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Veröffentlicht am 04.05.2021

Mörderjagd in Berlin - wenn die Vergangenheit einen nicht loslässt

Schlüssel 17 (Tom-Babylon-Serie 1)
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In der Kuppel des Berliner Doms hängt die Leiche der prominenten Dompfarrerin Dr. Brigitte Reiss. Um ihren Hals hängt ein Schlüssel, in dem die Zahl 17 eingraviert ist, Tom Babylon vom LKA will diesen ...

In der Kuppel des Berliner Doms hängt die Leiche der prominenten Dompfarrerin Dr. Brigitte Reiss. Um ihren Hals hängt ein Schlüssel, in dem die Zahl 17 eingraviert ist, Tom Babylon vom LKA will diesen Fall unbedingt haben, denn vor 19 Jahren verschwand seine kleine Schwester Viola spurlos. Bei sich hatte sie eine Schlüssel, in dem die Zahl 17 eingraviert war. Bei der Suche nach dem Mörder von Brigitte Reiss steht gezwungenermaßen die Psychologin Sita Johanns an seiner Seite - und auch seine Schwester Viola.

Marc Raabe schlägt in seinem ersten Band um das Ermittlerpaar Babylon/Johanns ein schnelles Tempo an. Die Jagd nach dem Mörder und die Hintergründe dauern gerade mal sechs Tage. Dass bei einem Thriller, der in Berlin spielt, dabei die DDR-Vergangenheit eine wichtige Rolle spielt, mag vielleich den einen oder anderen verärgern, doch Marc Raabe macht nicht den Fehler, dieses Thema in den Vordergrund zu stellen. Im Gegenteil liefert ihm dieser Hintergrund viele Möglichkeiten, um die Charaktere toll zu entwickeln, und nicht nur die Hauptprotagonisten. Allen voran Tom Babylon, dessen Vorgeschichte in Rückblenden erzählt wird. Denn in Rückblenden wird erzählt, wie Violas Verschwinden mit dem Mord an Brigitte Riss zusammenhängt. So entsteht ein grandioses Geflecht an Zusammenhängen, die Marc Raabe nach und nach entwirrt. Dagengen bleibt Sita Johanns (und ihre Vorgeschichte) im ersten Band noch eher im Hintergrund.(Dies holt Marc Raabe dann im zweiten Band nach) Blass bleibt ihre Figur aber dennoch nicht. Zum einen schafft sie es immer wieder Tom und seinen von der Hoffnung, Viola zu finden, getriebenen Alleingängen Paroli zu bieten, zum anderen darf sie in einer anderen Richtung ermitteln. Diese Spur führt sie direkt zu einer Insassin einer psychatrischen Anstalt. Aber auch die anderen Ermittler, allen voran Toms Vorgesetzter Jo Morten und sein Vater Heribert, fügen sich in dieses Beziehungs- und Ermittlungsgeflecht sehr gut ein.

Auch die Schauplätze, an denen Marc Raabe seine Figuren führt, sind exzellent gewählt, so dass man zuweilen glaubt, eine Führung durch Berlin zu erleben. Besonders wichtig sind dabei natürlich der Berliner Dom und die gruseligen Beelitzer Heilanstalten.

Rundum ein gelungener Thriller, der Lust macht auf die nächsten Bände. Denn am Ende werden nicht alle losen Fäden aufgelöst (was verärgern mag), aber genau darin besteht dann die Vorfreude. Positiv auch, dass Marc Raabe die in einem Thriller nötigen brutalen Szenen nicht unnötig lang und detailliert beschreibt, sondern eher nüchtern. Der Thrill setzt dann beim Leser im Kopf ein.

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Veröffentlicht am 04.05.2021

Gute Idee vergeudet - wirre Umsetzung

Der unsichtbare Freund
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Das Hörbuch zu Stehen Chboskys Roman "Der unsichtbare Freund" bietet eine große Handlung vom altbekannten "Gut" gegen "Böse", mit über 22 Stunden Hörzeit ist dieses Hörbuch auch sehr lang.

Zum Inhalt: ...

Das Hörbuch zu Stehen Chboskys Roman "Der unsichtbare Freund" bietet eine große Handlung vom altbekannten "Gut" gegen "Böse", mit über 22 Stunden Hörzeit ist dieses Hörbuch auch sehr lang.

