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Veröffentlicht am 13.09.2020

Leidenschaftliche Aufklärung über die Entomologie

Wenn Insekten über Leichen gehen
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Mittlerweile bekannt durch jede Menge Krimis und Serien, wo eine Leiche ist, sind auch Insekten nicht weit und manchmal liefern sie sogar nützliche Hinweise. Doch was steckt wirklich hinter dem Berufsfeld ...

Mittlerweile bekannt durch jede Menge Krimis und Serien, wo eine Leiche ist, sind auch Insekten nicht weit und manchmal liefern sie sogar nützliche Hinweise. Doch was steckt wirklich hinter dem Berufsfeld der Entomologen? Ist Fliege gleich Fliege und wie sollen diese, zumeist als lästig wahrgenommenen Zeitgenossen zur Klärung beitragen? Marcus Schwarz gibt einen umfangreichen Einblick in seine Tätigkeit.
Durch seine Arbeit, am Rechtsmedizinischen Institut in Leipzig, als forensischer Entomologe, kommt auch Marcus Schwarz mit dem ein oder anderen Tat- beziehungsweise Leichenfundort in Berührung. Dabei ist seine Arbeit weitaus komplexer als es in Büchern oder Serien dargestellt wird. Oft wissen einfach zu wenige an der Ermittlung beteiligte, dass ein Entomologe, gerade bei der Leichenliegezeit Bestimmung entscheidende Hinweise liefern kann. Dazu muss er aber überhaupt und vor allem rechtzeitig hinzugezogen werden. Neben einer Vielzahl an verschiedenen Fliegenarten, geht der Autor auch auf andere Gattungen der Insektenwelt, deren Eigenheiten und Spezialisierungen ein. Käfer, Parasiten, Wespen und Ameisen, um nur einen Teil der Vertreter zu nennen. Oft gibt es auch Beispiele an Fällen, in denen das entsprechende Insekt den entscheidenden Hinweis lieferte. Manchmal räumt er sogar mit dem ein oder anderen entstandenen Mythos auf. Zum großen Teil spielt jedoch die Entomologie, also die Insektenkunde und die Besiedlung von totem Material die Rolle. Die Fälle dienen zur Veranschaulichung und haben eine eher untergeordnete Rolle. Auch der Forstwissenschaft wird hier Raum gegeben, da Marcus Schwarz dank seines Studiums auch diesbezüglich schon seine Hilfe zur Klärung von Ermittlungen beisteuern konnte. Für mich war die große Bandbreite an Unterarten, ihre Spezifikationen und deren Zusammenhang mit der Verwertung von totem Gewebe unglaublich Interessant. Dabei bildet sich ein eigener Mikrokosmos, der noch bis nach dem letzten Besucher die Zersetzung nutzt. Auch seine Experimente, im Zuge seiner Abschlussarbeit waren sehr informativ und wissenswert. Man spürt, er geht in seiner Arbeit auf, spricht und informiert oft und gern darüber. Durch die Einteilung in einzelne Kapitel ließ es sich wunderbar lesen. Zu dem verlor es, trotz des zum Teil ernsten Themas und dem wissenschaftlichen Hintergrund nie ganz den Humor.
Fazit: speziell für Kriminalermittler sehr wissenswert, doch auch für Fans von forensisch orientierter Literatur und alle, die schon immer mehr über die Welt der Insekten erfahren wollten.

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Veröffentlicht am 10.09.2020

Die abenteuerliche Reise einer Maus, durch die Zeit

Einstein
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Eine kleine Maus verpasst ihren großen Traum, das Käse Fest in Bern, um genau einen Tag. Da muss etwas schiefgelaufen sein. Wenn sie nur die Zeit zurückdrehen könnte. Doch so einfach, wie zunächst gedacht ...

