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Veröffentlicht am 28.03.2021

Eine Story, gleich einem erbitterten Schachspiel

Das Geheimnis von Zimmer 622
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Das Ereignis des Jahres, im Hotel Palace de Verbier. In den Alpen treffen sich mittlerweile schon traditionell einmal im Jahr die Angestellten einer angesehenen Schweizer Bank. Doch ein Mord der zu einem ...

Das Ereignis des Jahres, im Hotel Palace de Verbier. In den Alpen treffen sich mittlerweile schon traditionell einmal im Jahr die Angestellten einer angesehenen Schweizer Bank. Doch ein Mord der zu einem ungelösten Fall wird, wirft einen tiefen Schatten über das Hotel und die Bank. Als einige Jahre später der Bestseller Autor Joël Dicker in eben jenem Hotel die aufgeschlossene Scarlett Leonas kennenlernt, ahnt er nicht, dass die Neugierde der beiden sie bald zu Mordermittlern werden lässt. Was geschah nur im Zimmer 622, welches offiziell im Hotel nicht einmal existiert.
Eine mysteriöse Geschichte der anderen Art. Wir starten mit Joël Dicker höchst selbst als Protagonisten in die Geschichte und Überraschung, er schreibt ein Buch. Doch dabei bleibt es nicht lange, denn er stürzt ungewollter Weise während seiner Auszeit vom Schreiben mit seiner charmanten und energischen Zimmernachbarin in einen Fall, der seines gleichen sucht. Mord, gescheiterte Ermittlungen, Neid, Missgunst und das in den höchsten Kreisen, ein Machtspeil der Superlative. Die vielen einzelnen Fäden, die zu Beginn noch sehr wirr wirken fügen sich am Ende zu einem großen Ganzen zusammen. Dabei hat man während des Lesens schon das ein oder andere misstrauische Gefühl, doch Dicker lenkt den Fokus wunderbar ab und wenn man denkt etwas durschaut zu haben kam es im wahrsten Sinne des Wortes noch dicker. Einem Schachspiel gleich bewegten sich die Charaktere, wie Spielfiguren auf dem Brett veränderten sie ihre Positionen. Den nächsten Zug voraus zu ahnen war schier unmöglich, da bis zum Schluss nicht ersichtlich war, wer die Figuren setzte, wer König, Läufer oder lediglich Bauer war. Trotz der ein oder anderen Vorahnung war es jedes Mal wie ein Hammerschlag der Wahrheit näher zu kommen. Zum Ende wurden die Sprünge etwas wirr, da man sich immer auf den Wissensstand der gerade erzählenden Person einlassen muss, was als „mehrwissender Leser“ Verwirrung stiften kann. Mit diesem Buch nimmt er auf wirklich spektakuläre Weise Abschied von seinem, 2018 verstorbenen Verleger. Dessen enge Beziehung zu ihm auch ihren Platz in der Geschichte findet. Man spürt den Hauch von Verlust, den Dicker verarbeitet, nach dem Tod eines geliebten Menschen. In vielem spiegelt er eigene Züge wieder, hebt die Endlichkeit des Lebens hervor, ohne jedoch in die Melancholie abzurutschen. Die Quintessenz eben jener Szenen ist es, das Leben zu schätzen, es auszuschöpfen und zu feiern. Ich war begeistert was für ein geschicktes Spiel er mit seinen Figuren getrieben hat. Obwohl es zu keiner Zeit actionreich war, war dieses Buch ab einem gewissen Punkt doch sehr fesselnd. Man musste einfach wissen was hinter all dem steckt und seine unglaublichen Enthüllungen haben in keinem Kapitel enttäuscht.
Fazit: ein fesselndes Buch, welches Dank einer fulminant gestrickten Story ganz eigene Spannungsmomente erzeugte. In diesem Buch stecken sowohl viel Herz-, als auch Kopfarbeit.

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Veröffentlicht am 09.03.2021

Die Zeit heilt nicht alle Wunden

Mordsand
8

Ein 30 Jahre altes, gefesseltes Skelett taucht am Strand einer Elbinsel auf. Frida Paulsen und Bjarne Haverkorn ermitteln, doch stehen sie vor einem Rätsel als kurz darauf in der Nähe die Leiche eines ...

