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Veröffentlicht am 26.06.2017

Erschreckende Realität

Der Tag X
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Rezension zu „Der Tag X“ von Titus Müller

Inhalt:
Seit ihr Vater als Wissenschaftler zu einem Leben in Russland gezwungen wurde, passt Nelly sich ihrer Ostberliner Umgebung immer weniger an. Sie engagiert ...

Rezension zu „Der Tag X“ von Titus Müller

Inhalt:
Seit ihr Vater als Wissenschaftler zu einem Leben in Russland gezwungen wurde, passt Nelly sich ihrer Ostberliner Umgebung immer weniger an. Sie engagiert sich in einer kirchlichen Jugendorganisation und wird im Frühjahr 1953 kurz vor dem Abitur von der Schule geworfen. Trost könnte sie bei dem jungen Uhrmacher Wolf Uhlitz finden, der sich in sie verliebt. Er will ihr helfen, legt sich dafür sogar mit seinem Vater an, entwendet staatliche Dokumente und landet im Gefängnis.
Nelly steht in einer undurchschaubaren Verbindung mit einem russischen Spion, der Kontakte im Kreml hat. Welches Geheimnis verbindet die beiden? Wie Wolf scheint auch der Fremde von einem Leben mit Nelly zu träumen.
In Berlin und Halle entlädt sich unterdessen die Unzufriedenheit der Menschen mit dem Regime in Massendemonstrationen.

Meinung:
Als Hintergrund dient der 17.Juni 1953. Der Roman ist sehr gut recherchiert und es ist hilfreich, sich ein wenig in der Geschichte auszukennen, da viele Fachbegriffe und Abkürzungen auftauchen, die jedoch auch im Anhang erläutert werden. Trotz der Fachbegriffe lässt er sich leicht und flüssig lesen und man hat das Gefühl mitten im Geschehen zu sein. Die Atmosphäre und die Entwicklung des Aufstandes sind spürbar und werden beeindruckend deutlich.
Der Roman zeigt schon auf den ersten Seiten, was Ideologie bewirken kann. Geschichte sollte immer auch dazu da sein, um aus ihr zu lernen. Daher ist der Roman, obwohl er historisch ist, aktuell, da er anregt über Politik und seine Funktion und Auswirkungen nachzudenken, was ich gerade in unserer Gegenwart mit den politischen Brandherden wichtig finde.
Der Spannungsaufbau gefällt mir sehr gut. Lange bleibt unklar, welche Rolle der russische Spion spielt und wo Nellys Vater steckt. Auch die steigernde Anspannung in der Gesellschaft, die sich dann am Tag X entlädt, trägt dazu bei.
Auch die Charaktere sind toll beschrieben. Nelly gefällt mir sehr gut. Sie ist ein mutiger, beispielhafter Charakter, der all jene vertritt, die sich gegen das Regime aufgelehnt haben. Ihre Geschichte ist realistisch erzählt und vermittelt das Zeitgeschehen.
Wolf ist, zumindest auf politischer Ebene, der perfekte Gegenpart zu Nelly- ebenfalls jung, aber (zunächst) regimetreu. Gut gefällt mir, dass er einerseits regimetreu scheint, andererseits aber an vielen Dingen zweifelt, wie etwa dem Schulverweis. Er versteht nicht, wie Nelly an einen Gott glauben und sich derart negativ über den Staat äußern kann, ist aber andererseits nicht einverstanden mit einigen der vom Staat gegebenen Einschränkungen. An ihm sieht man in jedem Fall was eine ideologische Erziehung nach Vorstellung des Staates und der Angstapparat Stasi bewirkt haben. Der Charakter des russischen Spions ist gnadenlos und mordet, wenn es ihm aufgetragen wird. Er stellt jedoch auch einige Geschehnisse und Verhaltensweisen der Führungsriege Russlands in Frage, was ihn sehr interessant macht.

Fazit:
Der Roman regt zum Nachdenken an. Er macht bewusst, was Politik und Macht anrichten können und wie Komplex die Politik ist, dass alles verpackt in einer tollen Geschichte mit starken Charakteren. Gerade in unserer heutigen Zeit sollten wir daran denken und uns unserer Verantwortung bewusst sein, die wir bei jeder Wahl tragen.
Ein beeindruckender Roman, den ich jedem ans Herz legen kann, der sich für Geschichte und Politik interessiert.

Veröffentlicht am 26.06.2017

Guter Krimi mit tollen Charakteren

Die unbekannte Schwester
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Rezension zu „Die unbekannte Schwester“ von Theresa Prammer

Inhalt:
Gleich am ersten Tag bei der Polizei wird Lotta Fiore zu einem Tatort gebeten, an dem sie einen Zettel mit ihrem eigenen Namen findet. ...

