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Veröffentlicht am 11.01.2018

Der Ursprung unserer Sprachen

Auf den Spuren der Indoeuropäer
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Zwei Drittel der Weltbevölkerung sprechen heute eine indoeuropäische Sprache und viele der bedeutendsten Sprachen der Menschheitsgeschichte gehören dieser Sprachfamilie an – wie beispielsweise Griechisch ...

Zwei Drittel der Weltbevölkerung sprechen heute eine indoeuropäische Sprache und viele der bedeutendsten Sprachen der Menschheitsgeschichte gehören dieser Sprachfamilie an – wie beispielsweise Griechisch oder Latein, Sanskrit oder Hindi, Englisch oder Deutsch.
Doch wo die Ursprünge des Indoeuropäischen liegen, war lange Zeit heftig umstritten.

Harald Haarmann verortet die Sprecher des Protoindoeuropäischen als Hirtennomaden in der südrussischen Steppe. In mehreren Migrationswellen, welche sich über die Jahrtausende erstreckten, verbreiteten sie ihre Sprachen in weiten Teilen Eurasiens. Aber dabei wurden die jeweils zuvor existierenden Kulturen nicht etwa ausgelöscht, sondern verschiedene Lebensweisen und Glaubensvorstellungen verschmolzen, um etwas Neues hervorzubringen. So haben etwa die alteuropäischen (vorindoeuropäischen) Zivilisationen die griechische Antike weit mehr beeinflusst als es auf den ersten Blick scheint.
Der Autor begleitet die Indoeuropäer hier durch die verschiedenen Weltgegenden und Entwicklungsstadien. Ursprung und Ausdifferenzierung der diversen Sprachzweige werden beschrieben.

Es ist dabei immer wieder faszinierend, wie viel man aus der genauen Betrachtung sowohl heute existierender als auch historisch überlieferter Sprachen ableiten kann. Dazu kommen natürlich noch weitere Erkenntnisse, etwa aus archäologischen Funden oder Genanalysen.

Insgesamt bietet dieses Buch eine spannende Reise durch die Jahrtausende. Es ist allerdings doch in einem sehr trockenen Stil geschrieben. Auch hätte ich mir an manchen Stellen etwas ausführlichere Informationen über die historischen Gegebenheiten gewünscht, während linguistische Erklärungen bisweilen fast etwas zu detailliert ausfallen.

Veröffentlicht am 11.01.2018

Toller Beginn, enttäuschendes Ende

Galgenhügel
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Ich habe schon viele historische Romane von Tom Finnek gelesen, unter anderem die Moor-Trilogie, deren Bände jeweils zu unterschiedlichen Zeiten im Dörfchen Ahlbeck spielen. Daher war ich schon gespannt ...

Ich habe schon viele historische Romane von Tom Finnek gelesen, unter anderem die Moor-Trilogie, deren Bände jeweils zu unterschiedlichen Zeiten im Dörfchen Ahlbeck spielen. Daher war ich schon gespannt auf diesen Krimi, der im Ahlbeck der Gegenwart angesiedelt ist.

Die Geschichte beginnt mit einem Flugzeugabsturz. Ein Jahr später haben es die Ermittler Heinrich Tenbrink und Maik Bertram von der Kripo Münster mit einer berühmten Schauspielerin zu tun, die erhängt auf einem Galgen nahe Ahlbeck aufgefunden wird. Alles spricht für einen Selbstmord. Dennoch ist Tenbrink nicht davon abzubringen, auf „Stöbereinsatz“ zu gehen und er fördert einige unerwartete Erkenntnisse zutage.

Zu Beginn hat mir dieses Buch ausgesprochen gut gefallen. Die Handlung ist richtig fesselnd. Sie nimmt einige überraschende Wendungen und geht letztlich in eine ganz andere Richtung als gedacht.
Die Lebensverhältnisse in einem kleinen Ort in der Nähe der niederländischen Grenze werden lebendig porträtiert. Viele interessante Personen treten auf, wenngleich einige etwas übertrieben altmodisch wirken.
Auch bilden Tenbrink und Bertram ein faszinierendes Gespann, beide haben so ihre eigenen Probleme, dennoch gelingt es ihnen, gute Arbeit zu leisten. Tenbrinks häufige Gedächtnisaussetzer sorgen außerdem für einen gewissen Unterhaltungswert.

