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Julia_Matos

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.06.2018

Kurzweilige Sci-Fi-Unterhaltung, Gefühlslagen teils zu gewollt, Sprache holprig

DIE LETZTE FIREWALL
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Singularity 1, verortet 2015, zeichnet sich insbesondere durch einen hohen Realitätsbezug aus, mit Schwächen bei Dramatik und Charakterzeichnung.
Singularity 2, verortet 2025, weist vor allem einen tollen ...

Singularity 1, verortet 2015, zeichnet sich insbesondere durch einen hohen Realitätsbezug aus, mit Schwächen bei Dramatik und Charakterzeichnung.
Singularity 2, verortet 2025, weist vor allem einen tollen Humor auf, ist futuristischer, dabei nah am in naher Zukunft Möglichen, gestaltet sich im Spannungsaufbau, in Bezug auf Wendungen und Charakterzeichnung stärker als der Auftaktband.

Singularity 3, verortet 2035, ist echte Science Fiction. Es ist empfehlenswert, die Vorgänger gelesen zu haben, aber wenn man damit leben kann, einige Bezugnahmen nicht durchdringen zu können, lässt sich hierauf auch verzichten, da die ganze Reihe leicht verständlich geschrieben ist und Handlung und Figuren nicht besonders komplex gezeichnet sind. Die Handlung von Band 3 endet abgeschlossen, bildet in Bezug auf bekannte Figuren gleichzeitig einen Twist, der neugierig auf den letzten Band macht.

Die namentlich bekannten KIs aus Band 1 und 2 sind nicht mehr präsent, was ich schade finde. Dafür gibt es ein Wiedersehen mit dem nunmehr 50-jährigen Mike und dem 29-jährigen Leon. Es ist interessant, wie sie ihre Vergangenheit bewerten und sich charakterlich und in ihrer Weltanschauung entwickeln. Sie werden greifbarer, ohne für mich zu richtigen Sympathieträgern geworden zu sein.
Interessante Einblicke in einen Antagonisten, dessen Andersartigkeit ich gern noch stärker herausgearbeitet gesehen hätte, und seine Handlanger.
Und eine neue nette Protagonistin, die Mitleid und Sympathie erzeugt, der man das Gelingen ihrer Vorhaben wünscht, mit manchmal vorhersehbarer, aber über weite Strecken dennoch spannender Storyline, wobei auf Meditation und Kampfsport für meinen Geschmack zu detailliert eingegangen wird.
Es verbleibt bei mir das Gefühl, dass die Figuren manchmal zu sehr verbogen werden, um das jeweils passende Schema zu erfüllen. Da kommt mir unweigerlich in den Sinn, dass es sich um ein amerikanisches Werk handelt, für das wohl eine actionreiche Verfilmung angedacht ist. Motive, Handlungen und Gefühlslagen darf man an einigen Stellen - auch bezogen auf den jeweils hohen Intellekt - nicht zu sehr hinterfragen. Kleines Beispiel: Der Mann, bei dem die Frauen Schlange stehen, schwärmt von den körperlichen Vorzügen der eigentlich kränkelnden, gestressten und ausgehungerten Frau, wohlgemerkt ohne jemals unmittelbar miteinander kommuniziert zu haben.

Die hier vorzufindende Welt basiert auf den weitreichenden gesellschaftlichen Umwälzungen aus Band 2:
angefüllt mit Nanotechnologie, Robotik und Superintelligenz, wobei die Ordnung aufrechterhalten bleiben soll durch einen den KIs auferlegten Moralkodex. Ein konfliktträchtiger, ungewöhnlicher Weltenbau mit Bezug zu aktuellen politischen Diskussionen, z. B. das bedingungslose Grundeinkommen. Mal amüsant, mal ernst, durchaus visionär und stimmig. Viele futuristische Problemstellungen werden angekratzt, hier gilt es, viel selbst weiterzudenken, um Stoff zum Nachdenken zu haben.

Gefreut habe ich mich über liebevolle Details wie z. B. die Benennung bedeutender Gebäude nach Schriftstellerkollegen (z. B. Suarez, Naam).

Am Sprachgebrauch störe ich mich schon ein bisschen seit Beginn der Reihe, es gibt wohl aufgrund der Übersetzung manchmal Ausdrücke, die im Deutschen unnatürlich klingen.
Es sind im mir vorliegenden Exemplar vergleichsweise viele Zeichensetzungsfehler enthalten. Ich gehe aber davon aus, dass hier noch nachgearbeitet wird.

