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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.07.2023

Skurriler Krimi, der ungeahnt Abgründe aufdeckt

Der Hahn ist tot
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Rosi ist Angestellte bei einer Versicherung, Mitte 50, alleinstehend. Als sie sich Hals über Kopf in Rainer verliebt, gerät ihr Leben völlig aus den Fugen und auf einmal säumen Leichen ihren Weg.

Warum ...

Rosi ist Angestellte bei einer Versicherung, Mitte 50, alleinstehend. Als sie sich Hals über Kopf in Rainer verliebt, gerät ihr Leben völlig aus den Fugen und auf einmal säumen Leichen ihren Weg.

Warum sich eine Mittfünfzigerin, die ihr Leben scheinbar sehr mag und im Griff hat, auf einmal in einen Mann verliebt und diesem auf eine toxische Art und Weise völlig verfällt, wie man es vielleicht einer jungen Frau Anfang 20 zutraut, aber keinesfalls einer Frau, die mit beiden Beinen im Leben steht, erschließt sich mir in kleinster Weise. Wäre es jetzt ein Mann, der sie bewusst um den Finger wickelt, okay, aber Rainer hat keinerlei Interesse an ihr oder wägt sie in dem Glauben er erwidere ihre Liebe. Und dann nimmt eine dramatische Geschichte ihren Lauf, die mich ein wenig an „Falling Down“ erinnert hat (der Film mit Michael Douglas aus den 90ern, kennt ihr?!) nur, dass sich hier alles über mehrere Wochen erstreckt und nicht alles an einem Tag passiert.

Long story short: kein einziger Protagonist ist auch nur in irgendeiner Weise sympathisch. Und ganz ehrlich glücklicherweise ist das Buch nur sehr kurz. Ich muss allerdings zugeben, dass die skurrile Art und der tief tief schwarze Humor das Ganze schon wieder interessant gemacht haben. Auch wenn ich dem britischen, schwarzem Humor sehr zugeneigt bin, meinem persönlichen Geschmack hat das Buch nicht entsprochen. Es war mein erstes Buch von Ingrid Noll und ich bin sehr froh es gelesen zu haben, sodass ich jetzt zumindest mitreden kann ;)

Wer aber makabere Geschichten und „Falling Down“ mag, der wird hier ganz bestimmt auf seine Kosten kommen.

Veröffentlicht am 19.07.2023

Ein Buch das zum Nachdenken darüber anregt, was eigentlich am meisten zählt im Leben

Die Mitternachtsbibliothek
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Nora verliert an einem Tag ihren Kater „Voltaire“ und ihre Arbeit. Ihre Eltern sind schon tot und mit ihrem Bruder hat sie keinen Kontakt mehr. Mit dem Gefühl sie sei nun völlig nutzlos, trifft sie die ...

Nora verliert an einem Tag ihren Kater „Voltaire“ und ihre Arbeit. Ihre Eltern sind schon tot und mit ihrem Bruder hat sie keinen Kontakt mehr. Mit dem Gefühl sie sei nun völlig nutzlos, trifft sie die Entscheidung sich das Leben zu nehmen. Doch anstatt zu sterben findet sie sich in der Mitternachtsbibliothek wieder und kann Leben durchleben, die ihre hätten sein können.

Die Idee dahinter ist sehr philosophischer Natur. Ist das was wir sind, was uns ausmacht, an ein Leben gebunden? Was, wenn wir nun in ein anderes Leben stolpern, das zwar vermeintlich auch unser Leben ist, in dem wir aber dennoch nur zu Besuch zu sein scheinen. Sind das dann noch wir? Diese Frage finde ich überaus interessant und für mich persönlich war die Antwort von vornherein klar, aber Nora lernt im Laufe dieses Buches sehr viel über sich selbst und es war spannend zu sehen, wie sie damit umgeht.

