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Veröffentlicht am 12.12.2022

Mythologische Tradition trifft realistische Interpretation

Wir Töchter von Sparta
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Klytaimnestra ist die Thronerbin Spartas, ihr steht ein blühendes Leben bevor, so wurde sie erzogen zu herrschen, zu lenken und zu entscheiden. Doch ihr Vater ist zum Wohl des Königreiches gezwungen seine ...

Klytaimnestra ist die Thronerbin Spartas, ihr steht ein blühendes Leben bevor, so wurde sie erzogen zu herrschen, zu lenken und zu entscheiden. Doch ihr Vater ist zum Wohl des Königreiches gezwungen seine Töchter als junge Mädchen mit den Prinzen von Mykene zu verheiraten. Klytaimnestra lässt ihr Schicksal über sich ergehen, doch schafft sie es sich in der Rolle der sittsamen Frau Agamemnon unterzuordnen? Wird Helena bei Menelaos die bedingungslose Liebe finden, von der sie so viel gehört hat und nach der sie sich so sehnt oder hat das Leben andere Pläne mit den Schwestern?

Der trojanische Krieg, viel besungene Helden, große Schlachten, ein episches Drama, Jahrtausende alt. Doch gab es Troja, Sparta und den Krieg der beiden wirklich? Claire Heywoods Interpretation dieser Geschichte ist von etwas mehr Realismus durchzogen und legt ihr Augenmerk auf die Prinzessinnen von Sparta, deren Anteil an der Saga kein unwesentlicher ist. Sie verzichtet komplett auf das Wirken der Götter und bricht einen Jahrtausende alten Erzählstil dieser Geschichte. Die Götter bleiben als Glaube an sie immer noch ein Bestandteil, doch in diesem Buch nehmen sie keinen Einfluss auf das Geschehen. Für viele Situationen gibt es realistische Erklärungen der Handlungen und Entscheidungen aller statt dem zutun der Götter, was mir wirklich gut gefallen hat. Sie spart auch Szenen so weit aus, dass zwar relevante Schlüsselmomente ihre Erwähnung finden, die Handlung sich jedoch nicht in Homers Ausführungen des Versprechens oder der Schlacht selbst, verliert. Der Verzicht auf das Wirken der Götter machte die Geschichte und die Darstellung der Frauen so viel menschlicher und brachte uns der der Gefühlswert so viel näher, als wären sie nur Werkzeuge der Götter gewesen. Viele „Warum?“ Fragen fanden hier eine realistische, wenn auch fiktive Begründung. Es ist definitiv möglich dieses Buch ohne Vorkenntnisse zu lesen, da relevante Details ihre Erwähnung finden und das Buch den trojanischen Krieg nicht näher behandelt. Wer tiefer in die Materie und die Geschehnisse rund um die restlichen Beteiligten dieser Schlacht oder Homer ähnlichere Interpretationen möchte, sollte danach zu weiterer Lektüre greifen. Ich habe mit beiden Frauen sehr gelitten und mitgefühlt. Insgesamt war mir der Verzicht auf einige Details und die nur kurze Erwähnung einiger Personen lieber als das doch sehr umfassende Thema und die vielen Charaktere nur halbherzig abzuhandeln. Hier lag der Fokus auf den weiblichen Protagonistinnen ihre Trauer, Wut, Entsetzen, Hoffnung, Sehnsucht und Angst konnte Claire Heywood uns hier wirklich spüren lassen. Leider ist sie bei manchen Sätzen zu sehr in der Realität der damaligen Zeit versunken, deren kritischen Inhalt sollte man mit etwas Abstand betrachten und hinterfragen. Meiner Meinung nach wären die Szenen auch ohne diese ausgekommen bzw. hätte man das umformulieren können.

Fazit: Claire Heywood geht neue Wege durch alte Geschichten. Ihr Ansatz, für Schlüsselmomente realistisch Beweggründe zu setzen, statt alle Personen reine Marionetten der Götter sein zu lassen, gefiel mir wirklich gut.

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Veröffentlicht am 13.11.2022

Ein Leuchten durchströmt die Dunkelheit

Die Hexen von Woodville - Nachtzauber
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So langsam kehrt, nach den Vorkommnissen mit dem Krähenvolk, im beschaulichen Woodville wieder etwas Ruhe und Normalität ein. Doch England befindet sich immer noch mitten in der Abwehr deutscher Streitkräfte. ...