Ein 30 Jahre altes, gefesseltes Skelett taucht am Strand einer Elbinsel auf. Frida Paulsen und Bjarne Haverkorn ermitteln, doch stehen sie vor einem Rätsel als kurz darauf in der Nähe die Leiche eines Hamburger Baulöwen gefunden wird. Niemand ahnt, dass die Spuren in die ehemalige DDR führen, deren Grausamkeiten vielleicht von vielen verdrängt, jedoch von einigen nie vergessen wurde.
Romy Fölck, die deutsche Bestseller Autorin mit einem Abschluss in Jura wurde durch ihre Kriminalromane in der Elbmarsch bekannt. „Mordsand“ ist der 4. Band der Reihe um das Ermittlerduo Frida Paulsen & Bjarne Haverkorn. Ein Teil des Buches spielt in der ehemaligen DDR, in der Romy Fölck selbst aufwuchs. Ihr Motiv für die Story war, geschehenes nicht vergessen zu lassen und mit festgesetzten Vorurteilen aufzuräumen. Sie versucht, zu Unrecht erlittene Traumata aus dieser Zeit einfließen zu lassen, kommt jedoch über deren Erzählung nicht hinaus. Hier fehlte leider, ihr sonst so gutes Händchen für Atmosphäre und Emotionen, um es den Leser wirklich fühlen zu lassen. Nüchtern blieb bedauerlicherweise auch der Kriminalfall, denn mehr als im Trüben fischen war den größten Teil des Buches nicht drin. Weder der Leser, noch die Ermittler konnten sich wirklich auf den Fall konzentrieren, da gefühlt an jeder Ecke ein privates Schauspiel ausbrach, welche insgesamt einfach zu viel Raum einnahmen und zum Teil an Theatralik kaum zu übertreffen waren. Der Schreibstil war gut und flüssig zu lesen, wobei einige kurz gehaltene Sätze eher wie Füllmaterial wirkten und die wesentliche Handlung zusätzlich unterbrachen. Ihr sehr gutes Gespür dem Leser Umgebung zu vermitteln blieb diesmal gänzlich auf der Strecke. Das wurde an jeder passenden, wie unpassenden Stelle eingestreut. Auch das Gefühl für Atmosphäre scheint leider ertrunken zu sein, die war nämlich zu meinem Bedauern zu keiner Zeit vorhanden. Immer, wenn sich etwas Neues ergab und man Hoffnung auf Spannung schöpfte kam wieder eines der vielen außerdienstlichen Dramen dazwischen. Zum Ende sorgten noch „Hilfssheriff Zufall“ und ein äußerst geständiger Täter für eine schnelle Auflösung des Ganzen. Gerade noch rechtzeitig um zum nächsten privaten Höhepunkt der Geschichte zu flitzen. Nach der langen Fahrt mit angezogener Handbremse, jeder Menge Stopps im Privatleben und dem Schnellschuss um das Ziel zu erreichen, war wenigstens die Auflösung Rund und ohne größere Lücken. Wirklich schade, Romy Fölck kann ganz anders und vor allem viel besser.
Fazit: enttäuschender 4. Band, der neben einer guten Grundidee nicht mehr als private Kriegsschauplätze zu bieten hat. Musste er wahrscheinlich auch, da der Fall und die Ermittlungen mehr als dürftig waren.

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Veröffentlicht am 23.02.2021

Lass uns gemeinsam lesen

Die Tierolympiade - Leserabe ab Vorschule - Erstlesebuch für Kinder ab 5 Jahren
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Manchmal ist die Lust, sich mit Buchstaben und dem Lesen lernen zu beschäftigen schon bei Kindern im Kindegartenalter vorhanden. Dafür hat Ravensburger die Vor- Lesestufe entwickelt die, Kindern ab 5 Jahren ...

