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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 10.06.2023

Drama, Biografie und Liebeserklärung an New York in einem Buch.

City of Girls
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USA, 40er Jahre. Vivian, Tochter aus gutem Hause, wird von ihren Eltern nach einem Rausschmiss am College zu ihrer Tante Peg nach New York geschickt, die das Lily Playhouse führt. Ein heruntergekommenes ...

USA, 40er Jahre. Vivian, Tochter aus gutem Hause, wird von ihren Eltern nach einem Rausschmiss am College zu ihrer Tante Peg nach New York geschickt, die das Lily Playhouse führt. Ein heruntergekommenes und wenig erfolgreiches Theater, für das Vivian von nun an als Kostümbildnerin arbeitet. Sie stürzt sich ins Leben und die Liebe, bis ein Skandal und der Krieg ihr Leben auf den Kopf stellen.

Die Atmosphäre, die die Geschichte versprüht ist wirklich toll. Die Ausgelassenheit und Lebenslust von Vivian und den anderen Mädchen am Theater ist ansteckend. Die Erzählweise ist wirklich fantastisch. Man riecht die muffigen Theatersessel und den abgestandenen Champagner förmlich beim Lesen. Die Geschichte wird als Brief an Angela erzählt, eine Frau, die wir nicht näher kennenlernen, die aber durch ihren Vater mit Viviane verbunden ist. Wer der Vater und damit das Bindeglied zwischen den beiden Frauen ist, erfahren wir erst ganz zum Schluss und es macht sehr viel Spaß mit zu rätseln welcher Mann hier gemeint ist.

Wir erfahren von Vivian, dass sie Angela fast nur aus Erzählungen kennt und ihr nur einmal begegnet ist. Dass sie ihr dennoch sehr detailliert über ihr ausschweifendes Liebesleben erzählt, hat mich dann doch etwas gewundert. Die Geschichte an sich hat bis auf die letzten etwa 100 Seiten wenig Tiefgang und dann scheint die Autorin alles auf besagten letzten Seiten aufholen zu wollen. Es geht plötzlich nur noch darum wie sich zwei Menschen stundenlang über Jahre hinweg unterhalten und ihre Traumata und ihr Leben aufarbeiten. Das war mir dann zum Schluss hin etwas zu gewollt.

Aber insgesamt hat mich die Geschichte sehr gut unterhalten und die Sprache ist so hinreißend, dass ich eine Leseempfehlung an alle Liebhaber von Geschichten über tolle Frauenpersönlichkeiten aussprechen möchte.

Veröffentlicht am 08.06.2023

Ein ganz besonderes Buch - düster und voller Wut

Kinder der Wut
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Zwei Jugendliche finden in einem verfallenen Gebäude eine Leiche, die ausgestopft und präpariert wurde. Das Polizistenduo Turkovà und Vejnar nehmen die Ermittlungen auf. Soweit so gut. Es scheint eine ...

Zwei Jugendliche finden in einem verfallenen Gebäude eine Leiche, die ausgestopft und präpariert wurde. Das Polizistenduo Turkovà und Vejnar nehmen die Ermittlungen auf. Soweit so gut. Es scheint eine Kriminalgeschichte nimmt ihren Lauf. Doch nach ein paar Seiten wird klar: es geht hierbei um viel mehr…

Das Setting ist düster, ich habe mich durchweg unwohl gefühlt beim Lesen und war froh in einem warmen Bett Zuhause liegen zu dürfen. Man möchte mit keinem der Protagonisten tauschen wollen und die vulgäre und primitive Sprache zu Beginn tut ihr Übriges. Ich hab nach etwa 80 Seiten wirklich überlegt das Buch aufgrund der ausfälligen Ausdrucksform abzubrechen - vorneweg: Ein Glück habe ich es nicht getan!

Wenn man an den Punkt kommt, an dem alle Personen vorgestellt wurden (und ja, es sind keine netten Leute) ändert sich die Wortwahl. Es wird deutlich gesitteter und angenehmer zu lesen, auch wenn die Atmosphäre bis zum Ende düster bleibt. Es gibt zwei Personen, die aus dieser grausamen Szenerie herausstechen und das sind Irma und Alzbêta, die, obwohl ihnen im zweiten Weltkrieg und danach schlimme Dinge widerfahren, sich ein liebevolles Gemüt bewahren können.

