Wie schon in vielen seiner früheren Werke hat Jared Diamond sich auch hier ein interessantes Thema ausgesucht, das er aus einer ungewöhnlichen Perspektive betrachtet.
Er überlegt, was persönliche Krisen (wie Scheidungen oder Krankheit oder Tod eines Angehörigen) mit Krisen von Staaten gemeinsam haben und inwieweit Lösungsstrategien für erstere auch auf letztere angewendet werden können.
Zunächst stellt er die Faktoren zusammen, welche jeweils den Ausgang von Krisen beeinflussen, im Falle staatlicher Krisen fallen darunter neben dem Eingeständnis, dass man sich in einer Krise befindet und dass deren Bewältigung in der Verantwortung des Staats liegt, beispielsweise nationale Identität, ehrliche Selbsteinschätzung, die Möglichkeit, andere Staaten um Hilfe zu bitten oder von ihnen zu lernen, Flexibilität, nationale Grundwerte etc.
Danach betrachtet er Fallbeispiele aus Finnland, Japan, Chile, Indonesien, Deutschland, Australien und den USA. Dabei geht es um so unterschiedliche Krisenszenarien wie Deutschlands Situation nach dem Zweiten Weltkrieg, Finnlands Bedrohung durch die Sowjetunion oder den Putsch durch Pinochet in Chile. Abschließend wird dann noch ein Blick auf die gegenwärtigen Krisen, von denen die Welt als Ganzes betroffen ist, geworfen.
Die Kapitel sind jeweils so aufgebaut, dass zunächst Hintergrund und Ablauf der Krise beschrieben werden. Anschließend wird zusammenfassend rekapituliert, welche der am Anfang herausgearbeiteten Faktoren einen wie gearteten Einfluss ausübten.
Diese Analysen gewähren viele spannende Einblicke und machen Ähnlichkeiten und Unterschiede zwischen den verschiedenen Akteuren deutlich. Ich konnte dabei auch manches Neue über historische Ereignisse erfahren.
Da Diamond Länder ausgewählt hat, in denen er entweder selbst einige Zeit lebte oder die ihm zumindest aufgrund familiärer Verbindungen vertraut sind, kann er seine Ausführungen immer wieder mit persönlichen Erlebnissen oder mit Anekdoten würzen.
Ansonsten ist der Text allerdings eher trocken gehalten und häufig wiederholend.
Außerdem tritt der Autor selten als neutraler Beobachter auf, sondern betrachtet die Vorgänge in anderen Ländern zu sehr aus seinem persönlichen bzw einem US-amerikanischen Blickwinkel. Manche Aussage hätte da schon differenzierter ausfallen können. (Wenn beispielsweise mehr Einwanderung als Gegenmittel für die Überalterung der Japanischen Bevölkerung vorgeschlagen wird – ohne zu erwähnen, dass auch die jungen Einwanderer eines Tages alt sein werden.)
Gemildert wird dieser Eindruck aber immerhin dadurch, dass sich auch zwei Kapitel mit der derzeitigen Situation in den USA befassen und kritisch auseinandersetzen.
Alles in allem gelingt es diesem Buch sehr gut, zum
Nachdenken anzuregen über vergangene und zukünftige Krisen sowie über Möglichkeiten zu deren Bewältigung. Wenngleich es diesbezüglich hinsichtlich einiger Faktoren, wie insbesondere einer realistischen Einschätzung der Situation oder der Bereitschaft, von anderen zu lernen, derzeit noch etwas hapert, wird durch die zahlreichen positiven Beispiele doch ein gewisser Optimismus geweckt.