Profilbild von Jumari

Jumari

Lesejury Profi
offline

Jumari ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Jumari über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 10.12.2023

Sebastian Bergmann muss man mögen

Die Schuld, die man trägt
0

Ich weiß nicht, der wievielte Sebastian-Bergmann-Krimi das jetzt ist, aber gefühlt mindestens der zehnte. Ich kenne die Geschichte von Bergmann bereits von Anfang an, habe sie teils gelesen, teils gehört. ...

Ich weiß nicht, der wievielte Sebastian-Bergmann-Krimi das jetzt ist, aber gefühlt mindestens der zehnte. Ich kenne die Geschichte von Bergmann bereits von Anfang an, habe sie teils gelesen, teils gehört. Eines haben sie alle gemeinsam, Bergmann hat schwer am Schicksal seiner im Tsunami in Thailand verschwundenen Tochter zu tragen. Manchmal legt sich deshalb eine Melancholie über die jeweiligen Ereignisse, manchmal reagiert Bergmann für Außenstehende wie für Eingeweihte sehr unerwartet und schroff. Nun hat er wieder mit seiner Tochter Vanja zusammenzuarbeiten und es kommt zu einer Serie von Morden, die scheinbar alle einen Bezug zu Bergmann haben.
Teilweise arbeiten die Autoren Michael Hjorth & Hans Rosenfeldt viel mit Rückblicken, der mit der Materie vertraute Leser muss also einiges an eigenem Wissen in den Hintergrund stellen, sonst wird es langweilig.
Weiterer Erzählstrang ist dementsprechend der ehemalige Polizist Billy, der als Serienmörder im Gefängnis sitzt. Seine Frau will mit ihm nichts mehr zu tun haben und auch die beiden Kinder schnellstmöglich zur Adoption geben. Dass auch das Konflikte birgt, ist logisch.
So ganz nebenbei hat Bergmann noch eine Stalkerin am Hals, die sich ein Zusammenleben mit ihm in den schönsten Farben ausmalt und während seiner Abwesenheit in seiner Wohnung herumwirtschaftet. Dass der gewiefte Bergmann das überhaupt nicht merkt, ist eines der Rätsel dieses Buches.
Zum Ende führen alle Erzählstränge irgendwie zusammen und es kommt zum Showdown, was passiert, werde ich nicht preisgeben. Nur soviel: es bleibt spannend und in jede Richtung weiter offen für einen weiteren Sebastian-Bergmann-Krimi. Immerhin war es zu 90 % gute Unterhaltung und spannungsgeladen. Ich werde also wieder Ausschau halten.
Douglas Welbat liest das lange Krimistück mit Verve und Raspelstimme, das passt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 02.12.2023

Verwirrend, unwahrscheinlich, ganz Neuhaus

Monster (Ein Bodenstein-Kirchhoff-Krimi 11)
0

Das Hörbuch wird von Julia Nachtmann mit Einfühlsamkeit und großem Einsatz gelesen. Nicht nur sie braucht Geduld, auch der Hörer, der der verworrenen Mordgeschichte um eine Schülerin folgen will. Schnell ...

Das Hörbuch wird von Julia Nachtmann mit Einfühlsamkeit und großem Einsatz gelesen. Nicht nur sie braucht Geduld, auch der Hörer, der der verworrenen Mordgeschichte um eine Schülerin folgen will. Schnell geraten die üblichen Verdächtigen in den Fokus der Ermittler, aber so mancher Weg erweist sich als Sackgasse. Neuhaus inszeniert gekonnt eine monströse Story, die schon sehr am Rande der Glaubwürdigkeit entlanggeht.
Das Ermittlerteam wird auf unvorhersehbare Weise dezimiert, Bodenstein wird Zeuge und das Ermittlerteam wird durch Verdächtigungen und Falschaussagen in unterschiedliche Richtungen abgedrängt. Hinzu kommen die privaten Probleme von Bodenstein und von Pia, die nach wie vor einen eifersüchtigen Ehemann und einen sehr sympathischen Ex-Mann in ihrem Leben unterbringen muss, die außerdem belastet durch die immer mehr pflegebedürftig werdende Mutter unaufmerksam wird. Manchmal gelangt die private Geschichte zu sehr in den Vordergrund, aber am Ende wird natürlich doch alles gut und Weihnachten kann kommen. Bis zur Lösung des Monster-Falles braucht man dann aber doch eine Weile. Unerwartete Wendungen inklusive.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 16.11.2023

Schimmernde Perlen der Eifel

Lost & Dark Places Eifel
0

Auf der Rückseite des Buchen steht DÜSTER UND DUNKEL, so erschien mir auch das ganze Buch beim ersten Durchblättern. Wenn man sich aber die Zeit nimmt, die einzelnen Stationen in Ruhe zu betrachten und ...

Auf der Rückseite des Buchen steht DÜSTER UND DUNKEL, so erschien mir auch das ganze Buch beim ersten Durchblättern. Wenn man sich aber die Zeit nimmt, die einzelnen Stationen in Ruhe zu betrachten und zu lesen, dann findet man helle Stellen, z. B. die Nr. 11, den Brunnentempel, der aus dem Buch herausleuchtet. Mich hat dann besonders die Nr. 19 interessiert, gerade habe ich noch den Roman Perlenbach gelesen und hier finde ich die Beschreibung der Wanderung dort entlang. Wunderschön.

