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Veröffentlicht am 29.05.2023

Ohne Zahlen, aber auch mit wenig echter Mathematik

Mathe ohne Zahlen
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Dieses Buch beschreibt, womit „richtige“ Mathematik sich befasst, die tatsächlich wenig mit dem zu tun hat, was man in dem entsprechenden Schulfach lernt. Der Autor erklärt, worum es bei Topologie, Analysis ...

Dieses Buch beschreibt, womit „richtige“ Mathematik sich befasst, die tatsächlich wenig mit dem zu tun hat, was man in dem entsprechenden Schulfach lernt. Der Autor erklärt, worum es bei Topologie, Analysis und Algebra geht, beleuchtet die Grundlagen (wie die Frage, was überhaupt ein Beweis ist) und überlegt zuletzt, warum abstrakte mathematische Konzepte sich so gut zur Modellierung der Wirklichkeit eignen.
Dabei wird deutlich, wie vielfältig dieses Fachgebiet ist und wie erstaunlich weit man von ein paar einfachen Überlegungen ausgehend kommen kann. Außerdem sorgen zahlreiche Illustrationen für Anschaulichkeit und zur Auflockerung streut er beispielsweise ein paar Rätsel und Spiele ein.
Großteils werden aber eben tatsächlich nur die Themen vorgestellt und ein paar Begriffe erläutert. Was das Wesen der Mathematik ausmacht, wie sie wirklich funktioniert, wie sozusagen die tägliche Arbeit des Mathematikers aussieht etc, wird nur angedeutet. Zugegeben, ohne Zahlen ist das Alles nicht einfach, und die paar Beweise, die vorkommen, sind ganz gut dargestellt, aber es wäre mehr drinnen gewesen.

Für komplette Neu-Einsteiger in die Materie, vor allem jüngere Leser, und für Personen, welche die Schulmathematik in schlechter Erinnerung haben, kann die Lektüre dennoch lohnend sein. Schon allein deshalb, weil sie wegen des Verzichts auf Zahlen weniger „abschreckend“ wirkt und vielleicht doch Lust auf mehr machen kann.

Veröffentlicht am 29.05.2023

Umfassender Überblick

Macht euch die Erde untertan
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Dieses Buch gibt einen breit angelegten Überblick darüber, wie sich das Verhältnis zwischen Mensch und Natur im Laufe der letzten Jahrtausende gestaltet hat. Der Autor, ein US-amerikanischer Historiker, ...

Dieses Buch gibt einen breit angelegten Überblick darüber, wie sich das Verhältnis zwischen Mensch und Natur im Laufe der letzten Jahrtausende gestaltet hat. Der Autor, ein US-amerikanischer Historiker, betrachtet dieses Thema von beiden Seiten, beschreibt also sowohl die unterschiedlichen Arten, wie Menschen die Natur beeinflussen und zu beherrschen suchen, als auch die Einwirkung der Natur auf Menschen und menschliche Zivilisationen, beispielswiese durch Vulkanausbrüche, Klimaänderungen oder Krankheiten.
Der Bericht beginnt schon in der Steinzeit und folgt dann dem Lauf der Geschichte, beschreibt etwa welche Folgen die Erfindung der Landwirtschaft, die ersten Hochkulturen, der Imperialismus, die industrielle Revolution, die Kriege des 20. Jahrhunderts oder das aufkeimende Umweltbewusstsein für Flora und Fauna hatten. Betrachtet werden dabei Kulturen rund um den Globus, sodass man nicht nur die Großteils allgemein bekannten Entwicklungen in Europa oder Nordamerika, sondern auch jene in Südamerika, China, Arabien etc mitverfolgen kann. (Lediglich in den letzten Kapiteln sind die USA etwas überrepräsentiert.)

Dabei ist es immer wieder interessant, zu beobachten, dass die konkreten Maßnahmen zur Umgestaltung oder Ausbeutung der Natur sich zwar aufgrund unterschiedlicher geographischer Situationen oder politischer und gesellschaftlicher Gegebenheiten von Region zu Region unterschieden, dass sie einander in ihren Grundzügen und Auswirkungen aber meist erstaunlich ähnlich waren. Ebenfalls spannend ist der zeitliche Verlauf. Zwar begannen Phänomene wie die Beeinflussung des Klimas durch menschliche Aktivitäten oder das Menschgemachte Artensterben schon deutlich früher, als gemeinhin angenommen, doch in den letzten Jahrhunderten hat die Sache zunehmend Fahrt ausgenommen.
Abschließend wirft der Autor einen Blick in die Zukunft und betrachtet verschiedene mögliche Szenarien, die alle ihre Schattenseiten haben. Er wirkt dabei aber nicht übertrieben pessimistisch, sondern eben realistisch.
Auch sonst haben mir Tonfall und Art der Darstellung sehr gut gefallen. Die Ausführungen sind inhaltlich fundiert (und mit vielen Quellenangaben belegt) und anschaulich. Obwohl sich permanent zeigt, dass das Zusammentreffen von Mensch und Natur nicht gut ausgeht (oft genug für beide Seiten), verfällt der Autor nicht in die bei derartigen Publikationen häufigen Klagelieder oder Vorwürfe.