Am Ende jedes Buches führt der Verlag an, als Dank für eine Rezension zu einem käuflich erworbenen Exemplar ein eBook aus dem lieferbaren Verlagsprogramm kostenlos auf Anfrage zu übersenden. Dies hat hier unter Verweis auf meine Amazon-Rezension zu Band 1 einwandfrei funktioniert, dafür danke an den Luzifer-Verlag und meine Empfehlung an andere eifrige Rezensenten.

3 Sterne mit Tendenz zu 4 Sternen. Erneut kein tiefschürfendes Werk, aber mit inspirierten Ideen zur nahen Zukunft, temporeich und unterhaltsam, auch nach einem besonders anstrengenden Tag flüssig lesbar.

Veröffentlicht am 31.05.2018

Durchdachte und extrem packende Fortsetzung

in abyssum
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Auch Band 3 hat mich begeistert. Ralph Edenhofer geht mit seinen Figuren nicht zimperlich um. Dass dies Schmerz und Bedauern auslöst, zeigt eindrucksvoll, dass er es geschafft hat, eine emotionale Bindung ...

Auch Band 3 hat mich begeistert. Ralph Edenhofer geht mit seinen Figuren nicht zimperlich um. Dass dies Schmerz und Bedauern auslöst, zeigt eindrucksvoll, dass er es geschafft hat, eine emotionale Bindung entstehen zu lassen. Nicht nur Materialschlacht, sondern Charaktere, denen man Intelligenz und Gefühlslagen abnimmt, was mitfiebern lässt. Das temporeiche Szenario gestaltet sich erneut sehr spannend, weckte bei mir positive Assoziationen zu Matrix und Independence Day, gleichzeitig macht das Gesamtgebilde nachdenklich und bleibt realistisch.
Hervorheben möchte ich nochmal, dass ich - technikaffin, aber ohne technische Ausbildung - das Beschriebene gut verstanden habe und es mir auch bildhaft vorstellen konnte.
Zudem schön, dass - ohne deplatziert zu wirken oder unnötig aufzublähen - ein Bogen zurück zu den Anfängen geschlagen wird und dass dabei auch Nebenfiguren nicht vergessen werden.
Man könnte mit Band 3 abschließen. Doch dieses Universum bietet noch so viel Potenzial, dass ich mich sehr auf die Kurzgeschichten sowie Band 4 freue.

Veröffentlicht am 31.05.2018

Fesselnde Verschwörungen, tiefgründige Charaktere

per ignem
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Die großen Pluspunkte aus Band 1 setzen sich fort.
Komplexes und bildhaftes Zukunftsszenario, das in den Details überzeugt. Auch als Laie kann ich mir technisch Fortschrittliches gut vorstellen.
Politisch, ...

Die großen Pluspunkte aus Band 1 setzen sich fort.
Komplexes und bildhaftes Zukunftsszenario, das in den Details überzeugt. Auch als Laie kann ich mir technisch Fortschrittliches gut vorstellen.
Politisch, gesellschaftskritisch, auf unaufdringliche Art.
Mit Skip, Kareena und José ‘Toro‘ begleitet man nunmehr drei gereifte, vielschichtige und sympathische Charaktere, die physisch, psychisch und moralisch bis an ihre Grenzen und darüber hinaus getrieben werden. Keiner hat sich die ihm zugedachte Rolle ersehnt, jeder versucht, das beste daraus zu machen. Die innere Zerrissenheit wirkt authentisch und nachvollziehbar. Elementare Fragen: Ist die eigene Position die richtige? Ist es angebracht, Allianzen und Rivalitäten zu überdenken? Welchen Stellenwert haben Stolz, Loyalität, Überleben? Bin ich am glücklichsten als Anführer, Mitläufer, Revolutionär, Rädchen im Getriebe? Definiere ich mich über meinen Beruf, richte ich meinem Privatleben einen höheren Stellenwert ein? Viele berechtigte Sichtweisen. Grautöne in zahlreichen Schattierungen. Wie im wahren Leben. Persönlichkeitsentwicklungen in verschiedene Richtungen.
Wer Space-Sci-Fi liebt, kann sich über Weltraumschlachten und weitere Kampfhandlungen freuen. Ich bin kein allzu großer Freund davon, mache hier aber eine Ausnahme, denn die Darstellungen sind abwechslungsreich und überraschend und es sind liebgewonnene Figuren involviert. Besonders eingenommen war ich von den politisch und profitorientierten Machenschaften. Es macht Freude, mitzufiebern und über Motive und Entwicklungen zu rätseln. Dabei ist auch der rote Faden erkennbar, denn es werden Nebensächlichkeiten aus dem Auftaktband wichtig.
Erfreulich, dass es nie langweilig wird. Wichtiges wird detailliert geschildert, ereignislose Tage übersprungen. Schön auch solche Stilmittel: „F. eröffnete die Sitzung mit dem üblichen Geschwafel. Danke hier, tiefe Verbundenheit da, das gewohnte Diplomatengewäsch.“ (Zitat aus dem Buch) Wo andere Autoren Seiten schinden, entlockt Ralph Edenhofer ein Grinsen und hält das Spannungsmoment hoch.
Im einen Moment so schmerzlich, dass es wohl besser für den Autor ist, sich nicht im gleichen Raum aufzuhalten, im anderen Moment zum Knuddeln. Alles richtig gemacht, wenn man es schafft, des Lesers Gefühle so ins Chaos zu stürzen. Ich - als weiblicher Noch-Neuling im Sci-Fi-Genre – schätze es sehr, dass es trotz der aufgeheizten Atmosphäre und vielfältiger Problemlagen auch Raum für Liebe, Freundschaft, für Oasen mit heiteren, hoffnungsvollen und herzerwärmenden Momenten, ebenso für traurige Augenblicke gibt. Wobei gegen nicht-gefühlsgesteuerte KIs auch nichts einzuwenden ist.
Bereits nach Band 2 ist spürbar: Das Ende ist jeweils nicht wahllos gesetzt, die einzelnen Bände stehen für eine bestimmte klar umrissene Ära im Leben der Protagonisten und ihres Umfelds.

