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Veröffentlicht am 14.05.2024

3.000 Jahre lebendige Geschichte

Jerusalem
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Die erste Version dieser Biographie Jerusalems (mir fällt kein besseres Wort für die Lebensgeschichte dieser Stadt ein) habe ich bereits vor mehr als 10 Jahren gelesen und war einerseits erschlagen von ...

Die erste Version dieser Biographie Jerusalems (mir fällt kein besseres Wort für die Lebensgeschichte dieser Stadt ein) habe ich bereits vor mehr als 10 Jahren gelesen und war einerseits erschlagen von der Fülle der Informationen, andererseits begeistert von der Ausführlichkeit und vom fantastischen Schreibstil des Autors Simon Sebag Montefiore. Ich bin ein Fan dieses Schriftstellers, erinnere mich immer gern an die Stalin-Biographien und die Geschichte der russischen Zarenfamilie.

Jerusalem ist für mich ein Traumort, ein Traumziel, schon zweimal musste ich wegen des Kriegsgeschehens Reisen dorthin absagen, ob zu meinen Lebzeiten noch eine sichere Reise nach Israel möglich ist, wage ich zu bezweifeln. Da kam mir das Angebot des aktualisierten Jerusalem-Buches gerade recht. Noch einmal habe ich vieles gelesen, was mir im Laufe der Jahre aus dem Gedächtnis gekommen ist. Die aktuellen Bezüge doppeln sich teilweise mit vielen Zeitungsartikeln und Medienberichten, die seit dem 7. Oktober 2023 Israel und den Gazastreifen betrachten. Ich bin Nachfarin jüdischer Holocaustopfer und interessiere mich schon immer für die Geschichte der Juden und Israels, die Stadt Jerusalem betrachte ich als den Höhepunkt und Mittelpunkt des geschichtlichen Geschehens.

So bin ich Montefiore dankbar, mit mir und allen Interessierten dieses umfangreiche Wissen und seine Erfahrungen erneut geteilt zu haben. Es hat eine ganze Weile gedauert, bis ich zum Ende der rund 900 Seiten gekommen bin, aber die Lesezeit hat sich gelohnt. Erwähnen möchte ich noch, dass die drei Übersetzer dem Werk sehr gut getan haben, es liest sich auch in der deutschen Übersetzung ganz wunderbar.

Fazit: wer ausreichend Geduld und Zeit mitbringt, wird dieses Buch lieben, es ist die beste Jerusalem-Biographie, die ich kenne.

Jerusalem

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Veröffentlicht am 13.05.2024

Kann Optimismus altern?

Altern
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Ich gehe davon aus, dass jeder, der gern liest, Elke Heidenreich kennt. Sie ist die Frau, die ohne mit der Wimper zu zucken Bücher liest, Bücher vergöttert und auch mal verreißt. In ihrem neuen Buch begibt ...

Ich gehe davon aus, dass jeder, der gern liest, Elke Heidenreich kennt. Sie ist die Frau, die ohne mit der Wimper zu zucken Bücher liest, Bücher vergöttert und auch mal verreißt. In ihrem neuen Buch begibt sie sich in die eigenen und literarischen Untiefen des Alterns, mit der Prämisse, sich die verbleibende Lebenszeit nicht von ein „paar Defiziten“ verderben zu lassen. So mancher wird erstaunt sein, wie immer noch rotzfrech und draufgängerisch die unterdessen Einundachtzigjährige mit den Fragen von Leben und Tod umgeht. Ich bin es nicht, rund ein Jahrzehnt jünger kann ich bestens die Gedankengänge und -sprünge nachvollziehen, ich lese auch eine Verehrung Gottfried Benns heraus, und die unbändige Lust, in jedem schönen, schweren, bewegenden Buch, das sie liest, den ganz besonderen Satz zu finden, der in ihr Weltbild passt oder manchmal auch nicht. Einfach wunderbar lesen sich diese rund hundert Seiten. Mein Lieblingssatz folgt als Zitat: „Jetzt, im Alter, bin ich mit mir ausgesöhnt und möchte nicht mehr jemand anderes sein.“
Möge Elke Heidenreich weiter so jung und witzig, so unabhängig und frisch bleiben wie bisher. Das hier ist eine Leseempfehlung, die aus ganzem Herzen kommt.

