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Veröffentlicht am 29.05.2023

Diesmal weniger packend

Schwert und Krone - Herz aus Stein
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Der vierte Teil der Reihe um Kaiser Friedrich Barbarossa beleuchtet die Jahre von 1157 bis 1167. Auch während dieser Zeit ist so einiges los im römisch-deutschen Reich und der Nachbarschaft:
Barbarossa ...

Der vierte Teil der Reihe um Kaiser Friedrich Barbarossa beleuchtet die Jahre von 1157 bis 1167. Auch während dieser Zeit ist so einiges los im römisch-deutschen Reich und der Nachbarschaft:
Barbarossa unternimmt mehrere Kriegszüge nach Italien, muss sich mit Streitereien unter den Adeligen des Reiches auseinandersetzen (für die häufig sein Verbündeter Heinrich der Löwe verantwortlich ist) und nebenbei darauf hoffen, dass seine Gattin endlich den ersehnten Erben gebiert.
In Meißen möchte Marktgraf Otto seine Herrschaft möglichst unbeeinflusst vom Kaiser ausüben, muss aber doch einige Zugeständnisse machen. Außerdem ist er bestrebt, Siedler in sein Land zu holen und sendet unter anderem seinen Ministerialen Christian aus, um welche anzuwerben.
Die slawischen Abodriten sehen sich inzwischen immer mehr Druck ausgesetzt, ihre Lebensweise und ihre angestammten Gebiete aufzugeben. Doch ihr Fürst Niklot leistet entschlossen Widerstand.

Erneut werden zahlreiche Schauplätze besucht und es treten viele verschiedene Personen auf. Insgesamt ist die Lage aber übersichtlicher als in den ersten Teilen. Es ist schön, die bereits bekannten Protagonisten wieder zu treffen und auch die historischen Hintergründe sind nicht uninteressant.
Trotzdem fand ich die Handlung diesmal weniger packend als bei den Vorgängern. Natürlich werden Kriege geführt und Bündnisse geschlossen, gibt es Geburten und Todesfälle. Von ein paar Abschnitten über Christian und die Anwerbung von Siedlern (durch die ein Bogen zu Sabine Eberts erfolgreicher „Hebammen-Saga“ gespannt wird) abgesehen, ist das meiste aber vom Prinzip her nichts Neues. Dieselben Leute denken und handeln auf dieselbe Weise, haben dieselben Probleme und tragen dieselben Konflikte aus. Es wäre wohl besser gewesen, die Reihe mit nur vier Teilen zu konzipieren und sich auf die „Highlights“ zu konzentrieren.

Dennoch bin ich schon auf den fünften und letzten Teil gespannt, wozu auch der doch dramatische Cliffhanger beiträgt.

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  • Charaktere
Veröffentlicht am 05.03.2023

Grandioses Finale

Schattenbruch
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Im leider (vorläufig?) letzten Teil dieser Krimireihe aus dem Münsterland wird es für unser Ermittlerteam nochmal richtig dramatisch: Eigentlich haben sich Kriminalrat im Ruhestand Heinrich Tenbrink samt ...

Im leider (vorläufig?) letzten Teil dieser Krimireihe aus dem Münsterland wird es für unser Ermittlerteam nochmal richtig dramatisch: Eigentlich haben sich Kriminalrat im Ruhestand Heinrich Tenbrink samt Pudel Locke und Hauptkommissar Maik Bertram mit Töchterchen Ella ganz gut in ihrem „Patchwork“-Haushalt eingerichtet. Doch ausgerechnet am Karfreitag erwacht Bertram mit einem schlimmen Kater – und einer Leiche neben sich. Klar, dass er sofort als Hauptverdächtiger gilt und die Polizeiarbeit daher von einer ganz anderen Seite kennen lernt. Von den Kollegen scheint einzig Isa Rohmann die heimlich in Maik verliebt ist, von seiner Unschuld überzeugt zu sein. So verläuft die Osterzeit turbulent, denn natürlich lässt es sich auch Heinrich Tenbrink nicht nehmen, seine eigenen Nachforschungen anzustellen.

Schon der Kriminalfall als solches sorgt für einige Spannung. Es gibt zahlreiche Verdächtige, man wird öfters auf falsche Fährten geführt, und obwohl es ein paar Hinweise gegeben hätte, war die Auslösung (zumindest für mich, aber auch für Maik Betram) überraschend.
Vor allem aber überzeugt die Geschichte mit ihren lebensnah gezeichneten Figuren, die ein breites Spektrum an Persönlichkeiten und Eigenschaften aufweisen, und auch immer wieder für einigen Unterhaltungswert sorgen. Unter anderem ist Isas Mutter ein echtes „Original“ und auch Lockes Eskapaden lockern die Handlung öfters auf.
Gut gefallen haben mir weiters die Anspielungen auf frühere Fälle. So gibt es beispielsweise ein „Wiederlesen“ mit dem skurrilen Henner Holtkamp aus „Totensang“.