Veröffentlicht am 31.05.2018

Hard Science Fiction, spannend und mit liebenswerten Figuren, auch für Sci-Fi-Neulinge

ex vitro
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Ein Science-Fiction-Spektakel, das neben modernen Themen wie die Manipulation menschlicher Gene vor allem zeitlos Wichtiges aufgreift: Kapitalismus, Diskriminierung und der Kampf um Freiheit und Selbstbestimmtheit. ...

Ein Science-Fiction-Spektakel, das neben modernen Themen wie die Manipulation menschlicher Gene vor allem zeitlos Wichtiges aufgreift: Kapitalismus, Diskriminierung und der Kampf um Freiheit und Selbstbestimmtheit. Unterhaltsam, mitreißend und realistisch verortet in unserem Sonnensystem im 23. Jahrhundert.

Kapitelweise wechselnd gelangt man in den Bewusstseinshorizont von Kareena und Skip (Sie/Er chronologisch in der Vergangenheitsform). Sie sind schätzungsweise zwischen 32 und 38 Jahre alt, Einzelgänger, bodenständig, engagiert und leben nach lobenswerten moralischen Grundwerten. Unterschied: Kareena ist auf natürliche Weise geboren, ein mit teuren Implantaten aufgerüsteter Offizier der Inneren Sicherheit für einen mächtigen Konzern. Skip stammt aus einer Genetikfarm und ist Raumschifftechniker.
Schnell habe ich Sympathien für beide entwickelt und mit Spannung und Faszination mitverfolgt, wie sich ihr Charakter, ihre Motivation, ihr moralischer Kompass und ihr Umfeld während der actiongeladenen Geschichte entwickeln. Cool auch, mitzuerleben, wie sich die Handlungsstränge annähern und verknüpfen.

Besonderes Lob verdient das intelligent durchdachte Zukunftsszenario. Die Gesellschaft im 23. Jahrhundert inklusive aller Wechselwirkungen wird umfangreich und stimmig beschrieben. Beiläufig und doch auf intensive Weise erfährt man, was zu diesen Zuständen geführt hat. Beschreibungen zur unmittelbaren Umgebung und zu technischen Innovationen bringen das Kopfkino in Wallung. Das macht Hard-Science-Fiction-Fans Spaß, wirkt gleichzeitig nicht so überfrachtend, dass es Science-Fiction-Neulinge abschrecken müsste. Dazu trägt auch die lockere Sprache bei. Wissensvermittlung steht nicht im Fokus (wie z. B. bei Werken von Brandon Q. Morris), ergibt sich aber nebenbei.
Auch Nebenfiguren weisen Ecken und Kanten auf. Es macht Spaß, z. B. über die Ziele von Blackheart und Vandemool zu spekulieren. Die Akteure handeln nachvollziehbar, bleiben dabei ihrem jeweiligen Intellekt und ihrer Weltanschauung treu. Zwar entwickelt man unweigerlich Sympathien und Antipathien, dadurch dass die Fronten nicht klar gezogen sind, bleibt ein Schwarz-Weiß-Schema aber aus.

Es gefällt mir, dass dieses Werk Denkanstöße für geneigte Leser bietet. Beispielsweise entwickeln sich in diesem Buch genetisch gezüchtete Gruppen wie auch Individuen in Abhängigkeit von ihrer Prägung während der Erziehung und der jeweils einzigartigen Persönlichkeit ganz unterschiedlich. Demgegenüber erachten sich viele natürlich Geborene als hochwertiger, strotzen der teils lebensfeindlichen Umgebung aber nur dank diverser nachträglicher genetisch erzeugter Updates und technischer Hilfsmittel. Auch die Rolle der großen Konzerne kann zum Nachdenken anregen.