Altern

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Veröffentlicht am 08.05.2024

Sieben Tage Schlafen üben

Das 7-Tage-Rezept für guten Schlaf
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Dr. Aric Prather widmet sich mit Vehemenz einem Thema, das momentan in vielen Büchern und Ratgebern eine Rolle spielt: Schlaf, sei es guter Schlaf oder schlechter oder vollkommene Insomnie. Das Thema bewegt ...

Dr. Aric Prather widmet sich mit Vehemenz einem Thema, das momentan in vielen Büchern und Ratgebern eine Rolle spielt: Schlaf, sei es guter Schlaf oder schlechter oder vollkommene Insomnie. Das Thema bewegt wie kaum ein anderes. Und eines ist klar, schlechter Schlaf ist eine negative Beeinflussung des ganzen Lebens.
Mir gefällt die Herangehensweise von Dr. Prather, auch wenn ich mich noch nicht in der Lage sehe, all seinen Ratschlägen zu folgen. Ich habe mir deshalb die Teilbereiche herausgesucht und intensiv studiert, die mich besonders betreffen: Aufwachen mitten in der Nacht und Grübeln, "bis der Arzt kommt". Hier gibt Prather gute Ratschläge und Tipps, die jeder ohne Vorkenntnisse und Aufwand ausprobieren kann. Für mich ist sein Trainspotting ein echter Geheimtipp und die Progressive Muskelentspannung habe ich gerade bei einem Klinikaufenthalt wiederentdeckt. Wenn man sich dann noch dazu durchringen kann, die eine oder andere Routine im Tagesablauf oder beim Schlafengehen zu durchbrechen, sehe ich gute Chancen für alle, die gerade, wie ich schlecht (durch-)schlafen können. Mikropausen kann jeder einlegen, wenn der Handywecker dabei hilft, sich daran zu erinnern, ist das auch ok. Ich versuche es jedenfalls und danke dem Autor für sein sehr lesenswertes und liebevoll geschriebenes Buch.

Fazit: Ein 7-Tage-Ratgeber für gutes Ein- und Durchschlafen. Locker geschrieben, gut verständlich und motivierend.

Das7TageRezeptfürgutenSchlaf

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Veröffentlicht am 07.05.2024

Auch des Hörbuch lohnt sich: Drei Generationen und drei eindrucksvolle Frauengeschichten = ein spannendes Buch

Unter dem Moor
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Heute: Nina, gerade noch am Burnout vorbeigeschrammt, nimmt eine Auszeit von ihrer Arbeit als Ärztin und zieht sich mit ihrem aus Rumänien "adoptierten" Hund nach Mecklenburg in die Nähe des Stettiner ...