Nora ist so alt wie ich, Mitte 30, erscheint mir das gesamte Buch über hinweg aber tatsächlich eher wie Anfang 20. Ich konnte mich überhaupt nicht mit ihr identifizieren und habe mich tatsächlich oft gefragt, warum sie eigentlich so schwer von Begriff ist. Das ist sicherlich sehr individuell, jemand anderes kann sich vielleicht eher in sie hineinversetzen. Und die Fragen zum Sein, die dieses Buch aufwirft, finde ich wirklich interessant und regt sehr zum Nachdenken an - auch wenn das für mich schnell beendet war; ich kann mir sehr gut vorstellen, dass es da so manchem anders ergehen mag.

Dass so tiefgründige Fragen auf unterhaltsame und kurzweilige Weise mithilfe dieses Buches angesprochen werden und eben nicht als schwere Kost daherkommen, fand ich wirklich toll. Auch wenn mich die Charaktere nicht so sehr in den Bann gezogen haben, so möchte ich das Buch gerne weiter empfehlen. Wer beispielsweise Sophies Welt mochte, der wird auch hier seine Freude haben.

Veröffentlicht am 19.07.2023

Wolle meets Krimi

Mörderische Masche
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Henri verliert bei einem tragischen Unfall seine Frau Maike. Sie hinterlässt ihm ihren Handarbeitsladen, den Henri eigentlich nur mit Hilfe von Maikes Angestellte abwickeln und verkaufen will, aber Edda ...

Henri verliert bei einem tragischen Unfall seine Frau Maike. Sie hinterlässt ihm ihren Handarbeitsladen, den Henri eigentlich nur mit Hilfe von Maikes Angestellte abwickeln und verkaufen will, aber Edda alias „das Fräulein“ hat ganz andere Pläne für ihn. Während Henri nun in allerlei Woll-Geheimnisse eingeweiht wird, kommt nach und nach die Frage auf, ob Maikes Tod wirklich nur ein tragischer Unfall war.

Ich Fall gleich mit der Tür ins Haus: liebe Strickfreunde, das ist ein Buch für euch! Wer aber mit Handarbeit, Häkeln und Stricken nichts am Hut hat, wer Mohair nicht von Baumwolle oder eine Strick- nicht von einer Häkelnadel unterscheiden kann, der wird hier wahrscheinlich nicht ganz so viel Freude haben. Ich aber hatte auf jeden Fall meine Freude - schon als das Fräulein auf ihrer To Do Liste stehen hat, dass sie mit Lana Grossa telefonieren muss, war mir klar - jep, hier bin ich richtig!

Die kriminalistische Geschichte ist zugegebenermaßen etwas platt. Aber Henri, Edda und die Mitglieder des Häkelclubs haben mir wirklich sehr gut gefallen, andere Charaktere waren hingegen etwas nervig und einige Handlungsstränge werden auch nicht zu Ende erzählt. Der Teil der Geschichte, der um den Laden und die Handarbeit an sich ging war toll, aber wer nach einem sehr guten Krimi sucht, dem würde ich es eher nicht empfehlen.

Das Hauptaugenmerk liegt auf dem Setting und wer das beherzigt, der wird auch sicherlich nicht enttäuscht. Auch wenn ich mich schon frage wer seinen Wollladen Nähschiff & Nadelflotte nennt… aber als Landratte und Nicht-Nordlicht kann ich da vielleicht auch einfach nicht mitreden ;)

Veröffentlicht am 16.07.2023

Eine leichte und wunderbare Sommerlektüre über eine große Liebe

Gala und Dalí – Die Unzertrennlichen
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Salvador Dalí lernt 1929 im Örtchen Cadaqués, in dem er lebt, Gala kennen, als sie mit ihrem damaligen Ehemann dort Urlaub macht. Für ihn ist es Liebe auf den ersten Blick, während sie sich zwar zu ihm ...

Salvador Dalí lernt 1929 im Örtchen Cadaqués, in dem er lebt, Gala kennen, als sie mit ihrem damaligen Ehemann dort Urlaub macht. Für ihn ist es Liebe auf den ersten Blick, während sie sich zwar zu ihm hingezogen fühlt, aber damals noch mit einem anderen Mann verheiratet war, mit dem sie zudem auch eine Tochter hat. Ihre Wege trennen sich zunächst wieder, aber die Liebe findet immer einen Weg.