Rezension zu „Die unbekannte Schwester“ von Theresa Prammer

Inhalt:
Gleich am ersten Tag bei der Polizei wird Lotta Fiore zu einem Tatort gebeten, an dem sie einen Zettel mit ihrem eigenen Namen findet. Erschüttert sich sie Hilfe bei ihren Kollegen von der Mordkommission, aber dort schläft ihr nur Neid und Missgunst entgegen. Wieso Lotta ohne eine Ausbildung bei der Wiener Polizei eingestellt wurde, vermag niemand zu verstehen. Als Tochter einer weltberühmten Operndiva kennt sie diese Reaktionen nur zu genau. Was niemand weiß: die Operndiva ist nicht ihre richtige Mutter. Über die Entführung Lottas wissen nur sie und ihre „Schwester“ Henriette Bescheid. Als diese verschwindet, beginnt für Lotta ein Wettlauf mit der Zeit, denn das Geheimnis der Schwestern birgt eine tödliche Gefahr.

Meinung:
Der Schreibstil ist leicht und flüssig zu lesen. Die Ereignisse werden spannend geschildert und die Verstrickungen bauen logisch aufeinander auf. Der Roman besticht durch tolle Charaktere und eine spannende Geschichte, in der am Ende alle Fäden zusammenlaufen.
Vor allem Lotta hat mir sehr gut gefallen. Sie scheint eine starke Frau zu sein. Hinter der Fassade werden jedoch Abgründe sichtbar, die man sich kaum vorzustellen vermag. Der Autorin ist es gelungen, den aktuellen Fall der Mordkommission mit der zunächst sehr rätselhaften Vergangenheit Lottas zu verbinden und die verschiedenen Erzählstränge langsam auf eine spannende Weise zusammenzuführen. Gut gefallen hat mir auch, dass es sich bei Lotta und Konrad nicht um ein aalglattes, perfektes und top ausgebildetes Ermittlerduo handelt. Beide schleppen schwere Steine mit sich herum, trotz derer sie Widerstände besiegen und ihre Ermittlungen durchführen. Der Polizeichef war mir sehr unsympathisch, was jedoch von der Autorin gewollt war. Ein unangenehmer Angeber, der sich stets profilieren will. Und dann ist da noch Hannes, Lottas Ehemann, der versucht alles richtig zu machen und dennoch falsch handelt. Die Charaktere sind vielschichtig und abwechslungsreich, was sich positiv auf den Roman auswirkt.
Von der ersten Seite an ist man mitten drin im Geschehen.
Ein spannender Krimi mit tollem Ende, den ich nur jedem ans Herz legen kann, der gern spannende Geschichten liest, bei denen sich die Geschichte aus vielen Puzzlestücken nach und nach ergibt.

Veröffentlicht am 26.06.2017

Berührend erzählt

Als wir unbesiegbar waren
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Rezension zu „Als wir unbesiegbar waren“ von Alice Adams

Inhalt:
Eva, Benedict, Lucien und Sylvie- vier unzertrennliche Freunde, die nach dem College dem wahren Leben entgegenfiebern. Im Laufe der Jahre ...

Rezension zu „Als wir unbesiegbar waren“ von Alice Adams

Inhalt:
Eva, Benedict, Lucien und Sylvie- vier unzertrennliche Freunde, die nach dem College dem wahren Leben entgegenfiebern. Im Laufe der Jahre sehen sich die Freunde nur noch sporadisch, alle vier sind damit beschäftigt, ihre Träume und Pläne zu retten, die das Leben zu vereiteln scheint. Zwei Jahrzehnte später haben alle einen Weg mit Höhen und Tiefen hinter sich.

Meinung:
In dem Roman geht es neben der Liebe, vor allem um Freundschaft. Berührend beschreibt Alice Adams die Lebenswege der vier Protagonisten. Es sind Geschichten, die das Leben schreibt. Besonders schön ist, dass die vier so unterschiedliche Lebenswege eingeschlagen haben. Dadurch sind ihre Geschichten voll aus der Gesellschaft gegriffen und repräsentieren die Vielfalt unserer Gesellschaft. Am Ende sind bei all der Vielfalt und dem Willen, etwas Besonderes zu sein und aus dem Leben zu machen, doch alle gleich und müssen feststellen, dass nur eins zählt: Freundschaft.