Eine kleine Maus verpasst ihren großen Traum, das Käse Fest in Bern, um genau einen Tag. Da muss etwas schiefgelaufen sein. Wenn sie nur die Zeit zurückdrehen könnte. Doch so einfach, wie zunächst gedacht ist es nicht die Zeit zu beeinflussen. Einstein sagte mal „Die Zeit ist relativ“ woher er das wohl gewusst hat?
Torben Kuhlmann ist deutscher Illustrator und erfolgreicher Bilderbuchautor. Sein erstes Buch (Lindbergh, 2014 veröffentlicht) entstand aus seiner Abschlussarbeit an der Hochschule. Einstein ist nunmehr das fünfte Werk aus seiner Feder. Es ist, wie auch die anderen Bücher, bezaubernd von ihm Illustriert, mit so unfassbar viel Liebe zum Detail und harmonischen Farben, ist die Optik eher realistisch gehalten. Keine Seite bleibt farblos. Oft füllen die Bilder ganze Seiten und auf den Text Seiten finden sich mehrere kleinere Bilder. Dabei spielt es keine Rolle ob groß oder klein, diese detailliebe und akribische Darstellung des Geschehens bleibt immer gleich intensiv. Schon allein optisch ist das Buch faszinierend, da man auf jeder Seite verweilen und sich in den Bildern verlieren möchte, doch die Geschichte steht dem Ganzen in nichts nach. Die kleine Maus macht sich auf die Reise in ein Abenteuer, was völlig anders verläuft als geplant, dennoch wird am Ende alles gut. Liebevoll ist die Geschichte durchdacht und der Kontext ist sehr schön mit Einstein in Verbindung gebracht. Die kindgerechte Verknüpfung zwischen der Geschichte und historischem Hintergrund war toll. Die Darstellung Einsteins sehr gelungen und der Bezug zu einer reellen und geschichtsträchtigen Person gefiel mir sehr gut. Torben Kuhlmann widmet sich in dieser Story dem Verständnis von Zeit und geht ganz in diesem Thema auf, er nennt nicht zuletzt eine Katze Chronos, der bekanntlich die Personifikation der Zeit ist. Genau diese detailreiche Umsetzung hat mich in Text-, wie Bild Form an diesem Buch fasziniert. Nach der Geschichte findet sich im Anhang noch eine ein Teil von Einsteins Vita und Gedankenexperimenten die, die Relativitätstheorie versuchen darzustellen. Wieder veranschaulicht mit Illustrationen und für den Laien gut verständlich. Die Altersangabe ist alles in allem passend, nur Leseniveau und Interesse sollte dementsprechend hoch sein. Trotz der Einteilung als Bilderbuch sollte die Geduld dem ganzen 120 Seiten zu folgen vorhanden sein. Da die Geschichte aber durch mehrere Kapitel unterteilt ist, stellt auch das etappenweise Lesen kein Problem dar.
Fazit: ein wunderschönes Kinderbuch, was abenteuerliche Geschichte, Wissen und bezaubernde Illustrationen miteinander vereint und auch bei den großen (Vor-) Lesern für Begeisterung sorgen wird.

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Veröffentlicht am 17.06.2020

Eine Studie über Ethik und Moral

Die Frau ohne Namen
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Doch Moral scheint sehr dehnbare Grenzen zu haben. Jess ist jung und kann Geld gut gebrauchen. Unerwartet ergibt sich die Möglichkeit an einer Studie teil zu nehmen. Ein paar Fragen beantworten und dafür ...

Doch Moral scheint sehr dehnbare Grenzen zu haben. Jess ist jung und kann Geld gut gebrauchen. Unerwartet ergibt sich die Möglichkeit an einer Studie teil zu nehmen. Ein paar Fragen beantworten und dafür Geld bekommen, was soll schon groß passieren? Jess ahnt nicht im Geringsten, dass sie sich als „Testperson 52“, mit ihren Antworten zum persönlichen Forschungsobjekt von Dr. Shields mustert. Binnen kurzer Zeit bleibt es nicht mehr nur bei Fragen und Jess gerät in einen Zustand in dem sie Realität und Testsituation kaum mehr auseinanderhalten kann. Bald muss sie entdecken, dass moralische Grenzen anderer, weit von ihrer eigenen entfernt sind.
Das Autoren Duo Greer Hendricks und Sarah Pekkanen, veröffentlichen bereits zum zweiten Mal ein gemeinsames Projekt. Ihr erstes Buch (Die Wahrheit über ihn) stieg auf Platz 2 der New York Times Bestsellerliste ein und wird von Dreamworks verfilmt. Dass die beiden nicht neu in der Welt der Literatur sind, merkt man schon auf den ersten Seiten. Trotz zweier Köpfe ließt sich der Text flüssig, lebendig und sauber. Der Sprachstil ist sehr angenehm, in Kombination mit der dynamischen Story wirkt er direkt mitreißend. Durch die wechselnden Perspektiven, die vielen Geheimnisse und unerwarteten Wendungen verliert das Buch zu keiner Zeit an Spannung. Trotz der ein oder anderen Vorahnung behielt die Geschichte stehts ihren Reiz. Mich persönlich zog die psychologische Komponente derart in den Bann, dass ich das Buch nur schwer aus der Hand legen konnte. Man strauchelt mit Jessica von Kapitel zu Kapitel und trotz besseren Wissens vermag man nicht zu sagen, wer Vertrauenswürdig ist, was real und was inszeniert ist und wer eigentlich dringender psychologischer Hilfe bedarf. Dieses Verwirrspiel konnte mich bis zum Schluss fesseln. Das Ende kam für mich ein wenig zu kurz. Es war etwas zu schnell und zu simpel Abgetan, um dem ganzen vorweg gerecht zu werden. Nichts desto trotz, ein wirklich gelungenes Buch.
Fazit: ein durchweg spannendes Buch, welches ganz ohne Blutvergießen, auf subtile psychologische Weise den Leser mörderisch fesselt und in seinen Bann zieht.