Die Eifel ist sicher nicht jedermanns Sache, es ist schon manchmal recht düster dort, aber wer schon einmal in Monschau war, wird sicher auch anderes bewundert haben. Für die Burg Vogelsang (Nr. 32) haben wir vor Jahren einen ganzen Tag gebraucht, auch in der Umgebung viel Interessantes gefunden. Mit diesem Buch wird es einem leicht gemacht, die Highlights und verborgenen Geheimnisse zu entdecken.

Dass sich die Eifel so weit bis an den Rhein erstreckt, ist mir erst mit diesem Buch klar geworden. Auf Reisen in diese Landschaft sollte man das Buch keinesfalls vergessen, es wäre schade, wenn man die interessanten Details verpasst.

Schon beim letzten Band der Lost & Dark Places, den ich gelesen habe (Odenwald), hat mir die Gestaltung nicht mehr ganz so gut gefallen wie bei Sachsen. Die Idee, den gesamten Buchblock mit einem Fond zu bedrucken, der aussieht, als wäre die Druckmaschine verschmutzt, die erschließt sich mir nicht. Es ist doch das meiste im Buch sowieso schon düster und dunkel. Und die Lesbarkeit der nicht besonders großen Grundschrift wird dadurch auch nicht gerade verbessert.

Fazit: Interessant und lesenswert, regt zum Reisen in die Eifel an.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
Veröffentlicht am 16.11.2023

Gedanken, Fantasien, Schreibversuche

Vom Kopf aufs Blatt
0

Der junge Autor wagt sich mit seinem kleinen Buch in die Welt. Noch sind es seine Gedanken und Fantasien, die er bei Schreibübungen und Schreibversuchen aufs Papier bringt. Noch ist der Stil nicht ausgereift, ...

Der junge Autor wagt sich mit seinem kleinen Buch in die Welt. Noch sind es seine Gedanken und Fantasien, die er bei Schreibübungen und Schreibversuchen aufs Papier bringt. Noch ist der Stil nicht ausgereift, er will fürs Erste vielleicht ein bisschen zu viel erreichen. Da sind die Worte manchmal störrisch, manchmal lassen sie sich nicht in Formulierungen einhüllen. Aber das macht nichts, denken, fühlen und schreiben sind allemal besser als nichts zu tun. Und so habe ich diese kurzen und ganz kurzen Geschichten gern gelesen. Dass mich besonders eine längere Geschichte interessiert hat, liegt an meiner eigenen Lebensgeschichte. Dachau, ein Ort des Grauens, Niklas Gentner beschreibt seinen Besuch und die innere Aufruhr, die ihn erfasst hat angesichts des Unsagbaren. Wie schreibt man darüber? Er nutzt die Worte, um seine Leser zum Nachdenken zu bringen. Angesichts der gerade herrschenden inneren und äußeren Aufruhr der Gedanken nach dem Massaker der Hamas finde ich seine Worte sehr passend.

Fazit: Niklas Gentner schreibt: "Zukunft. Wie wird sie aussehen?" Ich würde ihm gern Mut machen. Es wäre spannend zu erfahren, was er in zehn Jahren darüber schreibt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 16.11.2023

Entdeckung einer Großstadt

Idyllisches Berlin
0

45 verwunschene Orte in Berlin, die so gar nicht zum Großstadtgewimmel zu passen scheinen, hat der Autor besucht, fotografiert und in gut lesbaren, kurzen Texten beschrieben. Auch ein paar Extras sind ...

45 verwunschene Orte in Berlin, die so gar nicht zum Großstadtgewimmel zu passen scheinen, hat der Autor besucht, fotografiert und in gut lesbaren, kurzen Texten beschrieben. Auch ein paar Extras sind noch eingefügt, bei einem musste ich schon bei der Überschrift im Inhaltsverzeichnis schmunzeln „Rieselfelder“! Ich habe als Kind in Pankow gewohnt, da roch man sie, wenn der Wind ungünstig stand, bin die Stadt hinein. Und Le Petit Village, das Französisch Buchholz, das kenne ich aus Kindertagen als ein Dörfchen mit Kirche und Endhaltestelle der Straßenbahn 49 (heute fährt dort die 50), riesige Kleingartenanlagen, wo mein Onkel Gustav (nicht verwandt mit dem Kneipenwirt!) eine kleine Laube hatte. Davon ist heute nichts mehr übrig, es wurde ein riesiges Neubaugebiet darauf errichtet. Aber die Kirche ist noch da, wie man sie im Buch sieht.
Ich kann dieses Buch jedem empfehlen, egal ob Berliner oder Tourist, jeder wird interessante Stellen finden, die er noch nicht kennt. Bei meinem nächsten Berlinurlaub werde ich mindestens drei der Empfehlungen von Gary Schunack ansteuern: den Südstern mit dem polnischen Spezialitätenrestaurant, den Friedhof In den Kisseln, wo ein 1945 gefallener Verwandter von mir ruht, und auf jeden Fall die Gartenstadt Staaken. Denn selbst 45 Jahre Leben in Berlin haben mich dort nie hingeführt.
Ein liebevoll gestaltetes Buch mit vielen Ideen und passenden stimmungsvollen Fotos. „Berlin ist ein Dorf“ war schon früher ein geflügelter Ausdruck, Schunack bestätigt das auf unterhaltsame Weise.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil