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Veröffentlicht am 23.09.2018

Tolle Grundidee spannend umgesetzt

Glamour Girl 1. Wer liebt, verliert
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Rezension zu „Glamour Girl – Wer liebt, verliert“ von Evelyn Uebach

Als ich begonnen habe das Buch zu lesen, wollte ich eigentlich nur kurz reinschauen. Ganz schnell hatte ich aber die ersten 100 Seiten ...

Rezension zu „Glamour Girl – Wer liebt, verliert“ von Evelyn Uebach

Als ich begonnen habe das Buch zu lesen, wollte ich eigentlich nur kurz reinschauen. Ganz schnell hatte ich aber die ersten 100 Seiten gelesen. Der Schreibstil ist spannend und lässt sich flüssig lesen. Evelyn Uebach wirft dem Leser immer wieder kleine Hinweise hin, sodass man sich fortwährend Gedanken um den Ausgang der Geschichte macht, um dann doch wieder überrascht zu werde.
Die Geschichte besticht durch eine interessante Grundidee und tolle, unterschiedliche Charaktere. Sie spielt in Deutschland, was zunächst eine schöne Abwechslung ist, da ja doch viele Geschichten in Amerika oder England spielen. Die Gesellschaft ist aber von Grund auf anders. Es gibt verschiedene Glamourgesellschaften, die von reichen Familien geführt werden und die im krassen Kontrast zu unserer Leistungsgesellschaft stehen. Es muss gefeiert werden und dass jede Nacht. Dafür erhält die Nacht sogar eine 13te Stunde. Die Regeln in dieser Gesellschaft, in der man unterschiedlich Mietglied sein kann, sind so abstrus, dass man häufiger lachen muss. Es gibt Mitglieder, die auf einem Gelände wohnen und dem Oberhaupt der Gesellschaft gehorchen müssen. Viele Ideen unserer Gesellschaft werden integriert und erhalten dabei teilweise urkomische Namen. Auch die Rituale dieser Gesellschaft sind zum Lachen. Die möchte ich hier auch nicht verraten, da das einiges an Spaß nehmen würde. Die Geschichte ist jedoch ernst und spannend.
Nun zu den Charakteren. Die Protagonistin Vicky ist selbstbewusst, vorlaut und loyal. Mit ihrer Art bereichert sie auch die Grundidee der Geschichte, weil sie der Gesellschaft kritisch gegenübersteht. Ohne diese kritische Reflexion hätte mir das Buch nicht halb so gut gefallen, weil es teilweise so abstrus und die Mädchen fast grausam dämlich sind, dass es für mich schwierig geworden wäre, der Geschichte zu folgen und sie ernst zu nehmen. So aber ist sie interessant und fesselnd. Vicky stürzt sich kopfüber in ihre Mission und bringt damit Schwung in die Gesellschaft. Hier und da übertreibt sie es etwas, aber auch hier bemerkt sie es selbst. Vicky ist sympathisch und als Leser fiebert man mit ihr mit.
Der Protagonist Robin ist das Oberhaupt der Gesellschaft, der eine Partnerin, die Erstharmonie, sucht. Robin ist schwer zu durchschauen. Er wirkt arrogant und gefährlich, dann wieder liebevoll und intelligent. Clea, eine der zehn Harmonien die mit ihm auf dem Gelände der Gesellschaft leben, ist in ihn verliebt. Dass Vickys Beitritt zu den Harmonien da für Zündstoff sorgt, ist logisch.
Doch das Buch wird in erster Linie nicht durch die Suche nach der Erstharmonie interessant, sondern durch die vielen Geheimnisse, die Robin und seine Familie umgeben. Geschickt streut Evelyn Uebach kleine Hinweise in die Geschichte, die die Spannung steigern. Immer wieder kommt Neues an Licht, was den Blickwinkel des Lesers verändert und neue Verwirrung stiftet.
Insgesamt ein tolles Buch. Ich warte schon auf Band 2. „Glamour Girl“ kann ich allen Lesern ans Herz legen, die Geschichten mögen, deren Gesellschaftsstruktur von der unseren abweicht, in der eine Liebesgeschichte untergebracht ist, in der es aber auch wirklich spannend zugeht, weil einige Figuren Geheimnisse haben, die nicht so leicht zu erfassen und durchdringen sind.