Heute: Nina, gerade noch am Burnout vorbeigeschrammt, nimmt eine Auszeit von ihrer Arbeit als Ärztin und zieht sich mit ihrem aus Rumänien "adoptierten" Hund nach Mecklenburg in die Nähe des Stettiner Hauffs zurück. Sie beginnt sich gerade an die Landschaft und die Leute zu gewöhnen, als der Hund ein menschliches Knochenfragment findet. Nur allzu gern würde sie herausbekommen, was hinter dem Fund nahe eines Fangeisens, in das auch ihr Hund geraten ist, liegt.
1936: es wird von Gine erzählt, Kind einer Künstlerfamilie in Berlin, die zum Landjahr nach Mecklenburg beordert wird. Sie erlebt viel Schreckliches und Verstörendes, nach einem abrupten Ende ihrer Landjahreszeit kehrt sie traumatisiert nach Hause zurück. Dank ihrer Eltern wird sie den Krieg überleben.
1978/1979: Sigrun, eine junge Ehefrau und Mutter von Baby Marco gerät zwischen die Fronten. Auch ihr Lebensgeschichte wird in einem Erzählstrang gut beschrieben. Die DDR-Atmosphäre wird sehr echt eingefangen, so oder ähnlich haben sie viele Menschen erlebt, auch ich.
Alle drei Erzählstränge werden von der Autorin einzeln erzählt, wie die Puzzleteile am Ende zusammenpassen, wie Nina stückweise die Wahrheiten erfährt, das ist spannend und hat mich bis zum Ende des Hörbuchs fasziniert.
Die Naturbeschreibungen, die Wolfsgeschichten und auch die Rolle der Hündin Ayla waren für mich etwas sehr ausführlich, aber der Schreibstil insgesamt hat mir doch gefallen. Das Hörbuch wurde von Verena Wolfien gelesen, sie hat sich der Personen gut angenommen, sie alle gut mit ihrer Stimme charakterisiert.
Fazit: hörenswert und ganz sicher auch lesenswert!

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Veröffentlicht am 05.05.2024

Dramatische und schicksalhafte Geschichte

Und Großvater atmete mit den Wellen
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Erzählt wird die Lebensgeschichte des Ehemanns von Thekla, der Protagonistin des Romans „Als Großmutter im Regen tanzte“. In diesem ersten Roman erweckte Trude Teige die junge Juni als Erzählerin und Familienforscherin ...

Erzählt wird die Lebensgeschichte des Ehemanns von Thekla, der Protagonistin des Romans „Als Großmutter im Regen tanzte“. In diesem ersten Roman erweckte Trude Teige die junge Juni als Erzählerin und Familienforscherin zum Leben, ließ sie forschen und berichten, welche Familiengeheimnisse sie ausgegraben hatte. Ein fulminantes Werk, ein wunderbarer Auftakt für das nun folgende Buch über den Großvater Konrad. Aber der Sog des ersten Buchs ging verloren, ich brauchte lange, um mich in die Lage des Konrad hineinversetzen zu können. Auch er ein Norweger, unterwegs auf einem Handelsschiff namens Anitra während des zweiten Weltkriegs, der auch im Pazifik tobte, der die fanatischen Japaner dort zum übermächtigen Gegner der Alliierten machte. Konrads Schiff wird versenkt, er und sein Freund Jakob können sich retten, aber nur Konrad wird überleben und auf Java gerettet. Er gerät in japanische Gefangenschaft und er lernt dort die Krankenschwester Sigrid, auch Norwegerin, kennen und lieben.
Die Geschichte dieser beiden, ihrer Liebe, aber auch der furchtbaren Entbehrungen in den Lagern der Japaner beschreibt Trude Teige sehr anschaulich, auch mit sehr poetischen Worten.
Erst weit in der Mitte des Romans hatte mich diese Geschichte dann auch gepackt. Alles, was erzählt wird, erinnert an die Konzentrationslager der Nazis, an ihre perfide Ausrottung durch Arbeit und Hunger und Krankheiten. Die Japaner sparten sich die Gaskammern, die Menschen starben auch ohne diese Mordmaschinen. Trotzdem gelingt es einigen, sich zu widersetzen, zu überleben und anderen, schwächeren zu helfen.
Erst der Abwurf der Atombomben auf Japan brachte die Wende, Japan kapitulierte. Für die Menschen in den Lagern ein Lichtblick, aber bis zur endgültigen Freiheit immer noch ein weiter Weg. Auch für Konrad dauert es Jahre, bis er endlich wieder norwegischen Boden unter den Füßen spürt.
Fazit: ein eindringlicher Roman über Liebe und Durchhaltewillen, nicht so fesselnd wie das erste Buch, aber durchaus lesenswert.


UndGroßvateratmetemitdenWellen

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