Die Protagonisten sind jeder auf seine Weise liebenswert und einzigartig. Eva ist die Karrierefrau, dich sich über ihren Erfolg fast selbst verliert. Benedict ist der Wissenschaftler. Lucien und Sylvie wollen Freiheit und Unabhängigkeit und geraten dabei in Abgründe und Chaos. Die Art und Weise wie sie sich im Laufe der Zeit verlieren und wiederfinden erzählt die Autorin berührend und leise. Die Geschichten sind spannend und mit mindestens einem der Protagonisten wird sich jeder identifizieren können. Der Roman macht deutlich, was im Leben wirklich zählt und das die Jugend bzw. das junge Erwachsenenalter die schönste Zeit ist.
Ich kann den Roman nur jedem ans Herz lesen, der Geschichten mag, die aus dem Leben gegriffen sind. Die Autorin erzählt sanft über Liebe und vor allem Freundschaft. Der perfekte Roman für schöne Stunden, der einen mit einem guten Gefühl zurücklässt.

Veröffentlicht am 26.06.2017

Packend!

Das Haus, das in den Wellen verschwand
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Rezension zu „Das Haus das in den Wellen verschwand“ von Lucy Clark
Inhalt: Lana und Kitty starten eine gemeinsame Weltreise. Auf den Philippinen stoßen sie auf die Crew der Segeljacht „Blue“. Sie heuern ...

Rezension zu „Das Haus das in den Wellen verschwand“ von Lucy Clark
Inhalt: Lana und Kitty starten eine gemeinsame Weltreise. Auf den Philippinen stoßen sie auf die Crew der Segeljacht „Blue“. Sie heuern dort an und es beginnt eine traumhafte Zeit. Doch bald wird klar, dass jedes der Crewmitglieder ein dunkles Geheimnis mit sich herum trägt. Auch Kitty verbirgt etwas vor Lana und der Sog des Misstrauens macht sich auf dem Boot breit und droht die „Blue“ und alles, was Lana liebt, in den Ozean zu reißen.

Meinung:
Wer „Der Sommer, in dem es zu scheinen begann“ mochte, wird auch dieses Buch verschlingen! Die Spannung steigt von Seite zu Seite und das Buch hält einige überraschende Wendungen bereit. Der Roman sieht nicht nur toll aus, es steckt auch was Tolles darin. Es geht um Liebe, Freundschaft, Vertrauen und Misstrauen und um Moral.
Die Autorin schreibt spannend und anschaulich. Ich habe mich regelrecht auf der „Blue“ befunden und mit der Crew gelitten. Die Charaktere erledigen das Übrige. Jeder für sich ist einzigartig und vom Leben gezeichnet, aber sie sind verbunden durch Geheimnisse, die jeder mit sich herum trägt und durch das Leben auf der „Blue“. Es ist schwer viel über den Roman zu schreiben, ohne etwas Wichtiges vorwegzunehmen. Die Ereignisse überschlagen sich und die Autorin weiß es die Handlung geschickt zu verketten und Geheimnisse lange zu bewahren.
Ich empfehle diesen Roman in jedem Fall. Wer Romane über Freundschaft, reisende Protagonisten, unvorhersehbare Wendungen und erschreckende Schicksale mag, der sollte unbedingt zu diesem Roman greifen.

Veröffentlicht am 02.04.2023

klug erzählt; über Liebe und Suchen

Melody
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Rezension zu „Melody“ von Martin Suter
Martin Suter ist ein toller Autor. Sein Schreibstil ist leicht und zügig lesbar ohne oberflächlich zu sein und steckt voller kluger Sätze. Das gilt auch für „Melody“. ...

Rezension zu „Melody“ von Martin Suter
Martin Suter ist ein toller Autor. Sein Schreibstil ist leicht und zügig lesbar ohne oberflächlich zu sein und steckt voller kluger Sätze. Das gilt auch für „Melody“.
Dr. Stotz prominent und hoch angesehen in Österreich, ist am Ende seines Lebens angekommen. Er engagiert Tom, der einige Dinge für ihn durchsehen und regeln soll. Schnell wird deutlich, dass Dr. Stotz ein bewegtes Leben hinter sich hat. Immer wieder erzählt er Episoden aus seinem spannenden Leben und genau wie Tom will auch der Leser erfahren, was aus Melody geworden ist. Das Ende dazu ist so passend gewählt, wie die Geschichte davor interessant erzählt ist. Ein großartiger Roman über Liebe, Suche und irgendwie auch dem, was im Leben wichtig ist. Die Figuren bestechen durch ihre authentische Art und sind vielseitig gewählt.
Ich warte dann mal sehnsüchtig auf den nächsten Suter.

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