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Veröffentlicht am 27.04.2023

Die mitreißende Geschichte über Hedy Lamarr

Die einzige Frau im Raum
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Hedy Kiesler ist eine österreichische, bildhübsche Schauspielerin, die in jungen Jahren den reichen Industriellen Fritz Mandl heiratet. Doch der Traum von einem erfüllten Leben als Frau in der High Society ...

Hedy Kiesler ist eine österreichische, bildhübsche Schauspielerin, die in jungen Jahren den reichen Industriellen Fritz Mandl heiratet. Doch der Traum von einem erfüllten Leben als Frau in der High Society endet im goldenen Käfig. Sie flieht vor ihrem Ehemann in die USA, wo sie als Hedy Lamarr eine Hollywood Ikone wird.

Der Roman ist aus Hedys Sicht geschrieben, wodurch man sich ihr augenblicklich sehr verbunden fühlt. Ich konnte mich sehr gut in sie reinfühlen und sie war mir sofort sympathisch. Das Buch legt den Fokus auf die Ehe mit Fritz Mandl, ihre Flucht in die USA und die Erfindung einer störungsfreien Funksteuerung für Torpedos nimmt einen anderen Teil ein. Alles was Hedy nach der Patentanmeldung ihrer und George Antheils Erfindung passiert, ist nicht mehr Teil des Buchs.
Von Seite zu Seite wünscht man Hedy, dass sie einen liebenswerten Mann findet, sie glücklich wird, ihrem Beruf so nachgehen kann, wie sie es sich wünscht und natürlich auch ihre Erfindung Beachtung findet. Doch wird sie stets aufgrund ihrer Schönheit als eine Art Accessoire betrachtet. Dass Hedy Lamarr letztendlich sechsmal verheiratet war und unzählige Liebschaften hatte, zeigt, was auch bereits im Buch anklingt; die Suche nach aufrichtiger Liebe ihrerselbst wegen war ihr scheinbar nicht vergönnt.

Mir hat die Erzählweise sehr gut gefallen. Es wird nichts künstlich in die Länge gezogen und es war wirklich spannend die Geschäftsgespräche Mandls, die Abendveranstaltungen und Essen mit Nazigrößen aus Hedys Sicht mitzuverfolgen. Ich konnte es mir super vorstellen, wie sie tatsächlich immer „die einzige Frau im Raum“ war. Eine Leseempfehlung möchte ich für alle Fans von historischen Romanen und Geschichten über tolle Frauen aussprechen.

Veröffentlicht am 10.04.2023

Viel Rebellion, wenig Mathematik und trotzdem ein schönes Buch

Die geniale Rebellin
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Ada Lovelace steht unter den Fittichen ihrer Mutter, nachdem ihr Vater, der berühmte Lyriker und Lebemann Lord Byron, früh gestorben ist. Adas Mutter setzte alles daran ihr Kind streng wissenschaftlich ...

Ada Lovelace steht unter den Fittichen ihrer Mutter, nachdem ihr Vater, der berühmte Lyriker und Lebemann Lord Byron, früh gestorben ist. Adas Mutter setzte alles daran ihr Kind streng wissenschaftlich und frei von Liebe und Zuneigung großzuziehen um zu verhindern, dass Ada später nach ihrem Vater schlägt und wie er ein Leben voller Leidenschaft und Ausgelassenheit führen wird. Genau gegen diese Lebensart der Mutter begehrt Ada auf und gibt sich den schönen Dingen des Lebens hin, was den rebellischen Teil des Titels widerspiegelt.

Die Genialität wird zu Beginn des Buches kurz angerissen, als Ada als dreizehnjähriges Mädchen einen Flugautomaten baut. Danach geht die Geschichte vornehmlich darum, wie sie einen Ehemann findet. Ada war eine Frau der Gesellschaft, daher ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass dies zu dieser Zeit einen sehr großen Anteil einnimmt. Allerdings tritt irgendwann Charles Babbage aus dem Nichts auf und sie wird auf einem Empfang als schönste Frau der Mathematik angesprochen, was dann doch ziemlich plötzlich kommt und zu diesem Zeitpunkt völlig überraschend war. Insgesamt kommt für mein Empfinden der geniale Teil des Buchtitels viel zu kurz. Die Übersetzung eines wissenschaftlichen Artikels, der Grund ist, warum Ada Lovelace teils als erste Programmiererin der Welt und bedeutende Persönlichkeit in der Entwicklung von Computern bezeichnet wird, nimmt im Buch nur einen überaus kurzen Teil ein. Ich hätte mir etwas tiefere Einblicke in die wissenschaftlich Arbeit gewünscht.

