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Jessi2712

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Veröffentlicht am 03.08.2024

»Wir gleichzeitig Lebenden sind füreinander von geheimnisvoller Bedeutung«

Der Bademeister ohne Himmel
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Worum geht’s?

Linda hat mit ihren fünfzehn Jahren genug vom Leben. Am liebsten würde sie sich vor ein Auto werfen, nur zwei Menschen halten sie davon ab, der 86-jährige Hubert, einst Bademeister, heute ...

Worum geht’s?

Linda hat mit ihren fünfzehn Jahren genug vom Leben. Am liebsten würde sie sich vor ein Auto werfen, nur zwei Menschen halten sie davon ab, der 86-jährige Hubert, einst Bademeister, heute an Demenz erkrankt und auf seine eigenen vier Wände beschränkt, um den sie sich drei Nachmittag die Woche kümmert, um Ewa, die polnische Pflegekraft, zu entlasten, und ihr Freund Kevin.

Wie war’s?

Ich war von diesem Buch absolut beeindruckt. Locker-leicht schreibt Pellini über zwei sehr ernste Themen, Depression (von der ja bekanntlich auch Jugendliche nicht verschont bleiben) und Demenz.

Linda als Protagonistin ist überzeugend und einzigartig. Die Fünfzehnjährige versteht es, Hubert mit immer neuen Ideen so lange es irgendwie geht im Leben zu halten, lässt die Freibadatmosphäre in seinem Wohnzimmer wieder aufleben, denn auch wenn Hubert das meiste längst vergessen hat und seit 7 Jahren auf seine verstorbene Frau wartet, bei ihm ist nie ein Kind ertrunken, darauf ist er ganz besonders stolz. Auch die guten alten orangen Schwimmflügel von damals dürfen nicht fehlen.

Die ganze Geschichte sprüht bei aller Tragik und latenten Traurigkeit, während es mit Hubert Stück für Stück bergab geht, vor Witz. Über Huberts Dramen, wenn er einen Giftanschlag auf sein Leben vermutet oder mal wieder die Zahnprothese unauffindbar ist, musste ich oft lächeln. Auch Ewa, die polnische Pflegerin, wächst einem beim Lesen sofort ans Herz, vor allem ihre Lebensweisheiten: Tee braucht Farbe! (und muss deshalb 20 Minuten ziehen) und Beten macht Stress klein.

Fazit

Ein herzerwärmendes Buch, das einem als Leser:in sämtliche Emotionen bietet. Von einem wunderbaren Sommernachmittag im imaginären Freibad, das Linda im Wohnzimmer für Hubert aufleben lässt über einen Weihnachtsabend, an dem alle zusammenfinden. Ich jedenfalls habe gelacht und ab und zu auch heftig geschluckt. Ein Buch, das man nicht so schnell vergisst.

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Veröffentlicht am 30.07.2024

Kaugummizähe letzte Reise eines ehemaligen Königs auf der Suche nach sich selbst

Reise nach Laredo
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Worum geht’s?

Karl, ehemaliger König und Kaiser, hat all seine Ämter niedergelegt und sich in ein abgelegenes Kloster in Yuste zurückgezogen, in dem er seine letzten Tage verbringt. Die siebenundvierzig ...

Worum geht’s?

Karl, ehemaliger König und Kaiser, hat all seine Ämter niedergelegt und sich in ein abgelegenes Kloster in Yuste zurückgezogen, in dem er seine letzten Tage verbringt. Die siebenundvierzig Angestellten, die ihm dort Gesellschaft leisten, warten im Grunde nur darauf, dass es endlich vorbei ist, damit sie mit ihrem eigenen Leben weitermachen können.

Karl, der im Grunde nichts gegen den Tod hätte, wenn er denn wenigstens das Gefühl hätte, sein Leben gelebt zu haben, begibt sich mit dem Jungen Geronimo auf eine Reise nach Laredo. Da sein Gesundheitszustand ihm keine großen Sprünge mehr erlaubt, findet diese Reise (meiner Meinung nach) ausschließlich in seinem Kopf statt, hier kommt auch das Laudanum ins Spiel, auf das Karl immer wieder zurückgreift. Auf ihrem Weg begegnen sie vielen anderen Menschen, unter anderem einem Geschwisterpaar, das zu den damals geächteten Cagots gehört und entsprechend um seinen Platz in der Gesellschaft kämpft.


Wie war’s?

