, auf der anderen Seite bin ich von Sachbüchern manchmal sehr enttäuscht. ...

Lange schlummerte dieses Buch bei mir ungelesen. Auf der einen Seite wollte ich gerne wissen, was die Autorin uns mitteilen mag, auf der anderen Seite bin ich von Sachbüchern manchmal sehr enttäuscht. Nun fiel das Los aber genau darauf und ich nahm es mir vor - mit dem Hintergedanken, dass man Sachbücher ja sowieso nicht wie Romane runterliest.

Ich befinde mich seit geraumer Zeit in einer Situation, die mich fast jeden Tag nachdenken lässt..
Schon lange steht für mich fest, dass ich mal ein Kind haben mag. Früher wollte ich immer (sehr) jung Mutter werden - heute bin ich froh, dass ich all das, was ich geschafft und erlebt habe, entdecken durfte.

Nun ist die Frage nach dem Zuwachs aber sehr präsent geworden. Mein Freund und ich haben ausführlich darüber gesprochen und sind uns einig, dass wir kleine, trippelnde Füßchen um uns herum haben möchten.

Aber auch wenn die Sachlage unter uns geklärt ist, lässt sie mich doch den einen oder anderen Moment grübeln..

Wie möchte ich nach der Ankunft des Babys mein Leben weiterleben? Was werden die anderen denken - egal, für welches "Modell" ich mich entscheide? Habe ich den für mich richtigen Weg gewählt? ...? ...? ...?

Fragen über Fragen, die man auch nach dem Lesen der Lektüre nicht los wird, die aber nicht mehr so präsent sind, wenn man sich eines vor Augen hält: Es zählt, was DU möchtest - nicht, was die anderen von dir denken!

Bärbel Kerber stellt verschiedene Rollen vor, zeigt auf, für was frau sich entscheiden kann und hebt einige Aspekte ganz klar hervor. Ich glaube, ich habe noch nie in einem Buch sooo viele Stellen markiert wie in diesem, weil mir manche Aussagen einfach gefallen haben, selbst wenn sie nicht auf mich zutrafen.

Natürlich sind auch nicht so interessante Themen verarbeitet. Aber das ist mein persönliches Empfinden - vielleicht hat eine andere genau darauf gewartet.

Wer schon Bücher zu diesem Thema gelesen hat, dem wird wohl nichts Neues begegnen. Mich aber hat es in meiner Entscheidungsfindung bestärkt, auch wenn ich mich wohl erst, wenn die Situation tatsächlich eintrifft, festlegen werde. Ich weiß, dass an meinem Denken nichts falsch ist und dass ich dahinterstehen sollte - auch wenn es anderen nicht in den Kram passt.

Von mir bekommt die Lektüre eine Leseempfehlung - die vor allem an junge Leserinnen gerichtet ist, die vielleicht gerade an diesem Wendepunkt stehen oder sich schon mal damit befassen.

©2017

Veröffentlicht am 11.02.2017

✎ Toni Feller - Das Gesicht des Todes

Das Gesicht des Todes
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Vor einiger Zeit habe ich schon 'Die Samaritermaske' von Toni Feller gelesen - ich interessiere mich schon immer für wahre Begebenheiten.

Der Autor versucht mit diesem Werk (erneut) einen Einblick in ...

Vor einiger Zeit habe ich schon 'Die Samaritermaske' von Toni Feller gelesen - ich interessiere mich schon immer für wahre Begebenheiten.

Der Autor versucht mit diesem Werk (erneut) einen Einblick in seine Arbeit zu geben. Nicht immer waren die Fälle interessant und manchmal verlor er sich in Beschreibungen, die keiner Erwähnung bedurften. Ich brauchte zudem wirklich lange, um am Buch zu bleiben und es zu Ende zu lesen - zwischendurch hatte ich es sogar mal weggelegt.

Ich hätte mir gewünscht, dass er ein paar aktuellere Ereignisse verwendet. Es spielt zwar keine Rolle, wann Verbrechen begannen werden - sie sind immer grausam -, aber dann hätte ich mit dem Hintergedanken gelesen, dass ich davon eventuell schon einmal etwas im TV gesehen / gehört habe - und so etwas schürt die Neugierde bei mir immer noch.

Ebenso fand ich seine Sichtweisen nicht immer gelungen.
Er ist eine Person des öffentlichen Lebens. Natürlich darf er seine Meinung haben und mitteilen und vertreten. Aber es sollte dem Leser doch ebenfalls möglich sein, sich seine eigene zu bilden.

Herr Feller ist kein Schriftsteller - das merkt man seinem Werk (leider) an. Dennoch war es nicht minder interessant, ihn zu begleiten, auch wenn er sich oftmals selbst auf die Schulter klopft. Den letzten Sachverhalt - der Fall über Heinrich Pommerenke - habe ich nicht so richtig einordnen können, denn als der Schwerverbrecher inhaftiert wurde, war der Verfasser selbst erst im Kindesalter.

Alles in Allem bin ich eher zwiegespalten, ob ich die Publikation empfehlen mag. Auf der einen Seite sind solche authentischen Mordfälle immer interessant für mich - zumal hier wirklich das Augenmerk meist auf die Aufklärung des Mordes gelegt wurde. Auf der anderen Seite fehlt einfach ein bisschen der Feinschliff. Es ist definitiv kein Buch, welches man wie einen Roman herunterliest, aber für zwischendurch ist es doch recht gut geeignet.

©2017

Zitate:

"Dazu reicht es eben nicht, das Geschehen nur zu berichten,
sondern man muss sich schon mit der Geschichte im Detail befassen,
um zu begreifen, wozu Menschen, insbesondere psychisch gestörte, fähig sind." (S. 97)

"»Lebenslänglich heißt in Deutschland nicht bis zum Ende des Lebens. Gewöhnlich kommen Lebenslängliche nach 15 Jahren frei« [...] »In Amerika ist das nicht so. [...] Dann ist es also besser, wenn ich in Deutschland vor Gericht gestellt werde,[...]« (S. 196)

"Um sich nicht auf die gleiche Stufe wie die von Mördern zu stellen und insbesondere auch in Anbetracht möglicher Fehlurteile, muss sich, wie vor über 50 Jahren bereits der Ankläger Pommerenkes feststellte, eine rechtsstaatliche Demokratie die enormen Kosten einfach leisten können, die solche Straftäter in der Haft verursachen.
Aber vielleicht sollte man an maßgeblicher Stelle einmal ernsthaft darüber nachdenken, diese krassen Außenseiter einer Gesellschaft einer Zwangsarbeit zuzuführen, damit sie zumindest finanziell, und wenn auch nur teilweise, den von ihnen angerichteten Schaden wiedergutmachen und ihr Brot selbst verdienen, anstatt vom Staat ein Leben lang durchgefüttert und mit Fernsehapparat sowie anderen Annehmlichkeiten in ihrer Zelle verwöhnt zu werden." (S. 325)