Ich habe das Buch an drei Tagen durchgelesen, so locker kommt es daher. Es geht vornehmlich um Selbstverwirklichung und wie Ada den Zwängen des Elternhauses bzw. ihrer Mutter zu entfliehen versucht und eben nicht unbedingt um Mathematik oder darum, wie schwer es eine Frau damals in der Wissenschaft hatte. Wenn man sich darauf einstellt, so ist es ein gutes Buch. Daher möchte es an alle empfehlen, die Spaß an dieser Thematik haben und historische Romane lieben.

Veröffentlicht am 04.04.2023

Cosy Crime in Ligurien

Abschied auf Italienisch
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Vito Grassi, seines Zeichen Polizist, erbt nach dem Tod seines Vaters ein Haus in Levanto. Doch kaum dort angekommen, muss er feststellen, dass sein Vater dort scheinbar nicht alleine gewohnt hat. Das ...

Vito Grassi, seines Zeichen Polizist, erbt nach dem Tod seines Vaters ein Haus in Levanto. Doch kaum dort angekommen, muss er feststellen, dass sein Vater dort scheinbar nicht alleine gewohnt hat. Das ist nicht die einzige Sache, die Vito über seinen Vater nicht gewusst hat. Doch viele Gedanken kann Vito sich nicht darüber machen, da kurz darauf ein Mord geschieht und Vito mit den Ermittlungen alle Hände voll zu tun hat.

Zunächst sticht das wirklich tolle Setting heraus und die wirklich wunderschöne Erzählweise lässt nicht nur Cinque Terre vor dem inneren Auge lebendig werden, man fliegt förmlich durch die Seiten und kann das Meer und den Wein riechen.
Inhaltlich sind für mich allerdings einige Fragen offen geblieben und es ist einfach von allem zu wenig.
• Zu wenig sympathisch ist mir Vito.
Er lässt seine Frau in Rom zurück um nach Levato zu ziehen und dort zu arbeiten. Um - ja, was eigentlich?! - seine Vergangenheit aufzuarbeiten? Oder noch einmal seinem Vater nahe zu sein? Als seine Tochter, die in Berlin lebt, einen Unfall hat, beklagt Vito, dass er immer zuletzt erfährt, wenn etwas vorfällt. Nur hat er Midlifecrisis-mäßig alles freiwillig zurück gelassen. Da fehlt mir das Verständnis.
• Zu wenig sind die anderen Protagonisten ausgearbeitet.
Von Vitos Partnerin bei der Polizei erfahren wir gerade mal, dass sie zweifarbige Haare hat und bunte Kontaktlinsen trägt. Das war‘s. Und so zieht sich das durch alle Nebenprotagonisten.
• Zu wenig einfallsreich ist der kriminalistische Plot.
Ich bin echt schlecht beim Whodunnit-Miträsteln, aber hier war es sehr durchschaubar und es war wenig einfallsreich. Alles in allem fehlt mir hier einfach das Alleinstellungsmerkmal.

Das Setting und die tolle Erzählweise haben es raus gerissen, sodass ich das Buch gerne gelesen habe, aber es war kein Highlight. Empfehlen möchte ich das Buch dennoch allen, die auf der Suche nach einer kurzweiligen und leichten Urlaubslektüre mit cosy crime vibes sind.

Veröffentlicht am 21.03.2023

Düsterer und spannender Roman Noir

Der Tod ist ein Tänzer
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Josephine Baker hat mit ihrem Ensemble ein Engagement in Berlin. Paris liegt ihr bereits zu Füßen und nun will sie in Berlin den gleichen Erfolg feiern. Doch nicht alle teilen die Euphorie um die Tänzerin ...

