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Veröffentlicht am 10.07.2022

Banale Geschichte mit immerhin interessanten Protagonisten

Die glorreichen Sechs
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Caspar Klein ist der Neffe der kinderlosen Königin von Hyak. Obwohl er in der Thronfolge weit hinten steht, hält seine Tante es für besser, ihn loszuwerden und entsendet ihn daher als Steuereintreiber ...

Caspar Klein ist der Neffe der kinderlosen Königin von Hyak. Obwohl er in der Thronfolge weit hinten steht, hält seine Tante es für besser, ihn loszuwerden und entsendet ihn daher als Steuereintreiber in die Grenzlande, mit denen erst vor kurzem Frieden geschlossen wurde. Für einen verwöhnten Prinzen, der die beschauliche Hauptstadt Seeblick noch nie verlassen hat, scheint dies tatsächlich ein Himmelfahrtskommando zu sein. Zur Seite gestellt werden ihm die Glorreichen Sechs, eine Gruppe skurriler Figuren, bekannt als die „gottverfluchteste Truppe von Mistkerlen im gesamten Königreich“.
Währenddessen hat das Straßenmädchen Opal Seeblick bisher vor allem von seiner schlechten Seite erlebt. Als sie eine Anstellung im Palast erhält, geht ein Traum in Erfüllung. Doch bald erfährt ihr Schicksal eine dramatische Wendung.

Nach einem zähen Beginn nimmt die Geschichte doch etwas Fahrt auf. Caspar und seine Begleiter erleben einige Abenteuer und besuchen allerlei seltsame Gegenden, wo sie mit den unterschiedlichsten Gewohnheiten und Wünschen der jeweiligen Bevölkerung konfrontiert werden. Es finden sich ein paar packende Szenen und überraschende Wendungen.
Zum Ende hin flacht das Ganze aber wieder ab. Die in der Inhaltsangabe angekündigte „Rebellion“ beginnt erst relativ spät und verläuft dann ziemlich unspektakulär.
Gefallen hat mir immerhin die Entwicklung von Caspars Persönlichkeit, der von einem weltfremden und gleichzeitig arroganten Jüngling zu einem echten Anführer heranreift. Auch unter den übrigen Protagonisten sind einige interessante Charaktere. Beispielsweise eine Buchhalterin, die ein Mathe-Genie ist, in punkto Manieren aber Defizite aufweist, eine ständig schmutzige „Pferdeflüsterin“, ein Übersetzter, der sich jede neue Sprache binnen Minuten aneignen kann – und sogar ein durchaus charismatischer Drache.

Alles in allem hat die Lektüre jedoch trotz guter Ansätze nur einen geringen Unterhaltungswert. Es gibt einige Längen, der Humor wirkt öfters zu bemüht und die Handlung ist nicht besonders aufregend.

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Veröffentlicht am 10.07.2022

Spannende Einblicke in die Astrobiologie

Astrobiologie - die Suche nach außerirdischem Leben
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Der Biowissenschaftler und Astronom Aleksandar Janjic gibt hier einen Überblick darüber, womit sich die Astrobiologie, die Wissenschaft vom Leben im uns bekannten Universum, so beschäftigt.
Gleich im ...

Der Biowissenschaftler und Astronom Aleksandar Janjic gibt hier einen Überblick darüber, womit sich die Astrobiologie, die Wissenschaft vom Leben im uns bekannten Universum, so beschäftigt.
Gleich im ersten Teil entführt er in die Weiten des Weltalls, beschreibt, mit welchem Methoden Planeten um ferne Sterne aufgespürt werden und überlegt, welche Indizien für Leben sich über derart große Entfernungen hinweg bemerkbar machen könnten. Der zweite und dritte Teil befassen sich dann hauptsächlich mit Leben in unserem Sonnensystem, beschreiben beispielsweise, welch extreme Umwelten bereits auf der Erde von diversen Organismen besiedelt sind, loten aus, ob und wie Mikroorganismen von der Erde auf andere Himmelskörper oder umgekehrt von dort auf die Erde gelangen können oder stellen Raumfahrmissionen vor, die sich auf Planeten und Monden bereits auf die Suche nach Spuren für Leben gemacht haben.
Von all dem und einigem mehr wird hier in einem sachlichen und doch angenehm zu lesenden Stil berichtet.
Die Begeisterung des Autors für sein Fachgebiet ist spürbar und ansteckend – obwohl oder vielleicht gerade weil er auf eine seriöse Darstellung des Themas Wert legt, ohne Effekthascherei oder gewagte Spekulationen, aber doch mit einem gesunden Maß an Optimismus. Teilweise hatte ich allerdings den Eindruck, dass er sich etwas zu sehr darauf versteift, dass das Leben überall im Universum jenem auf der Erde gleichen muss. An ein paar Stellen wären außerdem ausführlichere Informationen schön gewesen.
Schade auch, dass sich öfters Fehler in den Text eingeschlichen haben. Von einem Verlag wie Springer hätte ich ein sorgfältigeres Korrektorat erwartet.

