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Julia_Matos

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Veröffentlicht am 27.01.2018

Selbst für Jack-Daniels-Verhältnisse zu grausam und unglaubwürdig

Kite
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Meine Einschätzungen zu Band 8 (3 Sterne):

Der bisher schwächste Band. Noch nie hat sich die Reihe durch besonders viel Glaubwürdigkeit und Tiefe ausgezeichnet. Jack hat schon immer ganz gern die Heldin ...

Meine Einschätzungen zu Band 8 (3 Sterne):

Der bisher schwächste Band. Noch nie hat sich die Reihe durch besonders viel Glaubwürdigkeit und Tiefe ausgezeichnet. Jack hat schon immer ganz gern die Heldin markiert und sich als unkaputtbar gezeigt. Doch nebst viel niedrigschwelligem Humor gab es mit Jack auch stets eine Kommissarin, der man zum einen körperliche Widerstandskraft und technisches Können im Nahkampf abnahm und die zum anderen mit viel Zynismus, Moral und Scharfsinn in den Kampf gegen Serienmörder zog, sodass man spürte, warum sie sich in einer Männerdomäne so eindrucksvoll behauptet.
Doch hier hat J.A. Konrath für meinen Geschmack den Bogen überspannt. Die etwa 53-jährige (siehe Band 1, Seite 16, 46 zuzüglich 7 Jahre) hochschwangere Jack zeigt sich beratungsresistent und reißt polizeiliche Ermittlungen an sich, ohne Rücksicht auf ihre eigene gesundheitliche Beeinträchtigung und das Leben ihres ungeborenen Kindes zu nehmen. Im späteren Verlauf durchläuft sie ein perfides und abgrundtief sadistisches Höllenszenario nach dem Vorbild von Dantes Inferno, dass sich die titelgebende Figur jahrelang unter hohem planerischen und finanziellen Aufwand ersonnen hat. Das Spielbrett ist mit Leichen gepflastert. Suche nach diversen Vermissten? Offensichtlich Fehlanzeige. In parallel verlaufenden Handlungssträngen kämpfen auch Jacks Lieblinge Harry, Herb und Phin ums Überleben, lassen sich dabei ihren Humor nicht nehmen. Und ein eigentlich halbtotes Verbrecherduo macht die Welt unsicher.
Ich gestehe: Ich habe mich durchaus unterhalten gefühlt. Für Emotionen und Spannung ist gesorgt, die Story ist nicht gänzlich flach, sondern hält Wendungen und Überraschungen bereit. Darum und weil ich es liebgewonnen habe, die Entwicklung der Charaktere in 10 Romanen mitzuverfolgen, vergebe ich immerhin drei Sterne. Dennoch schätze ich es nicht, wenn Abstruses und Schilderungen von Perversion und Brutalität derart überhandnehmen. Laut diverser Rezensionen geht es in Band 9 und 10 ähnlich weiter. Daher werde ich die Reihe nicht weiterverfolgen.

Meine Einschätzungen zu Band 1 bis 8 (durchschnittlich 4 Sterne):

Eindrücke in Kürze: Mordermittlerin mit faszinierendem Privatleben. Das Innenleben brutaler Psychopathen. Wenig tiefgründig, wenig glaubwürdig, dafür viel zynischer Humor und Situationskomik. Kurzweilige Unterhaltung.

Meine ausführlichen Einschätzungen, ohne Spoiler:

Jack Daniels: arbeitswütige Mordermittlerin bei der Polizei in Chicago, 46 (Band 1), kinderlos, Mutter war bereits Polizistin, ohne Vater, trinkfest, süchtig nach Teleshopping, billiges Auto, aber in jeder Situation hochwertig gekleidet, mit Schlafproblemen, bei körperlichen Auseinandersetzungen unkaputtbar, sie und ihr nahestehende Personen geraten ständig selbst ins Visier der von ihr gejagten Mörder. Ihr zynischer Humor und meine Neugierde auf die Weiterentwicklung ihres Privatlebens haben mich maßgeblich zum Lesen nachfolgender Bände animiert. Ich hätte mir aber noch mehr Tiefgang gewünscht. Dass sie z. B. in gesundheitlich angeschlagenem Zustand ständig die Heldin spielt, fand ich unglaubwürdig. Sie war für mich zu taff, zu stur, hat zu wenig Gefühle offenbart, um für mich Identifikationspotenzial zu bieten. Wer einen einfühlsamen Serienhelden sucht, ist z. B. mit Detective Max Wolfe (Autor Tony Parsons) besser bedient.