So langsam kehrt, nach den Vorkommnissen mit dem Krähenvolk, im beschaulichen Woodville wieder etwas Ruhe und Normalität ein. Doch England befindet sich immer noch mitten in der Abwehr deutscher Streitkräfte. Als Faye eines Tages vier Waisenkinder rettet, überkommt sie eine fürchterliche Vision, sie muss die Fremden schützen, doch wie soll sie das anstellen? Selbst ihre zwei magischen Patinnen raten ihr, es zu ignorieren „was geschehen soll wird geschehen!“ damit kann und will sich Faye aber nicht zufriedengeben. Als ein furchtbares Unglück passiert, halten dies alle für einen Unfall, dabei ist es viel schlimmer als sie es vermuten könnten, denn es liegt schwarze Magie in der Luft.

Auch im 2. Band finden wir uns in Woodville, England im Jahre 1940 wieder, der Krieg ist allgegenwärtig, doch die Bewohner versuchen ihr Leben so normal wie möglich zu bewältigen. Außer Faye, die mit ihren Zauber Patinnen gerade verzweifelt versucht etwas mehr über Magie zu lernen. Nur ist lernen fast schon zu viel gesagt. Ständig hört sie, was sie nicht darf, kann oder auf gar keinen Fall tun soll. Dabei muss sie schon bald stärkere Magie wirken als sie sich selber zugetraut hätte. Auch dieses Mal war es ein herrliches Abenteuer mit Faye in Woodville. Es fand sich etwas mehr Bezug zur historischen Situation, die damals herrschte. Zusammen mit ein paar magischen Elementen ergab das im Roman eine sehr ausgewogene Mischung, dem auch das gewisse etwas an Humor und zarter Liebe nicht fehlte. Die Charaktere waren schön ausgearbeitet, jeder hatte seinen Platz und seine Aufgaben, sowie Eigenheiten. Besonders Faye ist Mark Stay sehr gut gelungen. Eine 17. Jährige, die anpackt wo sie gebraucht wird, ein gutes, gütiges Herz hat, wütend wird, wenn man sie unterschätzt, keine Ahnung hat was sie von diesem ganzen Romantik Ding halten soll und wahrscheinlich neben ihrem Vater das beste Pint weit und braun zapfen kann. Das Buch kann sicherlich auch alleinstehend gelesen werden, da es eine in sich abgeschlossene Geschichte ist. Um jedoch alle Personen und die Zusammenhänge bestens verstehen zu können, würde ich empfehlen es der Reihe nach zu lesen.

Fazit: ein herzerwärmend, spannendes kleines Abenteuer, mit einer taffen 17. Jährigen und einer Prise Kerzen- und Spiegelzauber.

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Veröffentlicht am 06.11.2022

Die Unendlichkeit der Rache

Elektra, die hell Leuchtende
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Voller Sehnsucht wartet die mykenische Prinzessin Elektra auf die Heimkehr ihres Vaters. Als Agamemnon die Griechen einte und nach Troja aufbrach, um den Raub der schönen Helena zu rächen war sie noch ...