Josephine Baker hat mit ihrem Ensemble ein Engagement in Berlin. Paris liegt ihr bereits zu Füßen und nun will sie in Berlin den gleichen Erfolg feiern. Doch nicht alle teilen die Euphorie um die Tänzerin und es gibt Hinweise, dass ein Anschlag auf sie verübt werden soll. Tristan Nowak soll das verhindern, doch wie, wenn man nicht weiß wann und wo die Gefahr lauert? Und wem kann er eigentlich vertrauen?

Die Atmosphäre ist düster, wie man es von einem Roman Noir erwarten kann. Nur Josephine bringt Glanz, Glitzer und Lebensfreude in die Geschichte. Sie sprüht vor Esprit und man kann sie einfach nicht nicht mögen. Da kann man auch mal vergessen, dass sie zu diesem Zeitpunkt - es beruht auf historischen Tatsachen, dass sie Anfang 1926 in Berlin aufgetreten ist - gerade einmal 19 Jahre alt und bereits zwei Mal verheiratet war. Tristan ist ein wahrer Haudrauf, wohnt in einem Bordell zur Untermiete, verdient mit illegalen Boxkämpfen sein Geld und entsprechend häufig fliegen auch die Fäuste.
Die Geschichte ist wirklich gut erzählt. Sie ist spannend und man fliegt durch die Seiten. Man kann die ganze Zeit mit rätseln wer da wie mit an der Verschwörung beteiligt ist und es hat mir wirklich viel Freude bereitet.
Aber es gibt einen Wermutstropfen: der Showdown am Schluss. Ich habe nichts gegen Blut und von mir aus kann auch aus irgendeiner Leiche das Gedärm raus hängen, aber was mich wirklich stört ist sinnlose Gewalt; in diesem Falle die seitenlange Beschreibung von Folter. Es trägt einfach überhaupt gar nichts zur Geschichte bei. Es gibt keinerlei Erkenntnisgewinn und endet dann auch noch in meinen Augen völlig inkonsequent. Das trübt den Lesespass ganz zum Schluss etwas. Glücklicherweise ist da das Buch schon fast fertig und weg legen lohnt nicht mehr.

Trotz dieses Punktes möchte ich das Buch an Roman Noir Liebhaber empfehlen. Ich werde auch den zweiten Teil lesen, weil mir Josephine einfach wahnsinnig gut gefallen hat und ich hoffe einfach auf einen oder mehrere Mordfälle mit etwas weniger überflüssigen Gewaltexzessen.

Veröffentlicht am 11.03.2023

Sehr viel Cosy und genauso viel Crime

Hunter B. Holmes: Studienfach Mord
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Max Gibson bricht tot während einer seiner Vorlesungen zusammen und das Ermittlerduo Hunter und David sollen den Fall aufklären. Es ist ein klassischer Whodunnit Krimi mit vielen cosy vibes. Blut fließt ...

Max Gibson bricht tot während einer seiner Vorlesungen zusammen und das Ermittlerduo Hunter und David sollen den Fall aufklären. Es ist ein klassischer Whodunnit Krimi mit vielen cosy vibes. Blut fließt hier nämlich keines. Höchstens ein bisschen Kaffee aus der Kaffeemaschine. Hunter hat mich ein bisschen an Inspektor Lynley erinnert und der Gerichtsmediziner Lee rundet das british feeling mit einem schönen trockenen englischen Humor ab. Man fliegt locker durch die Seiten und es lässt sich ein klarer Faden erkennen. An einigen Stellen hätte ich mir dann aber doch etwas mehr Tiefgang gewünscht. Hunter und David kennen sich gerade mal einen Tag und reden schon miteinander, als würden sie schon ewig miteinander zusammen arbeiten. Ein paar wenige Dinge erfahren wir über sie, aber ich hätte die beiden gerne deutlich mehr abseits der Ermittlungsarbeit kennengelernt. So können wir allerdings gespannt bleiben, ob und wie es mit Hunter und David vielleicht weiter geht.
Insgesamt ein kurzweiliger Krimi für einen gemütlichen Leseabend und empfehlenswert für alle, die Spaß daran haben Krimirätsel zu lösen.