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Veröffentlicht am 11.06.2017

Teilweise beängstigende Zukunftsvisionen

Homo Deus
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Yuval Noah Harari überlegt hier, wie es mit der Menschheit weitergehen könnte. Nachdem die großen Plagen der Vergangenheit wie Hunger, Krankheit und Krieg mehr und mehr überwunden werden, sind neue Ziele ...

Yuval Noah Harari überlegt hier, wie es mit der Menschheit weitergehen könnte. Nachdem die großen Plagen der Vergangenheit wie Hunger, Krankheit und Krieg mehr und mehr überwunden werden, sind neue Ziele für die nächsten Jahrhunderte zu definieren. Er denkt in diesem Zusammenhang beispielsweise an das Streben nach Glück und Unsterblichkeit und letztlich sogar den Versuch der Menschen, sich zu Göttern zu erheben.

Das Buch ist in drei Teile gegliedert. Nach einer Einleitung wirft er zunächst einen Blick in die Vergangenheit, untersucht die Unterschiede zwischen Menschen und allen anderen Tieren und spürt der Frage nach, wie unsere Spezies die ganze Welt erobern und auf zuvor unbekannte Weise beeinflussen konnte.
Danach überlegt er, welchen Sinn die Menschen der Welt gegeben haben, wobei er vor allem die „Religion“ des Humanismus in seinen verschiedenen Ausprägungen beleuchtet.
Abschließend werden mögliche zukünftige Entwicklungen betrachtet, deren erste Ansätze schon heute spürbar sind. So verlieren die Menschen immer mehr ihren wirtschaftlichen oder militärischen Nutzen, weshalb die Bedeutung des Individuums sich verringert. Auch wird der Wert jedes Wesens zunehmend nach seinem Beitrag zur Datenverarbeitung bemessen, die Etablierung einer „Datenreligion“ scheint bevorzustehen.

Es gelingt dem Autor dabei ausgezeichnet, Kenntnisse aus verschiedenen Wissenschaftsbereichen zusammenzuführen.
Seine Ausführungen und Gedankengänge sind sehr interessant, die Lektüre ist oftmals richtiggehend fesselnd. Auch wird der Inhalt anhand vieler Beispiele aus diversen Epochen der Menschheitsgeschichte anschaulich gemacht.
Dieses Buch regt aber auch sehr zum Nachdenken an. Manche der hier angestellten Prognosen haben durchaus einen gewissen Charme, vieles wirkt aber auch eher besorgniserregend. Wenn beispielsweise bald der Tag kommen könnte, da hochintelligente Algorithmen uns besser kennen als wir uns selbst.
Gerade deshalb ist es aber wichtig, sich mit derartigen Themen zu befassen! Auch wenn wir die Zukunft nicht (oder jedenfalls nur in stark eingeschränktem Maße) aufhalten können, können wir sie doch mitgestalten – oder zumindest das Beste daraus machen.

Veröffentlicht am 11.06.2017

Kurzkrimis ohne besondere Inspiration

Wer mordet schon in Salzburg?
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Die Grundidee hinter diesem Buch fand ich vielversprechend – es soll eine Art Kombination von Krimi und Reiseführer sein. Die Ausführung ist allerdings nicht besonders gut gelungen.
Hier sind elf Kurzkrimis ...

Die Grundidee hinter diesem Buch fand ich vielversprechend – es soll eine Art Kombination von Krimi und Reiseführer sein. Die Ausführung ist allerdings nicht besonders gut gelungen.
Hier sind elf Kurzkrimis versammelt, in denen diverse Sehenswürdigkeiten aus der Stadt und gelegentlich auch aus dem Bundesland Salzburg erwähnt werden. Am Ende jedes Kapitels finden sich dann noch kurze Beschreibungen der entsprechenden Freizeittipps.

Das Einflechten dieser Ausflugsziele in die Geschichten wirkt jedoch öfters ziemlich gezwungen, sie haben bisweilen keine echte Funktion in der Handlung, sondern es denkt zum Beispiel jemand nur so nebenbei daran, dass er seiner Frau versprochen hat, mal wieder nach XY zu fahren.
Auch aus kriminalistischer Sicht ist der Inhalt eher mäßig. Es wird kaum echte Spannung aufgebaut und von ein paar Ausnahmen abgesehen bleiben die Protagonisten eher blass, ich konnte mich nicht wirklich in sie hineinversetzen.
Natürlich muss man bei Kurzgeschichten gewisse Abstriche hinsichtlich einer raffinierten Ausgestaltung der Handlung machten, hier wäre aber definitiv mehr drinnen gewesen.

Veröffentlicht am 16.05.2017

Blick hinter die Kulissen

Dancing Stars - Backstage
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Seit 2005 ist „Dancing Stars“ ein Fixstarter im Österreichischen Fernsehen. Rechtzeitig zum Start der bereits elften Staffel ist nun dieses Buch erschienen, in welchem es Michael Maly sehr gut gelingt, ...

Seit 2005 ist „Dancing Stars“ ein Fixstarter im Österreichischen Fernsehen. Rechtzeitig zum Start der bereits elften Staffel ist nun dieses Buch erschienen, in welchem es Michael Maly sehr gut gelingt, seine Faszination für diese Show greifbar zu machen.
Er beantwortet eine Reihe von Fragen – beispielsweise: Nach welchen Kriterien werden die Promi- bzw die Profitänzer ausgesucht? Wie werden die Tanzpaare zusammengestellt? Entscheidet die Jury live in der Sendung? Wie läuft die Show hinter den Kulissen ab? und viele mehr. Ob die Antworten immer 100%ig der Wahrheit entsprechen sie dahingestellt, sie sind aber jedenfalls amüsant zu lesen und machen deutlich, wie viel Aufwand hinter dieser Sendung steckt und wie viele Personen in den unterschiedlichsten Positionen zu ihrem Gelingen beitragen.
Neben manchen Hintergrundinformationen und einigen Anekdoten kann dieses Werk auch mit vielen hübschen Fotos punkten.
Es enthält jedoch auch einige Fehler – eigenartige Satzkonstruktionen, mal wird dieselbe Geschichte zweimal erzählt etc. Dies dürfte vermutlich einem zu knapp angesetzten Erscheinungsdatum geschuldet sein.

Veröffentlicht am 16.05.2017

Was die Völker unterscheidet

Völkerpsychologie
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Andreas Vonderach gibt hier einen Überblick zum Thema Völkerpsychologie. Deren Ziel ist es, die psychischen Eigenschaften verschiedener Völker zu vergleichen und so etwas wie die „Volksseele“ herauszufinden. ...

Andreas Vonderach gibt hier einen Überblick zum Thema Völkerpsychologie. Deren Ziel ist es, die psychischen Eigenschaften verschiedener Völker zu vergleichen und so etwas wie die „Volksseele“ herauszufinden. Gerade in den letzten Jahrzehnten war diese Herangehensweise immer wieder starker Kritik unterworfen, wurde ihr doch die Etablierung von Vorurteilen unterstellt.
Doch der Autor ist von der Nützlichkeit seines Fachgebiets überzeugt und kann seine Ansichten durchaus eloquent darlegen und mit diversen Forschungsergebnissen untermauern.

Das Buch folgt im Wesentlichen einem chronologischen Aufbau, wobei sich ca das erste Drittel mit „völkerpsychologischen“ Betrachtungen aus Antike und Mittelalter befasst. Da es sich hierbei eher um persönliche Meinungen bzw Anekdoten handelt, die zwar ganz interessant sind, aber nicht besonders fundiert wirken, hätte dieser Teil für meinen Geschmack deutlich kürzer ausfallen können.
Danach wird der Inhalt zunehmend wissenschaftlicher. Eine Reihe von Studien aus verschiedenen Zeiten und mit unterschiedlichen Rahmenbedingungen sowie die Auffassungen und Interpretationen von Experten werden vorgestellt. Dabei zeigt sich, dass hinsichtlich der Eigenschaften diverser Völker teilweise erstaunliche Übereinstimmungen erzielt werden, gelegentlich gibt es aber auch widersprüchliche Resultate.

Der Autor gibt dazu auch immer wieder seine persönlichen Einschätzungen ab, dennoch ist die Darstellung insgesamt sehr sachlich.
Die Ausführungen lassen sich flüssig lesen und liefern viele spannende Einblicke und Denkansätze.
Ein bisschen gefehlt hat mir allerdings eine abschließende Synthese, das entsprechende Kapitel „Versuch einer Synthese“ fällt doch sehr kurz aus.
Auch wird – anders als von der Inhaltsangabe suggeriert – nicht auf konkrete Anwendungen völkerpsychologischer Ergebnisse, beispielsweise in der Werbung, eingegangen.

Positiv hervorzuheben ist noch das kommentierte Literaturverzeichnis, welches eine weiterführende Recherche sehr erleichtert. Schade fand ich, dass es kein Stichwortverzeichnis gibt.

Veröffentlicht am 16.05.2017

Florrie und Florence

Die zwei Leben der Florence Grace
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England um 1850: Florrie Buckley ist in einem kleinen Dorf in Cornwall aufgewachsen. Ihr Leben war von Armut und harter Arbeit geprägt, doch sie genoss auch die Liebe ihrer Großmutter sowie die Freiheit, ...

England um 1850: Florrie Buckley ist in einem kleinen Dorf in Cornwall aufgewachsen. Ihr Leben war von Armut und harter Arbeit geprägt, doch sie genoss auch die Liebe ihrer Großmutter sowie die Freiheit, durchs Moor zu streifen, und wurde mit dessen Geheimnissen vertraut gemacht.
Mit 15 erfährt sie plötzlich, dass sie eigentlich ein Teil der reichen Familie Grace ist und nach dem Tod ihrer Großmutter zu ihnen nach London ziehen muss. Dort sind viele Umstellungen zu meistern, damit aus ihr Florence Grace werden kann, doch die meisten anderen Familienmitglieder sind nicht gerade darum bemüht, es ihr leicht zu machen. Nur in ihrem Cousin Turlington erkennt sie einen Seelenverwandten, aber gerade bei ihm handelt es sich um das schwarze Schaf der Familie.

Diese Geschichte wird von Florrie in Ich-Form erzählt. Anschaulich und mitreißend schildert sie ihren von einigen Aufregungen und Umwälzungen geprägten Lebensweg und lässt die Leser an ihren Erfahrungen, Gedanken und Gefühlen teilhaben.

Vor allem zu Beginn hat mir dieser Roman daher richtig gut gefallen. Insbesondere Florries erste Zeit bei den Graces sowie die vielen neuen Eindrücke und Vorschriften, die auf sie einstürmen, werden eindringlich und nachvollziehbar beschrieben. Auch sind die diversen Mitglieder der Familie interessant gezeichnet, die meisten Charaktere weisen mehr Facetten auf, als es auf den ersten Blick scheint.

Etwa ab der Hälfte enthält die Handlung allerdings einige Längen. Das Hin-und-Her einer Liebesbeziehung bzw die Diskussionen darüber nehmen relativ viel Platz ein ohne dass es eine echte Weiterentwicklung gäbe.

Das Ende ist dann wieder gelungener. Kein klassisches Happy End, aber ein insgesamt stimmiger Abschluss.