Das Ende fand ich allerdings sehr enttäuschend. Ich habe selten eine so unlogische und unglaubwürdige Auflösung erlebt – die noch dazu ziemlich vorhersehbar gewesen wäre, wenn ich sie nicht gleich als unrealistisch abgetan hätte.

Positiv hervorzuheben ist aber immerhin, dass dies ein eBook ist, dessen Preis in einer vernünftigen Relation zu jenem der gedruckten Ausgabe steht.

Veröffentlicht am 11.01.2018

Acht 8er-Jahre

1848-1918-2018
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Zunächst muss ich ein paar Worte über die Gestaltung dieses Werkes loswerden. Denn diese ist ausgesprochen gut gelungen. Der schön gestaltete Einband und vor allem die diversen goldenen Verzierungen sorgen ...

Zunächst muss ich ein paar Worte über die Gestaltung dieses Werkes loswerden. Denn diese ist ausgesprochen gut gelungen. Der schön gestaltete Einband und vor allem die diversen goldenen Verzierungen sorgen für ein hochwertiges Erscheinungsbild.

Doch auch inhaltlich hat es einiges zu bieten. Die Autoren verfolgen den Ansatz, Entwicklungen in Politik und Gesellschaft im Abstand von Jahrzehnten zu untersuchen, und sind dabei auf acht 8er-Jahre gestoßen, die eine eingehendere Betrachtung verdienen.
So gibt es hier eine spannende Reise durch die Jahre 1848, 1908, 1918, 1938, 1968, 1978, 2008 und 2018. Sie alle waren bzw sind Ausgangspunkt von Ereignissen, welche weitreichende Folgen für zukünftige Entwicklungslinien hatten und unsere Gegenwart noch immer prägen.
Die einzelnen Kapitel wurden von Fachleuten des jeweiligen Gebiets geschrieben und bieten eine kompakte, übersichtliche und doch fundierte Darstellung der diversen Geschehnisse, ihrer Hintergründe und Folgen.
Vorfälle wie die Revolutionen von 1848 und 1968 oder die Gründung der Republik werden ebenso beleuchtet wie beispielsweise die bosnische Annexionskrise oder der Startschuss zu Chinas Aufstieg – also Episoden, die im öffentlichen Bewusstsein weniger verankert sind, nichtsdestotrotz aber folgenschwer waren.
So offerieren diese Beiträge eine Reihe faszinierender Entdeckungen und neuer Erkenntnisse.

Allen Lesern, die sich für historisch bedeutsame Begebenheiten und Zusammenhänge interessieren, sei dieses Werk daher ans Herz gelegt!

Veröffentlicht am 10.12.2017

Mythen und Wissenschaft

Der Zauber der Wirklichkeit
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In diesem primär für jüngere Leser gedachten Buch gibt Richard Dawkins Antworten auf Fragen wie „Was ist Wirklichkeit?“, „Wer war der erste Mensch?“, „Woraus bestehen die Dinge?“, „Was ist ein Regenbogen“ ...

In diesem primär für jüngere Leser gedachten Buch gibt Richard Dawkins Antworten auf Fragen wie „Was ist Wirklichkeit?“, „Wer war der erste Mensch?“, „Woraus bestehen die Dinge?“, „Was ist ein Regenbogen“ oder auch „Warum geschehen schlimme Dinge?“
Das besondere an diesem Werk ist, dass zu Beginn jedes Kapitels zunächst berichtet wird, wie die Mythen und Legenden verschiedenster Völker die entsprechende Frage beantworten. Geschichten aus der jüdisch-christlichen Tradition stehen dabei gleichberechtigt neben Überlieferungen aus aller Welt – vom alten Ägypten bis zu den Azteken, von afrikanischen Eingeborenenstämmen bis zu den Maori.

Dabei verzichtet der Autor auch nicht darauf, seine Leser immer wieder zum Hinterfragen dieser Erzählungen und ihrer Entstehungsgeschichten aufzufordern.
Danach gibt es eine wissenschaftliche Erklärung – in einfachen Worten und doch fundiert.
Eingebettet sind diese Ausführungen in eine Vielzahl von Illustrationen, die sich wunderbar in den Text einfügen und diesen nicht nur veranschaulichen, sondern auch ergänzen und viel zum Lesespaß beitragen.

Auf diese Weise gelingt es sehr gut, die Faszination der wissenschaftlichen Forschung deutlich zu machen, zu erläutern, wie Wissenschaftler zu ihren Ergebnissen kommen und zu zeigen, dass die wahre Erklärung vieler Phänomene interessanter und wunderbarer ist als jede Fiktion.
Dawkins verhehlt dabei aber weder, dass er selbst nicht alles weiß, noch, dass unserem heutigen Wissensstand generell Grenzen gesetzt sind, ruft allerdings dazu auf, diese nicht als grundsätzliche Niederlage zu begreifen, vor der man Zuflucht in magischen oder übernatürlichen „Erklärungen“ suchen müsste, sondern vielmehr als Ansporn für das immer weitere Streben nach neuen Erkenntnissen zu sehen.

Über die bloße Vermittlung von Sachkenntnissen hinaus kann dieses Werk daher auf Leser aller Altersgruppen inspirierend wirken.

Veröffentlicht am 10.12.2017

Kognitiver Werkzeugkasten

Was macht uns schlauer?
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Wissenschaftler aus den verschiedensten Disziplinen berichten hier in kurzen Beiträgen, welcher wissenschaftlicher Begriff ihrer Meinung nach dazu geeignet wäre, das geistige Rüstzeug von jedermann zu ...

Wissenschaftler aus den verschiedensten Disziplinen berichten hier in kurzen Beiträgen, welcher wissenschaftlicher Begriff ihrer Meinung nach dazu geeignet wäre, das geistige Rüstzeug von jedermann zu bereichern, um bessere Werkzeuge zum Nachdenken über die Welt zur Verfügung zu stellen.

Dabei wird ein breites Spektrum von Themen angesprochen, interessante Einblicke in der Denkweise von Forschern gewährt und spannende Überlegungen zur Funktionsweise des menschlichen Geistes angestellt.
Weiters zeigt sich, wie sehr gewisse Begriff von Laien (aber auch von manchen sogenannten Experten) missverstanden werden.

Viele Kapitel thematisieren beispielsweise die Stellung des Menschen in der Natur, von der Frage, ob wie allein im Universum sind (welche von verschiedenen Autoren unterschiedlich beantwortet wird) bis zur Feststellung, dass nicht wir, sondern die Mikroben die wahren Herrscher der Welt sind.
Besonders interessant fand ich auch die Beiträge, die sich damit befassen, wie die meisten Menschen mit Fragen der Wahrscheinlichkeitsrechnung und Statistik umgehen. Wenn beispielsweise erklärt wird, dass Korrelationen keine Kausalbeziehungen sind oder wie sehr der menschliche Geist dazu tendiert die Gefahren seltener, aber dramatischer Ereignisse wie eines Terroranschlags zu überschätzen (und deshalb den Einsatz möglicherweise gesundheitsschädlicher Scanner auf Flughäfen zuzulassen), schleichender vor sich gehende Bedrohungen wie die Umweltzerstörung aber zu ignorieren.
Ebenfalls erhellend ist die Feststellung, dass viele geläufige Annahmen in Bezug auf Placebos eher falsch als richtig sind. Dieser Beitrag (von Beatrice Golomb) sei allen, die sich mit der Arzneimittelforschung befassen, zur Lektüre empfohlen!

Natürlich kann ich in dieser Rezension nicht sämtliche interessanten Punkte aus den insgesamt 151 Beiträgen erwähnen. Ich kann daher nur jedem raten, dieses Buch selbst zu lesen und sich zu überlegen, welche Begriffe in den persönlichen kognitiven Werkzeugkasten aufgenommen werden sollten.