Manchmal ist die Lust, sich mit Buchstaben und dem Lesen lernen zu beschäftigen schon bei Kindern im Kindegartenalter vorhanden. Dafür hat Ravensburger die Vor- Lesestufe entwickelt die, Kindern ab 5 Jahren mit ihren Eltern gemeinsam erstes Lesern erleben lässt. Einige Hauptwörter werden im Text durch Bilder ersetzt, so wächst das Verständnis, dass jedes Wort eine Einheit bildet, bezieht die Kinder leicht in den Leseprozess ein und weckt die Neugier auf das Lesen lernen.
Die Illustrationen sind sehr schön, kinderfreundlich und bunt gestaltet. Die, durch Bilder ersetzten Hauptwörter sind einfach und gut zu verstehen. Wenn doch mal etwas unklar ist, hilft die Wörterliste am Ende des Buches weiter. Die Geschichte über 3 tierische Zoobewohner, die sie die Langeweile an einem trüben Tag ohne Besucher vertreiben ist toll erzählt. Spaß, Freude und auch Enttäuschungen kommen vor, doch unter wahren Freunden gibt es keine Verlierer. Die Sätze sind kurzgehalten damit die kleinen „Leser“ dem Inhalt, trotz der Konzentration auf ihre Aufgabe folgen können. Bebilderte Hauptwörter werden regelmäßig wiederholt um sie zu festigen. Die Schrift ist schön groß gegliedert und simpel dargestellt, so ist das Buch zum späteren Lesestart immer noch eine tolle Lernhilfe. Durch die Unterteilung der Geschichte in drei Kapitel gibt es die Möglichkeit pausen einzulegen um nicht gleich zu überfordern. Wer Lust und Laune hat liest eben weiter. Ich, als der Vorlesende Erwachsene bin ab und an über den richtigen Stopp gestolpert, also auch gemeinsames lesen ist am Anfang ungewohnt. Wir mochten beide diese Möglichkeit zu lesen, die Bild/ Wort Assoziationen und dass wir direkt ins Abenteuer starten konnten ohne groß vorher etwas zu üben. Zum Abschluss lieferten die Rätsel am Ende der Geschichte tolle Denksport Aufgaben in Sachen Buchstaben, Aufmerksamkeit und Logik.
Fazit: ein tolles Buch für Kinder im KiTa-/ Vorschulalter, die das selber Lesen kaum erwarten können. Ein schöner, abenteuerlicher Einstieg in das gemeinsame Lesen.

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Veröffentlicht am 23.02.2021

Home Sweet Home

Zimmer 103
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Viviane Delaney macht die Nachtschicht an der Rezeption des Sun Down Motel in Fell, einem kleinen Vorort an der Route 6. Hier ist in der Nacht nicht viel los, so ist die Arbeitszeit für Viv immer einsam ...

Viviane Delaney macht die Nachtschicht an der Rezeption des Sun Down Motel in Fell, einem kleinen Vorort an der Route 6. Hier ist in der Nacht nicht viel los, so ist die Arbeitszeit für Viv immer einsam und lang. Doch mit jeder Schicht wächst ihr Angst vor einer geheimnisvollen Bedrohung. 35 Jahre später zieht es Carly Kirk wie magisch das stark gelalterte Sun Down Motel. Sie will endlich die Wahrheit über ihre, vor langer Zeit verschwundene Tante herausfinden. Doch scheinbar ist dieses Motel selbst ein rastloser Ort und was diese Wände schon gesehen haben ist weit außerhalb Carlys Vorstellungskraft.

Zimmer 103 ist in 2 Zeitebenen aufgeteilt. 1982, die wir mit Viv erleben und 2017, in der wir Carly begleiten dürfen. Beide Mädchen landen im Sun Down Motel und können sich den Vorkommnissen dort nicht entziehen. Jede geht auf die Suche nach der Wahrheit, doch gibt es hinter all diesen Erscheinungen überhaupt eine logische Erklärung? Fell ist eine eher morbide Stadt, mit einigen Leichen im Keller und sowohl Carly, als auch Viv scheinen hierher zu gehören. Beide sind als Charakter sehr klug aber auch etwas verschroben gezeichnet, was sofort die Sympathie des Lesers weckt. Eben das nette, lesende Mädchen von nebenan, mit einem Hang zu True Crime Fällen. Das Buch war von Anfang an durchweg spannend, nicht zuletzt durch die grandios eingearbeiteten Wendungen, viel Spielraum für Vermutungen und den schwer vorhersehbaren Ausgang der Story. Der Mix aus Spukgeschichte und Ermittlungen war rundum gelungen. Der Switch zwischen den Zeiten brachte immer wieder neuen Wind und trieb die Geschichte unaufhaltsam voran. Die Länge der Kapitel war gut angepasst und das Ende oft mit einem Cliffhanger versehen. Es fiel schwer gegen Ende das Buch aus der Hand zu legen. Einziges Manko: beide Charaktere verschwammen ab und an miteinander. Aufgrund der Ähnlichkeit beide musste ich manchmal im nach hinein sondieren wer von beiden was erlebt hat, beziehungsweise wer wen getroffen hat. Das Tat der Story und der Spannung jedoch keinen Abbruch. Die düstere Atmosphäre war einfach viel zu mitreisend und sorgte für einige atemlose Momente.

