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Veröffentlicht am 22.08.2019

Wieder zum Wohlfühlen

Die kleine Patisserie in Paris
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Amour toujours – eine romantische Komödie in der Stadt der Liebe

Dies ist der dritte Teil aus dieser Reihe, wo es um Köstlichkeiten aus der ganzen Welt geht. Im ersten Teil hat uns der Duft von Zimtschnecken ...

Amour toujours – eine romantische Komödie in der Stadt der Liebe

Dies ist der dritte Teil aus dieser Reihe, wo es um Köstlichkeiten aus der ganzen Welt geht. Im ersten Teil hat uns der Duft von Zimtschnecken nach Kopenhagen gelockt. Im zweiten Teil waren es leckere Cupcakes, die uns nach Brooklyn entführt haben und dieses Mal folgen wir dem Duft von frisch gebackenen Eclairs und Macarons nach Paris, wo ich noch immer die Ziehharmonikaklänge eines Straßenmusikers höre, wenn ich an diese Geschichte denke.

Dort schlägt es auch die junge Nina hin, nachdem sie jobtechnisch eine Zwangspause einlegen muss. Das Restaurant, in dem sie kellnert, muss für Wochen renoviert werden und so überlegt sie nicht lange, dem besten Freund ihres Bruder, in Paris, unter die Arme zu greifen, der hat sich nämlich einen komplizierten Beinbruch zugezogen.

Sieben Wochen Paris, neben Sebastian, für den sie immer noch heimlich schwärmt, den sie nie ganz vergessen konnte, der aber gar nicht mehr der ist, der er früher mal war. Seine Leidenschaft für das Backen und Kochen hat er eingetauscht gegen, Arroganz, Skrupellosigkeit und Selbstmitleid. Darum schafft Nina es auch nicht ihn zu überzeugen, als es darum geht, von der urig, kleinen Patisserie, aus der er ein modernes Bistro machen möchte, lieber das „Alte“ zu bewahren.

Profit und Statistiken sind ihm wichtiger als Menschlichkeit und die Liebe zum Detail. Schafft Nina es trotzdem, ihn zu überzeugen?

Nach wie vor kann ich sagen, dass diese Reihe zum Wohlfühlen einlädt. Alle Teile versprühen ihren eigenen Charme. Da muss man halt selbst herausfinden, für welche Stadt sein Herz schlägt.

Natürlich sind die Geschichten darin alle nicht neu erfunden, aber für den ein oder anderen könnte das Setting neu sein. So war ich z.B. noch nie in Kopenhagen. Weder in real noch in Büchern. Wohingegen ich in Geschichten schon häufig in New York/Brooklyn war. Das war mit Sicherheit auch der Grund, warum mir der zweite Teil nicht so gut gefiel wie der Erste. Keine neue Geschichte und bekanntes Setting.

Hier hingegen kannte ich auch schon die Stadt und trotzdem war ich dieser Story sofort verfallen. Paris ist eben eine ganz besondere Stadt. Hinzu bietet diese Geschichte Charaktere, die man sofort in sein Herz schließt. Und dann dieser Duft. Tatsächlich kommen hier mehrere Sinne zum Einsatz. Ich gebe zu, das ein oder andere Mal war ich kurz davor Eclairs zu backen.

Leider hatte ich dann mit dem Mittelteil meine Probleme. Gerne hätte die Geschichte etwas kürzer sein dürfen. Wegen der Längen musste ich ein paar Sternchen abziehen. Letztendlich sind aber knappe vier Sterne übrig geblieben.

Fazit:

Nichts Neues, aber mit seinem französischen Charme lädt auch diese Geschichte wieder zum Wohlfühlen ein.

Veröffentlicht am 18.08.2019

Jahreshighlight!

Es wird Zeit
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Die Zeit

Sie rennt, sie ist unaufhaltsam, sie kommt und sie vergeht. Selten bleibt sie stehen. Höchstens, wenn mal etwas Schreckliches passiert ist. Dann hat man für Sekunden das Gefühl, sie würde es, ...

Die Zeit

Sie rennt, sie ist unaufhaltsam, sie kommt und sie vergeht. Selten bleibt sie stehen. Höchstens, wenn mal etwas Schreckliches passiert ist. Dann hat man für Sekunden das Gefühl, sie würde es, aber der Zeiger dreht sich weiter. Genauso wie das Leben immer weiter geht und so werden wir alle älter.
Es ist noch gar nicht lange her, da habe ich als 10jährige meinem Vater erzählt: „Der Opa da, der hat mich ausgeschimpft.“ Der Opa da, war vielleicht mal gerade 30 und unser Nachbar. So ein Griesgram, aber noch so jung! Die Zeiten ändern sich und mit ihnen das Empfinden. Heute bin ich fünfzig und blicke, inspiriert durch das neue Buch von Ildikó von Kürthy auf meine eigene Jugend zurück und musste deswegen auch an diese kleine, lustige Anekdote denken.