Fazit: Ich kann dieses Buch allen empfehlen, die sich für die Suche nach außerirdischen Lebensformen interessieren und sich von wissenschaftlichen Fachausdrücken (die aber immer erklärt werden) nicht abschrecken lassen.

Veröffentlicht am 10.07.2022

Rechtsprechung und Gerechtigkeit

Verweigerung
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Los Angeles 2019: Maya Seale ist eine vielbeschäftigte Strafverteidigerin. Ihre Erfolge in diesem Job liegen unter anderem daran, dass sie das Gerichtswesen bereits aus einer ganz anderen Perspektive erlebt ...

Los Angeles 2019: Maya Seale ist eine vielbeschäftigte Strafverteidigerin. Ihre Erfolge in diesem Job liegen unter anderem daran, dass sie das Gerichtswesen bereits aus einer ganz anderen Perspektive erlebt hat: Zehn Jahre zuvor war sie eine der zwölf Geschworenen in einem aufsehenerregenden Mordprozess. Es war ein Mordfall ohne Leiche, in dem ein junger schwarzer Lehrer angeklagt war, eine Schülerin aus einer einflussreichen Familie getötet zu haben.
Vor allem auf Mayas Betreiben hin erkannte die Jury auf nicht schuldig. Ein Fehlurteil, wie Medien und Öffentlichkeit überzeugt waren. Und auch einige der Geschworenen distanzierten sich von ihrer Entscheidung. Vor allem einer von ihnen machte Maya dabei persönliche Vorwürfe.
Aus Anlass des 10-jährigen Jubiläums möchte ein Fernsehsender eine Dokumentation drehen und versammelt den Großteil der damaligen Geschworenen in einem Hotel. Ein Mord geschieht und Maya lernt das Justizsystem nochmal unter einem neuen Blickwinkel kennen: Diesmal als Mordverdächtige.
Diese in der Gegenwart angesiedelte Handlung wird ausschließlich aus Mayas Sicht geschildert. Dazwischen gibt es Rückblicke auf die Geschehnisse rund um den Prozess im Jahr 2009, wobei aus der Perspektive jedes Geschworenen genau ein Kapitel erzählt wird. Das macht die Lektüre abwechslungsreich und es ist interessant, das Zusammenspiel von Damals und Heute zu beobachten.

Maya ist eine sympathische Protagonistin, nur bisweilen fast ein bisschen zu idealistisch, schon beinahe naiv. Auch die Darstellung der übrigen Geschworenen, einer sehr diversen Gemeinschaft von Personen, die einander unter „normalen“ Umständen nie begegnet wären, hat mir gut gefallen. Schade, dass manche nur kurz gestreift werden, aber jeder Lebensgeschichte genauer nachzuspüren hätte natürlich zu weit geführt.
Durch die Kriminalfälle wird außerdem einige Spannung hineingebracht.
Das eigentliche Thema dieses Romans ist aber die Auseinandersetzung mit der Art, wie in den USA Verbrechen aufgeklärt und vor allem Urteile gefällt werden. So ist es beispielsweise auch und gerade für unschuldige Verdächtige meist besser, nicht mit der Polizei zu kooperieren. Auch geht es während eines Prozesses für beide Seiten ums Gewinnen und nicht um die Wahrheit. Letztere herauszufinden ist schließlich die Aufgabe von zufällig ausgewählten Geschworenen, die keine juristischen Vorkenntnisse haben und nicht wissen, was auf sie zukommen wird.

Auch wenn ich glaube (oder hoffe), dass manches etwas überzeichnet wird, regt dies doch zum Nachdenken darüber an, ob eine solche Art der Rechtsprechung tatsächlich zu Gerechtigkeit führen kann.

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Veröffentlicht am 10.07.2022

Wenig Mathematik, dafür ein neuer Blick auf die Renaissance

Alles wird Zahl
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Beim Begriff Renaissance denkt man wohl als erstes an die großartigen Kunstwerke, die in dieser Epoche geschaffen wurden, und dann vielleicht an Dinge wie den Humanismus oder den immer wissenschaftlicher ...

Beim Begriff Renaissance denkt man wohl als erstes an die großartigen Kunstwerke, die in dieser Epoche geschaffen wurden, und dann vielleicht an Dinge wie den Humanismus oder den immer wissenschaftlicher werdenden Blick auf die Welt, insbesondere in der Astronomie. Dass es in dieser Zeit aber auch zu wegweisenden Umwälzungen in der Mathematik kam, durch welche manche anderen Entwicklungen erst ermöglicht oder zumindest gefördert wurden, ist im öffentlichen Bewusstsein weit weniger verankert.
Schon deshalb finde es ich gut, dass Thomas de Padova sich hier dieses Themas annimmt und beschreibt, wie während der Renaissance die Grundsteine für die moderne Mathematik gelegt wurden. Er stellt dabei insbesondere die Personen in den Mittelpunkt, die an diesem Aufschwung beteiligt waren.
So kann man beispielsweise mitverfolgen, wie die traditionelle, für das schriftliche Rechnen jedoch eher ungeeignete römische Zahlschrift nach und nach durch die indisch-arabischen Zahlen und das Dezimalsystem ersetzt wurde, welche Beiträge Leonardo da Vinci und (für mich überraschender) Albrecht Dürer zur Weiterentwicklung der Geometrie geleistet haben oder wie ein Pfarrer und Anhänger Martin Luthers trotz spektakulärem Scheiterns bei der Berechnung des Tages des Jüngsten Gerichts zu einem der bedeutendsten Mathematiker seiner Zeit aufsteigen konnte.