Fazit: eine fulminante, spannende und gruselige Story, bei der man die ein oder andere Überraschung erlebt.

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Veröffentlicht am 16.02.2021

Manche Geister Ruhen nie

Die stillen Gefährten
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1865. Elsie könnte nicht glücklicher sein, sie hat den reichen Rupert Bainbridge geheiratet. Zusammen wollen sie den alten englischen Landsitz der Familie beziehen. Doch Rupert verstirbt und Elsie findet ...

1865. Elsie könnte nicht glücklicher sein, sie hat den reichen Rupert Bainbridge geheiratet. Zusammen wollen sie den alten englischen Landsitz der Familie beziehen. Doch Rupert verstirbt und Elsie findet sich alleine in diesem großen, seit Jahren aufgegebene Haus wieder. Einzig die distanzierte Dienerschaft und Ruperts Cousine leisten ihr Gesellschaft. Ihr und dem ungeborenen Kind unter ihrem Herzen. Das Anwesen hält jedoch so einige Geheimnisse bereit, unter anderem eine, seit Jahrzehnten, verschlossene Tür. Als diese sich wie von Geisterhand für Elsie öffnet findet sie außer jeder Menge Staub auch ein 200 Jahre altes Buch und eine merkwürdig lebensecht anmutende Holzfigur. Ein sogenannter „Stiller Gefährte“ und tatsächlich, Elsie ist von nun an gar nicht mehr so allein im Haus.

Laura Purcells Inspiration zu unheimlichen historischen Romanen entstand aus der Faszination der Engländerin, für die düstere Seite der königlichen Geschichte.
Elsie, von ihrer eigenen Familiengeschichte stark gebeutelt ist einsam in ihrer Trauer in diesem alten Haus, doch bald wünscht sie sich nichts sehnlicher, als alleine zu sein. Selbst die Dorfbewohner haben schon seit vielen Generationen Angst vor diesen Mauern und bald muss Elsie lernen was wahrer Aberglauben bedeutet. Die Story ist sehr ausgewogen und keinesfalls als reiner „Haunted House“ Roman zu betrachten. Die düstere Atmosphäre zieht zwar so unerbittlich herauf wie Nebel, doch der Fortlauf dieser ausgefeilten Erzählung wird nicht zum Opfer einer reinen Jagd nach Adrenalin. Es gibt zwischendrin immer wieder Momente zum Aufatmen, in denen sich jedoch die Fäden der Vergangenheit zu einem unerbittlichen Henkersseil verknüpfen. Laura Purcell legt viel Wert schafft einen Mix aus weitreichender Story und Gänsehaut Situationen, mit Adrenalin Kicks in denen man sich fühlt als würde man mit unwohlem Gefühl die dunkle Kellertreppe emporsteigen. Eine faszinierende und zugleich beängstigende Information war, dass es die Stillen Gefährten tatsächlich gegeben hat. Was bedrohliche Szenen noch schauriger wirken lies, wenn man diese „Gefährten“ einmal zu Gesicht bekommen hat. Durch den Wechsel zwischen unterschiedlichen Orten und Zeitebenen bleibt die Spannung immer erhalten, weil man den dunklen Geheimnissen unbedingt auf die Spur kommen möchte. Das Buch ist wie ein Mosaik aufgebaut, da es erst gegen Ende seine Komplexität Preis gibt, dem Leser aber genug Spielraum lässt für eigene Interpretation. Die Geschichte ist in sich gut durchdacht und fügt sich in seinen verschiedenen Ebenen wie Puzzleteile in einander. Der Schreibstil ist sehr flüssig, wohl proportioniert und gut angepasst an die jeweilige Zeit. Sowohl der Hintergrund als auch die Story selbst haben eine stimmige Gewichtigkeit und geben dem Buch eine gewisse Tiefe. Die ausgearbeiteten Charaktere fügen sich harmonisch in das Gesamtbild. Ich konnte das Buch kaum aus den Händen legen.

Fazit: eine rundum einnehmende Geschichte, die sowohl mit mysteriösem, atmosphärisch dunklem Feeling, sowie einer verhängnisvollen Familiengeschichte aufwartet, dem Leser jedoch genug eigenen Spielraum zur Interpretation lässt. Optisch wie Inhaltlich sehr empfehlenswert.

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