Katalonien, Cap de Creus, strahlende Sonne und das Rauschen des Meeres. Das alles sieht, hört und riecht man während man die ersten Seiten liest. Man fühlt augenblicklich die unfassbar große Liebe, die Dalí für Gala empfunden haben muss, was mich, gepaart mit dem tollen Setting, total abgeholt hat. Nachdem klar wird, dass Gala ihren Mann (und damit auch ihre Tochter) für Dalí verlässt, wechselt die Geschichte zwischen Paris und Cadaqués, wodurch auch einige weitere Surrealisten einen Auftritt bekommen. Der Einblick in das Künstlerleben im Paris der ausgehenden 20er Jahre war toll, darüber lese ich immer wieder gerne. Einzelne Bilder Dalís werden angesprochen und die Geschichte hinter diesen ist sehr interessant, auch wenn sich sicherlich einiges nicht genauso angespielt hat, schließlich ist es ein Roman, so hat man dennoch den Eindruck, dass es auf jeden Fall so hätte sein können.

Man fliegt durch die Seiten und ich war fast ein bisschen traurig, dass es so schnell zu Ende war. Ich hätte auch gerne noch etwas Zeit mit den beiden in Paris verbracht oder miterlebt, wie sie ihr Haus an der Küste weiter ausbauen. Wer Interesse an Salvador Dalís Kunst oder den Surrealismus hat oder einfach nur etwas über die eine große Liebe des Lebens lesen möchte, der ist hier richtig aufgehoben. Eine wunderbare Sommerlektüre, die ich sehr gerne weiterempfehle!

Veröffentlicht am 12.07.2023

Lässt die Herzen von Krimi- und Gartenliebhabern gleichermaßen höher schlagen

Rosenkohl und tote Bete
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Manne Nowak, ehemaliger Polizist, nun Frührentner und Vorsitzender des Schrebergartenvereins „Harmonie“, findet sich nach dem Auffinden der Leiche seines ehemaligen Parzellennachbars und Freund Kalle plötzlich ...

Manne Nowak, ehemaliger Polizist, nun Frührentner und Vorsitzender des Schrebergartenvereins „Harmonie“, findet sich nach dem Auffinden der Leiche seines ehemaligen Parzellennachbars und Freund Kalle plötzlich mitten in den Ermittlungen wieder und gerät sogar selbst unter Verdacht - und eigentlich will er doch einfach nur in seiner Laube sitzen und seine Ruhe haben…

Unterstützt wird Manne bei den Ermittlungen von Caro, der neuen Pächterin der Parzelle auf dem der Tote gefunden wird. Anfänglich ist ihre Art etwas anstrengend, aber sie macht im Laufe der Geschichte eine tolle Charakterentwicklung durch und letztendlich ist sie es, die alles zusammenhält. Manne und Caro ergänzen sich toll und sind als ungleiches Ermittlerduo urkomisch; ich habe mehr als einmal wirklich herzlich lachen können. Der Humor, Mannes schrullige Art und das Schrebergartensetting an sich sind schon ausreichende Alleinstellungsmerkmale, die diesen Krimi von anderen Cosy Crimes abhebt. Und dann kommt die Geschichte plötzlich und unerwartet noch mit einem düsteren Kapitel deutscher (DDR) Geschichte daher, das das Buch nochmal auf eine andere Ebene hebt. Die Verknüpfung ist sehr gut gelungen und lässt einen zwar kurzzeitig bedrückt zurück, aber die fantastischen und lustigen Charaktere sorgen dafür, dass man die Geschichte dennoch uneingeschränkt als cosy empfindet.

Alles in allem ein wirklich toller Krimi, den ich mal wieder als Hörbuch auf den Ohren hatte. Uve Teschner liest, man kann es nicht anders sagen, wunderbar! Das setzt dem ganzen noch die Krone auf. Ich freue mich auf die nächsten Teile, die ich mir auf gar keinen Fall entgehen lassen werde. Und eben wegen Uve Teschner wieder als Hörbuch, versteht sich.