Diese und zahlreiche weitere Entwicklungen haben dazu geführt, dass die Mathematik auf ganz neue Beine gestellt wurde, befeuert von der Herausbildung einer mathematischen Formelsprache und unterstützt durch den Buchdruck, welcher die Zirkulation des Wissens beschleunigte.
Umso bedauerlicher, dass – nach einem im Nachwort wiedergegebenen Zitat Hans Magnus Enzensbergers – bis heute „große Teile der Bevölkerung .... über den Stand der griechischen Mathematik nie hinausgekommen sind.“ Und selbst das ist meiner Meinung nach noch eine zu optimistische Ansicht!

Obwohl auch in diesem Buch relativ wenig „echte“ Mathematik vermittelt wird (eine hübsche geometrische Veranschaulichung der p-q-Formel zur Lösung quadratischer Gleichungen ist dabei schon der Höhepunkt) fand ich es sehr aufschlussreich und kann es jedem, der etwas über die Geschichte der Mathematik erfahren möchte, weiterempfehlen.

Veröffentlicht am 10.07.2022

Machtkämpfe im Hochmittelalter

Schwert und Krone - Meister der Täuschung
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Dieser Auftakt zu einer fünfbändigen Reihe über die Zeit Friedrich Barbarossas setzt ein, als der spätere König und Kaiser erst ein sechzehnjähriger Knappe ist und die große Politik von anderen bestimmt ...

Dieser Auftakt zu einer fünfbändigen Reihe über die Zeit Friedrich Barbarossas setzt ein, als der spätere König und Kaiser erst ein sechzehnjähriger Knappe ist und die große Politik von anderen bestimmt wird:
1137: Nach dem Tod des Kaisers Lothar von Süpplingenburg ist sein Schwiegersohn Heinrich der Stolze der designierte Nachfolger. Doch dessen Befürworter, allen voran die Kaiserinwitwe Richenza, sehen sich mit Widerstand konfrontiert. Durch einige Ränke, an denen bedeutende Adelige ebenso beteiligt sind wie hohe Kleriker, gelingt die Wahl Konrads von Staufen zum deutschen König. Die nächsten Jahre sind von zahlreichen, vielfach gewalttätigen, Auseinandersetzungen zwischen den beiden Parteien geprägt, in denen öfters die Seiten gewechselt und aus alten Feinden neue Freunde werden.

Diese Geschichte wird aus den Perspektiven von über zehn Personen erzählt, von denen die allermeisten historisch belegt sind. Diese Vielzahl an Protagonisten machte es mir vor allem am Anfang schwer, den Überblick zu behalten, wer wohin gehört und mit wem gerade verbündet oder verfeindet ist. Außerdem konnte ich dadurch nicht wirklich mit den Personen warm werden und eine Beziehung zu ihnen aufbauen. Was schade ist, denn es kommen viele interessante Charaktere vor. Manche hätten mehr Raum verdient gehabt, um sich zu entfalten, aber vielleicht wird das ja in der Fortsetzung nachgeholt.
Wie weit die Darstellung der Persönlichkeiten und auch die Schilderung der diversen Ereignisse der historischen Realität entsprechen, kann ich nicht beurteilen. Die Autorin dürfte gründlich recherchiert haben, konstatiert aber selbst im Nachwort, dass die geschichtliche Überlieferung Lücken aufweist, welche sie mit ihrer Phantasie geschlossen hat.

Insgesamt ist es jedenfalls spannend, all die Entwicklungen und Konflikte auf unterschiedlichen Ebenen mitzuverfolgen. So wird ein wichtiger Abschnitt der deutschen Geschichte lebendig. Der Roman beleuchtet nämlich nicht nur die politischen Verhältnisse, sondern portraitiert auch die damaligen Lebensumstände. Gerade die Schicksale auch adeliger Frauen, deren Daseinszweck nur daraus bestand, einen Mann zu heiraten, den jemand anders aus machtpolitischen Erwägungen für sie ausgesucht hat, und dann möglichst viele Kinder zu gebären, werden ergreifend dargestellt. Dennoch treten einige starke Frauenfiguren auf.

Ein wesentlicher Kritikpunkt ist für mich allerdings das Ende. Es kommt viel zu abrupt und lässt zu vieles offen. Ich fände es auch bei einer Reihe besser, wenn jeder Teil für sich zu einem stimmigen Abschluss gebracht wird.

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