Dass es sich um ein Erstlingswerk handelt, merkt man überhaupt nicht. Sogar an die X-Ray-Funktion sowie hilfreiche Kapitelüberschriften mit Datums- und Ortsangabe hat Ralph Edenhofer gedacht.
Erwähnenswert ist noch, dass die Handlung ohne Außerirdische, Wurmlöcher und übersinnliche Phänomene auskommt.
Ich habe mich sofort auf Band 2 gestürzt.

Veröffentlicht am 31.05.2018

Spannende Geschichte mit realem Hintergrund, bildhaft, mit Abstrichen bei Liebe und Romantik

Das Flüstern des Mondfalters
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Der Klappentext hat mich angesprochen: Eine mit fiktiven Elementen angereicherte reale Biografie, verortet in Indien, England und Hollywood zu Beginn der 30er-Jahre. Ich kannte den Lebenslauf von Merle ...

Der Klappentext hat mich angesprochen: Eine mit fiktiven Elementen angereicherte reale Biografie, verortet in Indien, England und Hollywood zu Beginn der 30er-Jahre. Ich kannte den Lebenslauf von Merle Oberon nicht und bin auch froh, ihn mir nicht vorher angelesen zu haben, da man sich ansonsten selbst um viel Spannung, Aha-Momente und unerwartete Wendungen beraubt.
Der Prolog wirft Rätsel auf, die später gelüftet werden. Ich war erstaunt, am Ende des Buches festzustellen, dass zwischen dem ersten und letzten Kapitel nur gut zwei Jahre liegen, denn es ist ein bewegter Lebensabschnitt mit viel Auf und Ab, vielen Dramen, Intrigen und mehreren Themen für innere Kämpfe.

Ich habe Estelle alias Merle Oberon gern begleitet. Sie geht mit wachen Augen durch die Welt, gelangt zu nachvollziehbaren Einschätzungen, wirkt nett und lebendig.
Ich mochte auch die Nebenfiguren. Für fast die ganze Story schlüpft man in Estelles Blickwinkel hinein, ein passendes Stilmittel, weil hierdurch Mysterien und Spannung aufrechterhalten werden.
Rassendiskriminierung und Identität bilden das dominante Thema, umrahmt von familiären Verstrickungen, Männerbekanntschaften und dem Ringen um Filmrollen.
Dadurch dass Estelle in Bezug auf ihre Abstammung eine Lüge aufrechterhalten muss, weisen viele ihrer menschlichen Beziehungen eine gewisse Distanziertheit auf. Sie zaudert, stottert und ihre amourösen Erlebnisse werden teils sehr schnell abgehandelt und bleiben ohne Tiefe. Dies wirkt authentisch, erschwert es gleichzeitig, sich mit ihr zu identifizieren und beim Lesen emotional mitzugehen.
Bei nahestehenden Eingeweihten und bei inneren Kämpfen wiederum gelingt das sehr gut. Der Autorin sind einige sehr beeindruckende Sätze gelungen, die geneigte Leser wie mich zum Nachdenken anregen können. Beispiel: „Zum ersten Mal in ihrem Leben erkannte sie, dass Einsamkeit kein Mangel an Gesellschaft, sondern an Bedeutung war – ein Mangel an echter Verbundenheit mit einem menschlichen Wesen.“

Schön, nebenher ein paar Eindrücke zum Reisen in der damaligen Zeit, zum glamourösen wie auch brutalen Hollywood, zu England in den 30ern und insbesondere zu Indien zu erhaschen: Auswirkungen des Kastensystems, Hinduismus, Verheiratung von Kindern. Die Selbstverständlichkeit, dass z. B. englisch-stämmige Kinder fernab ihrer Familie auf ein Internat geschickt werden, damit sie zu indisch-stämmigen Personen ein distanziertes Verhalten wahren (man könnte auch direkter sagen: damit sie den kolonialen Herrschaftsanspruch über die minderwertige Gattung eingetrichtert bekommen), ist eine krasse, schmerzliche Erkenntnis.
Das Erscheinungsbild der Straßen, die Gerüche usw. werden gut wiedergegeben, sodass man in die Atmosphäre eintauchen kann, dabei nicht so ausführlich, dass es störend wirkt.

Lobenswert ist, dass im Anhang zwischen Realität, Vermutung und Fiktion unterschieden und der weitere Lebensweg angeführt wird. Im Ergebnis ein Roman, der mich unterhalten und um einige Eindrücke bereichert hat und den ich sehr gern gelesen habe.