Hier geht es um Judith, die bald ihren fünfzigsten Geburtstag feiern wird. Die Kinder sind inzwischen erwachsen. Ihr Mann ist mehr ein guter Freund. Die ersten Wehwehchen, die aufs Älterwerden hindeuten, setzen ein und dann kommt der plötzliche Tod ihrer Mutter, der ihre Vergangenheit aufzurütteln scheint. Denn Judith trägt seit 20 Jahren ein wohlbehütetes Geheimnis mit sich herum.

Wegen der Urnenbeisetzung und des Verkaufs des Elternhauses kommt Judith in ihre alte Heimat zurück. Dort trifft sie auf alte Bekannte. - Auf ihre beste Freundin und auch auf ihre erste große Liebe.

Plötzlich ist nichts mehr wie es war...

Die gerade erst wiedergefundene Freundin ist todkrank, ihre erste große Liebe macht verlockende Zukunftspläne und Judith muss sich endlich der Vergangenheit stellen, die sie scheinbar eher verdrängt, als bewältigt hat.

Wird sie es schaffen, ihren fünfzigsten Geburtstag zu feiern und dabei mit sich selbst im Reinen zu sein?


Dies ist mein erster Roman von Ildikó von Kürthy und wird garantiert nicht mein letzter sein.
Auch wenn ich gestehen muss, dass ich nur auf dieses Buch aufmerksam geworden bin, da die Autorin zufällig meinen Namen für die Hauptprotagonistin gewählt hat. Ich ja selbst gerade fünfzig geworden bin, meine Kinder auch erwachsen sind und meine Mutter ebenfalls verstorben ist, die nebenbei bemerkt auch noch den selben Namen trägt, wie die Mutter aus diesem Buch. - Gänsehaut! So viele Parallelen, da war es für mich klar, dass ich unbedingt diese Geschichte lesen wollte.
Tatsächlich gab es noch viel mehr Ähnlichkeiten, aber all das spielt überhaupt keine Rolle, dass dieses Buch ein Highlight für mich ist. Ein absolutes Herzensbuch. Eine Hommage an alle, die Angst vorm Älterwerden haben. Eine Geschichte, wo es ums Ankommen geht, ums Heimat, mit wem man seine restliche Zeit verbringen möchte, ums Aufräumen, mit dem einen Ziel, glücklich zu sein.

„Es wird Zeit“ hat mich in meine eigene Vergangenheit entführt. Mir all die tollen Dinge nochmal gezeigt, womit wir als Jugendliche uns die Zeit vertrieben haben, - ob gut oder schlecht und es hat mir schonungslos gesagt, wer ich jetzt bin, aber auch auf einfühlsamer Art gezeigt, dass wir selbst entscheiden was wird.

Die Autorin selbst sagt über dieses Buch, dass es ihr Lustigstes und gleichzeitig traurigstes Buch ist, was ich ja, aufgrund dass ich ja nur dieses eine hier kenne, nicht beurteilen kann. Ich kann aber sagen, dass es für mich, vor allem wegen dem großartigen Humor und den sehr einfühlsamen, traurigen Momenten, besticht. Man fängt tatsächlich an zu grübeln, ohne dass es deprimierend wirkt.

Ich habe mich auf jeder einzelnen Seite unterhalten gefühlt, habe herzhaft gelacht, hatte stellenweise einen Kloß im Hals und habe dieses Buch mit Tränen beendet. Ich wollte nicht, dass es aufhört. Aber wie habe ich bereits am Anfang geschrieben? Alles ist vergänglich und es geht vor allem immer weiter!

Fazit:

Eine sehr gelungene Geschichte für alle die glauben, selbst schon ein paar Gebrauchsspuren zu haben. Lustig, traurig, klug, berührend, kurzum Jahreshighlight!

Veröffentlicht am 14.08.2019

Sehr bewegend und berührend. Weit mehr als ein einfacher Sommerroman.

Im Freibad
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>> Wer sein Leben ändern will, muss auch mal außerhalb der Bahnen schwimmen.