Ich kann nur empfehlen, sich nicht von dem unhandlichen Format und der relativ hohen Seitenzahl abschrecken zu lassen. Man erhält hier eine Fülle an Informationen und wird natürlich auch zum Nachdenken angeregt.

Veröffentlicht am 29.05.2023

Interessanter Krimi mit unpassendem Titel

Das Mädchen und der Totengräber (Die Totengräber-Serie 2)
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Im zweiten Teil dieser Krimi-Reihe aus dem Wien der 1890er Jahre muss Inspektor Leopold von Herzfeldt sich gleich mit mehreren mysteriösen Straftaten auseinandersetzen. Im Kunsthistorischen Museum taucht ...

Im zweiten Teil dieser Krimi-Reihe aus dem Wien der 1890er Jahre muss Inspektor Leopold von Herzfeldt sich gleich mit mehreren mysteriösen Straftaten auseinandersetzen. Im Kunsthistorischen Museum taucht ein nach allen Regeln der altägyptischen Kunst mumifizierter Professor auf. Hat hier gar ein Fluch zugeschlagen, dem schon andere Mitglieder einer zwei Jahre zurückliegenden Expedition nach Ägypten zum Opfer gefallen sind? Auch ein möglicher Serientäter, der es auf junge Männer abgesehen hat, und ein Tierpfleger, der von einem Löwen zerfleischt wurde, geben Rätsel auf.

Seinem Titel „Das Mädchen und der Totengräber“ wird dieser Roman nicht gerecht. Der Totengräber hat nur einige wenige Auftritte (wenngleich diese entscheidend zu Lösung der Fälle beitragen), das Mädchen kommt fast gar nicht vor. Was schade ist, handelt es sich doch bei beiden um interessante Charaktere, über die ich gern noch mehr erfahren hätte. Augustin Rothmayer vereint ein kauziges Wesen mit einem umfangreichen Wissen- und Erfahrungsschatz. Diesmal schreibt er gerade ein Buch zum Thema „Totenkulte der Völker“.
Auch Leos Freundin, die Polizei-Fotografin Julia Wolf, ist eine sympathische Persönlichkeit, die sich trotz privater Probleme und drohender beruflicher Konsequenzen nicht davon abhalten lässt, ihre eigenen Nachforschungen anzustellen. Mit Leo konnte ich dagegen wie schon im ersten Band nicht wirklich warm werden. Immerhin macht er eine gewisse persönliche Entwicklung durch und wirkt weniger arrogant. Dafür, dass er sich als Vorkämpfer für moderne Methoden in der Kriminalistik sieht, ist seine Vorgehensweise jedoch eher traditionell und bisweilen nicht durchdacht.

Dennoch sorgt der Krimi für einige Spannung, wozu auch der häufige Wechsel der Erzählperspektive beiträgt. Einen Teil der Auflösung konnte ich zwar schon ziemlich bald erahnen und manches ist nicht wirklich logisch nachvollziehbar. Es gibt aber doch auch einige dramatische Szenen.
Vor allem aber hat mir der Hintergrund gefallen, vor dem die Geschichte angesiedelt ist. Das Leben und Denken zur Jahrhundertwende wird gut portraitiert und es werden interessante Schauplätze besucht.
Aus diesem Grund hat mir der Roman insgesamt doch ganz gut gefallen. Ich würde mich über eine Fortsetzung freuen, bei der dann hoffentlich der Totengräber eine größere Rolle spielt.

Veröffentlicht am 29.05.2023

(Bisweilen spekulative) Weltreise vor 1000 Jahren

Das Jahr 1000
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Zur Frage, wann die Globalisierung begann, gibt es durchaus unterschiedliche Ansichten. Valerie Hansen setzt den Beginn dieses Phänomens hier deutlich früher an als die Mehrheit der Historiker. Denn um ...