Fazit: Dieser Roman vereint Krimispannung mit Lokalkolorit und interessanten Charakteren.

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  • Spannung
Veröffentlicht am 25.10.2022

Waringham zur Zeit von Henry III und Simon de Montfort

Drachenbanner
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Für den bereits siebten Teil der Waringham-Reihe (der zeitlich 22 Jahre nach dem Ende von „Teufelskrone“ einsetzt) hat Rebecca Gable zwei Hauptfiguren gewählt, die aus sehr unterschiedlichen Gesellschaftsschichten ...

Für den bereits siebten Teil der Waringham-Reihe (der zeitlich 22 Jahre nach dem Ende von „Teufelskrone“ einsetzt) hat Rebecca Gable zwei Hauptfiguren gewählt, die aus sehr unterschiedlichen Gesellschaftsschichten stammen:
England, 1238: Die vierzehnjährige Adela of Waringham muss ihren beschaulichen Heimatort verlassen, um Hofdame vom Eleanor Plantagenet zu werden, der unkonventionellen Schwester des als schwach geltenden König Henry III. Adela gewöhnt sich gut bei Hofe ein und erlebt in den nächsten Jahren und Jahrzehnten einige Auseinandersetzungen zwischen Eleanors charismatischen Ehemann Simon de Montfort und dem König mit. Diese münden letztlich in Reformen, welche der Verfassungsgeschichte des Landes eine neue Richtung geben.
Adelas Milchbruder Bedric Archer, mit dem sie immer noch eine enge Freundschaft verbindet, lebt unterdessen als leibeigener Bauer in Waringham. Er träumt von Freiheit, doch bis es dazu kommt, sind einige Hindernisse zu überwinden.

Wie man es von der Autorin gewöhnt ist, ist dieser Roman in einem packenden und lebendigen Stil geschrieben, sodass ich mich gut in die Protagonisten hineinversetzen konnte. Adela und Bedric sind sympathische Charaktere, keine strahlenden Helden, sondern durchaus Menschen mit Fehlern und Schwächen, gerade deshalb fand ich es schön, mit ihnen mitzufiebern und sie bei ihren unterschiedlichen Abenteuern zu begleiten. Auch bei den übrigen auftretenden Personen wird auf Schwarz-Weiß-Malerei weitgehend verzichtet.
Besonders gut gefallen hat mir dabei, dass durch Bedric auch das Los der Leibeigenen thematisiert wird, die in historischen Romanen sonst bestenfalls eine Nebenrolle spielen. Dabei machten sie damals den Großteil der Bevölkerung aus und wären die vielgerühmten Adeligen ohne sie gar nicht lebensfähig gewesen.
Der fiktive Teil der Handlung hat jedoch auch Schwächen. So wirkt die Entwicklung der Beziehung zwischen Adela und Bedric öfters unrealistisch und generell spielt der Zufall eine zu große Rolle. Für meinen Geschmack ist auch das Ende zu offen. Dies bietet aber immerhin vielversprechende Ansatzpunkte für eine Fortsetzung.

Außerdem sind zu Beginn des Buches die realen historischen Ereignisse (im Vergleich zu den anderen Teilen der Reihe) wenig präsent. Erst ab ca der Hälfte tritt dieses Thema verstärkt in den Vordergrund.
Die historischen Hintergründe sind dann jedenfalls sehr interessant. Ich wusste zuvor kaum etwas über Simon der Montfort und die von ihm initiierten Provisions of Oxford und konnte somit einiges Neue dazulernen.

Fazit: Dies ist nicht das beste Buch von Rebecca Gable, aber nichtsdestotrotz ein spannender Ausflug in die englische Geschichte. Es ist schön, die Familie Waringham wieder zu treffen und durch eine turbulente Zeit zu begleiten, während der die Front zwischen Königstreuen und Reformern auch mitten durch die Familie verläuft.

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Veröffentlicht am 21.08.2022

Reisetipps für Eisenbahnfreunde

Auf Schiene
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Der Autor ist eindeutig ein großer Fan der Eisenbahn und es gelingt ihm hervorragend seine Begeisterung zu transportieren.
In 33 Kapiteln betrachtet er eindrucksvolle Bahnlinien in ganz Österreich (mit ...

