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Veröffentlicht am 20.07.2019

Über den Wert der Familie

Die Dinge, die wir aus Liebe tun
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Rezension zu „Die Dinge, die wir auch Liebe tun“ von Kristin Hannah
Mit „Die Dinge die wir aus Liebe tun“ hat Kristin Hannah einen wunderbaren Roman geschrieben. Ihr Schreibstil ist angenehm flüssig. Beschreibungen ...

Rezension zu „Die Dinge, die wir auch Liebe tun“ von Kristin Hannah
Mit „Die Dinge die wir aus Liebe tun“ hat Kristin Hannah einen wunderbaren Roman geschrieben. Ihr Schreibstil ist angenehm flüssig. Beschreibungen werden so eingesetzt, dass man sich als Leser mitten im Geschehen sieht, jedoch nicht von zu vielen Erklärungen abgelenkt oder gestört wird.
Die Protagonistin Angie ist eine liebevolle, junge Frau, die sich durch ihren Kinderwunsch, der nicht in Erfüllung geht, selbst verloren hat. Deshalb entfernt sie sich auch von ihrem Mann und zieht zurück in die Kleinstadt, in der sie aufgewachsen ist und ihre Familie ein Restaurant betreibt. Es macht Spaß ihr zuzusehen, wie sie dort zurechtkommt. Richtig berührend wird es, nachdem sie Lauren begegnet. Lauren ist ein faszinierender Charakter, hat sie es doch im Leben nie leicht gehabt, aber dennoch tolle Ziele, für die sie sich stark macht. Angie und Lauren, das verrät schon der Klappentext, haben eine Verbindung, die nicht ohne Konflikte bleibt. Und genau dieser Punkt macht das Buch am Ende so berührend. Immer wieder zum Schmunzeln ist der Roman, weil Angie eine tolle Familie hat. Sie und ihre Schwestern scheinen verschieden zu sein, aber am Ende halten alle zusammen wie Pech und Schwefel. Ein netter Charakter ist auch Angies Mutter, der man ihr italienisches Temperament anmerkt und die einfach zum Knuddeln ist.
Und dann wäre da noch Conlan, Angies Exmann, den sie nicht vergessen kann. Conlan bleibt zu Beginn eher blass und spricht den Leser wenig an. Durch Angies Gedanken erhält er aber immer mehr Kontur, bis auch er zu einem wichtigen Charakter des Romans wird.
Die Geschichte zeigt, wie wichtig die Familie ist und dass man ein Zuhause hat. Einen Ort, an dem sich Menschen um einen kümmern und an den man immer zurückkommen kann.
Daher eine ganz große Leseempfehlung für dieses Buch, dass zwar nicht immer leichte Sommerlektüre ist, aber seine Leser glücklich-berührt zurücklässt.

Veröffentlicht am 27.06.2019

Lesenswert!

Weiße Fracht
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Rezension zu „Lost in Fuseta – Weiße Fracht“ von Gil Robeiro
Seit ich die ersten zwei Teile der „Lost in Fuseta“- Krimis als Hörbuch gehört habe, bin ich ein riesen Fan der Reihe. Auch der dritte Fall ...

