Profilbild von JosefineS

JosefineS

Lesejury Star
offline

JosefineS ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit JosefineS über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.09.2022

Als Helios strahlen erlosch

Das Strahlen des Herrn Helios
0

In Überstadt hat alles seine Ordnung, jeder seine Aufgabe, denen die meisten Geschöpfe gewissenhaft nachgehen. Jahr für Jahr macht der Zirkus am Rand der Stadt halt. Auch wenn die meisten sie für aussätzige, ...

In Überstadt hat alles seine Ordnung, jeder seine Aufgabe, denen die meisten Geschöpfe gewissenhaft nachgehen. Jahr für Jahr macht der Zirkus am Rand der Stadt halt. Auch wenn die meisten sie für aussätzige, verlorene Seelen halten, können der Neugierde über den tätowierten Tod, einem einarmigen Artisten oder einer bärtigen Dame, die wenigsten widerstehen. Ein bedrohlicher Schatten legt sich über diese schillernde Atmosphäre, als der strahlende Zirkusdirektor Helios in seinem Wagen ermordet aufgefunden wird. Für Sutten, den Polizeichef ist der Fall eindeutig und der Täter alsbald hinter Gittern. Doch für Skarabäus Lampe stinkt der Fall gewaltig, der Detektiv muss den wahren Mörder finden, bevor ein Unschuldiger bestraft wird. Der Kreis der Verdächtigen wächst jedoch stetig und Lampe läuft die Zeit davon.

Vereinfacht dargestellt würde ich „Das Strahlen der Herrn Helios“ als Sherlock meets Zoomania bezeichnen, doch das wäre nur ein grober abriss, denn der Inhalt ist schon einiges mehr als sich auf diesen ersten, einfachen Blick erkennen lässt. Meike Stoverock ersinnt hier einen Kriminalroman und versetzt diesen in eine Fantasie Welt, deren Darsteller Tiere sind. In Überstadt tragen sie Kleider, bewegen sich auf zwei Beinen, gehen berufen nach und haben die zivilisierte Übereinkunft, sich nicht gegenseitig zu fressen. Doch wie in jeder Zivilisation und sei sie noch so kultiviert, gibt es Vorurteile, Dogmen, Stigmata, Ausgrenzung, illegale Handlungen und Verbrechen. Letzteres nimmt sich Skarabäus Lampe, seines Zeichens Detektiv, an. Die Adaption seines Namens, vom altdeutschen Sprachgebrauch, in der, der Hase immer als Meister Lampe bezeichnet wurde, gefiel mir von Anfang an sehr gut. Der Charakter war schön ausgearbeitet. Gefühlt gibt es ja immer parallelen zu diesem einen, gewissen Detektiv, doch Skarabäus konnte sich etwas absetzen. Sein Faible für die Entomologie, seine allerliebste Haushälterin und nicht zuletzt wegen seines kleinen, ungestümen Freundes. Die Idee hinter dem Kriminalfalle, war in meinen Augen gut, der Genre Mix brachte mich dennoch ab und an ins straucheln. Der Spannungsbogen hat leider immer wieder Tiefs, da zwischendurch Erläuterungen über das Leben der Tiere die Story kreuzten, was den Fall ausbremste. Es passte zwar immer in die Situation und war interessant, doch war es gleichzeitig auch immer ein break. Witziger weise waren es mir auf der Fantasieebene zu wenige Details. Ich hätte gern mehr über die Bewohner von Überstadt erfahren, nur einfach nicht als grätsche in die Ermittlungen. Die Idee des Genre-Mixes gefiel mir sehr gut, bei der Umsetzung eines flüssigeren Leseflusses ist allerdings noch etwas Luft nach oben. Man spürt förmlich den Verdruss der Autorin, über viele aktuelle Themen unserer Welt, es weht ab und an einen sozial kritischen Hauch, der zwar leicht zu erkennen, jedoch nie zu dominant ist. Ihr Statement für Gleichberechtigung und Akzeptanz blieb immer klar definiert. Leider stieß mir unter genau diesem Gesichtspunkt die Darstellung der bärtigen Dame auf, der als Walross selbstverständlich eine gewisse Leibesfüllen zu eigen ist. Die jedoch, zu meinem bedauern in jeder einzelnen Szene durch eben jene überall aneckt, Dinge zerstört oder zu Boden befördert. Bei so viele sozial kritischem Unterton hätte ich mir eine weniger klischeehafte Darstellung von Körperformen gewünscht, doch das sei lediglich als Randnotiz gesagt.