Der Autor ist eindeutig ein großer Fan der Eisenbahn und es gelingt ihm hervorragend seine Begeisterung zu transportieren.
In 33 Kapiteln betrachtet er eindrucksvolle Bahnlinien in ganz Österreich (mit ein paar Abstechern in Nachbarländer). Er beschreibt nicht nur die Streckenführung, sondern gibt auch Tipps, was entlang der Stecke so alles unternommen werden kann. Schlendern durch malerische Ortskerne, Besuche von Museen, Burgen oder sonstigen Sehenswürdigkeiten, Genuss kulinarischer Highlights, Radtouren und Wanderungen verschiedener Schwierigkeitsgrade – hier ist für jeden was dabei. Auch die zahlreichen hübschen Bilder wecken die Reiselust. Zu den meisten Zielen sind außerdem Links mit weiterführenden Informationen angegeben.
Dabei werden sowohl bekannte Touristenattraktionen als auch echte Geheimtipps betrachtet, und es wird deutlich, dass viele interessante Destinationen auch gut mit der Bahn (bzw daran anschließend mit Bus, Rad oder bisweilen Schiff) erreicht werden können.

Die Auswahl ist jedoch etwas einseitig: Der Osten ist überrepräsentiert und der Autor geht offenbar davon aus, dass sich alle seine Leser von Wien aus auf den Weg machen (beispielsweise wird die Fahrtdauer immer von Wien aus angegeben) und jeder ein begeisterter Radfahrer ist.

Dennoch ist das Buch für alle Österreicher (und Österreich-Urlauber), die das Land auf entspannte und umweltfreundliche Weise erkunden wollen, empfehlenswert.

Veröffentlicht am 21.08.2022

Aktuelle Übersicht zur Evolution des Menschen

Das Mosaik der Menschwerdung
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Dieses Buch bietet einen kompakten und doch gehaltvollen Überblick über den aktuellen Forschungsstand zur Evolution des Menschen. Dabei stellt sich heraus, dass diese weitaus komplexer abgelaufen ist als ...

Dieses Buch bietet einen kompakten und doch gehaltvollen Überblick über den aktuellen Forschungsstand zur Evolution des Menschen. Dabei stellt sich heraus, dass diese weitaus komplexer abgelaufen ist als vereinfachte Darstellungen in Medienberichten oder Schulbüchern erahnen lassen und dass die Zusammenhänge durch neue Fossilienfunde häufig eher verworrener als klarer werden.
Nach einer kurzen Zusammenfassung der Entwicklung von der Entstehung des Lebens bis zum Miozän beschreibt Dierk Suhr zunächst all die bisher bekannten Homininen aus den letzten 8 Millionen Jahren, deren Verwandtschaftsverhältnisse oft mehr als umstritten sind. Er erklärt, wo die jeweilige Art gelebt hat und was wir über ihre Anatomie und Lebensweise wissen oder vermuten.
Anschließend stellt er verschiedene Theorien der Menschwerdung vor, die erklären sollen, welche Wechselwirkungen zwischen plio- und pleistozäner Umwelt und den Vorfahren des Homo sapiens für eine Hirnentwicklung verantwortlich waren, die in dem außergewöhnlichen Intellekt des rezenten Homo sapiens resultierte.
Zudem betrachtet er diverse Merkmale des modernen Menschen (wie unsere Hände und Füße, unser großes Gehirn, unseren kleineren Darm, unsere Sprache etc) und spürt ihrer evolutionären Entwicklung nach.
Zuletzt unternimmt der Autor noch den Versuch, die verschiedenen Mosaiksteine zu einem Gesamtbild der Humanevolution zusammen zu setzten.

Gefallen hat mir vor allem, dass dabei immer wieder unterschiedliche Meinungen vorgestellt und gegeneinander abgewogen werden. Man kann so nachvollziehen, wie sich manche Ansichten im Laufe der Zeit gewandelt haben und wo noch Uneinigkeit unter den beteiligten Wissenschaftlern besteht.
Außerdem wird deutlich, dass es nicht den einen großen Sprung vom Tier zum Menschen gegeben hat, sondern dass es sich hierbei um einen sich über Jahrmillionen hinziehenden, den Regeln der Evolution folgenden Prozess handelte, der in verschiedenen Bereichen in unterschiedlichen Geschwindigkeiten verlief.

Insgesamt kann ich dieses Werk nur weiterempfehlen, das trotz der eher geringen Seitenzahl voller interessanter Fakten und inspirierender Gedanken ist.

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