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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.03.2023

Sehr viel Cosy und genauso viel Crime

Hunter B. Holmes: Studienfach Mord
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Max Gibson bricht tot während einer seiner Vorlesungen zusammen und das Ermittlerduo Hunter und David sollen den Fall aufklären. Es ist ein klassischer Whodunnit Krimi mit vielen cosy vibes. Blut fließt ...

Max Gibson bricht tot während einer seiner Vorlesungen zusammen und das Ermittlerduo Hunter und David sollen den Fall aufklären. Es ist ein klassischer Whodunnit Krimi mit vielen cosy vibes. Blut fließt hier nämlich keines. Höchstens ein bisschen Kaffee aus der Kaffeemaschine. Hunter hat mich ein bisschen an Inspektor Lynley erinnert und der Gerichtsmediziner Lee rundet das british feeling mit einem schönen trockenen englischen Humor ab. Man fliegt locker durch die Seiten und es lässt sich ein klarer Faden erkennen. An einigen Stellen hätte ich mir dann aber doch etwas mehr Tiefgang gewünscht. Hunter und David kennen sich gerade mal einen Tag und reden schon miteinander, als würden sie schon ewig miteinander zusammen arbeiten. Ein paar wenige Dinge erfahren wir über sie, aber ich hätte die beiden gerne deutlich mehr abseits der Ermittlungsarbeit kennengelernt. So können wir allerdings gespannt bleiben, ob und wie es mit Hunter und David vielleicht weiter geht.
Insgesamt ein kurzweiliger Krimi für einen gemütlichen Leseabend und empfehlenswert für alle, die Spaß daran haben Krimirätsel zu lösen.

Veröffentlicht am 11.03.2023

Urban Fantasy im viktorianischen London, die nicht überzeugen kann

Der Uhrmacher in der Filigree Street
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Thaniel Steepleton erhält eines Tages auf mysteriöse Weise eine Taschenuhr. Sie scheint zunächst nicht zu funktionieren, aber verhindert, dass er bei einem Bombenanschlag auf Scotland Yard verletzt wird. ...

Thaniel Steepleton erhält eines Tages auf mysteriöse Weise eine Taschenuhr. Sie scheint zunächst nicht zu funktionieren, aber verhindert, dass er bei einem Bombenanschlag auf Scotland Yard verletzt wird. Er begibt sich auf die Suche nach dem Uhrmacher und es entfaltet sich eine wundersame Geschichte über Liebe, Freundschaft und Magie.

Eigentlich bin ich kein Fantasy Leser, aber ab und an muss man sich ja mal aus seiner Komfortzone herauswagen und da hat mich dieses Buch aufgrund des Settings, viktorianisches London mit Verbindungen nach Japan, angesprochen. Ich bin durchweg gut mit dem Fantasy Elementen zurecht gekommen und die Geschichte liest sich sehr schön. Man könnte meinen mit dem Aufhänger des Bombenanschlags geht es vornehmlich um die Suche nach den Verantwortlichen. Es spielt zwar durchweg eine wichtige Rolle, aber eigentlich geht es eher um Thaniel und die Freundschaft zu Mori, dem Uhrmacher. Die Atmosphäre, die Mori umgibt ist wirklich magisch und seine allerhand mechanischen Tiere sind so süß beschrieben, dass sie vor dem inneren Auge ganz lebendig werden, allen voran Katsu der Octopus.

Soweit so gut. Nun tritt allerdings Physikstudentin Grace noch auf die Bildfläche. Die Idee dahinter fand ich toll. Sie forscht über den Äther (wieder was dazu gelernt) und hat anfänglich etwas Schwung und Humor in die Geschichte gebracht. Nur leider entwickelt sie sich fast augenblicklich zu einer wirklich unausstehlichen Person. Und hier bekam dann die gesamte Story einen Knick - es war für mich nicht mehr auch nur ansatzweise nachvollziehbar, warum die Personen handeln wie sie handeln. Was letztendlich alle, einschließlich den zunächst liebenswerten Mori und Thaniel, zu unsympathischen Protagonisten degradiert hat. Das Ende möchte versöhnlich wirken und letztendlich bekommt Thaniel das Ende, was man ihm wünscht, aber das kann es für mich nicht mehr raus reißen. Deshalb kann ich für das Buch leider keine Leseempfehlung aussprechen.