Veröffentlicht am 25.08.2018

Wohlfühlbuch

Redwood Love – Es beginnt mit einem Blick
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Rezension zu „Redwood Love – Es beginnt mit einem Blick von Kelly Moran
Redwood Moran ist eine Kleinstadt in Oregon mit absolut liebenswerten Charakteren. Kelly Morans Schreibstil ist angenehm und typisch ...

Rezension zu „Redwood Love – Es beginnt mit einem Blick von Kelly Moran
Redwood Moran ist eine Kleinstadt in Oregon mit absolut liebenswerten Charakteren. Kelly Morans Schreibstil ist angenehm und typisch für einen Liebesroman wie diesen. Auch deshalb lässt sich der Roman schnell lesen.
Was das Buch ausmacht, ist daher nicht der Schreibstil, sondern die Atmosphäre, die durch die Charaktere und die Geschichte an sich hervorgerufen wird. Redwood ist eine kleine Stadt mitten in Oregon, in der man sich nur wohlfühlen kann. Obwohl sie klein ist, gibt es dort alles was man braucht und vor allem fühlt man sich wegen der Menschen dort schnell zu Hause. Die Bewohner geben aufeinander acht, sodass das Gefühl entsteht, dass niemand dort vollkommen allein ist.
Jetzt aber zu den Charakteren: die Protagonistin Avery ist einfach nur sympathisch. Sie kümmert sich aufopferungsvoll um ihre autistische Tochter Hailey und beißt sich durchs Leben. Sie ist engagiert und liebevoll. Ihre Tochter Hailey ist entzückend und ihr ganzer Stolz. Das Gespann zeigt, wie anstrengend das Leben mit einem autistischen Kind sein kann, aber auch, wie wertvoll jedes Kind auf dieser Welt ist.
Jede Liebesgeschichte braucht mindestens einen interessanten, gutaussehenden Mann. In Redwood gibt es gleich drei davon. Die Brüder Cade, Flynn und Drake O´Grady führen die Tierarztpraxis der Stadt und haben alle ihren eigenen Charme. Cade ist der Frauenscharm, Flynn ist stumm und Drake sehr verschlossen. Der Fokus liegt in diesem Band auf Cade. Sein Charme zieht nicht nur Avery an, sondern auch andere Frauen der Stadt, was für einige Situationen sorgt, in denen man schon sehr schmunzeln muss.
Es gibt auch einige Nebenfiguren, die das Buch unterhaltsam machen. Dazu gehören Die Mutter, sowie sie Tanten der O´Grady Brüder, die sich in der Stadt sehr engagieren und liebend gerne in andere Angelegenheiten einmischen. Sie sind es auch, die hauptsächlich den Twitter-Account der Stadt mit den neusten Geschehnissen füllen, sowohl öffentlicher als eher privater Natur.
Das Zusammenspiel all dieser, auf ihre Art liebenswerten, Figuren sorgt dafür, dass man gar nicht anders kann, als sich in Redwood und seine Bewohner zu verlieben.
Die Geschichte um Avery und Cade wird sanft erzählt und lädt zum Träumen ein. Die Spannung entsteht auf ganz eigene Art. Im Endeffekt wird dem Leser recht schnell deutlich, auf was für ein Ende das Buch hinausläuft, aber das Interessante an diesen Büchern ist ja oft der Weg dahin.
Insgesamt ist Redwood Love ein Wohlfühlbuch für Liebhaber romantischen Geschichten, die die Figuren gerne dabei begleiten, wie sie sich entwickeln, aus der Reserve gelockt werden und verlieben. Ich fühle mich dort in jedem Fall heimisch und kann es kaum erwarten, dorthin zurück zu kehren.

Veröffentlicht am 23.08.2018

Interessant, aber nicht überragend

Ida
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Rezension zu Ida von Katharina Adler
Das Hörbuch Ida, welches von Petra Morzé gelesen wird, ist angenehm zu hören. Die Sprecherin liest mit österreichischem Akzent, was die Figuren authentischer macht, ...