Voller Sehnsucht wartet die mykenische Prinzessin Elektra auf die Heimkehr ihres Vaters. Als Agamemnon die Griechen einte und nach Troja aufbrach, um den Raub der schönen Helena zu rächen war sie noch ein Kind. Seitdem sind 10 Jahre vergangen, in denen ihre Mutter Klytaimnestra von Trauer um ihre geliebte Tochter Iphigenie, Wut und Rache zerfressen wurde. Kassandra, eine Prinzessin Trojas, der durch Apollons Hand eine Gabe zu Teil wurde, die Segen und Fluch zugleich ist, sieht das Unheil auf das die Mykener zusteuern, doch ist sie dazu verdammt ungehört zu bleiben. Drei Frauen, die, die Taten der Männer erdulden müssen und zu Statisten im Ränkespiel der Götter auserkoren wurden. Doch Elektra ergibt sich dem nicht, sie hat eigene Werte, eigenen Stolz und sie wird ihren eigenen Weg gehen. Im Bestreben ihrem Schicksal zu entkommen ebnet sie jedoch eben jenen weg der von vornherein von den Göttern für sie vorherbestimmt war.
Lektüre über griechische Mythologie ist neben viel Dramaturgie auch zuweilen Männer- und Kriegslastig. Doch auch wenn die Frauen oft nur Statisten oder Nebenrolle belegen, sind sie bei genauer betrachtet oft die, in deren Händen das Schicksal liegt. Ihre Entscheidungen und Taten Einen oder entzweien Königreiche, entscheiden über Krieg und Frieden oder Leben und Tot. Jennifer Saint gibt in ihrem 2. Roman den oftmals nur kurz erwähnten Frauen, um den allseits bekannten trojanischen Krieg, eine Stimme. Doch dieser soll keine zentrale Rolle hier finden, sondern lediglich als Auslöser für Geschehnisse rundherum genannt werden, da das Dasein aller eng mit einander verwoben ist und dass, alles nur wegen einer schicksalshaften Frage von drei Göttinnen. Für Neulinge der griechischen Mythologie ist das Buch bedingt geeignet, es werden zwar alle Schlüsselmomente ihre Erwähnung finden aber die Thematik um den trojanischen Krieg, wie auch die Personen sind sehr umfassend,sodass es etwas verwirrend sein kann. Für mich kam diese Komponente sogar stellenweise etwas zu kurz, doch alle relevanten Ereignisse werden genannt. Auf die Emotionen der Protagonistinnen wir intensiv eingegangen, was die Dramatik der Geschehnisse untermalte und half deren Entscheidungen nachzuvollziehen. In manchen Szenen war es mir teilweise etwas zu viel gefühlvolles Zerdenken der Situation, da hätte ich mir eine etwas nüchterne Betrachtung, mit mehr Tiefe zum mythologischen Hintergrund gewünscht. Nichts destotrotz ein Werk was zum Leiden, Träumen, Bangen und Lieben einlädt und dessen Thematik Trauer, Wut und Rache in allen zeitlichen Epochen ihre Präsenz findet.

Fazit: wieder eine mitreißend erzählte Geschichte aus der griechischen Mythologie, die den Frauen eine starke Stimme verleiht.

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Veröffentlicht am 24.10.2022

Gott schütze mich vor meinen Freunden…

Düstere Verkettung
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3 Menschen, die sich noch nie in ihrem Leben gesehen oder voneinander gehört haben, doch Viktor Dueck schafft es diese 3 Existenzen aneinander zu Ketten. Für sie gibt es keinen Ausweg, denn ab hier führen ...

3 Menschen, die sich noch nie in ihrem Leben gesehen oder voneinander gehört haben, doch Viktor Dueck schafft es diese 3 Existenzen aneinander zu Ketten. Für sie gibt es keinen Ausweg, denn ab hier führen alle Wege in die Düsternis. Die Geschichte beginnt zwar in drückend trauriger Atmosphäre jedoch sehr unverfänglich und warum sollte das Glück nicht auch mal einem, vom Leben gebeutelten Veteranen über den Weg laufen. Doch mit dem Brief hält auch die unheilvolle Stimmung Einzug. Natürlich hat er es hinterfragt, doch hat er eine Wahl? Der Titel ist perfekt gewählt, da die ganze Geschichte von den dunklen Verkettungen lebt, ein handeln löste den nächsten Mechanismus und plötzlich beginnt sich für alle beteiligten ein Karussell zu drehen und jeder der es zu stoppen versucht schaut unmittelbar in die Finsternis. Während wir Leser also hilflos dabei zusehen wie die Personen, in diesem Strudel aus Verzweiflung, um das Leben aller kämpfen, schleicht diese geheimnisvolle Schaurigkeit durch das Buch, deren rätselhafte Kräfte unerklärlich sind. Am Ende führt das Netz der Spinne ins Zentrum und welcher schrecken da lauert vermag man sich nicht vorzustellen. Ich war mehr als positiv überrascht, da dieser Thriller wirklich atemlose Momente bot, Szenen in denen man bangte und deren Ausgang einen nicht kalt ließen. Durch die Mystery Komponente, die zwar Grundstein der Geschichte ist, jedoch nicht überhandnahm, entpuppte sich das Buch als weit entfernt vom sonstigen Thriller Mainstream. Trotz der Fülle der relevanten Personen und wechselnder Handlungsorte kam ich beim Lesen gut zurecht. Besonders mochte ich, dass es eben nicht wieder an diesen mehr als ausgelatschten 0815 Orten spielte, was aber auch gar nicht zum Charakter der Geschichte gepasst hätte. Der Schreibstil war angenehm, flüssig und wortgewandt, keine wiederkehrenden Phrasen, gute Beschreibung der Umgebung ohne unnötig auszuschweifen. In der optischen Darstellung der Charakter ließ er genug Spielraum für die Fantasie des Lesers, was angenehm war. Beim Leben und den damit verbundenen Qualen ging er detaillierter vor, was einen immer stärkeren Sturm der positiven/ negativen Gefühle zu den Charakteren auslöste. Man sollte sich bei der Lektüre auf unerklärliche Phänomene und derbere Szenen einlassen können.