Rezension zu „Lost in Fuseta – Weiße Fracht“ von Gil Robeiro
Seit ich die ersten zwei Teile der „Lost in Fuseta“- Krimis als Hörbuch gehört habe, bin ich ein riesen Fan der Reihe. Auch der dritte Fall hat mir unglaublich gut gefallen. Sofort fiel mir auf, dass der Schreibstil, der mich auch bei den Hörbüchern schon fasziniert hat, beim Lesen genauso gut rüberkommt. Der Krimi lässt sich locker leicht lesen. Mit detailreichen, aber nicht zu detaillierten, Beschreibungen schafft es Gil Robeiro (der im übrigen Deutscher ist und diese Reihe unter einem Pseudonym verfasst) den Leser (oder zuvor Hörer) nach Portugal zu entführen und eine ganz besondere Atmosphäre zu erschaffen. Man ist mittendrin in Fuseta an der Algarve, genießt die Sonne und das Meer, was einen wunderbaren Kontrast zu den Mordfällen bietet. Wer also Krimis mag, sich aber bei zu düsterer Stimmung gruselt, für den ist diese Reihe perfekt. Auch Portugalliebhaber sollten mal einen Blick hineinwerfen.
Mir persönlich ist bei Krimis immer wichtig, dass die Ermittler irgendwie Charakter haben und da ich kaum Thriller, dafür aber Romane etc. lese, mag ich Nebenhandlungen. Auch dies bekommt man in „Lost in Fuseta“.
Da wären zum einen Graciana und Carlos, die beiden portugiesischen Ermittler, die ein tolles Team sind. Graciana überzeugt mit ihrer aufgeweckten, freundlichen Art. Carlos wirkt zunächst mürrisch, aber wer ihn kennt weiß, dass auch er sehr menschlich ist. Witzig finde ich, dass er fast immer etwas zu Essen dabeihat und es häufig so wirkt, als lebe er etwas gemütlich vor sich her. Der dritte im Bunde ist Leander Lost, womit sich auch der Name der Krimireihe erklärt. Lost ist Deutscher und Teilnehmer eines europäischen Austauschprogramms. Er hat das Asperger-Syndrom, ist also Autist, weshalb er immer wieder Probleme im Umgang mit anderen Menschen hat, aber die Ermittlungen als Eidetiker auch bereichert. Leander fasziniert mit seiner Art, ist er doch überaus intelligent und geht auch sehr interessante Weise mit der Einschränkung um, dass er weder ganze Gesichter sehen, noch Mimik, Gestik sowie Untertöne in der Sprach wahrnehmen kann. Die Figuren nehmen immer wieder Raum ein, allerdings hatte ich den Eindruck, dass in diesem Band der Fall etwas weiter im Vordergrund stand, als es im vorherigen Band. Auch war der Fall hier etwas spannender (nicht das der letzte Band nicht spannend gewesen wäre, aber hier ist die Spannung größer).
Wer Krimis mit sonnigem Setting mag, in denen der Fall spannend ist, aber auch die Ermittler ihre Geschichte haben, der sollte unbedingt zu Lost in Fuseta greifen – und da gilt nicht nur für „Weiße Fracht“, sondern auch für die ersten zwei Bände.

Veröffentlicht am 22.06.2019

wichtige Themen, die zum Nachdenken anregen

Die Frauen von Salaga
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Rezension zu „Die Frauen von Salaga“ von Ayesha Harruna Attah
Dieses Buch war das erste Buch, dass ich gelesen habe, dass in Afrika spielt und von einer afrikanischen Autorin verfasst wurde. Schonmal vorab: ...

