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Julia_Matos

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.12.2017

Potenzial nicht voll ausgeschöpft

Darker - Fifty Shades of Grey. Gefährliche Liebe von Christian selbst erzählt
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Spoiler enthalten Es freut mich, Shades of Grey – das Werk, das Erotikliteratur salonfähig gemacht hat – hier zum zweiten Mal aus Christian Greys Perspektive erleben zu können. Die knisternde Erotik war ...

Spoiler enthalten Es freut mich, Shades of Grey – das Werk, das Erotikliteratur salonfähig gemacht hat – hier zum zweiten Mal aus Christian Greys Perspektive erleben zu können. Die knisternde Erotik war für mich gut spürbar. Aus meiner Sicht in diesem Genre nach wie vor ein positiv hervorstechendes Werk. Es als faden Abklatsch zu bezeichnen, wird dem Buch sicherlich nicht gerecht.
Christians Denkweise ist gegenüber Band 1 deutlich sanftmütiger und kompromissbereiter. Er ist weniger an egoistischen Freuden interessiert, lässt zunehmend Ana den dominanten Part einnehmen. Im Fokus steht, seine große Liebe um jeden Preis zu halten. Auch wenn ich den düsteren Dom aus Band 1 wohl unterbewusst faszinierender fand, war diese Charakterentwicklung natürlich zu erwarten gewesen. Dass die Spannung gehemmt ist, da man Interaktionen zwischen Ana und Christian sowie den Fortlauf der Handlung kennt, war auch vorher klar.
Und doch hatte ich mir von den besonders dramatischen Stellen (z. B. Hyde, Aussetzer) intensiveres Gefühlschaos erwartet. Das Helikopter-Adventure mit Nachspiel war zweifelsohne interessant und auch ein paar zusätzliche Details zu seiner Kindheit und zu seiner persönlichen Assistentin Andrea. Im Wesentlichen wurden aber doch Umstände bestätigt, die ich schon auf Grundlage von Anas Perspektive angenommen hatte. Nebenschauplätze (Kindheit, Subs, Elena, Elliot, Mia, Eltern, Job), die Potenzial mitbringen, werden nur angekratzt. Die Erwartungshaltung war hoch und ich hatte eben auf noch tiefere Einblicke und mehr Raum für zusätzliche Szenen gehofft. Trotz aller Kritik ein Leseabenteuer, das ich nicht missen möchte. Da der Wow-Effekt ausgeblieben ist, sind vier Sterne gerechtfertigt.

Veröffentlicht am 13.12.2017

Megalustige Thriller-Fortsetzung

Instabil - Die Gegenwart ist nur ein Kartenhaus
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Spoiler enthalten Die Gegenwart liegt in der Zukunft. Nämlich 2018. Abgesehen von diesem ausnahmsweise überschaubaren und nur für den Leser stattfindenden Zeitsprung, knüpft Band 2 genau da an, wo Band ...

Spoiler enthalten Die Gegenwart liegt in der Zukunft. Nämlich 2018. Abgesehen von diesem ausnahmsweise überschaubaren und nur für den Leser stattfindenden Zeitsprung, knüpft Band 2 genau da an, wo Band 1 aufgehört hat: Viel Tempo, viel Dramatik, gaaanz viel herrlich schräger und sarkastischer Humor. Sofern man es möchte, lassen sich erneut an zig Stellen Seitenhiebe auf Politik, Gesellschaft, Medienlandschaft usw. finden - etwas überspitzt, dabei umso anschaulicher.
Siggi ist wieder der Hammer. Er/Es (? ) menschelt und ist für Patrick da, wenn ihm männliche wie auch weibliche Geschöpfe bewusst oder unbewusst das Leben schwermachen.
Mit dem Hintergrund persönlicher Eindrücke von Abläufen beim Jugendamt während meiner Berufsausbildung fand ich Susannas zwiespältige Blickwinkel auf ihre Mutterrolle, die sich je nach Zeitlinie unterscheiden, besonders reizvoll und auch glaubhaft.
Sehr cool: Ein Kurzauftritt von **mmm aus EchtzeiT, der ersten gemeinsamen Trilogie der Autoren.
Die Frage, was sich durch – teils versehentliche – Eingriffe in die Vergangenheit verändert haben könnte, erzeugt viel Spannung. Es ist faszinierend und aufwühlend, wie schnell die Stimmung von megakomisch zu erschütternd umschlagen kann. Ich habe die schnelle Gefühlsachterbahnfahrt wieder genossen.
Einige Rätsel werden aufgelöst, z. B. das Mysterium um Susannas Informanten Texel. Viele Antworten bleiben die Autoren indes noch schuldig: Wie lässt sich die Zeitreise-Spirale aufhalten? Können unsere beiden leidgeprüften Zeitreisenden zueinander finden und zusammen glücklich werden? Was wird aus Susanna, Marion Fischer, Stan, Carsten und ihren Familien? Wie lange bleibt Trump Präsident? Und wo und wann muss ich mich melden, um meinen persönlichen Siggi zu bekommen? Ach so: Ich würde mich alternativ auch sehr über einen „EchtzeiT“-Schlaubi freuen. Logisch.
Die Wartezeit zu Abschlussband Instabil 3 versüßen Nebula Rising: Code Red seit dem 11. Dezember, Pheromon 1 ab dem 16. Januar und Der Totengräbersohn 3 ebenfalls im Januar.