Fazit: 3,5 Sterne - Ein Kriminalfall mit tierischen Protagonisten, in einer Fantasie Welt. Die Idee konnte sehr bei mir punkten, die Umsetzung eines harmonischeren Leseflusses hat aber noch Luft nach oben.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 13.09.2022

Er ist ein nichts und ich werde ihn finden!

The Nothing Man
0

Fast 20 Jahre nachdem ein Monster in stetig steigernder Raserei durch Cork wütet starrt Jim Doyle auf das Buchcover von „The Nothing Man“. Warum zur Hölle steht da sein Name? Natürlich nicht der, unter ...

Fast 20 Jahre nachdem ein Monster in stetig steigernder Raserei durch Cork wütet starrt Jim Doyle auf das Buchcover von „The Nothing Man“. Warum zur Hölle steht da sein Name? Natürlich nicht der, unter dem ihn alle kennen, sondern der, den die Zeitungen ihm damals gaben. Als er den Namen der Autorin liest gefriert ihm das Blut in den Adern. Wie konnte ihm nur dieser Fehler unterlaufen? Er muss dieses Buch lesen, er muss wissen was sie weiß. Ein weiteres Mal kann er sie nicht am Leben lassen.

Eve Black überlebte als einzige den Nothing Man. Wie durch ein Wunder konnte sie in dieser grausamen Nacht dem Mann, der ihren Vater, ihre Mutter und die 7-Jährige Schwester Anna tötete entkommen. Was folgt war ein Leben als „das Mädchen, dass…“, doch es reicht. Nach fast 20 Jahren im Schatten tritt sie daraus hervor und wird mit ihrem Buch über seine Taten, zu der Frau die ihn fangen will. The Nothing Man ist als Buch im Buch aufgebaut. Zusammen mit Jim Doyle entdecken wir was Eve über sich und ihn zu erzählen hat und rutschen von anfänglich vielen Buchszenen immer mehr in die Realität und die Welt in der Jim lebt ab. Eine Welt die beginnt sich unaufhörlich immer und immer schneller zu drehen und längst auf Kollisionskurs steht. Mir fiel es am Anfang schwer mich auf Eves Buch einzulassen. Auf der einen Seite war es schrecklich zu lesen, was sie durchgemacht hat, auch nach der Nacht. Interessant war auch mehr über das Leben der anderen Opfer zu erfahren, weil es sie nicht bloß als Opfer zeigt, sondern als die Menschen die sie gewesen sind und derer man sich erinnern sollte. Doch irgendwie hatte es auch etwas langatmiges, Schweres. Dies besserte sich als Jim mehr in die eigentliche Story einbezogen wird. Rasant gewinnt die Handlung dann an Tempo und steuert auf das unausweichliche Ende zu, bei dem man sich am liebstem die Augen zuhalten möchte. Insgesamt also ein doch noch gelungenes Buch, welches zum Schluss noch mit Adrenalin steigernder Spannung aufwarten konnte, jedoch die Message hinter dem Buch nicht aus den Augen verliert. Täter werden zu oft glorifiziert und für übermenschlich gerissen gehalten, was nicht nur falsch ist, sondern auch die Aufmerksamkeit vom wesentlichen wegführt, den Opfern. Jene Menschen deren Namen wir eigentlich kennen sollten.

Fazit: nach Startschwierigkeiten konnte das Buch dennoch vor allem durch seine Message und den Spannungsbogen überzeugen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 13.09.2022

Zwischen Klassikern, Merchandise und Muskelprotzen

Schneewittchen und die sieben Särge
0

Robert Mondrian ist Buchhändler im beschaulichen Remslingen. Seine Buchhandlung führt allerdings nur Klassiker und Liebesromane, sehr zum Leidwesen seines Gehilfen Alfons, dessen Herz eher für Comics und ...