Rezension zu „Die Frauen von Salaga“ von Ayesha Harruna Attah
Dieses Buch war das erste Buch, dass ich gelesen habe, dass in Afrika spielt und von einer afrikanischen Autorin verfasst wurde. Schonmal vorab: Ich kann es nur empfehlen.
Zunächst zum Schreibstil: Er ist angenehm und lässt sich flüssig lesen, aber nicht auf diese lockere Liebesroman-Weise, sondern ernster und tiefer. Durch tolle Beschreibungen erhält die Geschichte eine beeindruckende Atmosphäre, sodass man sich als Leser schnell mitten in Afrika wiederfindet. Erzählt wird abwechselnd aus den Perspektiven der beiden Protagonistinnen, Aminah und Wurche. Dies war zunächst etwas anstrengend, was aber nicht an der Geschichte oder am Stil lag, sondern daran, dass viele Namen von Figuren und Städten logischerweise afrikanisch sind und es mir schwer viel, mir alle zu merken und zu verstehen, wie die Figuren zusammenhängen. Daher wer ein kleines Register am Ende oder zu Beginn des Buches hilfreich gewesen, eventuell auch mit Stammbaum. Im Verlauf des Buches findet man aber gut hinein in die Geschichte um Aminah und Wurche.
Die Protagonistinnen sind interessant, vor allem, da sie so verschieden und sich doch wieder ähnlich sind. Dem Klappentext ist schon zu entnehmen, dass Aminah entführt und als Sklavin verkauft wird. Dieser Teil ist erschreckend real erzählt und sorgt dafür, dass man sich als Leser unwohl fühlt. Ihre Gedanken sind gut nachvollziehbar und bei ihren Erlebnissen wird deutlich, wie stark sie eigentlich ist. Genau das hat sie mit Wurche gemeinsam. Wurche stammt aus einer wohlhabenden und einflussreichen Familie. Sie ist rebellisch insofern, als dass sie sich ungern in die Rolle der Ehefrau und Mutter drängen lässt, sondern etwas bewegen will. In der ersten Hälfte des Buches, kennen sich die beiden nicht. Es ist spannend ihre Lebenswege nachzuvollziehen und schnell spürt man, dass es kaum möglich ist dem Patriarchat zu entkommen. Nachdem die beiden sich treffen, verbindet sie ihre Kämpfernatur. Etwas irritiert hat mich der Klappentext laut dem sich beide in denselben Mann verlieben und der den Eindruck vermittelt, dass dies sehr im Zentrum steht. Das ist aber weniger der Fall. Es stimmt zwar, dass beide denselben Mann lieben, doch kommt es deswegen nicht zu solch riesengroßen Konflikten, wie ich aufgrund des Klappentextes erwartet habe. Stattdessen geht es um so viel mehr und das ist auch gut so! Der Roman macht deutlich, wie sehr die beiden Frauen, stellvertretend für viele andere, unter dem Patriarchat leiden. Wie sie eingeschränkt und in ihrer Selbstentfaltung unterdrückt werden. Außerdem ist der Sklavenhandel ein großes Thema. Sehr zu meiner Freude spielte auch die Kolonisation durch die Europäer eine Rolle. Ein Roman, der am Ende des 19. Jahrhunderts in Afrika spielt, hätte ohne diesen Aspekt auch große Lücken. Diese drei Schrecken werden dem Leser deutlich und regen zum Nachdenken darüber an, wie wir mit anderen Kulturen umgehen, welchen Einfluss das Eingreifen haben kann und ob/was man gegen Missstände (insbesondere die Unterdrückung von Frauen und Minderheiten) tun kann/sollte/muss.
Insgesamt ein tolles Buch, das mit interessanten Protagonisten und verschiedenen Themen überzeugt.

Veröffentlicht am 11.06.2019

Interessante Thematiken, die am Ende nicht voll zur Geltung kommen

Berlin Prepper
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Rezension zu „Berlin Prepper“ von Johannes Groschupf
Der Schreibstil von „Berlin Prepper“ ist zunächst für mich gewöhnungsbedürftig gewesen, vor allem was die Erzählperspektive betrifft. Das Buch ist aus ...

Rezension zu „Berlin Prepper“ von Johannes Groschupf
Der Schreibstil von „Berlin Prepper“ ist zunächst für mich gewöhnungsbedürftig gewesen, vor allem was die Erzählperspektive betrifft. Das Buch ist aus der Sicht des Protagonisten verfasst. Dennoch lässt sich das die Geschichte recht schnell und flüssig lesen.
Das Buch beginnt interessant. Noack, der Protagonist, ist ein schräger Charakter, der stets auf jeden denkbaren Katastrophenfall vorbereitet ist. Dafür legt er nicht nur Vorräte an, sondern er hält sich auf fit. Interessant ist sein Beruf. Tagtäglich löscht Noack tausende von Hasskommentaren, damit sie nicht auf der Homepage der Redaktion, für die er arbeitet, erscheinen. Die Kommentare sind erschreckend, erstrecht, wenn man bedenkt, dass es reale Kommentare sind, die der Autor in die Geschichte eingebaut hat. Die Thematik ist aktuell und spannend. Leider verliert sie im Laufe der Geschichte ihre Kraft. Nachdem Noack angegriffen wird, geht es darum, den Täter zu finden. Nach einem schweren Schicksalsschlag, den ich hier nicht erwähnen möchte, um keine Spannung zu nehmen, wird Noacks Verfassung immer schlimmer. Leider werden dann irgendwann thematisch neue Fässer aufgemacht, sodass am Ende einige Fragen offenbleiben und man als Leser etwas ratlos zurückbleibt. Noack und auch andere Figuren handeln insgesamt auf eine gewöhnungsbedürftige Art und Weise, sodass dadurch Spannung verloren geht, dass nicht alles wirklich glaubwürdig ist, was da vor sich geht. Nicht, dass dies bei jedem Buch der Fall sein muss, dafür sind es schließlich Geschichten, aber hier sind doch so viele reale Elemente enthalten, dass ich mir mehr Glaubwürdigkeit gewünscht hätte.
Schade ist auch, dass der Klappentext von Unruhen und offener Anarchie in Berlin spricht und es dann nur noch um Leben und Tod ginge. In gewisser Weise stimmt das auch, aber eher im Kleinen, sodass der Klappentext etwas suggeriert, was hier so nicht stattfindet.
Zusammengefasst merkt man schon, dass mich das Buch nicht begeistert hat. Dennoch ist es auch nicht schlecht. Die Thematiken sind durchaus interessant, nur verlieren sie ihren Fokus dadurch, dass so viel thematisiert wird. Die Wirkung der Hasskommentare kommt aber vor allem zu Beginn gut zum Tragen und sie regt zum Nachdenken an. Wer zwischendurch gerne ein etwas andere Buch liest, der kann dieses Buch zur Hand nehmen und sich ein eigenes Bild machen.