Veröffentlicht am 03.12.2017

Zwischen Hoffen, Bangen und Schlapplachen

Instabil - Die Vergangenheit ist noch nicht geschehen
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Ein großartiges Werk, das den Spagat schafft, sich flüssig lesen zu lassen, dabei geistigen Ansprüchen zu genügen, viel Unterhaltung und auch Herzerwärmendes zu bieten. Brisantes politisches Geschehen ...

Ein großartiges Werk, das den Spagat schafft, sich flüssig lesen zu lassen, dabei geistigen Ansprüchen zu genügen, viel Unterhaltung und auch Herzerwärmendes zu bieten. Brisantes politisches Geschehen entfacht eine abenteuerliche Reise voller Spaß und Spannung. Wer Wortwitz, schwarzen Humor, Lokalkolorit und leichtfüßige System- und Gesellschaftskritik mag, wird von diesem andersartigen Thriller begeistert sein!
Um Überraschungseffekte nicht zu zerstören, möchte ich zur Handlung nichts Näheres verraten.
Die im Großraum Düsseldorf startende rasante Handlung erleben wir kapitelweise wechselnd im Bewusstseinshorizont von Patrick, Susanna und Carsten, was deren innere Kämpfe und ihre Entwicklung transparent macht und zum Mitfiebern animiert. Dabei macht jede Perspektive einen besonderen Reiz aus und ergibt eine runde Story. Besonders hat es mir Patricks sowohl intelligentes als auch flapsiges Sprach- und Denkmuster angetan. Herrlich, mit wie viel Galgenhumor und Situationskomik die entlarvenden Analysen seiner Umwelt angereichert sind. Susanna polarisiert. Bei Carsten werden nicht nur Moral und Scharfsinn suggeriert, sondern auch glaubhaft rübergebracht. Auch die Nebenfiguren sind interessant. Erfrischend und zum Grübeln anregend, dass man sich in Bezug auf Sympathie- und Hassfiguren nicht sicher sein kann.
Selbst in einer Region lebend, wo Lokalrivalitäten an der Tagesordnung sind, wo ich Fan von zwei sich balgenden Fußballvereinen bin und in der dritten „verbotenen Stadt“ studiert habe, kann ich mir hier von den Düsseldorfern einige gelungene verbale Neckereien abgucken.
Bei anderen Romanen dieser Autoren gab’s ja schon viele kleine eigensinnige Schöpfungen, die zu Highlights avoncierten, allen voran Vater aus Genesis und Schlaubi aus EchtzeiT. Ob diese Konkurrenz bekommen? Ich finde, wer trockenen Humor liebt, kommt voll auf seine Kosten. Nehmt euch die Zeit und lasst euch auch einfach mitreißen …
Es handelt sich um den ersten Teil einer Trilogie. Während sich der erste Band der ebenfalls sehr innovativen Thriller-Trilogie EchtzeiT (EchtzeiT - Leid kennt keinen Sonntag) eigenständig lesen ließ, ist hier die Handlung unabgeschlossen. Fairerweise haben Thariot und Sam Feuerbach darauf verzichtet, mit einem Spannungshöhepunkt abzuschließen. Eines fiesen Cliffhangers bedarf es auch gar nicht, um zum Lesen der Fortsetzung im Dezember 2017 zu überreden.

Veröffentlicht am 18.11.2017

Unamerikanisch – im besten Sinne

Der Letzte seiner Art
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Wenig klassische Action, viel Charakterstudie. Dabei wurde es mir nie langweilig. Als Leser taucht man 350 Seiten lang ein in den Bewusstseinshorizont der desillusionierten, zynischen und viel über philosophische ...

