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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 07.08.2023

Wunderbarer britischer Cosy Crime mit einer bezaubernden Rentnerin als Ermittlerin

Mrs Potts' Mordclub und der tote Nachbar
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Judith Potts ist Rentnerin, schreibt trotz fortgeschrittenem Alter für eine Zeitschrift das wöchentlich Kreuzworträtsel und ist vor allem eines: sehr, sehr neugierig. So kommt es, dass sie beschließt auf ...

Judith Potts ist Rentnerin, schreibt trotz fortgeschrittenem Alter für eine Zeitschrift das wöchentlich Kreuzworträtsel und ist vor allem eines: sehr, sehr neugierig. So kommt es, dass sie beschließt auf eigene Faust herauszufinden, warum ihr Nachbar sterben musste, wo ihr doch die Polizei nicht glauben will, dass dieser ermordet wurde. Während ihrer Ermittlungen freundet sie sich kurzerhand mit Suzie und Becks an, die ihre Freude für eine schöne Tasse Tee (oder wahlweise ein Gläschen Scotch) und den detektivischen Spürsinn teilen.

Alle drei Frauen sind so herzlich eigenartig, dass man sie einfach lieben muss. So völlig verschieden, ergänzen sich die drei perfekt. Die Dialoge sind witzig und gleichzeitig bitterböse. Typisch britisch und damit genau mein Geschmack. Die Frauen lassen sich nichts bieten, beweisen Köpfchen und Witz.
Es spielt zwar etwas mit den Klischees (es wird wirklich sehr viel Tee und Scotch getrunken) aber das Setting, Judith wohnt in einer alten Villa direkt an der Themse mit eigenem Bootshaus und Anlegesteg, ist einfach zum Träumen.

Die Kriminalgeschichte selbst ist gut durchdacht, wenn auch nicht wahnsinnig überraschend oder gar ein Highlight. Das Setting und die Charaktere haben die Geschichte allerdings für mich zu einem tollen Lese- beziehungsweise Hörvergnügen gemacht. Wer den Donnerstagsmordclub mochte, wird auch Mrs Potts lieben.

Veröffentlicht am 07.08.2023

Kitschig schöne Geschichte mit ganz viel Paris-Flair

Sommertage im Quartier Latin
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Nachdem ihre Großmutter plötzlich verschwindet kehrt Lola nach Paris zurück, wo sie aufgewachsen ist, um herauszufinden was passiert ist. Sogleich fühlt sich sich wieder wie Zuhause und trifft auf alte ...

Nachdem ihre Großmutter plötzlich verschwindet kehrt Lola nach Paris zurück, wo sie aufgewachsen ist, um herauszufinden was passiert ist. Sogleich fühlt sich sich wieder wie Zuhause und trifft auf alte Bekannte, aber auch neue Gesichter im Quartier Latin.

Schon nach den ersten Seiten fühlt man sich wie im Hollywood Film. Das Buch bedient wirklich jedes Klischee. Nicht nur, dass Lola einen French Bob trägt, nein auch knallroten Lippenstift, das Café hat Korbstühle vor der Tür und es wird kein Kaffee oder Espresso sondern Noisette getrunken. Ich hab beim Lesen Edith Piaf singen und ununterbrochen ein Akkordeon spielen hören. Man muss sich drauf einlassen und dann hat man wirklich Freude. Ich habe jetzt auf jeden Fall sehr große Lust nach Paris zu fahren.

Die Geschichte ist tatsächlich etwas vorhersehbar, aber irgendwie auch richtig kitschig schön. Dass man eigentlich schon weiß wie es ausgeht, wenn man das Buch nur aufschlägt, beeinträchtigt das Lesevergnügen meines Erachtens nicht.

Eine wunderbare, leichte und romantische Sommerlektüre, die Lust auf Urlaub in Frankreich macht und besonders für all die, die Die fabelhafte Welt der Amelie so bezaubernd fanden wie ich.

Veröffentlicht am 31.07.2023

Toller historischer Roman trifft auf flache Kriminalgeschichte

Fräulein Anna, Gerichtsmedizin (Die Gerichtsärztin 1)
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München 1912. Anna Zech, ihres Zeichen Krankenschwester, beginnt gerade ihre Arbeit als Sektionshelferin in der Gerichtsmedizin, als die Leiche der Schauspielerin Adele Röckl aus der Isar gezogen und zur ...

München 1912. Anna Zech, ihres Zeichen Krankenschwester, beginnt gerade ihre Arbeit als Sektionshelferin in der Gerichtsmedizin, als die Leiche der Schauspielerin Adele Röckl aus der Isar gezogen und zur Obduktion in die gerichtliche Anatomie gebracht wird. Der windige Reporter Fritz Nachtwey wittert hier eine große Story und bandelt, getrieben von Sensationslust, mit Anna an.

Eigentlich fang ich immer mit einem Aspekt an, der mir gut gefallen hat, aber heute geht es leider einmal anders herum. Es war nämlich so, dass ich anfangs weder mit Anna noch mit Fritz etwas anfangen konnte. Anna war so naiv, dass es wirklich weh tut - was ich bei jemandem, der in der Gerichtsmedizin dem Titel nach zu urteilen, nicht erwartet habe - und Fritz war einfach abgrundtief unsympathisch. Gott sei Dank änderte sich das dann doch relativ schnell. Anna bleibt sich treu als zurückhaltendes und sittsames 19-jähriges Mädchen, aber lernt schnell dazu und Fritz muss man dann irgendwie doch lieb haben, weil er nicht nur der achtlose Skandalreporter ist, sondern tatsächlich eine liebenswürdige Seite an sich hat.

Die Kriminalgeschichte kommt ziemlich kurz. Die Geschichte erstreckt sich über zwei Jahre und entsprechend langwierig ist die „Ermittlung“. Deshalb in Anführungszeichen, weil es zwischendrin scheint, als ging es gar nicht mehr darum. Das Gesellschaftsportrait dieser Zeit und die Geschichte um den Prinzregenten, Liebschaften und Skandale in der High Society Münchens fand ich super interessant und hat sehr viel Spaß gemacht, der Krimiplot dagegen war etwas unaufgeregt und kam nicht in Fahrt.

Ich bin mir noch etwas unschlüssig, ob ich den nächsten Teil lese. Aus historischer Sicht interessant wäre es sicherlich, da dieser Teil mit dem Eintritt Deutschlands in den ersten Weltkrieg endet und man nun schon neugierig ist, wie es Anna und Fritz in dieser schlimmen Zeit ergehen wird.

Von mir gibt es jedenfalls eine Leseempfehlung für alle Liebhaber von historischen Romanen. Das Setting ist super; für reine Krimifans ist das Buch vielleicht eher nicht das Richtige.

Veröffentlicht am 19.07.2023

Ein Buch das zum Nachdenken darüber anregt, was eigentlich am meisten zählt im Leben

Die Mitternachtsbibliothek
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Nora verliert an einem Tag ihren Kater „Voltaire“ und ihre Arbeit. Ihre Eltern sind schon tot und mit ihrem Bruder hat sie keinen Kontakt mehr. Mit dem Gefühl sie sei nun völlig nutzlos, trifft sie die ...

Nora verliert an einem Tag ihren Kater „Voltaire“ und ihre Arbeit. Ihre Eltern sind schon tot und mit ihrem Bruder hat sie keinen Kontakt mehr. Mit dem Gefühl sie sei nun völlig nutzlos, trifft sie die Entscheidung sich das Leben zu nehmen. Doch anstatt zu sterben findet sie sich in der Mitternachtsbibliothek wieder und kann Leben durchleben, die ihre hätten sein können.

Die Idee dahinter ist sehr philosophischer Natur. Ist das was wir sind, was uns ausmacht, an ein Leben gebunden? Was, wenn wir nun in ein anderes Leben stolpern, das zwar vermeintlich auch unser Leben ist, in dem wir aber dennoch nur zu Besuch zu sein scheinen. Sind das dann noch wir? Diese Frage finde ich überaus interessant und für mich persönlich war die Antwort von vornherein klar, aber Nora lernt im Laufe dieses Buches sehr viel über sich selbst und es war spannend zu sehen, wie sie damit umgeht.

Nora ist so alt wie ich, Mitte 30, erscheint mir das gesamte Buch über hinweg aber tatsächlich eher wie Anfang 20. Ich konnte mich überhaupt nicht mit ihr identifizieren und habe mich tatsächlich oft gefragt, warum sie eigentlich so schwer von Begriff ist. Das ist sicherlich sehr individuell, jemand anderes kann sich vielleicht eher in sie hineinversetzen. Und die Fragen zum Sein, die dieses Buch aufwirft, finde ich wirklich interessant und regt sehr zum Nachdenken an - auch wenn das für mich schnell beendet war; ich kann mir sehr gut vorstellen, dass es da so manchem anders ergehen mag.

Dass so tiefgründige Fragen auf unterhaltsame und kurzweilige Weise mithilfe dieses Buches angesprochen werden und eben nicht als schwere Kost daherkommen, fand ich wirklich toll. Auch wenn mich die Charaktere nicht so sehr in den Bann gezogen haben, so möchte ich das Buch gerne weiter empfehlen. Wer beispielsweise Sophies Welt mochte, der wird auch hier seine Freude haben.

Veröffentlicht am 19.07.2023

Wolle meets Krimi

Mörderische Masche
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Henri verliert bei einem tragischen Unfall seine Frau Maike. Sie hinterlässt ihm ihren Handarbeitsladen, den Henri eigentlich nur mit Hilfe von Maikes Angestellte abwickeln und verkaufen will, aber Edda ...

Henri verliert bei einem tragischen Unfall seine Frau Maike. Sie hinterlässt ihm ihren Handarbeitsladen, den Henri eigentlich nur mit Hilfe von Maikes Angestellte abwickeln und verkaufen will, aber Edda alias „das Fräulein“ hat ganz andere Pläne für ihn. Während Henri nun in allerlei Woll-Geheimnisse eingeweiht wird, kommt nach und nach die Frage auf, ob Maikes Tod wirklich nur ein tragischer Unfall war.

Ich Fall gleich mit der Tür ins Haus: liebe Strickfreunde, das ist ein Buch für euch! Wer aber mit Handarbeit, Häkeln und Stricken nichts am Hut hat, wer Mohair nicht von Baumwolle oder eine Strick- nicht von einer Häkelnadel unterscheiden kann, der wird hier wahrscheinlich nicht ganz so viel Freude haben. Ich aber hatte auf jeden Fall meine Freude - schon als das Fräulein auf ihrer To Do Liste stehen hat, dass sie mit Lana Grossa telefonieren muss, war mir klar - jep, hier bin ich richtig!

Die kriminalistische Geschichte ist zugegebenermaßen etwas platt. Aber Henri, Edda und die Mitglieder des Häkelclubs haben mir wirklich sehr gut gefallen, andere Charaktere waren hingegen etwas nervig und einige Handlungsstränge werden auch nicht zu Ende erzählt. Der Teil der Geschichte, der um den Laden und die Handarbeit an sich ging war toll, aber wer nach einem sehr guten Krimi sucht, dem würde ich es eher nicht empfehlen.

Das Hauptaugenmerk liegt auf dem Setting und wer das beherzigt, der wird auch sicherlich nicht enttäuscht. Auch wenn ich mich schon frage wer seinen Wollladen Nähschiff & Nadelflotte nennt… aber als Landratte und Nicht-Nordlicht kann ich da vielleicht auch einfach nicht mitreden ;)