Veröffentlicht am 11.03.2023

Unfassbar spannend und aufwühlend

Fünf Winter
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Joe McGrady ist Polizist in Honolulu und wird zu einem grausamen Verbrechen gerufen. Schon bald findet er sich inmitten des zweiten Weltkrieges wieder und muss nicht nur um sein Leben bangen, sondern sich ...

Joe McGrady ist Polizist in Honolulu und wird zu einem grausamen Verbrechen gerufen. Schon bald findet er sich inmitten des zweiten Weltkrieges wieder und muss nicht nur um sein Leben bangen, sondern sich auch fragen wem er vertrauen kann.

Das Setting ist unfassbar gut. Wir starten auf Hawaii, überqueren den Pazifik und landen in Hongkong und Tokyo. Schon als ich die erste Seite aufschlug ratterte es in meinem Kopf… 7. Dezember 41, Honolulu… Pearl Harbor! Ich finde es immer toll, wenn ich mit Hilfe einer (dann auch noch super spannenden) fiktiven Geschichte was über reale Geschehnisse lernen kann. Also noch mal kurz das Gedächtnis auffrischen warum die Japaner damals eigentlich Pearl Harbor angegriffen haben. Dann durfte ich noch was über die Clipper, eine Flugboot, lernen, wie unfassbar weit der Weg von Hawaii nach Hongkong ist und ein paar japanische Gepflogenheiten. So etwas holt mich immer sofort ab.

Der Schreibstil ist sehr angenehm flüssig und es baut sich ein ordentlicher Spannungsbogen auf, bis die Spannung auf den letzten 100 Seiten wirklich kaum mehr auszuhalten ist. Gekrönt wir das Ganze mit einem wie ich finde sehr überraschenden Twist, den ich wirklich nicht kommen sah.

Einziger kleiner Kritikpunkt: Stellenweise bekommen wir es mit ziemlich viel Gewalt zu tun. In Bezug auf den Krieg ist das für mich passend, aber unabhängig davon wird auch häufig Polizeigewalt beschrieben. McGrady selbst merkt einmal an, dass Mordfälle in Räumen voller Akten aufgeklärt werden. Was als Anspielung auf seinen Partner zu verstehen ist, der dazu eher die Fäusten in einem Vernehmungsraum einsetzt. Dass diese Gewaltszenen teils wirklich sehr detailliert und ausufernd beschrieben werden, führt die Bemerkung McGradys im Prinzip ad absurdum. Ich könnte mir vorstellen, dass dieser scheinbare Widerspruch vom Autor beabsichtigt war. Für mich hätte hier allerdings der Krieg und die in diesem Zusammenhang beschriebenen Gräueltaten wie Exekutionen und Erniedrigungen als Beweis dafür, dass Gewalt keine Lösung ist, ausgereicht.

Eine absolute und uneingeschränkte Empfehlung für alle Krimi- und Thrillerfans und historisch Interessierte.

Veröffentlicht am 19.02.2023

Willkommen zurück in Coopers Chase!

Der Donnerstagsmordclub und die verirrte Kugel (Die Mordclub-Serie 3)
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Dieses Mal arbeiten unsere vier Lieblings-Senioren am ungelösten Todesfall von Bethany Waites. Die Journalistin ist vor zehn Jahren bei der Recherche zu einem großen Betrugsfall ermordet worden. Und als ...

Dieses Mal arbeiten unsere vier Lieblings-Senioren am ungelösten Todesfall von Bethany Waites. Die Journalistin ist vor zehn Jahren bei der Recherche zu einem großen Betrugsfall ermordet worden. Und als hätte das Quartett nicht schon genug zu tun, wird dann auch noch Elizabeth entführt…

Was soll ich sagen, außer dass es war mir eine außerordentliche Freude war die Vier wieder beim Ermitteln zu begleiten. Ich habe das Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht bekommen und musste mehr als einmal laut auflachen. Ich meine ganz ehrlich, wo sonst schauen Gangsterbosse Bake Off?! Wie könnte man Connie Johnson nicht lieben, auch wenn sie Drogen im ganz großen Stil verkauft? Für mich macht das einen wahren cosy Krimi aus - durch die herzlichen Senioren dürfen wir immer hinter die Fassade der „Bösen“ blicken, die dann auf einmal einfach nur ganz normal Menschen sind und auch gerne eine Tasse Tee trinken und schnacken möchten.

