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Veröffentlicht am 13.01.2022

Interessante Geschichten oberflächlich erzählt

Das Haus der Frauen
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Dieser Roman spielt auf zwei Zeitebenen: Im Paris der Gegenwart kämpft die Anwältin Solene mit einer Depression. Der Versuch, durch eine ehrenamtliche Tätigkeit ihrem Leben wieder einen Sinn zu geben führt ...

Dieser Roman spielt auf zwei Zeitebenen: Im Paris der Gegenwart kämpft die Anwältin Solene mit einer Depression. Der Versuch, durch eine ehrenamtliche Tätigkeit ihrem Leben wieder einen Sinn zu geben führt sie als öffentliche Schreiberin in den „Palast der Frauen“, einen Ort, der Frauen verschiedenster Herkunft eine Zuflucht bietet und ihnen hilft, ihren Platz in der Gesellschaft zu finden. Zunächst ist sie skeptisch. Doch nach und nach gewinnt sie Zugang zu den Bewohnerinnen.
Der zweite Handlungsstrang erzählt von Blanche Peyron, einer Kommissärin der Heilsarmee, welche sich auch von ihrer schlechten gesundheitlichen Verfassung nie aufhalten lässt, wenn es darum geht, die Lebensbedingungen der Frauen im Paris der 1920er Jahre zu verbessern.

Blanche Peyron war sicher eine bedeutende Persönlichkeit und es ist schön, dass hier an ihr Werk erinnert wird. Die Schilderungen ihrer Taten fallen aber zu knapp aus und sind weitgehend vorhersehbar. Ich konnte daher keine rechte Beziehung zu ihr aufbauen.
Ähnlich, wenngleich nicht ganz so schlimm, ist es auch mit Solene. Sie blieb mir als Figur zu blass. Schade fand ich außerdem, dass sich unter den Bewohnerinnen des Palasts einige interessante Charaktere befinden, die aber ebenfalls nicht richtig zur Geltung kommen.
Ich denke, dieses Buch hätte mindestens doppelt so viele Seiten gebraucht, um der Geschichte wirklich gerecht zu werden.

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  • Charaktere
Veröffentlicht am 13.01.2022

Amüsante Reise durch die Welt der Musik

Alle sind musikalisch – außer manche
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Christoph Reuter, seines Zeichens Jazzpianist mit Konzertexamen, Komponist und Kabarettist, unternimmt hier eine amüsante Reise durch die Welt der Musik.
In über 70 kurzen Kapiteln beweist er nicht nur ...

Christoph Reuter, seines Zeichens Jazzpianist mit Konzertexamen, Komponist und Kabarettist, unternimmt hier eine amüsante Reise durch die Welt der Musik.
In über 70 kurzen Kapiteln beweist er nicht nur mit großem Engagement, dass (fast) jeder musikalisch ist, sondern gibt unter anderem einen Crashkurs in Musiktheorie, betrachtet gesundheitliche und sonstige Auswirkungen von Musik, blickt hinter die Kulissen der Musikindustrie oder erklärt, warum die große Zeit der Melodien vorbei ist.
Abgerundet wird jedes Kapitel mit einer Liste von Ohrwürmern, die zum Wiederhören bekannter oder Entdecken neuer Stücke einladen.
Bei all dem blitzt nicht nur immer wieder einiger Humor auf, ebenso ist die Begeisterung des Autors für sein Thema erkennbar, welche daher auch auf die Leser überspringt.
Obwohl ich auch nach der Lektüre nicht wirklich davon überzeugt bin, musikalisch zu sein, hat sie mich doch gut unterhalten und ich habe einiges Neues darüber erfahren, was die Faszination von Musik ausmacht und in welch vielfältigen Facetten sie auftreten kann.

Veröffentlicht am 13.01.2022

Guter Ansatz, enttäuschende Umsetzung

Das wollte ich Ihnen noch sagen
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Die Idee wäre an sich gut: In diesem Werk sind Gespräche mit Personen versammelt, die auf die eine oder andere Weise an bedeutenden Ereignissen des 20. Jahrhunderts beteiligt waren – beispielsweise der ...