Mein erstes Buch von Arno Geiger und ich bin leider nicht so begeistert, wie ich es anhand von Klappentext und Cover gerne gewesen wäre. Die Erzählung zieht sich stellenweise zäh wie Kaugummi und obwohl das Buch die eine oder andere Lebensweisheit oder Anregung zum Nachdenken parat hält, hat es mich insgesamt nicht wirklich abgeholt. Obwohl ich die Idee dieser letzten Reise auf dem Weg zu sich selbst grundsätzlich sehr gelungen finde, vor allem die Art, wie Karls letzte Minuten im Wasser beschrieben werden.

Fazit

Für Fans des Autors sicher ein interessantes Buch… wenn es allerdings um die Frage geht, was im Leben wirklich zählt, habe ich schon Besseres gelesen. Und dass ich den Roman sonderlich »magisch« fand, was ebenfalls im Klappentext beworben wird, kann ich leider auch nicht behaupten.
Alles in allem eher eine Leseenttäuschung und von mir leider keine Empfehlung.

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Veröffentlicht am 21.07.2024

Insgesamt gelungene Fortsetzung mit ein paar Schwächen

Signum
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Worum geht’s?

»Signum«, der mit Spannung erwartete zweite Teil der Stormland-Trilogie von John Ajvide Lindqvist. Nachdem Band 1, »Refugium«, mit einem fiesen Cliffhanger endete, geht es in Band 2 direkt ...

Worum geht’s?

»Signum«, der mit Spannung erwartete zweite Teil der Stormland-Trilogie von John Ajvide Lindqvist. Nachdem Band 1, »Refugium«, mit einem fiesen Cliffhanger endete, geht es in Band 2 direkt äußerst spannend weiter.

Kim Ribbing hat seinen Peiniger von einst, den berüchtigten Schockdoktor Martin Rudbeck, entführt und hält ihn in seinem Keller gefangen. Er will nach all den Jahren endlich Antwort auf die Frage »Warum?«. Sein ausgeklügelter Plan könnte tatsächlich aufgehen, wenn Astrid Hellander, die nach der Ermordung ihrer Eltern auf die schiefe Bahn geraten ist, und die Ex-Polizistin Julia Malmros nicht wären. Nach und nach zieht sich die Schlinge um Kims Hals immer enger zu. Wird er es schaffen, ungeschoren davonzukommen?


Wie war’s?

Insgesamt ist Signum eine würdige Fortsetzung der Reihe und ich habe mich gut unterhalten gefühlt. Allerdings war ich hier nicht ganz so begeistert wie von Refugium.

Kritikpunkt Nr. 1 ist der ganze Handlungsstrang um Julia Malmros, die gegen die rechtsextreme Partei Die Wahren Schweden ermittelt. Diese Geschichte hat mir mit der eigentlichen Handlung rund um Kim und die Entführung viel zu wenig zu tun, hängt irgendwie zusammenhangslos in der Luft.

Auch Julia Malmros Verhalten fand ich in diesem Band überdurchschnittlich naiv, sie kommt einem vor wie eine Dreizehnjährige, die ihrem Schwarm wie ein treudoofes Hündchen hinterherläuft und alles mitmacht. Sie hat auf mich im ersten Teil wesentlich glaubwürdiger gewirkt.

Fazit

Für Fans der Reihe und Leute, die einfach nur einen guten Thriller zu schätzen wissen, sicherlich eine gute Wahl. Die perfekte Urlaubslektüre für Balkonien oder Strandkorb, man sollte allerdings den ersten Teil gelesen haben.

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Veröffentlicht am 15.07.2024

Jesses am Balken, was für ein Buch!

Mitternachtsschwimmer
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Worum geht’s?

Wir lernen Ballybrady, ein kleines Dorf an der irischen Küste und seine Bewohner kennen. Allen voran die kratzbürstige Grace, die ein recht zurückgezogenes Leben führt und sich nebenbei ...

Worum geht’s?

Wir lernen Ballybrady, ein kleines Dorf an der irischen Küste und seine Bewohner kennen. Allen voran die kratzbürstige Grace, die ein recht zurückgezogenes Leben führt und sich nebenbei Geld dazuverdient, indem sie ein Cottage an Touristen vermietet. Touristen wie Evan, der nach einem harten Schicksalsschlag wenigstens für einige Zeit vor seinem Leben fliehen will. Dann kommt der Lockdown, Evan strandet in Ballybrady und lernt dort dank Grace und den übrigen Dorfbewohnern, dass es auch in den düstersten Momenten Hoffnung gibt.

Wie war’s?

Ich war von diesem Roman hellauf begeistert. Die gesamte Küstenatmosphäre erwacht auf wunderbare Weise zum Leben und man begleitet die Protagonisten auf Schritt und Tritt. Dieses Buch hat mich in den Urlaub auf die Nordseeinsel Juist begleitet und ich habe beim Lesen des Öfteren gedacht: Ja, genauso muss es sich im Lockdown an der Küste angefühlt haben, als die Bewohner von jetzt auf gleich unter sich waren.