>> Wer sein Leben ändern will, muss auch mal außerhalb der Bahnen schwimmen. <<

Als ich das Cover entdeckt habe, war ich im Glauben, hierbei handelt es sich um eine typische Sommerlektüre. Weit gefehlt! Diese Geschichte beinhaltet so viel mehr. Sie erzählt von Freundschaft, von Zusammenhalt und deren Kraft daraus etwas zu bewegen.

Die 86 jährige Rosemary hat ihr ganzes Leben in Brixton verbracht. Schleichend verändert sich ihre Heimat. Die Bücherei schließt, aus dem Gemüseladen wird eine hippe Bar und nun soll auch noch ihr geliebtes Freibad schließen, indem sie seit 80 Jahren, täglich ihre Bahnen schwimmt.

Freibad weg! Luxusbau, samt Fitnesscenter her! Für sie bricht eine Welt zusammen, schließlich ist dies ist der einzige Ort, an dem sie ihrem verstorbenen Mann sehr nah sein kann. Mit ihm schwelgt sie in Erinnerungen. Natürlich interessiert Niemanden eine einzelne Stimme und deren Schicksal.

Eines Tages lernt sie jedoch die junge Journalistin Kate kennen, die für den "Brixton Chronicle" einen Artikel über das Freibad schreiben soll. Die beiden Frauen werden im Laufe der Geschichte zu Freundinnen und Kate erkennt, wie wichtig es ist, nicht nur für Rosemary, dass dieses Freibad weit mehr als ein Ort ist, wo man schwimmen kann. Und so setzt sie alles daran diesen Ort zu retten, ohne dabei zu bemerken, dass auch sie selbst, in ihrer Vergangenheit, ein Stück weit verloren gegangen ist.

Ich habe den Charakter „Rosemary“ so sehr in mein Herz geschlossen. Die Kapitel über sie und ihre große Liebe habe ich förmlich aufgesogen. Wie süß und knuffig ist einfach mal diese alte Dame. Bei ihr wäre auch mein Herz geschmolzen und mein Helfersyndrom aktiviert worden.

Fazit:
Eine sehr bewegende und einfühlsame Geschichte, die weit mehr ist, als ein einfacher Sommerroman.

Veröffentlicht am 08.08.2019

Psychologisch gut umgesetzt. Spannend und temporeich!

Die Falle
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>> Sie kennt den Mörder ihrer Schwester. Dieses Buch ist für ihn.

>> Sie kennt den Mörder ihrer Schwester. Dieses Buch ist für ihn. <<

„Die Falle“ war aufgrund der vielen positiven Meinungen schon lange auf meiner Wunschliste. Bisher hatte ich erst ein Buch der Autorin gelesen, was mir nicht ganz so gut gefiel. Trotzdem wollte ich dem Ganzen noch eine Chance geben und habe deswegen zu diesem Buch gegriffen, wo ich wusste, dass viele begeistert waren.

Es geht um die Bestsellerautorin Linda Conrads, die seit elf Jahren, weil ihre Schwester ermordet wurde, nicht mehr das Haus verlassen hat.

Das funktioniert, weil sie aufgrund ihres Jobs sehr gut von zu Hause aus arbeiten kann. Alles andere erledigen vertrauenswürdige Personen für sie.

Eines Tages glaubt sie im Fernsehen, das Gesicht des Mannes wiederzuerkennen, der damals ihre Schwester ermordet hat. Sie selbst war unmittelbar nach der Tat am Tatort erschienen und konnte den Mann noch für ein paar Sekunden sehen, aber nie identifizieren.

Nachdem sie ihn in der Fernsehsendung wiedererkannt hat und jetzt nun endlich den Namen kennt, schmiedet sie einen Plan, um ihn zu überführen. Sie stellt ihm eine Falle. Sehr gut ausgetüftelt, aber auch ziemlich gefährlich, denn Köder ist sie selbst.

Als Leser ist man schnell in der Geschichte und lauert auf dem Moment hin, wo die Falle zuschnappt. Bis dahin weiß man aber nicht, ob man Linda glauben kann. Auf der einen Seite wirkt alles ziemlich real und auf der anderen Seite denkt man sie leidet unter Paranoia.Psychologisch ist das Buch also sehr gut aufgebaut. Man fühlt mit Linda mit. Hat mit ihr zusammen Angst, - glaubt ihr. Verfällt aber im nächsten Augenblick wieder darin, dass man denkt sie erfindet alles.
War also der Mann, den Linda angeblich wiedererkannt hat, tatsächlich der Täter? Zwei Möglichkeiten. Entweder er war es und Linda bringt sich damit in Gefahr oder er war es nicht, aber die Konsequenz bleibt die Gleiche.

