Profilbild von Karin1910

Karin1910

Lesejury Star
offline

Karin1910 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Karin1910 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.08.2018

Kommt nicht an seine Vorgänger heran

Das Fundament der Ewigkeit
0

Die ersten beiden Kingsbridge-Romane - „Die Säulen der Erde“ sowie „Die Tore der Welt“ – haben mir richtig gut gefallen. Hier wollte der Funke allerdings nicht recht überspringen.
Dabei wäre der Hintergrund, ...

Die ersten beiden Kingsbridge-Romane - „Die Säulen der Erde“ sowie „Die Tore der Welt“ – haben mir richtig gut gefallen. Hier wollte der Funke allerdings nicht recht überspringen.
Dabei wäre der Hintergrund, vor dem die Handlung angesiedelt ist, durchaus interessant. Der Roman spielt großteils während der Regierungszeit von Königin Elisabeth I. Hauptthema sind die Konflikte zwischen Katholiken und Protestanten – in England, Frankreich und anderen Ländern.

Zum Inhalt: Ned Willard steht im Dienst der Königin. Sein Ziel ist es, ihre Regentschaft zu sichern und ihre Widersacher zu bekämpfen. Seine Jugendliebe Margery hat es sich dagegen zur Aufgabe gemacht, Englands unterdrückte Katholiken zu unterstützen. In Frankreich versucht inzwischen das Haus Guise, seine Machtposition weiter auszubauen, unter anderem durch ihre Verwandte Maria Stuart. Sie haben dabei mit dem Emporkömmling Pierre Aumande einen Helfer gefunden, der keine Skrupel kennt. Er bedient sich hierbei unter anderem der Buchhändlerin Sylvie, die sich jedoch als gewitzter erweist als erwartet.
Der Roman dreht sich hauptsächlich um diese Personen. Doch es gibt auch andere Handlungsstränge, die vielversprechend wären, denen aber zu wenig Platz eingeräumt wird, um sich wirklich entfalten zu können. So taucht beispielsweise ein afrikanischer Sklave auf, dem ein unerwarteter gesellschaftlicher Aufstieg gelingt, und Neds Bruder Barney verschlägt es in exotische Gefilde.

Der Großteil der Ereignisse gestaltet sich allerdings ziemlich eintönig. Es sind eben abwechselnd die Protestanten und – häufiger – die Katholiken die „Bösen“. Hinsichtlich der realen historischen Geschehnisse ist ohnehin klar, wie diese sich entwickeln werden. Doch auch der erfundene Teil der Handlung ist oft vorhersehbar, sodass kaum Spannung aufgebaut wird.
Weiters wirken die Protagonisten häufig schablonenhaft. Sie scheinen auf dem Reißbrett entworfen worden zu sein und haben wenig echte Persönlichkeit. Daher fiel es mir schwer, wirklich mit ihnen mitzufiebern.
Dazu kommt noch, dass das Ganze eigentlich wenig mit Kingsbridge als solchem zu tun hat, die Figuren halten sich meist anderswo auf und interessante Entwicklungen wie die Einrichtung einer neuen Markthalle werden nur nebenbei erwähnt.

Insgesamt gestaltete sich die Lektüre daher eher enttäuschend. Ich habe von diesem Autor schon Besseres gelesen.

Veröffentlicht am 19.08.2018

Aktueller Blick auf die Kosmologie

Die Berechnung des Kosmos
0

In seinen bisherigen Werken hat Ian Stewart den Bereich der Mathematik in all seiner Vielfalt ausgeleuchtet und seine Begeisterung für dieses Gebiet auch für Nicht-Mathematiker fassbar gemacht.
Diesmal ...