Fazit: ein überraschend guter Mystery Thriller, der sich durch seine trostlose Dunkelheit und einen touch Mystizismus definitiv vom Mainstream abhebt.

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Veröffentlicht am 20.10.2022

Eine Novelle, kalt wie Stein

Galatea
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Pygmalion reicht es, diese zügellosen Weibsstücke überall. Er schließt sich ein und widmet sich seiner über alles geliebten Bildhauerei. Er schafft sich seine eigene Version einer perfekten Frau. Bildschön, ...

Pygmalion reicht es, diese zügellosen Weibsstücke überall. Er schließt sich ein und widmet sich seiner über alles geliebten Bildhauerei. Er schafft sich seine eigene Version einer perfekten Frau. Bildschön, still und fromm soll sie sein. Doch die Statue wird so wunderschön, dass er sich in sein eigenes Werk verliebt und zu den Göttern fleht, sie mögen seiner Schöpfung Leben einhauchen. Als sich diese erbarmen und seinem Begehren nachgeben, ist er überglücklich. Doch schon bald merkt er, dass mit dem Lebenshauch, in seinem Werk auch eigenständiges Denken, Fruchtbarkeit und Empfindungen eingezogen sind. Bei den Göttern, das hat nun wirklich keiner gewollt.

Galatea ist eine Schilderung aus Ovids Metamorphosen, derer sich Madeline Miller annimmt, der Statue ihre eigene Stimme und auch endlich einen Namen verpasst. Dieser war leider währen der letzten paar tausend Jahre als eher überflüssig angesehen worden. Die Zeiten in denen man die einzige Aufgabe im Leben einer Frau, das reine glücklich machen des Gemahls, stillschweigend hin nimmt sind vorbei. Wir werden laut, äußern unsere Gedanken, fordern rechte ein, haben Bedürfnisse und treffen Entscheidungen. Da auch im 21. Jahrhundert die Duldung und Akzeptanz dessen an viele Grenzen stößt, nimmt sich Madeline Miller dieser Erzählung an und zeigt die Aktualität des Themas, auch 2000 Jahre später. Pygmalions Grenzen gegenüber zügellosem Verhalten enden nämlich ganz schnell und zwar bei ihm selbst. Da ist alles erlaubt, was geht. Doch nun gilt es auch dieses Weib mit seinen unliebsamen Eigenschaften los zu werden. Bei Ovid sicher ein stiller Bühnen Abgang für sein Werk, doch nicht bei Madeline Miller. Ein Untergang mit Paukenschlag. Leider kam ich weder in die Erzählung rein, noch fand ich Zugang zu Galatea selbst. Ich verstehe die Intension die dahinter steckte, diese Novelle zu verfassen, doch hier fehlte einfach zu viel von dem sonst so geliebten mythologischen Flair, von Galateas zum Teil mehr als unangebrachten Ausdrucksweise mal abgesehen. Die Handlung blieb kalt, hart und rau wie Stein. Galatea war so trocken in ihrer Schilderung als wäre sie eine außenstehende. Was natürlich perfekt in der Verkörperung, als zum Leben erweckte Statue war, war leider auch irgendwie der Todesstoß für die Story an sich. Zu kurz die Geschichte, gespickt mit Illustrationen, die mich persönlich null ansprachen und ein Nachwort was man sich auch hätte schenken können. Alles in allem fühlte es sich kalt und mehr wie gezwungenes Seiten füllen an. An ihre bisherigen Werke reicht es vom Inhalt her in keinster Weise heran. Wenn auch die Vorlage nicht so viel Stoff bot, blieb Galatea weit hinter den Emotions- und Tragik geladenen Geschichten und Erwartungen.

Fazit: eine, in meinen Augen eher überflüssige Novelle, deren Text und Bild Inhalt in keinster Weise den Preis rechtfertig. Mehr als optisch nett, denn als wortgewandtes Werk zu betrachten.

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