Rezension zu Ida von Katharina Adler
Das Hörbuch Ida, welches von Petra Morzé gelesen wird, ist angenehm zu hören. Die Sprecherin liest mit österreichischem Akzent, was die Figuren authentischer macht, da sie schließlich Österreicher sind. Etwas verwirrend waren zunächst die Zeitsprünge, denen man aufgrund ihrer Unregelmäßigkeit nicht so gut folgen konnte.
Im Zentrum der Erzählung steht Ida, die ich weder als besonders sympathisch, noch unsympathisch beschreiben kann. Sie wirkt etwas merkwürdig und labil, wobei die Frage entsteht, woher dies kommt. Ida jammert häufig über so allerlei körperlicher Beschwerden, bei denen ständig die Frage mitschwingt, ob sie psychischer oder physischer Natur sind.
Interessant ist Idas gesellschaftliches Leben. Es gibt einige Figuren, wie etwa ihre Cousine Elsa oder die Freunde ihrer Eltern, die sie ihr Leben lag immer mal wieder trifft, im Guten wie im Schlechten. Aufmerksamkeit verdient auch ihre Beziehung zu ihrem Bruder Otto, den sie sehr idealisiert. Das sorgt wiederum für so einige Situationen mit Frauen in der Nähe ihres Bruders, in denen ihr Verhalten unhöflich und fast unmöglich wird.
Ida macht in jedem Fall eine Entwicklung durch, auch wenn bestimmte Verhaltensmuster immer wieder erkennbar werden. Genaueres sei hier ausgelassen, um nicht zu viel zu verraten. Ihre Beziehung zu ihrem Sohn spielt da eine Rolle und mach deutlich, wie eine gewisse Grundhaltung das Leben beeinflussen kann, sowohl positiv als auch negativ.
Etwas schade ist, dass ihr Kontakt mit Freud doch verhältnismäßig wenig Raum einnimmt. Da hätte ich mir mehr gewünscht. Die Behandlung ist aber interessant geschildert und aus heutiger Sicht kann man nicht anders, als über Freuds Behauptungen schmunzeln, so verdreht wirken sie teilweise.
Insgesamt ist es ein interessantes Hörbuch, das wenige Schwächen aufweist. Wer sich für Persönlichkeiten der Geschichte oder speziell für das Leben der Frau hinter dem Fall Dora interessiert, der sollte hier mal reinhören.

Veröffentlicht am 30.07.2018

Skurril, humorvoll und ernst

Familie und andere Trostpreise
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Rezension zu Familie und andere Trostpreise von Martine McDonagh
Martine McDonagh hat mit „Familie und andere Trostpreise“ ein interessantes Buch geschrieben, dass durch die Themenwahl und außergewöhnliche ...

Rezension zu Familie und andere Trostpreise von Martine McDonagh
Martine McDonagh hat mit „Familie und andere Trostpreise“ ein interessantes Buch geschrieben, dass durch die Themenwahl und außergewöhnliche Charaktere auffällt.
Nach kurzem eingewöhnen in den recht umgangssprachlichen Schreibstil, der daher rührt, dass der Protagonist Sonny die Geschichte erzählt, findet man gut in die Geschichte.
Sonny ist ein amüsanter Charakter, der auf seine Art sympathisch ist. Seine Neurosen erschweren ihm das Leben, aber er geht auf eine humorvolle Weise damit um. Passend fand ich auch, dass sich seine Leidenschaft durch das ganze Buch zieht. Bei seinen Neurosen ist sein Lieblingsfilm Shaun of the Dead eine Konstante, die ihm Sicherheit gibt. Spannend machen das Buch die Suche Sonnys nach seiner Vergangenheit und die Briefe von Thomas, bei dem er aufgewachsen ist, und in denen ebenfalls einige Dinge nach und nach enthüllt werden. Die Geschichte ist skurril, was neben den schrägen Charakteren auch durch das Thema Sekte hervorgerufen wird. Sonny trifft verschiedene Menschen, die unterschiedliche intensive Erfahrungen mit einer oder mehreren Sekten gemacht haben. Interessant ist, wie unterschiedlich sich die Charaktere davon beeinflussen lassen, oder eben nicht.
Wer einen Roman der etwas anderen Art sucht, wer es mag, wenn humorvolle Passagen und ernste Abschnitte sich abwechseln und wer sich gerne von etwas anderen Charakteren unterhalten lässt, der sollte es mal mit diesem Buch versuchen.