In seinen bisherigen Werken hat Ian Stewart den Bereich der Mathematik in all seiner Vielfalt ausgeleuchtet und seine Begeisterung für dieses Gebiet auch für Nicht-Mathematiker fassbar gemacht.
Diesmal wendet er sich einem etwas anderen Thema zu. Zwar beruht ein Großteil des Inhalts letztlich auf Anwendungen der Mathematik auf kosmologische Fragestellungen, anders als vom Titel angedeutet wird aber nichts wirklich berechnet, es kommen kaum Formeln vor.
Vielmehr werden „nur“ die Ergebnisse präsentiert, doch diese führen zu einer Vielzahl interessanter Erkenntnisse.

Der Autor unternimmt eine spannende Reise durch Zeit und Raum – von den alten Griechen bis zur Cassini-Mission und von der Erde bis in weit entfernte Galaxien und sogar mögliche Multiversen.
Er schildert nicht nur den gegenwärtigen Stand der Astronomie, wobei auch viele – im Jahr 2015 – brandaktuelle Informationen einfließen, sondern beschreibt auch, auf welche Weise diese Kenntnisse jeweils gewonnen wurden, und wie sich das Wissen um die Beschaffenheit des Kosmos im Lauf der Jahrhunderte gewandelt hat. Dabei zeigt sich immer wieder, dass mathematische Modelle bzw Lösungen wichtiger Gleichungen die Wissenschaftler zu neuen Theorien inspiriert und zu manchen Entdeckungen erst den Anstoß gegeben haben. Es wird aber auch nicht verhehlt, dass der Fortschritt von vielen Irrwegen begleitet war und sich grundlegende Annahmen öfters als falsch herausstellten.

Nicht zuletzt deshalb setzt Stewart sich mit den derzeitigen Lehrmeinungen durchaus kritisch auseinander. Er zeigt auf, dass so manches Konzept, welches heute als allgemein akzeptiert und unstrittig präsentiert wird – wie etwa die Existenz dunkler Materie oder selbst die Big-Bang-Theorie -, längst nicht so unumstritten ist, wie es scheint, und im Lichte neuer Beobachtungen hinterfragt werden sollte.
Die Ausführungen sind dabei großteils allgemein verständlich gehalten, wichtige Fachbegriffe werden außerdem im Anhang erläutert. Nichtsdestotrotz wirken sie fachlich fundiert, wie auch die ausführlichen Anmerkungen mit weitern Literaturnachweisen zeigen.
Ein gewisses Interesse an einem vertiefenden Hineindenken in komplexere Sachverhalte ist allerdings schon erforderlich. Der Text gestaltet sich nämlich bisweilen etwas trocken.

Dennoch war die Lektüre fesselnd. Dieses Buch bietet einen hochaktuellen Überblick zu einem faszinierenden Thema und enthält einigen Stoff zum Nachdenken.

Veröffentlicht am 19.08.2018

Diversen Mythen auf der Spur

Gibt es Geisterschiffe wirklich?
0

Mythen aller Arten haben die Menschen wohl schon von jeher fasziniert und gerade solche, welche sich auf das Meer beziehen, sorgen selbst heute noch gelegentlich für große Schlagzeilen.
Schließlich war ...

Mythen aller Arten haben die Menschen wohl schon von jeher fasziniert und gerade solche, welche sich auf das Meer beziehen, sorgen selbst heute noch gelegentlich für große Schlagzeilen.
Schließlich war die Seefahrt immer eine gefahrenträchtige Angelegenheit. Geisterschiffe, Monsterwellen und Ungeheuer aus der Tiefsee können den Mannschaften zum Verhängnis werden, doch es besteht auch die Chance auf eine Begegnung mit Meerjungfrauen oder die Entdeckung einer untergegangenen Insel.

So befasst sich dieses Buch mit einem sehr interessanten Thema. In zwölf Kapiteln wird unter anderem den Fragen nachgegangen, wie die Illusion eines schwebenden Schiffes entstehen kann, wie gefährlich Riesentintenfische wirklich sind, wieso manche Phantominseln sich bis heute auf nautischen Karten halten konnten oder von welchen Tieren jene seltsamen Überreste stammen, die gelegentlich an die Strände der Meere gespült werden.
Am Ende wird dann jeweils ein Resümee gezogen und es finden sich – unter der Überschrift „Wo gibt es mehr?“ – Quellenangaben für weiterführende Informationen.

Immer wieder zeigt sich dabei, dass hinter manchen Mythen mehr steckt als man auf den ersten Blick vermuten würde. Viele Erkenntnisse in diesem Bereich wurden außerdem erst in den letzten Jahren gewonnen, was angesichts der langen Tradition manche Mythen schon erstaunlich ist und darauf schließen lässt, dass es in den Weiten der Ozeane noch viel mehr zu entdecken gibt.
Die Ausführungen sind in lockerem Tonfall geschrieben und immer wieder mit amüsanten Nebenbemerkungen gewürzt. Man merkt, dass der Autor einen journalistischen Hintergrund hat. Ein großer Teil des Textes besteht aus der Beschreibung „realer“ historischer Fallbeispiele, seien es etwa Werke antiker Autoren oder Medienberichte zu spektakulären Ereignissen oder Katastrophen.
Wissenschaftlichere Erläuterungen fallen dagegen eher kurz und meist oberflächlich aus. Sie wirken aber doch fundiert, sind allgemein verständlich und können dazu anregen, auf dem einen oder anderen Gebiet selbst weitere Nachforschungen anzustellen.

Ich kann dieses Buch daher allen weiterempfehlen, denen es Spaß macht, Rätsel zu lösen und Geheimnissen auf die Spur zu kommen!

Veröffentlicht am 19.08.2018

Welches Jahrhundert sah die größten Veränderungen?

Zeiten der Erkenntnis
0

Ausgehend von der Feststellung einer Nachrichtensprecherin, wonach das 20. Jahrhundert dasjenige gewesen sei, welches mehr Veränderungen erlebt habe, als jedes andere, möchte der Autor hier ergründen, ...

Ausgehend von der Feststellung einer Nachrichtensprecherin, wonach das 20. Jahrhundert dasjenige gewesen sei, welches mehr Veränderungen erlebt habe, als jedes andere, möchte der Autor hier ergründen, ob diese – von den meisten Menschen ohne längeres Nachdenken akzeptierte – Ansicht tatsächlich einer genaueren Prüfung standhält.
Er betrachtet dabei nicht die ganze Menschheitsgeschichte, sondern konzentriert sich auf die letzten Tausend Jahre. Weiters schränkt er seine Betrachtungen auf „den Westen“ ein, womit er im Wesentlichen das christliche Europa meint. Grundsätzlich werden Geschehnisse aus dem ganzen Kontinent angesprochen, als Beispiel wird aber häufig England, und hier insbesondere ein kleiner Ort namens Moreton, herangezogen.

Aus all dem ergibt sich natürlich ein etwas eingeschränkter Blickwinkel, anders wäre ein derartiges Thema aber wohl nicht zu bewältigen. Außerdem kann bereits diese Untersuchung mit einer Fülle an faszinierenden Aspekten aufwarten und fördert viele spannende, öfters unerwartete Erkenntnisse zutage.
Die zehn Jahrhunderte vom 11. bis zum 20. werden nacheinander besucht, um herauszufinden, welche Ereignisse, Persönlichkeiten und Entwicklungslinien diese Zeiträume jeweils in besonderem Maße prägten und oftmals auch in die Zukunft nachwirkten. Abgeschlossen wird jedes Kapitel mit einer Zusammenfassung sowie der Nominierung des „wichtigsten Akteurs des Wandels“.

Selbstverständlich handelt es sich hier um subjektive Bewertungen und generell wird der Inhalt von den persönlichen Ansichten des Autors geprägt.
Nachdem ein wenig überraschendes Fazit darüber gezogen wird, welches Jahrhundert nun wirklich den größten Wandel erlebte, weicht der letzte Abschnitt dann für meinen Geschmack auch zu sehr vom eigentlichen Thema ab. Dieser dreht sich um, überwiegend düstere, Zukunftsprognosen. Dabei hätte man etwas Platz einsparen und dafür manch andere Punkte ausführlicher behandeln können.

Nichtsdestotrotz ist der Gesamteindruck sehr gut. Besonders gefallen hat mir, dass hier im Vergleich zu anderen historischen Abhandlungen mehr das Leben der kleinen Leute im Mittelpunkt steht und immer wieder gefragt wird, wie sich bestimmte Veränderungen auf den „Durchschnittsbürger“ auswirkten. Dinge wie die verstärkte Durchsetzung des Rechts, der Aufschwung des Handels, der Rückgang individueller Gewalt oder Reformen in der Landwirtschaft werden sicher nicht als erstes genannt, wenn man nach den bedeutendsten Ereignissen der letzten 1000 Jahre fragt. Doch ihre langfristigen Folgen waren deutlich wichtiger als jene von weitaus spektakuläreren Taten.
So bietet dieses Buch einen hervorragenden Überblick der letzten Jahrhunderte, bettet interessante Entwicklungen in einen größeren Zusammenhang ein und regt auch immer wieder zum Nachdenken an.

Veröffentlicht am 19.08.2018

Seichter Abenteuerroman

Der Wanderchirurg
0

Der Erzählstil dieses Buches ist ungewöhnlich und durchaus originell. Jedem Kapitel wird ein Zitat eines Protagonisten vorangestellt, das dann im weiteren Text wieder auftaucht. Diese Vorgehensweise halte ...

Der Erzählstil dieses Buches ist ungewöhnlich und durchaus originell. Jedem Kapitel wird ein Zitat eines Protagonisten vorangestellt, das dann im weiteren Text wieder auftaucht. Diese Vorgehensweise halte ich grundsätzlich für eine interessante Idee, auch wenn dadurch manchmal ein bisschen zu viel vorweggenommen wird.
Die erzählte Geschichte ist allerdings eher banal. Sie handelt von Vitus, der mit 20 Jahren erfährt, dass er ein Findelkind war und sich daraufhin auf die Suche nach seiner Herkunft macht. Dabei reiht sich ein Abenteuer an das nächste und er hat immer wieder die Gelegenheit, seine großartigen medizinischen Kenntnisse zu beweisen.

Die Handlung ist ziemlich vorhersehbar und verläuft ohne wirkliche Höhepunkte.
Außerdem wirkt die Hauptfigur etwas langweilig. Vitus verkörpert das Idealbild des netten Kerls, vielleicht etwas naiv und immer bestrebt, anderen zu helfen. Darüber hinaus scheint er aber keine echte Persönlichkeit zu haben und es gelingt dem Autor nicht, irgendwelche Gefühle zu transportieren.
Auch die übrigen Protagonisten sind nicht gut gezeichnet. Obwohl es vielversprechende Ansätze gäbe – so treten beispielsweise ein Magister der Jurisprudenz, der sich für die Alchemie interessiert, sowie diverse Mitglieder einer Gauklertruppe auf – bleiben die Personen allesamt zu blass, man kann keine richtige Beziehung zu ihnen aufbauen.
Das Ende wirkt dann etwas überstürzt. Nach langem hin und her und nachdem in Vitus´ Reise immer wieder irgendwelche Verzögerungen eingebaut wurden, wird das Zusammentreffen mit seiner Familie auf den letzten 30 Seiten abgehandelt. Dabei gibt es einige Ungereimtheiten und manche Fragen bleiben offen – dies kann aber immerhin dadurch erklärt werden, dass für die weiteren Teile dieser Reihe noch Themen übrigbleiben müssen.

Fazit: Fans von Abenteuerromanen werden an diesem Werk vielleicht einen gewissen Gefallen finden, alles in allem ist es aber nicht wirklich überzeugend. Zwar muss man dem Autor einen gewissen Respekt für die Recherche medizinischer Behandlungsmethoden im 16. Jahrhundert zollen, der Gesamteindruck bleibt aber dennoch mittelmäßig.