Robert Mondrian ist Buchhändler im beschaulichen Remslingen. Seine Buchhandlung führt allerdings nur Klassiker und Liebesromane, sehr zum Leidwesen seines Gehilfen Alfons, dessen Herz eher für Comics und Krimis schlägt. Was jedoch weder Alfons, seine zwei Pflege Kakadus Sherlock & Watson, noch sonst irgendwer in Remslingen ahnt, ist Roberts Vergangenheit als Geheimagent. Welche dieser geflissentlich und aus guten Gründen zu verbergen versucht. Als ein Obst- und Gemüsehändler der Ladennachbarin und Roberts heimlicher Herzensdame, tot aufgefunden wird, kommt er mit seiner Ruhestandsentscheidung ins Wanken. Plötzlich haben Polizei und Presse es auf Sonja und ein mysteriöser Muskelprotz auf den Buchhändler selbst abgesehen. Es wird Zeit, die Deckung zu verlassen.

Schneewittchen und die sieben Särge ist eher ein humorvoller Regional Krimi, als sturer „Bulle jagt Verbrecher“ Roman. Der völlig unterschätzte Protagonist, der den großen Muckibuden Stammkunden aufs Kreuz legt, ein ahnungsloser, manchmal etwas einfältiger Mitarbeiter und eine Leiche, die Tot tatsächlich mehr Staub aufwirbelt als zu Lebzeiten. Mit viel Charme manövriert sich Robert Mondrian durch jegliche Wirrungen des Falls. Der Schreibstil von Jürgen Seibold war angenehm flüssig und gut zu lesen, die Geschichte kurzweilig und nett erdacht, wenn auch hier und da gern etwas überzogen. Wer ein Buch über einen zur Ruhe gesetzten Geheimagenten kauft sollte jedoch mit Action lästigen Szenen rechnen.

Fazit: humorvolle Lektüre für zwischendurch, mit charmanten Charakteren und der ein oder anderen Überraschung.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 08.07.2022

Eher kleine Qual als kleines Wunder

Kleine Wunder
0

Das Kloster, des einst so florierenden Ordens der Schwestern der heiligen Philomena, steht vor der der unmittelbaren Schließung. Die drei verbleibenden Nonnen müssen der Wahrheit ins Auge sehen. Das Dach ...

Das Kloster, des einst so florierenden Ordens der Schwestern der heiligen Philomena, steht vor der der unmittelbaren Schließung. Die drei verbleibenden Nonnen müssen der Wahrheit ins Auge sehen. Das Dach ist löchrig, die Elektrik alt, der Herd defekt und auf Oberin Margaretes Tisch stapeln sich zu dem auch noch die Rechnungen. Ein Job um den sie wahrlich nicht gebeten hat, doch die Wege des Herrn sind manchmal unergründlich. Als sie sich mit dem Gedanken, das Kloster in Faibridge verkaufen zu müssen abfinden, ändert ein überraschender Lottogewinn alles, jedoch völlig anders als die drei sich das erträumt hätten.

Das „charmant …, für Sister Act Fans“ habe ich leider suchen müssen. Bis auf die parallele von 3 Nonnen, bin ich jedoch nicht fündig geworden. Wie überraschen und was für ein Aufhänger, drei fromme Schwestern und ein 6er beim Glücksspiel, das könnte Aufregend werden. Wurde es leider nicht, denn wie sooft ist der Mittelpunkt des Klappentextes, nicht der Mittelpunkt des Buches. Leider plätscherte die Geschichte so vor sich hin und statt Trubel gab es jede Menge Lebensgeschichten der Dorfbewohner, steht´s unterbrochen von durchaus fragwürdigen, jedoch endlosen Gebeten. Möglicherweise war diese Version von englischem Humor mir auch nicht ganz zugänglich. Die Barmherzigkeit, die Anne Booth in ihre Kindebücher thematisiert hat sie scheinbar hier ernster genommen und noch intensiver verarbeitet. Dabei gab das Ganze ein doch eher oberflächliches Bild ab. Ein Überfluss an hintereinander gereihten, optischen Attributen, einer gelegentlichen Erwähnung eines Berufes, Talents oder Stimmlage im Chor. Der ganze Schreibstil ein Stakkato, wenn es zuwenigst noch etwas Charme/ Humor besessen hätte, doch die wahrscheinlich zum Schmunzeln erdachten Passagen waren eher merkwürdig. Zum Plot Twist war ich bereits so oberflächlich abgestumpft, dass es jetzt auch nicht mehr viel in mir auslöste, zumal es sich schnell wieder in diesem überdrehten „Freundschaft, Gemeinschaft, Glauben, Liebe, Herzerwärmungsauftrag“ erstickt wurde. Was leider zu jeder Menge Empathie-Tod in mir sorgte. Lieber Gott, was wurde hier geweint und was hat mich das irgendwann nicht mehr tangiert. Leider ein Fall von „eingestiegen, weil falsche Erwartungen gehabt“.