Zwei Sidekicks: Der verfressene Kollege Herb Benedict und der schmierige Privatermittler Harry McGlade. Beide sind gewollt gnadenlos überzeichnet. Negativ betrachtet leiden darunter abermals charakterliche und emotionale Tiefe und Glaubwürdigkeit. Positiv betrachtet sorgt dies für reichlich niedrigschwelligen Humor, der die düstere Atmosphäre angenehm durchbricht. Für zusätzlichen Spaß sorgen zwei steife FBI-Agenten mit abstrusen Thesen und eine irre Hauskatze.

Sprache und Erzählstil sind einfach gehalten. Ein roter Faden und eine stringente Spannungskurve sind stets gegeben. Liest sich schnell weg, hat keine Längen wie viele andere Thriller-Reihen.
Die Story wird im Wesentlichen aus Sicht von Jack wiedergegeben. Dazwischen wird kurz zur Erzählperspektive des jeweils im Mittelpunkt stehenden Serienmörders gewechselt. Aus dem Rahmen fällt Band 5, der in Echtzeit und aus vielfältigen Perspektiven wiedergegeben wird. In Band 6 wird dem Innenleben des Mörders sogar die Hälfte des Lesestoffes gewidmet. Band 7 bietet Rückblenden auf Jacks Anfänge bei der Polizei im Jahr 1989.
Die Mörder sind meistens Psychopathen mit Folterkeller. Die geschilderten Gräueltaten und die psychischen Abgründe sind nichts für schwache Nerven. Für mich nicht so krass, dass das Gelesene negativ nachgewirkt und z. B. meinen Schlaf beeinträchtigt hätte. Aber weniger brutal und pervers und mehr subtil hätte eher meinem Geschmack entsprochen. Die Kriminalgeschichten sind mittelmäßig innovativ, mal mehr und mal weniger glaubwürdig. So fand ich z. B. teilweise die Dimensionen des unentdeckten Mordens übertrieben oder es war unglaubwürdig, was schwer Verletzte noch leisten.
Besonders ab Band 5 verschwimmt die Grenze zwischen Jacks Berufs- und Privatleben. Zum Verständnis nicht erforderlich, aber für den Lesegenuss förderlich: Das Lesen in der vorgesehenen Reihenfolge.

Der schnelle Wechsel zwischen „Lachend auf dem Boden kringeln“ und „Willkommen in der Hölle“ machen diese Reihe zu etwas Besonderem.
Wie es der Autor J.A. Konrath offensichtlich beabsichtigt hat, habe ich die Reihe als unterhaltsame und kurzweilige Lektüre nach einem harten Arbeitstag zu schätzen gewusst.

Die Klappentexte finde ich gelungen. Die deutsche Titelgebung ist größtenteils unpassend, ich bevorzuge die Originaltitel.

Hinweis für Sparfüchse: Die eBooks werden oft zum Aktionspreis (1,99 € bis 2,99 €) angeboten.

PS: Richtige Lesereihenfolge: 1. Der Lebkuchenmann (2004) 2. Guter Bulle, böser Bulle 3. Die Psychopathen 4. Der Chemiker 5. Die Scharfschützen 6. Die Erzfeinde 7. Mr. K 8. Kite (2011)
„Alle wollen Tequila“ spielt 1993 und damit 11 Jahre vor Band 1. „Die Brandmörder“ spielt zwischen Band 2 und 3. Jack steht jeweils nicht so sehr im Mittelpunkt wie bei beschriebener Reihe. Besonders innovativ oder faszinierend sind die Handlungen nicht. Eingefleischte Fans werden es mögen, am Rande ein paar weitere Erkenntnisse über Jack und Herb zu gewinnen.

Veröffentlicht am 27.01.2018

Märchenhafte und romantische Fantasy insbesondere für jugendliche Leserinnen

Die Legende von Enyador
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Über die Romane von Sam Feuerbach auf dieses Werk aufmerksam geworden, haben mich der Klappentext, die positiven Bewertungen, der atmosphärische und neugierig machende Prolog und die hübsch gezeichnete ...