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Veröffentlicht am 09.04.2020

Atemberaubend und bewegendes Debüt, in wunderschöner Neuauflage

Das Lied des Achill
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Achill, ein Halbgott, ist strak, anmutig und schön – niemand kann seinem Bann widerstehen. Patroklos, ein junger unbeholfener Prinz, der verstoßen wurde. Der Zufall führt beide als Kinder zueinander. Die ...

Achill, ein Halbgott, ist strak, anmutig und schön – niemand kann seinem Bann widerstehen. Patroklos, ein junger unbeholfener Prinz, der verstoßen wurde. Der Zufall führt beide als Kinder zueinander. Die Zeit schweißt sie, trotz aller Widrigkeiten unzertrennlich zusammen. Kaum sind sie zu jungen Männern gereift, tobt ein Krieg. Die Schlacht, gegen die Trojaner, um die schöne Helena nach Sparta zurückzuholen. Auch Achill ist, neben vielen anderen Helden Griechenlands, aufgefordert sich dem Kampf anzuschließen. Patroklos, von Sorge getrieben, weicht seinem geliebten Achill nicht von der Seite. Doch trotz ihres Wissens, ahnen beide nicht welche Falle das Schicksal für sie und ihre Liebe bereithält.
Madeline Miller ist US- amerikanische Schriftstellerin. Nach ihrem Studium in Altphilologie unterrichtet sie Latein und Griechisch an Gymnasien. Das Lied des Achill ist ihr, 2011 bereits veröffentlichter Debütroman. Im Februar 2020 erschien, Dank dem Eisele Verlag, eine optisch bezaubernde Neuauflage. Der hochwertige Look in matt Schwarz und schillerndem Gold ist das perfekte Pendant zum großartigen Werk im inneren des Buches. Miller schrieb 10 Jahre an dieser Geschichte, der Homers Ilias zu Grunde liegt. Doch auch viele andere klassische Texte hatten ihren inspirierenden Einfluss. Man merkt dem Buch die Liebe und Arbeit an, es ist mit sehr viel Hingabe und einem Auge fürs Detail geschrieben. Patrokloses Erzählungen und Wissen geleiten uns durch einen Teil der viel besungenen Helden Saga und liefern Einblicke in die Hintergründe, in seine Kindheit, die Verstoßung und wie er Achill das erste Mal begegnete. Wir erleben die, wenn auch sehr unterschiedliche Ausbildung der beiden und deren Rolle im bekanntesten Krieg der griechischen Mythologie. Millers Charakterzeichnung ist sehr tiefreichend und der Schreibstil so bildgewaltig, dass die Erzählung eine große Sogwirkung bekommt. Der Leser taucht ganz in die Geschichte ab und erlebt sich selbst als einen Teil davon. Sogar die Weiterentwicklung der Charaktere, lässt die Autorin uns hautnah miterleben. Auch wenn Patroklos und Achill im Vordergrund der Erzählung stehen begegnen wir vielen bekannten Personen. Die, dank ihrer ebenfalls liebevoll ausgereiften Zeichnung, mit den beiden ein vollständiges, großes Bild ergeben. Wenngleich es sich hier um ein Liebespaar handelt, schafft Madeline Miller dennoch das miteinander so subtil und völlig ohne überzogene Szenen zu beschreiben. Durch die Verbundenheit zu den Protagonisten fiebert man, obgleich des bekannten Endes, enorm mit. Während der Kämpfe hält man förmlich den Atem an, um das drohende Ende beider noch irgendwie abwenden zu können. Das Lied des Achill ist sprachlich vielleicht nicht ganz so anspruchsvoll wie ihr zweites Buch „Ich bin Circe“ - jedoch bleibt es, nicht zuletzt wegen seiner harmonischen und mitreißenden Schreibweise, ein Highlight. Einzig Achilles und Hektors aufeinander treffen ist etwas knapp geraten. Ist es doch der Höhepunkt auf den die Geschichte zusteuert und der hätte, für mein Empfinden gern umfänglicher sein dürfen. Dieses winzige Detail konnte das Lesevergnügen jedoch nicht schmälern. Ich habe gehofft, gelacht, war angespannt, abgetaucht, verliebt und tot traurig beim Lesen. So müssen Bücher sein.
Fazit: ein unfassbar grandioses, mitreißendes Buch, dass nicht nur Fans von historischen Romanen oder griechischer Mythologie in seinen Bann ziehen wird.

