Potential nicht richtig ausgeschöpft
Die letzte Reise der MeerjungfrauDie Grundidee dieser Geschichte ist originell. (Sie dürfte – auch wenn dies im Buch nicht erwähnt wird – von den Vorgängen um die „Feejee-Meerjungfrau“ inspiriert sein.)
Der Roman spielt im London des ...
Die Grundidee dieser Geschichte ist originell. (Sie dürfte – auch wenn dies im Buch nicht erwähnt wird – von den Vorgängen um die „Feejee-Meerjungfrau“ inspiriert sein.)
Der Roman spielt im London des Jahres 1785, wo der biedere Kaufmann Jonah Hancock unerwartet in den Besitz einer „echten“ toten Meerjungfrau gelangt. Zunächst weiß er nicht so recht, was er damit anfangen soll. Doch ihre Ausstellung wird wider Erwarten ein großer Erfolg und bald sieht er sich verlockenden Angeboten gegenüber, die ihm nicht nur finanziellen Gewinn versprechen.
Auch die Edelprostituierte Angelica Neal hält sich wieder in London auf. Nach dem Tod ihres adeligen „Gönners“, muss sie mit weniger Geld als bisher auskommen. Aber sie ist zuversichtlich, bald einen neuen Gentleman zu finden, der sich ihrer annimmt.
Am Anfang hat mir das Buch richtig gut gefallen. Es wird eine vielversprechende Ausgangssituation geschaffen, der Erzählstil ist flüssig und die historischen sowie sozialen Hintergründe sind interessant.
Mit der Zeit zieht sich die Handlung allerdings immer mehr. Es kommt keine Spannung auf und trotz einiger kleinerer Überraschungen gibt es keine wirklich fesselnden Szenen. Ich hatte gehofft, dass zum Schluss doch noch irgendein Knalleffekt kommt, das Ende ist allerdings eher nichtssagend.
Auch hinsichtlich der Protagonisten wurde einiges Potential verschenkt. Eigenartigerweise werden manche Figuren immer blasser und viele interessante Ansätze verlaufen weitgehend im Sande. Gerade die Lebenswelt der von Luxus umgebenen Prostituierten wirkt faszinierend und hätte genauer beleuchtet werden können. Aber auch Hancocks Nichte Sukie hätte mehr als eine kleiner werdende Nebenrolle verdient gehabt.
Schon allein aufgrund des ungewöhnlichen Themas, das dazu führt, dass sich der Inhalt von dem in diesem Genre üblichen Einheitsbrei abhebt, ist dieser Roman nichtsdestotrotz lesenswert. Da es sich um ein Erstlingswerk handelt, ist von der Autorin sicher noch mehr zu erwarten.