Mich hat die Geschichte trotz der Grausamkeiten gefesselt, sie hat mich nicht mehr losgelassen und ich musste noch Tage später darüber nachdenken.
Der Verlag hat das Buch als „herrlich pessimistisch“ angekündigt. Auch wenn es auf den ersten Blick so scheint, ist es das für mich überhaupt nicht, denn was bleibt zurück? Für mich ganz eindeutig das Wissen, dass die betitelten Kinder der Wut ihr Leben lang von der Gewalt, die sie erfahren gezeichnet sind, aber eben auch, dass es einen Ausweg hieraus gibt. Eindeutig und unumstößlich wird in dem Buch sichtbar: Kinder gehören mit bedingungsloser Liebe überschüttet! Auch wenn einem im Leben Ungerechtigkeit widerfährt, so zehren wir von der Liebe, die wir als Kind erfahren haben ein Leben lang und das hilft auch schwere Zeiten durchzustehen.

Ich möchte das Buch sehr gerne empfehlen an Krimi- und Thrillerfans, die gerne Tiefgang mögen. Es ist alles andere als ein Wohlfühlbuch, aber ich denke das erwartet mit dem Titel und Klappentext auch keiner. Man sollte sich auf Neues einlassen können; es gibt zum Beispiel keine Anführungszeichen bei der direkten Rede, kannte ich so vorher nicht. Wer das tut, wem vulgäre Ausdrucksweise nichts ausmacht, gut unterhalten und nachhaltig beeindruckt werden möchte, der ist hier ganz sicher richtig.

Veröffentlicht am 27.05.2023

Ein elitärer Herrenclub, ein Verbrechen und die Frage nach der Wahrheit - unbedingt lesen!

Der Club
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Nachdem Hans seine Eltern verloren hat und im Internat groß geworden ist, bekommt er eines Tages von seiner Tante Alex, Professorin für Kunstgeschichte, ein Stipendium für die Universität in Cambridge ...

Nachdem Hans seine Eltern verloren hat und im Internat groß geworden ist, bekommt er eines Tages von seiner Tante Alex, Professorin für Kunstgeschichte, ein Stipendium für die Universität in Cambridge angeboten. Hans soll Mitglied im elitären Pitt Club werden um ein Verbrechen dort aufzuklären.

Auch wenn es erstmal danach klingt - es ist keine Kriminalgeschichte. Es ist lange überhaupt nicht klar um welche Verbrechen es sich überhaupt handelt, auch wenn man schnell eine Ahnung hat.
Das Buch spielt vielmehr mit dem Gedanken, dass ein und dieselbe Situation von den beteiligten Personen völlig unterschiedlich wahrgenommen wird und daher auch die Wahrheit für jeden unterschiedlich sein kann - „Die Wahrheit sind die Geschichten, die wir uns so lange erzählen, bis wir glauben, sie wären Wirklichkeit.“ (S. 229).
Jetzt gibt es aber auch Situationen, in denen gibt es definitiv keine zwei Sichtweisen. Was passiert, wenn nun einer der Beteiligten erkennt, dass seine „Wahrheit“ die falsche ist, erfahren wir erst ganz zum Schluss. Das Ende überrollt einen förmlich, nachdem die Suche nach dieser Wahrheit zuvor eher zaghaft verlief.

Die Geschichte wird aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt, die mit jedem Kapitel wechseln, wodurch wir sehr nahe an den Protagonisten sind. Je nachdem aus welcher Sicht das Kapitel erzählt wird, ändert sich auch Sprache, Wortwahl und Atmosphäre. Wodurch einige Charaktere mir auf Anhieb unsympathisch waren. Der Hauptprotagonist Hans selbst hingegen ist sehr liebenswert, ihn konnte ich direkt ins Herz schließen.

Ich fand den Blick hinter die Kulissen eines elitären Clubs an einer prestigeträchtigen Universität sehr spannend und auch das Thema regt mal wieder sehr zum Nachdenken an. Von mir gibt es daher auf jeden Fall eine dicke Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 17.05.2023

Lustige Gauner Komödie, die dem ersten Teil in nichts nachsteht!

Die Unverbesserlichen - Die Revanche des Monsieur Lipaire (Die Unverbesserlichen 2)
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Der erste Coup von Monsieur Lipaire und seinen fünf Gauner Kumpanen liegt noch nicht lange zurück, da nehmen es die sechs Freunde erneut mit der Familie Vicomte auf, denn das idyllische Leben in Port Grimaud ...