Veröffentlicht am 16.05.2019

Spannung mit viel Lokalkolorit

Letzte Spur Algarve
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Rezension zu „Letzte Spur Algarve“ von Carolina Conrad
Bei „Letzte Spur Algarve“ handelt es sich um den zweiten Fall der deutsch-portugiesin Anabela Silva. Die Bände kann man gut unabhängig voneinander ...

Rezension zu „Letzte Spur Algarve“ von Carolina Conrad
Bei „Letzte Spur Algarve“ handelt es sich um den zweiten Fall der deutsch-portugiesin Anabela Silva. Die Bände kann man gut unabhängig voneinander lesen.
Der Schreibstil ist, wie für einen Urlaubskrimi angemessen, flüssig und locker, sodass man beim Lesen gut vorankommt. Carolina Conrad schafft es von Beginn die portugiesische Atmosphäre, die dem Krimi zugrunde liegt, zu transportieren. Gut gelungen, und wieder passend für einen Urlaubskrimi, ist auch, dass der Fall zwar spannend ist, aber nicht blutrünstig oder vollkommen unheimlich. Als Leser ist man gefesselt, fühlt sich dabei aber nie unwohl. Die Ermittlungen sind interessant und bis zum Schluss ist kaum zu erahnen, wer den Mord begangen hat.
Der Krimi hat aber nicht nur eine interessante Story, sondern kann außerdem mit tollen Figuren punkten. Anabela Silva, die zwar eigentlich in Deutschland lebt, aber portugiesische Eltern hat, kehrt aufgrund der Alzheimererkrankung ihres Vaters nach Portugal zurück. Sie macht ein Fernstudium und richtet sich ansonsten in ihrem neuen Leben in Portugal ein und versucht ihren verschollenen Cousin zu finden. Die Suche nach ihrem Cousin läuft als paralleler Handlungsstrang zum Kriminalfall und fügt der Geschichte einen realen geschichtlichen Aspekt hinzu. Es bleibt also doppelt spannend. Anabela hat eine sympathische Art an sich. Sie ist herrlich normal und hat was im Kopf. Aus dem ersten Krimi-Band hat sie bereits einige Freunde und Bekannte. Einer davon ist Joao, der Polizist ist und mit dem sie bereits gemeinsam ermittelt hat. Die zwei sind ein interessantes Gespann und ihre Beziehung bereichert das Buch, ohne dass sie zu viel Raum einnehmen würde. Auch in diesem Band arbeiten die zwei mehr oder weniger zusammen. Man könnte sagen „Eine Hand wäscht die andere“.
Insgesamt ist „Letzte Spur Algarve“ ein schöner Urlaubskrimi mit toller Atmosphäre und interessantem Fall. Wer Krimis mag, bei denen nicht (nur) der Fall im Fokus steht, der kann gerne zu diesem Buch greifen.