Veröffentlicht am 21.07.2018

Mitreißend

Wenn die Sterne Schleier tragen
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Anna Nigra hat mit „Wenn die Sterne Schleier tragen“ ein tolles Buch geschrieben. Der Schreibstil ist ansprechend, sodass sich das Buch schnell und flüssig lesen lässt. Die Geschichte ist außerdem spannend ...

Anna Nigra hat mit „Wenn die Sterne Schleier tragen“ ein tolles Buch geschrieben. Der Schreibstil ist ansprechend, sodass sich das Buch schnell und flüssig lesen lässt. Die Geschichte ist außerdem spannend erzählt und das Gefühlschaos der Protagonisten kommt gut zur Geltung. Zur Spannung trägt aber nicht nur der Schreibstil bei, sondern vor allem der Aufbau der Geschichte. Zu keinem Zeitpunkt lässt sich erahnen, für den sich Cecilia am Ende entscheiden wird oder wie die Verstrickungen zusammenhängen. Die Mischung aus Liebeschaos und Intrige im Palast ist gut gelungen und lässt den Leser dauerhaft neue Theorien über den Fortgang der Geschichte spinnen.
Das Setting ist interessant, weil es um das Königreich Europa geht. Es lassen sich einige Orte/Länder erkennen und doch ist die Welt so ganz anders als unsere Welt, ohne dabei spürbar weiterentwickelt zu sein. Es handelt sich dabei also eher um eine alternative Geschichte zu der in unserer Zeit, eine Parallelwelt.
Zu den Charakteren: Cecilia ist ein interessanter Charakter, die sich sicherlich auch in den Folgebänden noch bedeutend weiterentwickeln wird. Sie ist ein starker weiblicher Charakter, der seinen Weg finden wird. Schnell ist spürbar, dass sie stärker ist, als sie zunächst zeigt. Sie ist sympathisch, was auch durch ihre Empathiefähigkeit hervorgerufen wird, die sie besonders im Umgang mit den Angestellten des Palastes zeigt. Trotz ihrer gehobenen Herkunft wirkt sie so normal und keineswegs abgehoben.
Die beiden Prinzen sind jeder auf seine Art interessant, was im Laufe der Geschichte für Abwechslung sorgt und unter anderem den Schwung der Geschichte erhält (neben den spannenden Elementen um die Intrige). Noran scheint sich um Cecilia zu bemühen. Er hat ein ruhigeres Wesen als sein Bruder Elias, scheint gefestigter in seinem Charakter und seiner Position. Er wirkt aber auch stets kontrolliert und vielleicht ein bisschen zu ernst. Elias dagegen ist eher der Wildfang. Frech und eher überheblich kommt er daher, doch dass sein Charakter mehr Tiefe zu bieten hat, wird schnell deutlich. Kein Wunder, dass Cecilia seine lockere, temperamentvollere Art reizt.
Die verschiedenen Prinzen sprechen beide etwas in Cecilia an, sodass nicht zu erahnen ist, für wen ihr Herz am Ende schlagen wird.
Die Geschichte wird aber noch durch weitere Charaktere bereichert, die ich nicht alle erwähnen möchte, um die Spannung nicht zu nehmen. Erwähnenswert ist aber in jedem Fall Cecilias Onkel Dan, an dem sie sehr hängt. Er bringt definitiv Schwung in den Palast mit seiner offenen Art. Er sagt was er sagen möchte und schert sich nicht darum, ob es nun angebracht ist oder nicht. Das Verhalten von Lias Vater trägt zum Erhalt der Spannung bei, weil schnell spürbar wird, dass er etwas weiß, was dem Leser entgeht.
Das Buch wird alle begeistern, die Geschichte in ausgedachten Königshäusern mögen, die Liebesgeschichten inklusive Gefühlschaos genießen, die spannende Geschichten mit ungewissem Ausgang suchen. Danach heißt es warten auf den zweiten Band der Reihe.