Kurzweilige Unterhaltung, gute Ideen wenig tiefgründig und wenig realistisch umgesetzt
Die EwigenStil: Allwissender Erzähler, Vergangenheitsform. Kurze Kapitel mit vielen Szenenwechseln. Kurze verständliche Sätze, geradlinige Sprache, fokussiert auf Handlungen und wörtliche Rede. Es dominiert ein ...
Stil: Allwissender Erzähler, Vergangenheitsform. Kurze Kapitel mit vielen Szenenwechseln. Kurze verständliche Sätze, geradlinige Sprache, fokussiert auf Handlungen und wörtliche Rede. Es dominiert ein hohes Erzähltempo. Es kommt also keine Langeweile auf. Gleichzeitig aber wenig atmosphärisch. Gedanken und Gefühlslagen kommen vergleichsweise wenig vor oder sind für meinen Geschmack zu klischeehaft ausgestaltet.
Was mich gestört hat: Die Figuren sind angeblich hochintelligent. Millionäre. Chefs über Hunderte oder Tausende Mitarbeiter. Hacker, die zu schlau für‘s FBI sind. Oder hochrangige Politiker. Und lassen Gesprächsführungstechniken vermissen, geben sich naiv, recherchieren nicht, lassen sich leicht überzeugen bzw. manipulieren. Kurze Kommunikation mit einem Wildfremden und das ganze Weltbild (Vertrauensverhältnisse usw.) ändert sich. Wenn die Motivlagen komplexer gestaltet worden wären, hätte dies die Glaubwürdigkeit kräftig erhöht.
Leider konnte ich mich nur schwer hineinfühlen und nicht so mit den Protagonisten sympathisieren und mitfiebern, wie ich es gern tue. Eine Distanziertheit zu den Charakteren blieb bis zum Ende bestehen.
Ich habe kleine Logikbrüche wahrgenommen, z. B. in Fragen der Dokumentation (Mutterpass) und Kommunikation nach außen (Verschwinden).
Obwohl es keine sprachliche Differenzierung gibt, bin ich immer gut mitgekommen, wen ich aktuell wo mit welchem Handlungsstrang begleite. Das ist angesichts der Vielzahl der Akteure nicht selbstverständlich.
In letzter Konsequenz ist die Handlung durchaus interessant, nicht nur die Rahmenhandlung, sondern auch die zwischenmenschlichen Beziehungen und psychische Umstände. Aber von den vielen guten Ideen wird viel nur angekratzt und nicht konsequent weiterverfolgt. Wäre zudem noch spannender und überraschender, wenn der Klappentext weniger preisgeben würde.
Das Ende bildet einen zufriedenstellenden Abschluss. Doch Achtung: Die Antworten zu den interessantesten Fragestellungen werden nicht gelüftet, sondern in einer noch nicht veröffentlichten Fortsetzung verarbeitet.
Die eingebetteten Ausführungen zur Molekularbiologie (Zellteilung, Stammzellen) fand ich sehr anschaulich. Der Anhang zur Geschichte der Genforschung vermag den Wissensschatz zu erweitern.
Drei Sterne für kurzweilige Unterhaltung, die sich flüssig auch nach einem harten Arbeitstag lesen lässt.