Über die Romane von Sam Feuerbach auf dieses Werk aufmerksam geworden, haben mich der Klappentext, die positiven Bewertungen, der atmosphärische und neugierig machende Prolog und die hübsch gezeichnete Landkarte zum Kauf veranlasst.
Die Fantasiewelt ist geografisch und kulturell überschaubar, alles Wesentliche steht bereits auf den allerersten Seiten. Relevant sind neben klassischen Menschen solche mit magischer Begabung sowie Drachen, Elben und Dämonen, denen spezifische charakterliche Stärken und Schwächen zugeordnet werden. Einige Handlungselemente sind entliehen, z. B. aus Eragon und der Nibelungen-Sage. Dies ermöglicht ein flüssiges Lesen ohne Verständnisschwierigkeiten, könnte aber anspruchsvolle Fans der High Fantasy enttäuschen. Positiv hervorheben möchte ich die bildhaften Beschreibungen, dank derer man sich schnell mittendrin im Geschehen wähnt.
Handlung und Atmosphäre würde ich als überwiegend märchenhaft und romantisch beschreiben. Darin bestärken mich auch diverse Namensgebungen. Es herrscht eine Stimmung vor, die daran glauben lässt, dass das Gute siegen wird. Der personale Erzählstil (Beschränkung auf Bewusstseinshorizont der erzählenden Figur) wechselt kapitelweise. Dies sorgt für Abwechslung und bringt einem die im Mittelpunkt stehenden Figuren näher. Dass man einen Wissensvorsprung genießt, wirkt sich leider in einigen Szenen negativ auf die Dramatik aus. So kommen die Helden zwar nicht ohne Schmerz und Leid aus, aber es ist zu erahnen, wie die Rettung aussehen wird. Positive Werte wie Zusammenhalt und Vertrauen und das Entstehen von Freundschaft und Liebe nehmen eine zentrale Rolle ein. Diese Faktoren machen die Saga für romantisch veranlagte, sensible sowie junge Leser (vor allem Leserinnen) ab etwa 11 Jahren besonders geeignet. Für das Identifikationspotenzial des jungen Publikums ist es förderlich, dass die Serienhelden auf der Schwelle zum Erwachsenwerden oder im jungen Erwachsenenalter sind. Ungeduldigen wird es gefallen, dass viele Rätsel zum Ende des Bandes aufgelöst werden.
Bei den Hauptfiguren hätte ich mir noch mehr Tiefe und Alleinstellungsmerkmale gewünscht. Interesse war durchweg vorhanden, aber irgendwie agierten die Figuren häufig vorhersehbar oder blieben zu blass, um mich so richtig mitfühlen zu lassen. Am besten haben mir die dramatischen und teils leidvollen Erzählperspektiven von Tristan gefallen. Ihn habe ich ins Herz geschlossen. Er bleibt in einer problematischen emotionalen Situation zurück, deren weitere Entwicklung mich enorm interessiert. Greta und Agnes erfüllen leider über weite Strecken das Klischee vom weinerlichen, dummen und nervigen Weibchen, das gerettet werden muss, weswegen die aufkommende Zuneigung männlicher Gegenparts für mich auch eher unverständlich geblieben ist. Ich nehme aber an, dass Mira Valentin diese Veranlagung extra gewählt hat, um im weiteren Verlauf der Saga starke charakterliche Entwicklungen aufzuzeigen. Solche Tendenzen sind z. B. bei Istariel und Kay auch schon im ersten Band erkennbar. Ich gehe daher davon aus, dass der Mitfühlfaktor noch zunehmen wird.
Ich habe die humorvollen Untertöne und die Nebenfiguren gemocht. So wirkten z. B. der geheimnisumwobene Magier Eliyah, das angenehm aus dem Rahmen fallende Mädchen Marron, Drachendame Shook, Dämon Thul und die Bösewichte reizvoll.
Von Vorteil ist die X-Ray-Funktion, dank derer man sich Informationen zu den zahlreichen Figuren und zu den Orten zusammenstellen lassen kann.
Auch wenn ich viel zu kritisieren habe: Verzichtet man auf‘s Analysieren und lässt sich einfach in die Geschichte hineinfallen, vermag diese einen Charme zu versprühen, der zum Träumen und Verzaubertwerden einlädt. Geriet der Beginn noch etwas langatmig, wurde es immer fesselnder, Spannung und Freude wuchsen immer mehr an. Da ich neugierig bin und auch einen Sinn für Romantik habe, werde ich die Saga wahrscheinlich weiterlesen.

Veröffentlicht am 27.01.2018

Ein Werk, das berührt, zerstört, aufbaut, nachdenklich macht

Ein ganzes halbes Jahr
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Ich möchte nicht spoilern und meine Rezension darauf beschränken, welche Wirkung dieses Buch bei mir erzielt hat und weiterhin erzielt.
Während des Lesens – insbesondere am Ende - war ich emotional zutiefst ...

Ich möchte nicht spoilern und meine Rezension darauf beschränken, welche Wirkung dieses Buch bei mir erzielt hat und weiterhin erzielt.
Während des Lesens – insbesondere am Ende - war ich emotional zutiefst ergriffen, in einem Umfang wie es nur alle paar Jahre auftritt, und ich lese wirklich viel.
Ich habe „Ein ganzes halbes Jahr“ bereits vor zwei Jahren gelesen, aber es hallt immer noch nach.
Das Buch hat ein stigmatisiertes Thema salonfähig gemacht. Dank dieser Basis habe ich seitdem mit vielen Bekannten über angeführte Problemlagen und Lebenseinstellungen offen und kontrovers diskutieren können. Hierbei lässt es sich seinem Gegenüber näherkommen und zu wertvollen Reflektionen gelangen.
Mein Weltbild ist ein anderes geworden. Ich habe wertvolle Denkanstöße zu Selbstbestimmtheit, Selbstverwirklichung, Ich-selbst-sein, Kraft, Mut und Liebe mitgenommen und fühle mich ein kleines bisschen dankbarer, schlauer, reifer, toleranter, empathischer …
Ich möchte Jedem, der seinen Horizont erweitern und berührt werden will, das Lesen dieses Werkes empfehlen. Auch wenn es weh tut. Am besten unvoreingenommen vor dem Ansehen des Films und vor dem Lesen von Beurteilungen mit Spoilern.

Veröffentlicht am 27.01.2018

Überzeichnete Charaktere mit reichlich Situationskomik auf der Jagd nach psychopathischen Serienmördern

Der Lebkuchenmann
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Zu Band 1 bis 8:

Eindrücke in Kürze: Mordermittlerin mit faszinierendem Privatleben. Das Innenleben brutaler Psychopathen. Wenig tiefgründig, wenig glaubwürdig, dafür viel zynischer Humor und Situationskomik. ...

Zu Band 1 bis 8:

Eindrücke in Kürze: Mordermittlerin mit faszinierendem Privatleben. Das Innenleben brutaler Psychopathen. Wenig tiefgründig, wenig glaubwürdig, dafür viel zynischer Humor und Situationskomik. Kurzweilige Unterhaltung.

Meine ausführlichen Einschätzungen, ohne Spoiler:

Jack Daniels: arbeitswütige Mordermittlerin bei der Polizei in Chicago, 46 (Band 1), kinderlos, Mutter war bereits Polizistin, ohne Vater, trinkfest, süchtig nach Teleshopping, billiges Auto, aber in jeder Situation hochwertig gekleidet, mit Schlafproblemen, bei körperlichen Auseinandersetzungen unkaputtbar, sie und ihr nahestehende Personen geraten ständig selbst ins Visier der von ihr gejagten Mörder. Ihr zynischer Humor und meine Neugierde auf die Weiterentwicklung ihres Privatlebens haben mich maßgeblich zum Lesen nachfolgender Bände animiert. Ich hätte mir aber noch mehr Tiefgang gewünscht. Dass sie z. B. in gesundheitlich angeschlagenem Zustand ständig die Heldin spielt, fand ich unglaubwürdig. Sie war für mich zu taff, zu stur, hat zu wenig Gefühle offenbart, um für mich Identifikationspotenzial zu bieten. Wer einen einfühlsamen Serienhelden sucht, ist z. B. mit Detective Max Wolfe (Autor Tony Parsons) besser bedient.

Zwei Sidekicks: Der verfressene Kollege Herb Benedict und der schmierige Privatermittler Harry McGlade. Beide sind gewollt gnadenlos überzeichnet. Negativ betrachtet leiden darunter abermals charakterliche und emotionale Tiefe und Glaubwürdigkeit. Positiv betrachtet sorgt dies für reichlich niedrigschwelligen Humor, der die düstere Atmosphäre angenehm durchbricht. Für zusätzlichen Spaß sorgen zwei steife FBI-Agenten mit abstrusen Thesen und eine irre Hauskatze.

Sprache und Erzählstil sind einfach gehalten. Ein roter Faden und eine stringente Spannungskurve sind stets gegeben. Liest sich schnell weg, hat keine Längen wie viele andere Thriller-Reihen.
Die Story wird im Wesentlichen aus Sicht von Jack wiedergegeben. Dazwischen wird kurz zur Erzählperspektive des jeweils im Mittelpunkt stehenden Serienmörders gewechselt. Aus dem Rahmen fällt Band 5, der in Echtzeit und aus vielfältigen Perspektiven wiedergegeben wird. In Band 6 wird dem Innenleben des Mörders sogar die Hälfte des Lesestoffes gewidmet. Band 7 bietet Rückblenden auf Jacks Anfänge bei der Polizei im Jahr 1989.
Die Mörder sind meistens Psychopathen mit Folterkeller. Die geschilderten Gräueltaten und die psychischen Abgründe sind nichts für schwache Nerven. Für mich nicht so krass, dass das Gelesene negativ nachgewirkt und z. B. meinen Schlaf beeinträchtigt hätte. Aber weniger brutal und pervers und mehr subtil hätte eher meinem Geschmack entsprochen. Die Kriminalgeschichten sind mittelmäßig innovativ, mal mehr und mal weniger glaubwürdig. So fand ich z. B. teilweise die Dimensionen des unentdeckten Mordens übertrieben oder es war unglaubwürdig, was schwer Verletzte noch leisten.
Besonders ab Band 5 verschwimmt die Grenze zwischen Jacks Berufs- und Privatleben. Zum Verständnis nicht erforderlich, aber für den Lesegenuss förderlich: Das Lesen in der vorgesehenen Reihenfolge.

Der schnelle Wechsel zwischen „Lachend auf dem Boden kringeln“ und „Willkommen in der Hölle“ machen diese Reihe zu etwas Besonderem.
Wie es der Autor J.A. Konrath offensichtlich beabsichtigt hat, habe ich die Reihe als unterhaltsame und kurzweilige Lektüre nach einem harten Arbeitstag zu schätzen gewusst.

Die Klappentexte finde ich gelungen. Die deutsche Titelgebung ist größtenteils unpassend, ich bevorzuge die Originaltitel.

Hinweis für Sparfüchse: Die eBooks werden oft zum Aktionspreis (1,99 € bis 2,99 €) angeboten.

PS: Richtige Lesereihenfolge: 1. Der Lebkuchenmann (2004) 2. Guter Bulle, böser Bulle 3. Die Psychopathen 4. Der Chemiker 5. Die Scharfschützen 6. Die Erzfeinde 7. Mr. K 8. Kite (2011)
„Alle wollen Tequila“ spielt 1993 und damit 11 Jahre vor Band 1. „Die Brandmörder“ spielt zwischen Band 2 und 3. Jack steht jeweils nicht so sehr im Mittelpunkt wie bei beschriebener Reihe. Besonders innovativ oder faszinierend sind die Handlungen nicht. Eingefleischte Fans werden es mögen, am Rande ein paar weitere Erkenntnisse über Jack und Herb zu gewinnen.
Da in „Kite“ Unglaubwürdigkeiten, Perversion und Brutalität für meinen Geschmack zu sehr die Überhand gewinnen und Rezensionen zu Folgebänden darauf schließen lassen, dass es so weitergeht, verfolge ich Jack Daniels nach 10 Romanen nicht mehr weiter.

Veröffentlicht am 27.01.2018

Spannend, aber politische Verwicklungen wirken konstruiert und Nebencharaktere bleiben eindimensional

Möge die Stunde kommen
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Band 1 und 2 fand ich exzellent, Band 3 bis 5 nicht mehr ganz so stark. Dieser Band 6 stellt aus meiner Sicht wieder eine Steigerung dar.

Schwächen (Geschmackssache und da Jeffrey Archer Bestsellerautor ...

Band 1 und 2 fand ich exzellent, Band 3 bis 5 nicht mehr ganz so stark. Dieser Band 6 stellt aus meiner Sicht wieder eine Steigerung dar.