»Als sie das Gefühl hinterfragte, stellte sie überrascht fest, dass ihr tatsächlich etwas fehlte. Keine Touristen. Keine Trottel aus der Stadt außer dem einen im Cottage. Ohne die ganzen nervigen Armleuchter war der Ort gespenstisch still. Das Meer rauschte Beifall heischend am Strand herum, und auch sie kam sich komisch vor, ohne Kontext, regelrecht haltlos.«

Vor allem die auf den ersten Blick sehr kratzbürstige, raubeinige Grace mit ihrem wunderbar trockenen Humor ist mir beim Lesen richtig ans Herz gewachsen. Auch sie trägt nach einem schlimmen Erlebnis einiges an Gepäck mit sich herum und man erfährt nach und nach, warum sie sich nach außen so unnahbar gibt. Die Entwicklung, die sie im Laufe des Buches durchmacht, finde ich beachtlich.


Fazit

Auf den ersten Blick habe ich bei diesem Roman gedacht: o je, Corona und Lockdown, wer hat denn darauf noch Lust? Doch das ist eines der Bücher, die ich nach dem Lesen wehmütig zugeklappt habe, etwas traurig, dass es schon vorbei war. Gerne hätte ich Grace, Evan, seinen Sohn Luca und die Bewohner von Ballybrady noch ein wenig länger begleitet. Roisin Maguires Schreibstil gefällt mir sehr und ich werde die Autorin auf jeden Fall im Auge behalten.

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Veröffentlicht am 09.07.2024

Wie wir alle miteinander verbunden sind

Das Echo der Gezeiten
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»Das Echo der Gezeiten« von Rebekka Frank

Worum geht’s?

Tilla Puls, die junge Frau aus St. Peter, die mit dem klassischen Frauenbild der sechziger Jahre wenig anfangen kann. Sie will nicht heiraten, ...

»Das Echo der Gezeiten« von Rebekka Frank

Worum geht’s?

Tilla Puls, die junge Frau aus St. Peter, die mit dem klassischen Frauenbild der sechziger Jahre wenig anfangen kann. Sie will nicht heiraten, sondern tauchen. Wir begleiten sie von den ersten Anfängen auf Elba, wo sie in einer Tauchschule von ihrem Vater das Tauchen lernt, über einen gefährlichen Alleingang in der Nordsee bei der Suche nach einem uralten Wrack, bis es sie schließlich nach Hamburg zieht, um Vor- und Frühgeschichte zu studierten, bevor sie zusammen mit ihrer Forschungsgruppe in die Heimat zurückkehrt, um endlich wieder zu tauchen.

Nes Dorn, die 1633 gemeinsam mit ihrer Mutter Belenca nach einem tragischen Schicksalsschlag ihre Heimat verliert und auf die Insel Strand flieht. Die Frauen finden Zuflucht in einem Beginen-Konvent, was allerdings kein Zufall ist, denn genau dort liegen Belencas Wurzeln. Als in der Gegend immer wieder Kinder spurlos verschwinden und die Beginen in Verdacht geraten, etwas damit zu tun zu haben, nimmt das Schicksal seinen Lauf, bis es schließlich zur Katastrophe kommt.


Wie war’s?

Ein Roman, dem hundert Seiten weniger unter Umständen gutgetan hätten. Insgesamt habe ich mich zwar gut unterhalten gefühlt, aber die Geschichte hat schon ihre Längen.

Sehr gut gefallen hat mir Rebekka Franks Schreibstil, sie versteht es, geschickt mit Worten zu spielen und Atmosphäre zu schaffen. Vor allem bei Tillas Tauchgängen konnte ich richtig mitfiebern, in kritischen Situationen die Verzweiflung mitfühlen. Auch die oft komplizierte Familienkonstellation der Familie Puls fand ich sehr eindrücklich beschrieben:

»Zu fünft saßen sie nun bei normal beeinträchtigter Stimmung am Tisch, kauten und schwiegen auf die friedliche Art«.

Sehr stimmig fand ich den Schluss, in dem beide Handlungsstränge geschickt zusammengeführt werden. Wie die Autorin im Nachwort so schön schreibt, ein Buch, das uns zeigt, das wir alle, über die Jahrhunderte, miteinander verbunden sind.

Fazit:

Für alle, die noch auf der Suche nach der passenden Urlaubslektüre sind und (wie ich) die Nordsee und ihre Geheimnisse lieben, eine unbedingte Leseempfehlung. Tipp: der Schmöker ist wirklich dick, falls es im Koffer eng wird, vielleicht aufs E-Book umsteigen , so habe ich es jedenfalls gemacht.

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