Zur Frage, wann die Globalisierung begann, gibt es durchaus unterschiedliche Ansichten. Valerie Hansen setzt den Beginn dieses Phänomens hier deutlich früher an als die Mehrheit der Historiker. Denn um das Jahr 1000 herum landeten die Wikinger erstmals an der Nordostküste Kanadas, wodurch bereits bestehende Handelsrouten quer durch Amerika mit Wegen, die durch Europa, Asien und Afrika führten, verbunden wurden. Zum ersten Mal hätte damit ein Gegenstand oder eine Nachricht um den ganzen Erdball reisen können.
Auch wenn (wie die Autorin betont: noch) kein Objekt bekannt ist, dass damals tatsächlich eine Weltreise unternommen hätte, und die Aktivitäten der Wikinger in Amerika auch keinen besonders nachhaltigen Einfluss ausübten, fand ich diese Argumentationslinie und vor allem die daraus folgenden Betrachtungen doch sehr interessant.
Hansen unternimmt gewissermaßen eine Reise um die Welt und berichtet unter anderem über mögliche Kontakte zwischen Wikingern und amerikanischen Hochkulturen, das von skandinavischen Auswanderern geprägte Osteuropa, einen afrikanischen König, der als reichster Mann der Welt galt, oder den am meisten globalisierten Ort in China.
Dabei ist immer wieder erstaunlich, welch weite Strecken Menschen (oft unfreiwillig) und Waren schon um das Jahr 1000 herum zurücklegten und wie sehr auch die Daheimgebliebenen von überregionalen Kontakten beeinflusst wurden.
Bisweilen wirken die Ausführungen jedoch etwas spekulativ und die Auswahl der Quellen voreingenommen. Wenn beispielsweise in einem Maya-Tempel abgebildete hellhäutige Personen gleich als Wikinger interpretiert oder Texte zitiert werden, deren Inhalt bisher nicht durch archäologische Funde bestätigt werden konnte.
Dennoch bietet dieses Buch einige spannende Einsichten und zeigt auch, dass die Europäer bei ihren Entdeckungen und Eroberungen ab 1492 auf bereits länger bestehende Netzwerke zurückgreifen konnten.

Veröffentlicht am 29.05.2023

Teilweise vorhersehbare Geschichte mit überflüssiger Nebenhandlung

Salzburgrache
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Auch sein bereits zehnter Fall führt Kommissar Merana und sein Team an wunderschöne Schauplätze in Stadt und Land Salzburg. Zuerst wird am Fuß der Festung Hohensalzburg die Leiche des kreativen Kopfes ...

Auch sein bereits zehnter Fall führt Kommissar Merana und sein Team an wunderschöne Schauplätze in Stadt und Land Salzburg. Zuerst wird am Fuß der Festung Hohensalzburg die Leiche des kreativen Kopfes einer Werbeagentur gefunden, zwei Tage später im idyllischen Schloss Moosham im Lungau der tote Schlossverwalter. Haben die beiden Todesfälle mit einem neuen Marketingkonzept für die Salzburger Burgen- und Schlösser-Verwaltung zu tun oder ist das Motiv ganz woanders zu suchen?

Wieder handelt es sich hier um eine Art Mischung aus Krimi und Reiseführer. Letzteres ist durchaus gelungen, wenngleich bisweilen ein bisschen zu ausschweifend. Schön, dass diesmal auch Orte abseits der Stadt Salzburg besucht werden.

Die Ermittlungsarbeiten gestalten sich jedoch eher langweilig. Merana klagt zwar mehrmals darüber, dass es sich um einen besonders komplizierten Fall handle. In Wirklichkeit konnte ich aber ziemlich schnell erraten, wer hinter den Todesfällen steckt. Schade eigentlich, denn die Geschichte hätte mehr Potential gehabt. Die Mitarbeiter der Werbeagentur sind interessante Persönlichkeiten, über die meisten von ihnen erfährt man aber nur wenig. Wie auch die meisten Mitglieder von Meranas Team diesmal nur Statistenrollen haben.
Andererseits wurde eine seltsame Gruppe namens FFB in die Handlung eingebaut, bei der es sich wohl um eine Anspielung auf die Coronamaßnahmen-Gegner handelt. Diese wirkte auf mich ziemlich deplatziert und hat vor allem kaum etwas mit dem eigentlichen Fall zu tun. (Vielleicht hätte das Ganze besser funktioniert, wenn der Autor sich zumindest getraut hätte, das Wort „Corona“ zu verwenden. So blieb es beim Versuch, einen aktuellen Bezug herzustellen, der nicht wirklich aktuell sein durfte.)

Außerdem haben sich in den Text einige Fehler eingeschlichen. Sogar das erste Opfer heißt am Einband anders als im Buch. Bei diesem Verlag bzw dieser Buchreihe ist mir derartiges bisher nicht untergekommen.

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