Der erste Coup von Monsieur Lipaire und seinen fünf Gauner Kumpanen liegt noch nicht lange zurück, da nehmen es die sechs Freunde erneut mit der Familie Vicomte auf, denn das idyllische Leben in Port Grimaud scheint in Gefahr zu sein.

Es fühlt sich an, als ob sie nie weg gewesen wären; Guillaume, Karim, Paul, Jacky, Delphine und Lizzy. Sie ergänzen sich gegenseitig und jeder ist für sich genommen schon ein Unikat, als Team sind sie echt der Knüller. Beim ersten Teil hatte ich etwas Schwierigkeiten mit Lipaire warm zu werden, aber jetzt wo wir alle Hauptpersonen kennen und sie alle auch eine charakterliche Entwicklung hingelegt haben, konnte ich diesen Teil von Anfang an total genießen. Es dreht sich bei Lipaire nicht mehr alles um seinen eigenen Vorteil und der Coup in diesem Teil dient eher dem Allgemeinwohl, als der Truppe selbst, was mir wirklich ausgesprochen gut gefallen hat.

Letztendlich erfinden die Autoren das Rad nicht neu und auch die Enthüllung des „Phantoms“ war für mich nicht sonderlich überraschend, aber das trübt in meinen Augen den Lesespaß überhaupt nicht. Denn das Buch lebt von den schrulligen und liebenswerten Eigenschaften der Protagonisten und den Wortwechseln. Hier merkt man schon sehr die „Klufti-Vibes“. Was für den einen vielleicht Klamauk sein mag, wird bei allen Kluftinger Fans ins Schwarze treffen.

Von mir gibts daher auf jeden Fall eine Leseempfehlung, ich freue mich nun auf den dritten Teil (auch wenn ich hoffe, das es als nächstes erstmal wieder einen neuen Klufti gibt…) und hab jetzt so richtig Lust auf Sommerurlaub!

Veröffentlicht am 15.05.2023

Eine fesselnde Geschichte, hervorragend recherchiert

Spuren einer fernen Zeit
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Sophie von Mayden hat den großen Traum Paläontologin zu werden. Doch als Frau zu Beginn des 20. Jahrhunderts ist der Weg dahin ein sehr steiniger. Es ist nicht vorgesehen, dass Frauen zu dieser Zeit studieren, ...

Sophie von Mayden hat den großen Traum Paläontologin zu werden. Doch als Frau zu Beginn des 20. Jahrhunderts ist der Weg dahin ein sehr steiniger. Es ist nicht vorgesehen, dass Frauen zu dieser Zeit studieren, schon gar nicht ein naturwissenschaftliches Fach, und anschließend - Gott bewahre - diesen Beruf auch ausüben anstatt Mutter zu werden und es als ihre Lebensaufgabe zu sehen den Haushalt zu führen.
Ich möchte gar nicht mehr über den Inhalt sagen und ob Sophie ihren Traum verwirklichen kann, auch wenn der Klappentext viel mehr schon verrät. Für mich tatsächlich viel zu viel! Wer sich nicht den Spaß und die Spannung nehmen lassen will, der liest ihn in diesem Falle besser nicht.

Der Schreibstil ist wunderbar. Man merkt Sophie ihre Leidenschaft an und fühlt von Beginn an mit ihr, man fliegt durch die Seiten und saugt die unfassbar toll recherchierte Geschichte förmlich in sich auf. Es wird ein detailliertes Bild einer gut situierten Frau in der Belle Époche gezeichnet, die sich mit gesellschaftlichen Normen nicht zufriedengeben will. Beim Lesen musste ich mir als moderne, studierte und promovierte Frau mehr als einmal die Haare raufen, wie ignorant Männer in der Wissenschaft Frauen damals begegnet sind. Und es bleibt vor allem der Gedanke wie froh ich bin in der heutigen Zeit leben zu dürfen.

Ich habe mich zwar hauptsächlich deshalb für das Buch entschieden, weil ich das Senckenberg Museum als Setting super spannend fand, aber das ganze drumherum ist mindestens genauso toll und unfassbar interessant, inklusive Gastauftritt von Aldous Huxley!
Das Ende kam dann doch wie immer zu schnell, sodass ich auf einen Fortsetzung hoffe (da der Übertitel „Die Senckenberg Saga“ ist, finde ich darf man da zurecht hoffen).

Empfehlen möchte ich das Buch allen Liebhabern von historischen Romanen, Paläontologie Fans und allen, die gerne Geschichten über tolle Frauen lesen.

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