Die Idee wäre an sich gut: In diesem Werk sind Gespräche mit Personen versammelt, die auf die eine oder andere Weise an bedeutenden Ereignissen des 20. Jahrhunderts beteiligt waren – beispielsweise der letzte überlebende Veteran des Ersten Weltkriegs, ein Hitler-Junge, der Befreier von Ausschwitz, Astronaut Buzz Aldrin, Helmut Schmidt, Lech Walesa oder auch die Verpackungskünstler Christo & Jeanne-Claude (letztere repräsentieren als einzige die 1990er-Jahre).
Schon der Titel ist jedoch irreführend: „Das wollte ich Ihnen noch sagen“ erweckt den Eindruck einer gewissen Exklusivität oder eines gewissen Neuigkeitswertes. Es handelt sich bei dem Autor jedoch letztlich nur um einen „normalen“ Journalisten, der im Zuge seiner Tätigkeit eben so manchen interessanten Persönlichkeiten begegnet ist und hier nun darüber berichtet.
Auch das wäre natürlich nicht automatisch schlecht. Doch die Darstellung ist ebenso langatmig wie langweilig, wirklich interessante, überraschende oder gar inspirierende Aussagen sucht man vergeblich.
Die Umstände, wie es zu den Treffen zwischen dem Autor und den jeweiligen Interviewpartnern kam, und das Drumherum ihrer Begegnungen werden zu breit ausgewalzt. Die eigentlichen Interviews sind relativ kurz und bleiben weitgehend an der Oberfläche, wirklich Neues wird hier kaum angesprochen und „schwierigere“ Themen (wie etwa Menschenrechtsverletzungen oder sonstiges Fehlverhalten) werden meist nur gestreift und bald wieder fallen gelassen. Dafür werden Banalitäten ausgewalzt – beispielsweise, dass die letzte Titanic-Überlebende später wenig Kontakt zu ihrem Bruder hatte, weil „seine Frau einfach entsetzlich war. Und das dachten alle.“ oder welche Farbe ein Sofa hat.
Über die meisten der erwähnten Personen und angesprochenen Themen könnte man wahrscheinlich mit einer simplen Google-Suche mehr und aufschlussreichere Informationen erhalten.

Veröffentlicht am 13.01.2022

Vom Osmanischen Reich zur Türkei

Die Gärten der Frauen
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Dieser Roman von Peter Prange entführt an interessante Schauplätze und zu umwälzenden historischen Ereignissen.
Seinen Ausgang nimmt er im Harem von Abdülhamid, dem letzten Sultan des Osmanischen Reichs. ...

Dieser Roman von Peter Prange entführt an interessante Schauplätze und zu umwälzenden historischen Ereignissen.
Seinen Ausgang nimmt er im Harem von Abdülhamid, dem letzten Sultan des Osmanischen Reichs. Unzählige Frauen und Mädchen leben dort in großem Luxus, sind aber letztlich Gefangene und den Lauen des Sultans sowie dem Wohlwollen der Herrinnen des Serails ausgeliefert.
Unter ihnen sind auch die wunderschöne Fatima und die nicht ganz so hübsche dafür sehr musikalische Elisa. Anders als die übrigen Bewohnerinnen des Harems begreifen sie sich nicht als Rivalinnen, sondern sind seit ihrer Kindheit enge Freundinnen, fühlen sich beinahe wie Schwestern, trotz der Unterschiede zwischen ihnen. Denn während Fatima alles dafür tut, die neue Favoritin des Sultans zu werden, sehnt Elisa sich nach Freiheit und möchte die Welt außerhalb des Palastes kennen lernen.
Nach der Entmachtung Abdülhamids und der Auflösung des Harems schlagen die beiden letztlich sehr verschiedene Wege ein.