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Veröffentlicht am 11.02.2020

Eine Hommage an das Lesen

Buchstabenzauber
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Lesen ist der Schlüssel zur Welt, das weiß eigentlich jedes Kind. Doch Eltern sich zunehmend ratlos, da sich viele der jüngsten schon schwer tun einen Zugang zur Welt der Bücher zu finden. Den Nachwuchs ...

Lesen ist der Schlüssel zur Welt, das weiß eigentlich jedes Kind. Doch Eltern sich zunehmend ratlos, da sich viele der jüngsten schon schwer tun einen Zugang zur Welt der Bücher zu finden. Den Nachwuchs von den Bildschirmen loszueisen und für Abenteuer und Wissen zu begeistern, läuft selten so wie vorgestellt und meist geben Eltern irgendwann entnervt auf. Thomas Montasser und Christoph Biemann zaubern da noch ein paar Anregungen aus der Schatzkiste, die sie sich unbedingt ansehen sollten auch wenn sie aktuell keinen „Leseverweigerer“ zu Hause haben.
Thomas Montasser war Universitätsdozent und Journalist, mittlerweile hat er unter einigen Pseudonymen zahlreiche Veröffentlichungen und ist selbst Literaturagent. Christoph Biemann ist Autor, Regisseur und Darsteller. Unter anderem ist er auch einer der Moderatoren der Sendung mit der Maus. Buchstaben Zauber ist aber keine reine Aufzählung an Tricks den kleinen oder Großen die Liebe zu Büchern ein zu bläuen. Vielmehr bringen die Autoren die Bedeutung des Lesens näher. Was ist das überhaupt, wie wichtig ist es wirklich und vor allem was macht es mit uns? Dem gehen die beiden Autoren mit Faktenwissen und jeder Menge liebenswerter Anekdoten, aus ihrem eigenen Leben, auf den Grund. Während sie also gerade dabei sind, sich in das Lesen (neu) zu verlieben, haben beide einige (zum Teil auch unkonventionellere) Ideen parat, wie sie den Nachwuchs gleich noch mit dieser neu gewonnenen Liebe infizieren. Dabei steht immer der Spaß daran im Vordergrund und von Zwang jeglicher Art wird strengstens abgeraten. Die Freude neue Abenteuer zu entdecken und diese näher zu bringen, gemeinsam den Einstieg ins selber lesen zu begehen und das „Leseausstiegsalter“ zu akzeptieren aber nicht davor zu kapitulieren und sogar auf das „Leseeintrittsalter“ zu lauern. Wie wähle ich die richtige Lektüre aus, was sind „Identifikationsfiguren“ und warum Geschlechts-/ Altersspezifische Bücher nett sind aber keinesfalls als Maßstab dienen. Sind Klassiker wirklich zwingend und noch das, was unsere Kinder heute beschäftigt? Zählt der Konsum von Comics als lesen? Oder fehlt dem Nachwuchs nur die richtige Atmosphäre um sich ungestört in ein Abenteuer zu stürzen und was leben sie eigentlich selbst vor, Buch oder Handy? All diesen Themen geben die beiden eine Plattform und liefern neben kleinen „Langeweile-Überbrückungs-Tricks“ auch Anreize zu gemeinsamen Lesenächten und vielen anderen Ideen. Montasser und Biemann helfen ihnen klar zu machen, dass lesen keineswegs langweilig ist und dies auch ihren Kindern glaubhaft zu machen. Unter 70.000 Neuerscheinungen jährlich, wartet da draußen auf jeden das richtige Buch.
Fazit: ein kluges, herzliches Buch, welches als erstes die Eltern (wieder) vom Lesen begeistert und wer kann etwas nicht besser näherbringen, als jemand der selbst gerade dafür brennt? Schöne Anreize und Ideen aber auch Fakten rund um die Buchstaben Welt ohne den bitteren Beigeschmack, des erhobenen Zeigefingers. Aber immer mit Vorsicht zu genießen, denn Bücher können süchtig machen :)

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