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Veröffentlicht am 19.08.2018

Neuer Blick auf die Weltgeschichte

Die Geschichte der Welt
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Ewald Frie möchte hier die gesamte Geschichte der Menschheit erzählen – von den Neandertalern bis heute. Er geht dabei neue Wege und hält sich vielfach abseits der bekannten Pfade, welche vor allem Europa ...

Ewald Frie möchte hier die gesamte Geschichte der Menschheit erzählen – von den Neandertalern bis heute. Er geht dabei neue Wege und hält sich vielfach abseits der bekannten Pfade, welche vor allem Europa in den Mittelpunkt stellen.
Jedes Kapitel nimmt seinen Ausgang an einem bestimmten Ort, dessen Werdegang über einen längeren Zeitabschnitt hinweg beleuchtet wird. So können die Leser hier spannende Reisen in die Vergangenheit unternehmen und beispielsweise die Handelswege zwischen China und Indien in den ersten Jahrhunderten unserer Zeitrechnung, Reiternomaden in den Steppen Asiens, Afrikanische Großreiche und südamerikanische Hochkulturen besuchen. Die dabei eingenommenen Perspektiven sind tatsächlich oft ungewöhnlich, so findet sich die Beschreibung der Französischen Revolution etwa im Kapitel über Cap Francais auf Haiti.

Bei einem derart globalen Ansatz auf einer beschränkten Seitenzahl müssen aber natürlich viele Dinge ausgelassen werden. Australien wird lediglich in der Einleitung im Zusammenhang mit Cooks Reisen kurz erwähnt und auch viele Ereignisse, die ansonsten zum Standardrepertoire historischer Abhandlungen zählen, sucht man vergeblich.
Auch bei den Themen, die behandelt werden, sind die Beschreibungen häufig ziemlich oberflächlich und vor allem stark vereinfacht. Teilweise ist dies wohl dadurch zu erklären, dass dieses Werk sich vorwiegend an jüngere Leser richtet. Ich denke aber doch, dass man auch dieser Klientel etwas mehr in die Tiefe gehende Erläuterungen zumuten könnte. Erst recht, da andererseits gelegentlich Begriffe verwendet werden, bei denen ich bezweifle, ob alle Jugendlichen diese ohne nähere Erklärung verstehen.

Trotz des teilweise etwas trockenen Stils kann dieses Buch aber jedenfalls mit vielen faszinierenden Informationen aufwarten, stellt interessante Zusammenhänge her und lädt dazu ein, den üblichen Blickwinkel der Geschichtsforschung zu hinterfragen.

Veröffentlicht am 19.08.2018

Von Wales nach Irland

Der Ritter der Könige
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Der dritte Teil der Geraldines-Reihe erzählt die Geschichte des Maurice de Prendergast. Er selbst gehört zwar nicht der weit verzweigten Familie der Geraldines an, hat aber enge Beziehungen sowohl zu ihnen ...

Der dritte Teil der Geraldines-Reihe erzählt die Geschichte des Maurice de Prendergast. Er selbst gehört zwar nicht der weit verzweigten Familie der Geraldines an, hat aber enge Beziehungen sowohl zu ihnen als auch zu anderen einflussreichen Persönlichkeiten im Wales des 12. Jahrhunderts. Der Nachkomme flämischer Einwanderer erlebt den Kampf um die englische Krone hautnah mit und geht schließlich nach Irland, wo er sich eine neue Existenz aufbauen will. Auf seinen Wegen sieht er sich mit diversen Widersachern konfrontiert und auch in seinem Privatleben hat er einige Niederlagen einzustecken. Doch stets ist er bestrebt, das Richtige zu tun und die Ideale der Ritterlichkeit hochzuhalten.

Wieder handelt es sich bei den meisten Protagonisten um reale historische Persönlichkeiten, deren Lebenslauf aber natürlich um einige fiktive Episoden erweitert wird. Dennoch beruht ein wesentlicher Teil der Handlung auf überlieferten Ereignissen. Im Vergleich zu den anderen Bänden dieser Reihe nehmen politische Ränkespiele und vor allem die Schilderung diverser Schlachten breiteren Raum ein. Zwar sind die verarbeiteten Hintergrundinformationen sehr interessant, für meinen Geschmack wurde das alles aber etwas zu ausführlich wiedergegeben, weshalb mich die Geschichte diesmal weniger fesselte.
Eigentlich wird es erst gegen Ende richtig packend, als Maurice seinen ritterlichen Charakter demonstrieren kann. Insgesamt ist jedoch vieles ziemlich vorhersehbar.

Nichtsdestotrotz ist dieser Roman sicher lesenswert. Er ist in einer sehr spannenden historischen Epoche angesiedelt und beschreibt, wie es dazu kam, dass die „Engländer“ sich erstmals in Irland festsetzten.
Wenngleich Maurice bisweilen etwas zu gut und edel wirkt, ist er doch ein sympathischer Held, mit dem man gerne mitfiebert.

Veröffentlicht am 18.07.2018

Gelungener Einstieg in die Paläontologie

Verwandtschaft ist ein Knochenjob
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Kai Jäger, nach eigenen Angaben schon seit frühster Kindheit von Paläontologie fasziniert, gibt hier eine kurzweilige Einführung in sein Fachgebiet.
Er erklärt zunächst, was Paläontologie ist (bzw nicht ...

Kai Jäger, nach eigenen Angaben schon seit frühster Kindheit von Paläontologie fasziniert, gibt hier eine kurzweilige Einführung in sein Fachgebiet.
Er erklärt zunächst, was Paläontologie ist (bzw nicht ist), wie die Arbeit eines Paläontologen aussieht und wie Fossilien entstehen. Danach gibt er einen kurzen Überblick über den Verlauf der Evolution und die Fossilien, anhand derer dieser sich rekonstruieren lässt.
Seine Ausführungen sind in einem lockeren Ton geschrieben und immer wieder mit amüsanten Nebenbemerkungen gewürzt. Er geht zwar nicht besonders in die Tiefe, vereinfacht die Dinge aber auch nicht allzu sehr.
So werden hier viele spannende Themen angerissen, weshalb sich dieses Buch gut dazu eignet, das Interesse an einer weiteren Auseinandersetzung mit den Inhalten zu wecken.

Veröffentlicht am 18.07.2018

Zusammenfassung der letzten 100 Jahre

Ein österreichisches Jahrhundert
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Um es gleich vorweg zu nehmen: Wer sich ein bisschen für (österreichische) Geschichte interessiert und regelmäßig Zeitung liest, wird hier nichts wirklich Neues erfahren.
Außerdem neigt der Autor etwas ...

Um es gleich vorweg zu nehmen: Wer sich ein bisschen für (österreichische) Geschichte interessiert und regelmäßig Zeitung liest, wird hier nichts wirklich Neues erfahren.
Außerdem neigt der Autor etwas dazu, den Inhalt durch allgemeine weltanschauliche Ergüsse auszuschmücken, wie man sie ohnehin oft genug in diversen Leitartikeln finden kann.

Nichtsdestotrotz ist dieses Buch lesenswert, bietet es doch einen guten Überblick über die wichtigsten Ereignisse und Entwicklungslinien, welche Österreichs Politik und Gesellschaft während der letzten 100 Jahre (und teilweise noch länger) prägten. Es berichtet sowohl davon, wie sich Institutionen wie die Verfassung, der Föderalismus oder die Rechte der Frauen im Laufe der Zeit gewandelt haben, als auch von den sich ändernden Ansichten und Einstellungen innerhalb der Bevölkerung.
Der Schwerpunkt liegt auf der ersten Hälfte des Jahrhunderts, was sich natürlich daraus erklärt, dass in diesen Zeitraum die dramatischeren Episoden fielen. Ich hätte mir allerdings an einigen Stellen doch ausführlichere Inforationen zu aktuelleren Geschehnissen gewünscht.

Die Ausführungen sind aber jedenfalls interessant und leicht verständlich, sodass sie die Vergangenheit zum Leben erwecken können.

Veröffentlicht am 18.07.2018

Was hat Maja getan?

Im Traum kannst du nicht lügen
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Berichte über Amokläufe von Jugendlichen finden sich mit trauriger Regelmäßigkeit in den Medien. So hat die Autorin, die selbst als Juristin tätig ist, für ihr Buch ein (leider sehr) aktuelles Thema gewählt:
Die ...

Berichte über Amokläufe von Jugendlichen finden sich mit trauriger Regelmäßigkeit in den Medien. So hat die Autorin, die selbst als Juristin tätig ist, für ihr Buch ein (leider sehr) aktuelles Thema gewählt:
Die 18jährige Maja steht in Stockholm vor Gericht. Ihr wird vorgeworfen, gemeinsam mit ihrem Freund Sebastian ein Attentat an der ihrer Schule geplant und durchgeführt zu haben. Sebastian, mehrere Schüler und ein Lehrer sind tot und Maja sieht sich als meistgehasste Person Schwedens. Nichtsdestotrotz plädiert ihr Anwalt auf nicht schuldig.

Dieser Roman wird von Maja in Ich-Form erzählt. Sie berichtet sowohl über die Entwicklung ihrer Beziehung mit Sebastian einschließlich all der Probleme, denen sie sich in dieser Zeit gegenübersah, als auch davon, was nach dem Anschlag mit ihr geschehen ist. Etwas störend fand ich dabei, dass vor allem am Anfang die Kapitel, die sich dem Prozess widmen (sollen), hauptsächlich aus Rückblenden bestehen. Überhaupt werden die Vorgänge vor Gericht eher diffus geschildert, erst gegen Ende kann man beim Verfahren richtig mitfiebern.
Die Geschichte ist aber jedenfalls flott geschrieben und vielfach mitreißend. Zu Beginn weiß man noch wenig darüber, was eigentlich geschehen ist, die diversen Hintergründe und Zusammenhänge werden erst nach und nach enthüllt. So wird hier einige Spannung erzeugt, die sich sowohl aus der Frage ergibt, wie das Urteil des Gerichts lauten wird, als auch aus der Frage, was Maja tatsächlich getan oder nicht getan hat.
Die Auflösung ist allerdings, trotz ein paar Überraschungen, eher vorhersehbar, einen richtigen Knalleffekt gibt es nicht.
Außerdem bin ich mit den Protagonisten nie richtig warm geworden. Maja wirkt ziemlich überheblich, sieht bei allen Menschen, denen sie begegnet (einschließlich beispielsweise ihrer besten Freundin) primär deren negative Eigenschaften und neigt zum Selbstmitleid. Teilweise ist das Alles sicher verständlich, dennoch fiel es mir dadurch schwer, mich in sie hineinzuversetzen und echtes Mitgefühl für sie aufzubringen. Die einzige sympathische Person ist Majas Anwalt Sander, was vielleicht gerade daran liegt, dass seine Persönlichkeit relativ ungenau beschrieben wird.

Trotzdem ist dieses Buch alles in allem lesenswert und kann vor allem auch zum Nachdenken anregen.