Dieser Wechsel und auch der temporeiche Schreibstil machen dieses Buch aus. Die Spannung war kaum auszuhalten. Manchmal war ich aber etwas verwirrt, ob ich mich jetzt in der realen Gegenwart oder in Lindas neuem Buch befinde, das sie als Köder für den Mörder geschrieben hat. Auch, wenn es stets gekennzeichnet war, habe ich das ein oder andere Mal zurückblättern müssen

Fazit:

Psychologisch sehr gut umgesetzt. Spannend und temporeich!

Veröffentlicht am 31.07.2019

Die etwas andere Geschichte... Wirklich süß, aber auch mit ein paar Längen

Love to share – Liebe ist die halbe Miete
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Geteiltes Leid, ist ja bekanntlich halbes Leid...
...dann ist wohl geteilte Wohnung auch halbe Miete.

Das war Tiffys Idee, die gerade ganz frisch von ihrem Freund getrennt ist. Da sie nun keine eigene ...

Geteiltes Leid, ist ja bekanntlich halbes Leid...
...dann ist wohl geteilte Wohnung auch halbe Miete.

Das war Tiffys Idee, die gerade ganz frisch von ihrem Freund getrennt ist. Da sie nun keine eigene Bleibe hat, sie ihrem Ex noch eine Menge Geld schuldet und sie in ihrem Job, als Juniorlektorin, nicht viel verdient, muss sie sich dringend etwas überlegen.

Da kam das Angebot Room-sharing genau richtig. Ihre Freunde sind entsetzt. Wie soll das gehen? Ein Zimmer, ein Bett, eine fremde Person?

Leon arbeitet in einem Hospiz. Dort arbeitet er in Nachtschicht. Seine Freundin sieht er meistens nur am Wochenende. Da sein Bruder unschuldig im Gefängnis sitzt, braucht Leon dringend mehr Geld. Warum nicht einfach die Wohnung untervermieten, an jemanden der tagsüber arbeitet? So würde man sich nicht in die Quere kommen und er hätte mehr Geld.

Seine Freundin stimmt den ganzen unter einer Bedingung zu. Sie entscheidet wer dort wohnt und es soll festgelegte Zeiten geben, sodass Leon und der neue Bewohner sich niemals begegnen.

Die Auswahl der Bewerber beschränkt sich allerdings nur auf eine Person – Tiffy!


Ich gebe zu, allein die Tatsache, dass die zwei sich ein Bett teilen werden, fand ich befremdlich und auch etwas skurril und genauso beginnt die Geschichte. - Skurril, lustig und irgendwie anders!

Der Vergleich zu Jojo Moyes, wie hinten auf dem Klappentext erwähnt, habe ich allerdings nur in Tiffy gesehen. Auch sie liebt ausgefallene Klamotten, wie Louisa Clark in ein ganzes halbes Jahr. Viel mehr Ähnlichkeit sehe ich da aber nicht. Eher zu Eleanor Oliphant, was den typisch, britischen Humor und den außergewöhnlichen Charakter der Hauptprotagonisten angeht.

Zu Beginn der Geschichte war ich so begeistert von der Idee, dass ich nach ca. 150 Seiten das Buch schon als Highlight gesehen habe. Die Idee mit den „Post it“ Zetteln war so süß, sodass ich auch eine Geschichte vermutet habe, ähnlich wie aus einem meiner absoluten Lieblingsbücher, - „Gut gegen Nordwind“

Leider zog sich die Geschichte ab der Mitte etwas und für mich haben die Zwei sich dann doch zu schnell persönlich kennengelernt.

An dieser Stelle möchte ich auch noch erwähnen, dass die eigentliche Story nur einen kleinenTeil dieser Story beschreibt. Folge dessen hätte es eigentlich nie langweilig werden dürfen, aber im Mittelteil war kurzzeitig etwas die Luft raus, was sich zum Ende hin aber wieder gesteigert hat.

Fazit:

Eine wirklich außergewöhnliche Geschichte, die Spaß macht, die aber auch kurzzeitig ihre Schwächen hatte. Vielleicht wollte die Autoren einfach zu viel an Themen unterbringen und hat sich etwas verstrickt oder in dem Falle sage ich mal lieber „verhäkelt“. Ansonsten wäre es wohl ein Highlight geworden.