Enttäuschung
AnatomyInhalt
Hazel möchte unbedingt Chirurgin werden. Was für eine junge Frau im Jahr 1817 unmöglich zu sein scheint. Doch dann lässt sich ihr Dozent Dr. Beecham auf eine Wette ein: Besteht sie die königliche ...
Inhalt
Hazel möchte unbedingt Chirurgin werden. Was für eine junge Frau im Jahr 1817 unmöglich zu sein scheint. Doch dann lässt sich ihr Dozent Dr. Beecham auf eine Wette ein: Besteht sie die königliche Arztprüfung ohne Unterricht, darf sie bei ihm studieren. Hazel ist fest entschlossen und trifft unverhofft auf Jack Currer - der sie mit Leichen versorgen kann, an denen sie üben und studieren kann. Doch es häufen sich immer mehr seltsame Vorfälle. Ohne es zu merken, geraten die beiden in gefährliche und unnatürliche Intrigen und Geheimnisse.
Zum Buch
Die Geschichte zeigt einige Facetten der damaligen Zeit sehr schön auf, allen voran die (niedere) Stellung der Frau in der Gesellschaft. Obwohl Hazel den unbändigen Wunsch hat, Chirurgin zu werden und alles dafür tut, ihren Traum zu verwirklichen, fügt sie sich dennoch in die Rolle, die ihr angedacht ist, seit sie als Mädchen zur Welt gekommen ist: die perfekte Vorzeigeehefrau ihres Cousins Bernard.
Hazel lernt tage- und nächtelang, wälzt Bücher, seziert und forscht und dennoch fügt sie sich in ihre Rolle, die ihre Mutter ihr immerzu vor Augen führt, dass sie nämlich bald verlobt sein muss, sonst landet sie mittellos auf der Straße. Es ist schrecklich zu wissen, wie viele Leben und Träume damals zerstört wurden, nur weil man als Mädchen zur Welt kommt. Und dass es heute auch mancherorts immer noch so ist.
Und trotz ihrer vorherbestimmten Zukunft gibt Hazel weder ihren Traum auf, noch sperrt sie die Liebe aus, die in Form von Jack Currer in ihr Leben tritt. Es entspinnt sich eine wundervolle, leise Romanze, zart und dennoch intensiv. Die Beziehung der beiden zueinander ist wundervoll zu lesen und mit Humor gespickt.
Weiterhin sind die Passagen, die die Anatomie oder medizinische Dinge behandeln gut und anschaulich dargestellt, es wird ins Detail gegangen und kein Sekret, keine Wunde oder anderes beschönigt oder wegen dem Ekelfaktor weg gelassen. Auch wird der naturwissenschaftliche Teil nicht reduziert oder rückt in den Hintergrund, sobald die Liebesgeschichte zwischen Hazel und Jack beginnt, sondern es liegt weiterhin das Hauptaugenmerk auf der Medizin.
Das Buch bekommt im Verlauf der Geschichte auch einen kriminalistischen Aspekt, denn die seltsamen Vorfälle häufen sich zusehends, man kann logische und realistische Vermutungen anstellen und hat Freude am Spekulieren.
Und dann kommt das Ende. Und man sitzt entsetzt vor diesem Buch und kann nicht fassen, wie so ein tolles Buch so zerstört werden konnte. Ich versuche wirklich Rezensionen so zu schreiben, dass man meinungsfrei die Pros und Kontras auflistet und dann das Buch realistisch und fair bewertet. Aber hier ist es fast unmöglich.
90% dieses Buches haben mir wirklich gut gefallen und ich hätte mindestens 4 Sterne vergeben. Aber dass dann aus heiterem Himmel Fantasyelemente in dieses sonst so logische Buch eingebracht werden, die völlig unnötig sind und das auf den letzten paar Seiten. Auf denen man zusätzlich merkt, dass der Abgabetermin sehr nah war. Das hat dem ganzen Hochgefühl nicht nur einen kleinen Dämpfer verpasst, sondern das ganze positive Leseerlebnis vollkommen zerstört, sodass man mit einem negativen Gefühl zurückbleibt.
Fazit
Man weiß gar nicht, was man schreiben soll. Es hätte so schön sein können. Es muss ja kein Happy End sein. Aber man muss sich beim Schreiben schon treu bleiben. Am Ende ist man fassungslos ob dieser Zerstörung. Enttäuscht über diesen Richtungswechsel. Ja, es gab Anzeichen, dass Übernatürliches im Spiel sein könnte. Aber es hätte weitaus besser gepasst, wenn damit nur gespielt werden würde, um die Denkweise der Leute damals hervorzuheben, die unverständliche oder unerforschte Dinge mit Magie erklärt haben, anstatt sie wirklich in der Geschichte vorkommen zu lassen.