Zum Inhalt: Die alleinerziehende Mutter Kate flieht mit ihrem siebenjährigen Sohn Christopher vor ihrem gewalttätigen Freund in die abgeschiedene Ortschaft Mill Grove, wo sie versucht für sich und für Christopher ein normales Leben zu erschaffen. Doch schon bald passiert es: Christopher verschwindet in dem Mill Grove umgebenden Wald und taucht erst sechs Tage später wieder auf, scheinbar unversehrt, doch plötzlich entwickelt er übernatürliche Kräfte, die er auch an andere Personen weitergeben kann. Denn Christopher hat den Auftrag, im Wald ein Baumhaus zu bauen, um so die Welt zu retten.

Stephen Chbosky nimmt sich deutlich Stephen King zum Vorbild, was er auch gar nicht leugnet, insofern erinnert der (Horror?-, Fantasy?-)Roman von der Handlung her sehr an Stephen Kings Roman "ES", denn um Christopher formiert sich eine Gruppe Kinder, die allesamt Außenseiter sind und Christopher anscheinend helfen sollen, ihm im Kampf "Gut" gegen "Böse" beizustehen.

Das alles hätte ein toller Roman werden können und etwa das erste Viertel weiß auch durchaus zu fesseln. Chbosky versteht es sehr gut, die menschlichen Beziehungen, besonders das Verhältnis von Christopher zu seiner Mutter zu beschreiben. Doch sobald im Roman die Grenzen zwischen der realen und einer Fantasiewelt fallen, rast der Roman wie eine Lawine dahin, leider auch genauso chaotisch.

Stephen Chbosky hat mit Sicherheit viel erzählerisches Talent (andere Werke von ihm habe ich bisher nicht gelesen) und hat viele Idee, allerdings viel zu viele, denn Chbosky verpasst die Chance, seine Ideen auf ein sinnvolles Maß zu reduzieren, so dass vieles oftmals wortwörtlich wiederholt wird. Zum anderen verliert die Geschichte vollständig an Struktur. Die wirklich wichtigen, die Handlungen voranbringenden Schlüsselszenen sind in der Fülle von sich wiederholenden Szenen als solche nicht mehr auszumachen. Passiert nachts um 2:17 Uhr mit den Einwohnern von Mill Grove etwas Unheimliches, so wird nacheinander etwa fünfmal erzählt, was jeweils eine bestimmte Person um 2:17 Uhr getan hat, und nur selten ist dies für die Handlung wirklich wichtig. Merkt man bei Stephen King immer noch deutlich, dass das Böse in der realen Welt Einzug hält, so wird die (eigentlich noch existierende) reale Welt im Roman von der Fantasiewelt vollig übertücht, was dem Schrecken viel nimmt. Das Schlimmsten dabei ist: die im ersten Teil so schön aufgebauten Beziehungen zwischen den Figuren (z.B: Christopher und seinen Freunden) geht völlig verloren und damit auch die Beziehung, die man zu den Figuren aufgebaut hat, sie werden einem egal.

Ein weiteres großes Manko ist die sprachliche Gestaltung. Auch hier verpasst es Chbosky, sich rechtzeitig zu zügeln. Ständig wird alles mit Vergleichen garniert, die manchmal unpassend sind ("der Mann starrt die Frau an wie eine überreife Ananas"), die sich ständig wiederholen (die Bösen bewegen sich oder klingen immer wieder "wie eine Schlange") oder eine Sache wird mehrmals verglichen (etwas hängt herab erst "wie Leichen von einem Galgen", kurz darauf "wie Kugeln am Weihnachtsbaum" und wiederum kurz darauf "wie Eiszapfen"). Das ist auf Dauer eher nervtötend als große Sprachkunst. Vor allem fühle ich mich als Hören nicht ernst genommen, denn ich möchte mir gerne auch beim Hören meine eigenen Bilder machen können. So wird jede Fantasie beim Hörer in Keim erstickt.

Was mir den Spaß am Hörbuch dann vollends verleidet hat, war der religiöse Überbau, den Chbosky der Handlung gegeben hat. Natürlich gibt es das auch bei anderen Romanen, auch bei Stephen KIng (z.B.: Needful Things"), doch auch hier schießt Chbosky übers Ziel hinaus. Dass der Teufel das Böse ist, geht ja noch an, aber andere Personen werden zum leibhaftigen Messias, eine Frau zur Jungfrau Maria, Gott ist ein Mörder usw.