Diese Geschichte wird flott und lebendig erzählt. Historische Geschehnisse wie die Aktivitäten der Jungtürken, das Verhältnis von Deutschland und der Türkei vor und während des Ersten Weltkriegs oder die Massaker an den Armenieren werden mit einer fiktiven Handlung verknüpft.
Dabei bleibt allerdings oft unklar, bei welchen der auftretenden Personen es sich um reale historische Persönlichkeiten handelt. Hier wäre ein Personenverzeichnis mit entsprechenden Angaben sinnvoll gewesen. Immerhin gibt es im Anhang eine Zeitleiste mit den wichtigsten historisch verbürgten Ereignissen.
Die auftretenden Charaktere sind großteils gut und vielschichtig gezeichnet. Ich konnte ihre Gedankengänge und Aktionen zwar nicht immer nachvollziehen – vor allem Fatima ging mir mit ihrer Ichbezogenheit und Unselbstständigkeit öfters auf die Nerven. Gerade das macht eine Figur aber auch interessant.
Die Handlung weist ein paar Längen auf, wirkt alles in allem aber doch authentisch und ist spannend. Schön fand ich auch, dass es kein klassisches Happy End, jedoch einen insgesamt stimmigen Abschluss gibt.

Fazit: Für Liebhaber historischer Romane, die einige interessante Charaktere während des Zeitraums von den letzten Jahren des Osmanischen Reiches bis zur Ausrufung der Republik Türkei begleiten und damit eine in der deutschsprachigen Literatur selten betrachtete Epoche miterleben wollen, ist dieses Buch sicher empfehlenswert.

  • Einzelne Kategorien
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  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 13.01.2022

Actionreich

Die Tochter des Präsidenten
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Auch der zweite Roman des Autorenduos aus einem ehemaligen US-Präsidenten und einem erfolgreichen Schriftsteller hat einen (Ex)präsidenten als Hauptfigur, der hier noch dazu ein ehemaliger SEAL ist:
Matt ...

Auch der zweite Roman des Autorenduos aus einem ehemaligen US-Präsidenten und einem erfolgreichen Schriftsteller hat einen (Ex)präsidenten als Hauptfigur, der hier noch dazu ein ehemaliger SEAL ist:
Matt Keating hat seine Wiederwahl unter anderem wegen einer fehlgeschlagenen Aktion in Libyen verloren. Fast noch schlimmer ist, dass er sich dadurch einen gefährlichen Terroristen zum Feind gemacht hat, dem es einige Jahre später gelingt, seine Tochter Mel zu entführen. Matt ist fest entschlossen, sich zu rächen und Mel zu befreien, und hat dabei gegen einige Widerstände, nicht zuletzt durch seine Nachfolgerin, zu kämpfen.

Der Roman ist flott geschrieben und durch die häufigen Wechsel der Erzählperspektive abwechslungsreich. Matt Keating erzählt dabei als einziger in Ich-Form, was wohl zeigt, dass zumindest einer der Autoren sich mit ihm am meisten identifizieren kann.
Auch sonst hat Bill Clinton sicherlich einige Hintergrundinformationen beigesteuert, zur Tätigkeit des Secret Service, der Arbeit von Geheimdiensten und Spezialeinheiten, eventuell auch zur Außenpolitik etc.
Ich finde es aber schade, dass es sich hier weitgehend um einen typischen Actionthriller handelt. Wenn man schon auf die Expertise eines früheren Spitzenpolitikers zurückgreifen kann, hätte sich doch etwas in Richtung Politikthriller angeboten.
Außerdem ist die Geschichte sehr „amerikanisch“. Es geht viel um die militärische Überlegenheit der USA und einen Kampf Gut gegen Böse. Wobei von Anfang an feststeht, wer die Guten und wer die Bösen sind, und auch wie das Ganze ausgehen wird, bald in den Grundzügen vorhersehbar ist.
Alles in allem dennoch eine ganz unterhaltsame Lektüre mit ein paar Blicken hinter die Kulissen.