Schwächen (Geschmackssache und da Jeffrey Archer Bestsellerautor ist, hier "Meckern auf hohem Niveau"):
1. Dass englische, deutsche und russische Politik der damaligen Zeit in einem bestimmten Umfang platziert werden soll, um die Einordnung in das Genre "Historische Romanreihe" rechtfertigen zu können, ist gut und richtig. Das geschilderte politische Geschehen hat für meinen Geschmack aber falsche Akzente gesetzt. Wie auch schon in Band 3 bis 5 wirken viele Handlungen konstruiert und wenig glaubwürdig, die Darstellungen zu Geheimdiensten und Politik sind zurechtgerückt. Hierbei räume ich ein, dass es nicht leicht ist, das politische mit dem familiären Geschehen ständig in Beziehung zu setzen. Die Ausführungen zur BRD und DDR fand ich natürlich besonders reizvoll. Jedoch fallen für meinen Geschmack eher uninteressante politische Schilderungen zu ausschweifend aus, z. B. beim Wahlkampf von Giles, den man aus vorangegangen Bänden bereits ausführlich und in ähnlicher Form miterlebt hat. Das hätte kürzer gefasst werden können, zumal man den Ausgang der Premierministerwahl kennt. Der Verzicht auf eine unmittelbare Verstrickung der Hauptfiguren und stattdessen zusätzliche Einblicke in andere politische Systeme und andere Gesellschaftsschichten durch eine Nebenfigur hätte hier eher den gewünschten Effekt erzielen können.
2. Ich hätte mir gewünscht, über Sebastians Liebes- und Gefühlsleben mehr zu erfahren. Da geschieht etwas Hochdramatisches und anstatt den Gefühlen textlich Raum zu geben, was auch zu einer höheren Sympathie der Leserschaft für den vergleichsweise kühl agierenden Banker hätte beitragen können, setzt Jeffrey Archer erst Monate und Jahre später wieder ein und widmet dem Trauma nur aus Sicht der Eltern geäußerte Nebensätze. Abgesehen davon, dass dieses Storyelement durchaus spannend und emotional war, leistet dieser anscheinend letztendlich wenig Beitrag zur Persönlichkeitsentwicklung und wirkt sich nicht spürbar auf Sebastians nachstehende Handlungen aus.
3. Harry und Emma sind beruflich und finanziell megaerfolreich, moralisch unfehlbar und setzen sich unermüdlich für Schwächere ein. Die bereits bekannten Bösewichte spinnen immer wieder ähnliche Intrigen - denen Freunde und Geschäftspartner von Harry/Emma/Seb in gewohnter Manier entgegentreten - und fallen damit früher oder später auf die Nase. Ich mag die eindeutige Einteilung in Schwarz und Weiß nicht. Ein paar mehr Ecken und Kanten sowie Wendungen im Sinne von "Gutmensch Harry/Emma macht etwas Fragwürdiges/Egoistisches ..." und "Bösewicht reflektiert sein Verhalten und entwickelt sich zum Besseren ..." hätten aus meiner Sicht gut getan. Es wäre zudem glaubwürdiger gewesen, wenn einer der Bösen irgendwann mal ermüdet festgestellt hätte, dass sich nicht das ganze Leben um wenig substantiierte Rachegefühle drehen muss. Zumindest eine Person sorgt im persönlichen und beruflichen Umfeld eines der Hauptprotagonisten für eine interessante Überraschung/Wendung, doch auch hier hätte der emotionalen Ebene mehr Raum gegeben werden können, um der Figur mehr Tiefe zu verleihen.
4. Schon wieder gibt es fiese Cliffhanger, die erneut im nächsten Band schnell abgehandelt werden. Das lässt sich bei Mehrteilern nicht vermeiden, wird aber von Jeffrey Archer in dieser Saga auf die Spitze getrieben. Wer 6 Bände gelesen hat, wird ohnehin den letzten Band auch noch lesen, daher völlig unnötig.

Stärken:
1. Ich habe etwas über Lebensumstände und Politik der 70er-Jahre (lange vor meiner Geburt) dazugelernt.
2. Es werden ständig rund um Harry, Emma, Giles, Sebastian, Virginia und weitere Charaktere neue Spannungsbögen aufgebaut, die mich in ihren Bann gezogen haben, sodass ich das Buch nur ungern unterbrochen habe. Geschickt: Gestaltet sich die eine Handlungslinie nicht so fesselnd, geht es mit einem anderen Protagonisten im nächsten Abschnitt spannungsgeladen weiter (welche das sind, wird sich je nach persönlichen Neigungen unterscheiden), sodass die weniger interessanten Lebensabschnitte des einen Charakters durch einen anderen Charakter problemlos aufgefangen werden.

Trotz einiger Schwächen habe ich mich insgesamt gut unterhalten gefühlt, daher 4 Sterne.