Wenig klassische Action, viel Charakterstudie. Dabei wurde es mir nie langweilig. Als Leser taucht man 350 Seiten lang ein in den Bewusstseinshorizont der desillusionierten, zynischen und viel über philosophische Schriften von Seneca sinnierenden Hauptfigur. Duane wirkt echt, sodass ich Anteil an seinem Schicksal nahm. Nicht selbstverständlich, da er nicht nur ein Opfer ist und aufgrund seines Machogehabes eigentlich nicht für den typischen Sympathieträger steht. Besonders faszinierend und dabei auch erschütternd fand ich die Rückblenden. Erkenntnisse zu politischen Machenschaften empfinde ich als tragisch und realistisch. Die Beschreibungen zum Umfeld (irisches Hafenstädtchen) geraten atmosphärisch.
Das Ende lässt noch Fragen offen. Einige werden’s nicht mögen, für mich ist dieses Ende sehr stimmig. Wenn Duane in so vielen elementaren Fragen keine Gewissheit erlangt hat, ist es dann nicht viel passender, wenn man auf diese Weise angeregt wird, ein bisschen über alternative Enden zu grübeln und darüber wie man selbst agiert hätte?!
Auch wenn das Buch etwa 15 Jahre alt ist, sind die Themen „Technik in der Kriegsführung“ und „Ethik der Medizin“ modern wie nie.
Mein erster Andreas-Eschbach-Roman war sowohl unterhaltsam als auch tiefgründig. Ich freue mich über gewonnene Denkanstöße und habe Lust, mehr in dieser Richtung zu lesen.

Veröffentlicht am 18.11.2017

Viel Zeit für Raum und Zeit

Paradox 2
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Meine spoilerfreien Eindrücke:
Der Handlung konnte ich gut folgen, ohne Paradox 1 gelesen zu haben, denn Ausgangslage und Mission sind neu und Informationsdefizite werden zu Beginn ausgeräumt.
Da ich von ...

Meine spoilerfreien Eindrücke:
Der Handlung konnte ich gut folgen, ohne Paradox 1 gelesen zu haben, denn Ausgangslage und Mission sind neu und Informationsdefizite werden zu Beginn ausgeräumt.
Da ich von P. P. Peterson Flug 39 und Rezensionen zu weiteren Werken gelesen hatte, vermutete ich, Paradox 2 würde einen Schwerpunkt darauf legen, vielfältige Kenntnisse zu Raumfahrttechnik und wissenschaftlichen Theorien in der Astrophysik zu vermitteln. Damit lag ich richtig.
Von den Figuren konnte ich mir ein Bild machen und habe ihr Handeln und ihre differenzierten Gedankengänge mit Interesse verfolgt, ohne sie ins Herz zu schließen und so richtig gefesselt zu sein. Das wäre aber auch viel verlangt angesichts dessen, dass ich den Vorgängerroman nicht kenne. Zwischenmenschliche Beziehungen spielen eine Rolle, aber keine große. Die neckischen Frotzeleien haben die dominierende melancholische Stimmung angenehm aufgelockert.
Nebenschauplätze gibt es keine. Überraschungen und klassische Action sind rar.
Stattdessen wird viel im Stillen sinniert und die Wissensvermittlung in den Vordergrund gerückt. Diese läuft so ab, dass ein Teil der Weltraummannschaft den geistigen Offenbarungseid leistet, damit die Physiker in Dialogform Naturwissenschaft an den Mann bringen können. Was im ersten Moment befremdlich wirkt, hat mir dann immer besser gefallen. Denn die Erläuterungen sind so anschaulich, dass man als Laie tatsächlich eine Chance hat, zusätzliche Kenntnisse zu diesen anspuchsvollen Fachinhalten im Gedächtnis abzuspeichern. Im Vergleich zu Flug 39, wo alle Vollprofis zu Angsthasen mutieren und die Hauptfigur allein schnell die Welt retten und parallel störende Fragen beantworten muss, ist hier auch der Kontext passender, da ansonsten ohnehin viel Langeweile an Bord herrscht. Und was liegt da näher als zu erläutern, was gerade im Weltall geschieht und in den nächsten Tagen geschehen könnte?! Zugegeben, ich habe vieles nicht auf Anhieb verstanden. Aber doch ein bisschen. Und weiß, wo ich nochmal nachschlagen kann, ohne mich zu einem komplexen Fachbuch aufraffen zu müssen.
Auch wenn die Figuren (besonders die weiblichen) noch vielschichtiger und sympathischer und das Leben an Bord noch spannender hätte sein können, habe ich doch fasziniert gelesen und freue mich in Summe, meine Zeit auf diese Weise nachhaltiger investiert zu haben als mit kurzweiligen Krimis oder Belletristik.
Das Ende polarisiert. Wie es mir gefällt, kann ich unmittelbar nach dem Lesen noch gar nicht ausdrücken. Wahrscheinlich werde ich ergänzend noch Paradox 1 lesen, sozusagen als Prequel.