»Wir gleichzeitig Lebenden sind füreinander von geheimnisvoller Bedeutung«
Der Bademeister ohne HimmelWorum geht’s?
Linda hat mit ihren fünfzehn Jahren genug vom Leben. Am liebsten würde sie sich vor ein Auto werfen, nur zwei Menschen halten sie davon ab, der 86-jährige Hubert, einst Bademeister, heute ...
Worum geht’s?
Linda hat mit ihren fünfzehn Jahren genug vom Leben. Am liebsten würde sie sich vor ein Auto werfen, nur zwei Menschen halten sie davon ab, der 86-jährige Hubert, einst Bademeister, heute an Demenz erkrankt und auf seine eigenen vier Wände beschränkt, um den sie sich drei Nachmittag die Woche kümmert, um Ewa, die polnische Pflegekraft, zu entlasten, und ihr Freund Kevin.
Wie war’s?
Ich war von diesem Buch absolut beeindruckt. Locker-leicht schreibt Pellini über zwei sehr ernste Themen, Depression (von der ja bekanntlich auch Jugendliche nicht verschont bleiben) und Demenz.
Linda als Protagonistin ist überzeugend und einzigartig. Die Fünfzehnjährige versteht es, Hubert mit immer neuen Ideen so lange es irgendwie geht im Leben zu halten, lässt die Freibadatmosphäre in seinem Wohnzimmer wieder aufleben, denn auch wenn Hubert das meiste längst vergessen hat und seit 7 Jahren auf seine verstorbene Frau wartet, bei ihm ist nie ein Kind ertrunken, darauf ist er ganz besonders stolz. Auch die guten alten orangen Schwimmflügel von damals dürfen nicht fehlen.
Die ganze Geschichte sprüht bei aller Tragik und latenten Traurigkeit, während es mit Hubert Stück für Stück bergab geht, vor Witz. Über Huberts Dramen, wenn er einen Giftanschlag auf sein Leben vermutet oder mal wieder die Zahnprothese unauffindbar ist, musste ich oft lächeln. Auch Ewa, die polnische Pflegerin, wächst einem beim Lesen sofort ans Herz, vor allem ihre Lebensweisheiten: Tee braucht Farbe! (und muss deshalb 20 Minuten ziehen) und Beten macht Stress klein.
Fazit
Ein herzerwärmendes Buch, das einem als Leser:in sämtliche Emotionen bietet. Von einem wunderbaren Sommernachmittag im imaginären Freibad, das Linda im Wohnzimmer für Hubert aufleben lässt über einen Weihnachtsabend, an dem alle zusammenfinden. Ich jedenfalls habe gelacht und ab und zu auch heftig geschluckt. Ein Buch, das man nicht so schnell vergisst.