Es liest sich flüssig runter und die Erzählweise ist angenehm. Die Kapitel sind, wie bei den vorangegangenen Teilen auch, teilweise als Tagebucheinträge von Joyce geschrieben. Durch ihre Gedanken wird manchmal erst klar, wie sie nun in dem Fall vorangekommen sind, schließlich haben wir es mir vier Ermittlern Ü70 zu tun, die in einer Seniorenresidenz leben und nicht mit der Polizei. Joyce ist so herzlich naiv, da würde man als Leser vielleicht sonst nicht unbedingt drauf kommen. Und nicht so viel lachen.

Eine Empfehlung von Herzen, nicht nur für Krimi-Liebhaber. Hier fließt definitiv mehr Tee, Whisky und Cider, als Blut, sodass auch alle Fans einer sehr guten Komödie auf ihre Kosten kommen. Wer Kluftinger, britischen Humor, und mittelmäßigen Rotwein (der aber umsonst ist!) mag, wird den Donnerstagsmordclub lieben. Bitte fangt allerdings am besten mit dem ersten Teil an, weil die Hauptprotagonisten nicht nochmal ausführlich vorgestellt werden. Mal abgesehen davon, dass euch sonst ziemlich viele Lacher entgehen würden.

Veröffentlicht am 13.02.2023

Eine Frau auf der Suche

Die Galerie am Potsdamer Platz
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Nach dem Tod ihrer Mutter reist Alice zu Beginn der 30er Jahre von Wien nach Berlin um ihre Großmutter zur Rede zu stellen, warum diese vor vielen Jahren ihre Tochter und Alices Mutter verstoßen hat. Während ...

Nach dem Tod ihrer Mutter reist Alice zu Beginn der 30er Jahre von Wien nach Berlin um ihre Großmutter zur Rede zu stellen, warum diese vor vielen Jahren ihre Tochter und Alices Mutter verstoßen hat. Während ihre beiden Onkel und ihre Schwägerin sie herzlich in die Familie aufnehmen, lehnt ihre Großmutter Helena jeglichen Kontakt hab. Niemand in der Familie kennt Helenas Beweggründe; ein großes Familiengeheimnis muss noch gelüftet werden. Gleichzeitig findet Alice die große Liebe, doch auch hier bahnt sich langsam aber sicher Unheil an.

Das Positive: Das Buch liest sich ganz toll flüssig runter, man fliegt geradezu durch die Seiten und es kommt zu keinem Zeitpunkt Langeweile auf.
Das Negative: Titel und Klappentext suggerieren, dass hier das Thema Kunstgalerie maßgeblich ist. Das kommt in meinen Augen viel zu kurz. Ich hatte mir viel tiefere Einblicke in die Kunst dieser Zeit versprochen. Und das Potential ist da; zu Beginn wurde der Expressionismus direkt aufgegriffen (da hatte ich noch Hoffnung) und mindestens genauso interessant, der Umgang des Nazi-Regimes damit.

Die Erzählweise ist angenehm, ein objektiver Erzähler berichtet über die Geschehnisse, jedoch haben wir Leser nur Alices Wissen. Manchmal hätte ich mir einen Perspektivenwechsel gewünscht um die anderen Charaktere noch besser kennenzulernen. Alice war mir zu Beginn sehr sympathisch, wandelt sich aber zu einer Frau, die sehr auf ihren Vorteil bedacht ist, ohne Rücksicht auf Verluste mit Nazis Geschäfte macht und immer wieder mit patzigen Verhaltensweisen auffällt.

Insgesamt ist es ein gutes Buch, das mir aber nicht sonderlich im Gedächtnis bleiben wird. Ich kann es eingeschränkt empfehlen, an alle Liebhaber von Geschichten mit Familiengeheimnissen und historischem Interesse an den 30er Jahren und den Anfängen der Nazi-Diktatur. Wer, so wie ich, eher ein Buch erwartet zum Thema Kunst in diesem zeitlichen Zusammenhang, der wird etwas enttäuscht sein.