Geschichte einer Malerin
ElisabettaDie bisherigen Romane von Liv Winterberg haben mir sehr gut gefallen, daher war ich schon auf ihr neues Werk gespannt. Auch der Inhalt, der sich an realen Ereignissen orientiert, wäre vielversprechend:
Bologna, ...
Die bisherigen Romane von Liv Winterberg haben mir sehr gut gefallen, daher war ich schon auf ihr neues Werk gespannt. Auch der Inhalt, der sich an realen Ereignissen orientiert, wäre vielversprechend:
Bologna, 1665: Die ganze Stadt trauert um die Malerin Elisabetta Sirani, eine der bedeutendsten Künstlerinnen ihrer Zeit, deren Werke eine Befähigung verrieten, die man einer Frau nicht zugetraut hätte, und die als Leiterin einer Bottega und Gründerin einer Akademie, die dem Zweck diente, Frauen in der Malerei auszubilden, zu einer Vorreiterin wurde.
Gerüchte machen die Runde, Elisabetta sei vergiftet worden, und bald ist mit ihrer ehemaligen Magd Lucia Tolomelli die mutmaßliche Täterin gefunden.
In dieser aufgeheizten Atmosphäre bittet Elisabettas Vater den Prior des Juristenkollegs, Giovanni Luigi Picinardi, die Leichenrede für seine Tochter zu halten, nicht ahnend, dass diesen eine geheime Liebe mit Elisabetta verband.
Picinardi verzweifelt schier an dem Bemühen, seiner Aufgabe gerecht zu werden, und stellt dazu allerlei Nachforschungen über Elisabettas Leben und vor allem die Umstände ihres Todes an.
Abgerundet wird das eBook durch eine Übersetzung von Picinardis oratio funebris, ein Nachwort, in dem erklärt wird, was Fakt und was Fiktion ist, ein hilfreiches Glossar sowie eine Auswahl von Elisabettas Bildern.
Trotz des interessanten Themas konnte mich das Buch jedoch nicht richtig packen.
Die Geschichte wird großteils aus Picinardis Perspektive erzählt, der sich allerdings über weite Strecken vor allem seinem Innenleben widmet. Ich möchte nicht unsensibel klingen, aber die ständige Trauer um seine Geliebte und die Zweifel, ob er seiner Aufgabe gewachsen ist, werden bald langweilig. Was wohl insbesondere daran liegt, dass man über seine tatsächliche Beziehung zu Elisabetta von ein paar Erinnerungsfetzen abgesehen nichts Konkretes erfährt und seine Persönlichkeit auch sonst im Dunkeln bleibt, weshalb es schwer fällt, mit ihm mitzufühlen.
Wenn er sich doch einmal zu einer Unternehmung aufrafft, wirkt diese oft eher ziellos. Er nimmt sich zwar immer wieder konkrete Aktionen vor, diese werden aber nur selten auch ausgeführt, sodass es sich bei seinen „Ermittlungen“ eher um ein allgemeines „Herumstochern“ als ein planvolles Vorgehen handelt. Und das bei einem ausgebildeten Juristen, der eine Leitungsfunktion an einer ehrwürdigen Universität innehat!
Natürlich sind auch positive Aspekte zu nennen: Die Hintergründe dürften gut recherchiert sein und es werden interessante Informationen, beispielsweise zur Malerei im 17. Jahrhundert, eingeflochten. Bisweilen wird einige Spannung aufgebaut, die allerdings schnell wieder abebbt. Auch sonst weist die Handlung ein paar fesselnde Szenen und manch gute Ansätze auf, viele davon verlaufen aber im Sande.
Fazit: So begrüßenswert das Ziel der Autorin, die Erinnerung an eine faszinierende Persönlichkeit aufrecht zu erhalten, auch ist, die Umsetzung konnte mich leider nicht überzeugen.