Fazit: der erwähnte Bezug zu Sister Act, gab mir leider falsche Vorstellungen, weswegen mich diese Cosy Feelings über Nächstenliebe und Freundschaft förmlich erstickt haben. Was jedoch nichts an der teilweise stark oberflächlichen Darstellung der Charaktere und dem Stakkato Schreibstil geändert hätte. Wer sich die volle Barmherzigkeitsdröhnung geben möchte, könnte sehr glücklich damit werden.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 31.05.2022

Vom Kürbiskopf und dem geheimen Zauberbuch

Die Hexen von Woodville - Rabenzauber
0

Faye Bright, eine etwas andere junge Dame, aus dem ruhigen Örtchen Woodville findet beim entrümpeln des Kellers ein altes Buch, dass ihre Mutter vor ihrem Tod für sie geschrieben hat. Der Inhalt beantwortet ...

Faye Bright, eine etwas andere junge Dame, aus dem ruhigen Örtchen Woodville findet beim entrümpeln des Kellers ein altes Buch, dass ihre Mutter vor ihrem Tod für sie geschrieben hat. Der Inhalt beantwortet Faye so einige Fragen, wirft jedoch zugleich noch mehr neue Fragen in ihrem Leben auf. War ihre Mutter eine Hexe? Völliger Quatsch, so etwas wie Magie gibt es gar nicht. Doch ob sie will oder nicht, spätestens als eigenartige Vogelscheuchen im Dorf auftauchen und Unruhe stiften, muss sie einsehen, dass es an der Zeit ist, die Wahrheit zu erkennen und mit zwei schrulligen, alten Damen das ahnungslose Dorf zu retten.

Rabenzauber ist der Auftakt von Mark Stays Trilogie über die Hexen von Woodville. Faye merkt zwar schon lange, dass sie anders ist als die anderen jungen Damen im Dorf, doch der Grund ist erstmal völlig unglaublich. Im 1. Band lernen wir das Dorf, die Bewohner und die aktuelle Situation kennen. Denn es ist 1940 und England wappnet sich gerade für den 2. Weltkrieg. Alle wehrtüchtigen Männer sind an der Front und Woodville ist schutzlos dem ausgeliefert was da in alten, mit Stroh ausgestopften Kleidern auf sie zu wankt. Ich hatte durchweg beim lesen dieses „Zauberer von Oz“ Feeling, was eigentlich verrückt ist, da es bis auf eine Vogelscheuche keinerlei parallelen in der Handlung gab. Doch Faye ist eine ziemlich kluge und freche 17-jährige, ihr Charakter war sehr schön ausgearbeitet, so dass man bereitwillig mit ihr in dieses Abenteuer zieht. Die Story war nicht zu kitschig und der Fantasy Anteil, für mein Empfinden nicht zu hoch. Es war in dem Maß „Realität streift magisches“ genau austariert und bot, dank einiger Wendungen Spannung und sogar etwas Humor. Ein idyllisches Dorf mit dem ein oder anderen herrlich schrulligen Bewohner. Man sollte sich aber zumindest auf etwas Kräutermagie, Beschwörungszauber und nicht zuletzt auch lebendige Vogelscheuchen einlassen können um das Buch zu genießen. Ich bin kein allzu großer Fantasy Fan, doch Mark Stay konnte mich dennoch mit seinem wundervollen Schreibstil, der tollen Geschichte und einem Hauch von Kräuter, Kerzen und Kröten verzaubern.

Fazit: von Anfang bis Ende eine tolle Geschichte mit sehr ausgewogenem – Realität meets Fantasy- Verhältnis. Die Zauberei hatte ein angenehmes „Kräuter Hexen“ Feeling.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere