Füllhorn spannender Überlegungen
Eine kurze Geschichte der MenschheitYuval Noah Harari gibt hier einen breit angelegten Überblick über die Geschichte des Menschen – von unseren Anfängen als eine zunächst noch relativ unauffällige Affenart in der afrikanischen Savanne bis ...
Yuval Noah Harari gibt hier einen breit angelegten Überblick über die Geschichte des Menschen – von unseren Anfängen als eine zunächst noch relativ unauffällige Affenart in der afrikanischen Savanne bis zum 21. Jahrhundert, wo wir an der Schwelle zu Neuerungen stehen, die das gesamte Wesen unserer Spezies grundlegend verändern könnten.
Er verliert sich dabei nicht in Details, sondern es geht ihm darum, die großen Zusammenhänge und Entwicklungslinien aufzuzeigen, insbesondere hinsichtlich der bedeutenden Revolutionen, die unsere Vergangenheit prägten – etwa der kognitive Sprung nach vorn, welcher die Menschen erst zu dem machte, was sie heute sind, für dessen Ursache es aber eine Reihe verschiedener Theorien gibt, die Entstehung der Landwirtschaft, die auf den ersten Blick ein großartiger Fortschritt zu sein scheint, in Wirklichkeit aber viel Leid für Mensch und Tier verursacht hat oder der Aufschwung der Wissenschaften zu Beginn der Neuzeit, der im Verbund mit der industriellen Revolution zu einer tiefgreifenden Änderung unseres Alltags sowie zur ersten globalen Kultur der Geschichte führte.
Bei all den Ausführungen und Erklärungsansätzen wird immer ein besonderes Augenmerk auf das Innenleben des Menschen gelegt, darauf, welch bedeutende Umwälzungen es oftmals zur Folge hatte, wenn neue Gedanken oder Einstellungen sich in einer Gesellschaft durchsetzten.
Dabei entsteht eine interessante Sichtweise auf viele Fragestellungen und es werden eine Reihe spannender Denkansätze vorgestellt.
Beispielsweise versucht der Autor zu erklären, wie die ursprüngliche Untergliederung in einzelne Stämme mit jeweils einer Hand voll Mitgliedern von Staaten mit Tausenden oder Millionen Untertanen abgelöst werden konnte oder wieso es gerade den Europäern nach dem Jahr 1500 gelang, große Teile der Welt zu kolonialisieren und ihre Lebensweise über den ganzen Erdball zu verbreiten, und vieles andere mehr. Sogar die Frage, wie ein glückliches Leben gelingen kann und ob die Menschen im Lauf der Geschichte tatsächlich, wie manche Fortschrittsgläubigen vermuten, immer glücklicher geworden sind, wird nicht ausgespart.
Manche Aussage, wie etwa dass Menschenrechte und Staaten Fiktionen seien oder dass es sich beim Kapitalismus und beim liberalen Humanismus auch nur um eine Art von Religion handle, wird sicher nicht jeder gerne hören, gerade der Mut zu solchen Überlegungen machte die Lektüre für mich aber so interessant.
Sicherlich sollte man beim Lesen im Hinterkopf behalten, dass viele der hier behandelten Themen kontrovers diskutiert werden und man kann dem Autor bisweilen durchaus den Vorwurf machen, dass er relativ unstrittige Tatsachen und bloße Spekulationen nicht immer sorgfältig voneinander abgrenzt.
Doch dies ist eben ein populärwissenschaftliches Buch, dem es aber jedenfalls hervorragend gelingt, auch komplexere Themen allgemein verständlich aufzubereiten und dessen Lektüre durch den flüssigen und amüsanten Schreibstil zum Vergnügen wird.