Insgesamt hätte dies von der Grundidee her ein guter Roman werden können, aber dazu hätte Chbosky den Roman (meiner Meinung nach) gut um die Hälfte kürzen und sich auf das Beziehungsgeflecht der Personen konzentrieren müssen (von denen viele entbehrlich erscheinen). So wurde das Hörbuch mehr und mehr zur Herausforderung und ich war ein paarmal kurz davor abzubrechen, da mich das Ende nicht mehr wirklich interessiert hat. Vor allem die tolle Stimme David Nathans, der das Hörbuch sehr gut liest, haben mich bis zum Ende durchhalten lassen.

Für David Nathan und den guten Anfang gibt es 2 Sterne, insgesamt aber eher 1,5 als 2 Sterne.

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Veröffentlicht am 04.05.2021

Der ausgeträumter American Dream - große amerikanische Erzählkunst

Von Mäusen und Menschen
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John Steinbecks Roman "Von Mäusen und Menschen" ist eher eine kleine Erzählung oder ein erzählendes Theaterstück. Der Autor beschreib auf gerade einmal 113 Seiten in sechs Kapitel eine Episode um die ...

John Steinbecks Roman "Von Mäusen und Menschen" ist eher eine kleine Erzählung oder ein erzählendes Theaterstück. Der Autor beschreib auf gerade einmal 113 Seiten in sechs Kapitel eine Episode um die beiden Wanderarbeiter George und Lennie in den 1930er.

George, ein kluger und gewandter Arbeiter, zieht mit dem großen, bärenstarken, aber geistig zurückgebliebenen Lennie als Wanderarbeiter umher. Beide verbindet eine Kameradschaft, wobei George sich um Lennie kümmert. Denn Lennie ist sehr kindlich und sich oft seiner Kräfte nicht bewusst. Dafür liebt Lennie es, weiche Sachen zu streicheln, zum Beispiel Mäuse. Doch das hat George und Lennie schon oft Ärger eingebracht. Beide träumen davon, einmal eine eigene Farm zu besitzen und diesem harten Leben zu entkommen. Angekommen auf einer neuen Farm treffen sie dort auf eine Truppe von anderen Arbeitern, sowie einem gewalttätigen Chef und seiner Frau, die anscheind gerne mal mit den Arbeitern flirtet.

In den sechs Kapiteln lernt man die Personen kennen. Jeder muss sich auf seine Weise in dieser harten Welt behaupten und stark sein. Doch viele haben wie Lennie eine Schwäche, sei es dass sie alt sind oder dass sie schwarz sind oder einer Frau. Jeder versucht stärker zu sein als der andere und hat , wie George und Lennie, seine Träume. Da diese Welt aber keine Träume zulässt, platzt der American Dream.

Bisher hatte ich noch kein Werk von John Steinbeck gelesen, aber dieser kleine Roman hat mich, neben der Geschichte, gerade sprachlich gefesselt, denn John Steinbeck schafft es mit (der Szenerie angepasster) einfacher Sprache in wenigen Dialogen jeder Person eine tiefe Persönlichkeit zu geben, die es einem selten leicht macht, die Personen als nur gut oder nur böse zu empfinden. Die Anzahl der Schattierungen ist sehr groß. Auch versteht es Steinbeck, die Umgebung, die Natur oder bestimmte Ereignisse mit wenigen Worten auferstehen zu lassen.


Für mich ein Meisterwerk amerikanischer Erzählkunst.

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Veröffentlicht am 04.05.2021

Temporeicher Thriller um eine ungewöhnliche Flugzeugentführung

Very Important Cargo
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Inhalt: Jürgen Gombrowitsch wird erpresst: Gangster haben seine Tochter gekidnappt. Im Austausch gegen das Leben der jungen Frau fordern sie Zugriff auf eine Passagiermaschine, die in achtundvierzig Stunden ...

Inhalt: Jürgen Gombrowitsch wird erpresst: Gangster haben seine Tochter gekidnappt. Im Austausch gegen das Leben der jungen Frau fordern sie Zugriff auf eine Passagiermaschine, die in achtundvierzig Stunden vom Airport Frankfurt abhebt. Als Verkehrsleiter in der Operationszentrale, dem Herz und Hirn der Airline, hat Gombrowitsch Zugriff auf alle Informationen, die seine Erpresser benötigen.
Tatsächlich ist er der entführten Frau noch nie begegnet - sie entstammt einem Seitensprung vor fünfundzwanzig Jahren in Äthiopien.
Kurz vor Ende der DDR war Gombrowitsch dort im Einsatz, im Range eines Offiziers der Nationalen Volksarmee.
Nun wird er mit voller Wucht von seiner Vergangenheit eingeholt.
Verzweifelt schmiedet er einen Gegenplan. Aber um das Leben seiner Tochter zu retten, ist er auf ihre Mutter und ihren Stiefvater angewiesen - als Komplizen. Die beiden jedoch sind Gombrowitsch in innigem Hass verbunden. Denn auch mit ihnen hat er eine alte Rechnung offen ...

(https://www.thalia.de/shop/home/artikeldetails/ID146520314.html)

Der Plot scheint abenteuerlich und die Gefahr, dass die Story schnell unglaubwürdig wird, ist groß, aber Ilya Rosmarin hat es geschafft, diese Story glaubwürdig und nachvollziehbar darzustellen. An keiner Stelle hat der Leser das Gefühl, dass es unrealistisch ist.

In kurzen Kapiteln springt Rosmarin von einem Protagonisten zum anderen und läßt die Fäden gekonnt zusammenlaufen. Dabei entwickelt die Story bald ein rasantes Tempo, das in einem fulminanten Showdown endet.

Die Personencharakteristik ist Rosmarin dabei vorzüglich gelungen, was umso wichtiger ist, da die Flugzeugentführer hier sehr persönliche und familiäre Motive haben und es eben kein Terrorakt ist. In Rückblenden erzählt er die Geschichte der drei Protagonisten im Jahr 1988. Dabei beleuchtet Rosmarin ein mir eher unbekanntes Kapitel aus der Endzeit der DDR und ihren Einsatz in Äthiopien. Diese eher etwas ruhigeren Kapitel sind einerseits recht emotional, andererseits auch langsamer geschrieben, so dass dieser Teil der Geschichte Zeit zum Durchatmen gibt.

Einziges Manko für mich war, dass der Showdown in Äthiopien etwas zu schnell geraten ist. Zu viel passiert auf wenigen Seiten, und einige Ereignisse sind zu unvorbereitet, so dass sie quasi aus dem Nichts geschehen.

Nichtsdestotrotz ein gelungenes Lesevergnügen und ein gelungenes Debüt.


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Veröffentlicht am 04.05.2021

Tödliche Tattoos - Jagd auf einen Mörder mit zwei Blicken in die Vergangenheit

Der Giftzeichner
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Solider 11. Fall für Sachs und Rhyme, mit einem Twist zu viel
Mit „Der Giftzeichner“ schickt Jeffery Deaver das Ermittlerpaar Lincoln Rhyme und Amelia Sachs bereits zum elften Mal auf die Jagd nach einem ...

Solider 11. Fall für Sachs und Rhyme, mit einem Twist zu viel
Mit „Der Giftzeichner“ schickt Jeffery Deaver das Ermittlerpaar Lincoln Rhyme und Amelia Sachs bereits zum elften Mal auf die Jagd nach einem perfiden Serienmörder. Dieser kommt durch die New Yorker Versorgungstunnel zu seinen Opfern, um diese dann mit einer vergifteten Tätowierung grausam umzubringen. Diese Tattoos bilden den Teil einer Botschaft, die Rhyme und sein Team entschlüsseln müssen. Und auch Rhyme und sein Team geraten in den Blick des Killers. Ein erster Hinweis weist auf den Knochenjäger (bekannt aus Band 1) hin. Doch auch der Tod eines anderen, ihm gut bekannten Killers beschäftigt Rhyme.
Insgesamt ist „Der Giftzeichner“ wieder ein solider Thriller, doch dieses Mal hat Deaver etwas zu viel hinein gepackt. So legt er auf der Suche und Jagd nach dem Giftzeichner viele Spuren, doch dadurch fehlt es dem Mittelteil zuweilen an Spannung und es zieht sich etwas. Dafür nimmt die Handlung dann am Ende wieder rasant an Fahrt auf. Wie von Deaver gewohnt, gibt es am Ende einige raffinierte Twists, die wieder Spannung bringen, doch ist es dieses Mal ein Twist zu viel, so dass die letzten Seiten durchaus entbehrbar gewesen wären.

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