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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.01.2022

Hochschulmathematik für Laien

Pi und die Primzahlen
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Gleich am Anfang kündigt der Autor an, dass dies kein Buch ist, das man gemütlich im Ohrensessel schmökern kann. Und tatsächlich zwingt es zum Mitdenken und verlangt dem Leser einige Arbeit ab. Doch die ...

Gleich am Anfang kündigt der Autor an, dass dies kein Buch ist, das man gemütlich im Ohrensessel schmökern kann. Und tatsächlich zwingt es zum Mitdenken und verlangt dem Leser einige Arbeit ab. Doch die Mühe lohnt sich!
Der Mathematik-Professor Edmund Weitz gibt hier einen Einblick darin, wie „richtige“ Mathematik funktioniert und was sie von der Schulmathematik unterscheidet.
Er nimmt sich ein Problem vor – die Berechnung der Kreiszahl Pi – und zeigt eine mögliche Vorgehensweise um es zu lösen. Anhand dieses Beispiels demonstriert er etwa, wie Mathematiker an eine solche Fragestellung herangehen oder wie mathematische Beweise funktionieren. Er stellt spannende mathematische Konzepte vor und zeigt auch, wie sich sein Fachgebiet im Lauf der Zeit gewandelt hat, beispielsweise bezüglich der Frage, ob Pi überhaupt eine Zahl ist.
Dabei wird unter anderem klar, dass Mathematiker viel weniger rechnen als gemeinhin angenommen wird, dass für diesen Beruf aber vielmehr eine gehörige Portion Kreativität und Vorstellungsvermögen erforderlich sind.
Besonders gut gefallen hat mir, dass die Leser hier immer wieder zum Mitmachen aufgefordert werden. Wenn man sich selbst daranmacht, einen Beweis niederzuschreiben oder eine aufgestellte Behauptung zu überprüfen (oder dies zumindest versucht), führt das doch zu einem tiefergehenderen Verständnis des Inhalts und hat zumindest für mich den Lesespaß erhöht.
Ich denke, dieses Buch ist für jeden geeignet, der ein echtes Interesse am Thema hat, unabhängig von eventuellen Vorkenntnissen. Ich selbst habe ein Mathematik-(Bachelor)studium absolviert und konnte dennoch einiges Neues erfahren. So war mir zwar die sich am Ende ergebende Formel bekannt, der hier präsentierte Weg zur Herleitung aber nicht.
Andererseits kann es Leuten, die bisher nicht mit Hochschulmathematik in Berührung kamen, vermitteln, dass wahre Mathematik nicht darin besteht, irgendwelche Zahlen in Formeln einzusetzen, sondern zu verstehen, woher diese Formeln kommen, und die damit verbundene Faszination nachvollziehbar machen.

Veröffentlicht am 15.01.2022

Wie Juden Österreich prägten

100 x Österreich: Judentum
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Die Journalistin und Museumsdirektorin Danielle Spera berichtet hier über das Judentum in Österreich und davon, wie es unser Land über Jahrhunderte hindurch geprägt hat.
Wie in der „100 x Österreich“-Reihe ...

Die Journalistin und Museumsdirektorin Danielle Spera berichtet hier über das Judentum in Österreich und davon, wie es unser Land über Jahrhunderte hindurch geprägt hat.
Wie in der „100 x Österreich“-Reihe üblich, wird das Thema in 100 jeweils ca zwei bis drei Seiten langen Beiträgen abgehandelt. Diese erzählen von der wechselhaften, jedoch meist von Ressentiments geprägten Beziehung zwischen Juden und der Mehrheitsbevölkerung, stellen bedeutende Persönlichkeiten aus Politik, Literatur, Wissenschaft etc vor, oder beschreiben die wichtigsten jüdischen Festtage und Gebräuche.
So erfährt man hier beispielsweise, wie viele Wiener Institutionen auf jüdische Gründer zurückgehen, was den jüdischen Humor auszeichnet oder dass der erste Weihnachtsbaum Wiens im Salon einer jüdischen Familie stand.
Das Buch befasst sich großteils mit Wien, wo Anfang des 20. Jahrhunderts immerhin die drittgrößte jüdische Gemeinde Europas existierte. Es werden aber auch ein paar Blicke in die anderen Bundesländer geworfen, etwa nach Hohenems oder zum Arlberg.
Natürlich klingt dabei auch viel Negatives an, fast jeder Beitrag hat von Diskriminierung, Verfolgung, Vertreibung oder Ermordung zu berichten. Auch das Ringen um Gerechtigkeit, sei es im Umgang mit den Tätern oder etwa bei der Restitution geraubter Vermögenswerte, wird immer wieder thematisiert. Das alles geschieht in einem eher neutralen Tonfall, fast ein bisschen zu sachlich.
Auch sonst handelt es sich zu sehr um eine bloße Aufzählung von – durchaus interessanten – Fakten, denen aber zu wenig Leben eingehaucht wird. Wenn beispielsweise in manchen Kapiteln eine Person nach der anderen erwähnt wird, die Beschreibung ihres Lebenswerks sich aber jeweils auf ein oder zwei Zeilen beschränkt.
Ich habe den Eindruck, dass die Autorin auf dem ihr zur Verfügung stehenden Platz zu viele Informationen unterbringen wollte.

Veröffentlicht am 15.01.2022

Ermittlungen mit Baby und Hund

Finsterbusch
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Bei ihrem bereits sechsten gemeinsamen Abenteuer bekommen Heinrich Tenbrink und Maik Bertram es mit mehreren Todesfällen zu tun, die alle mit einer Künstlerkommune zusammenhängen, welche in einer ehemaligen ...

Bei ihrem bereits sechsten gemeinsamen Abenteuer bekommen Heinrich Tenbrink und Maik Bertram es mit mehreren Todesfällen zu tun, die alle mit einer Künstlerkommune zusammenhängen, welche in einer ehemaligen Ziegelei in einem Wäldchen namens Finsterbusch angesiedelt ist.
Für Bertram ist es der erste Fall nach der Elternzeit wegen seiner Tochter Ella. Tenbrink ist eigentlich schon im Ruhestand, wurde aber von einer Verwandten gebeten, sich die Sache näher anzusehen und lässt sich natürlich nicht davon abhalten, mit seinen ganz eigenen Methoden Nachforschungen anzustellen, unterstützt von seinem Pudel Locke.

Der Roman ist in einem eher ruhigen und doch mitreißenden Stil verfasst. Für einen Krimi geht es relativ gemächlich zu, große Spannung kommt nicht auf. Die Geschichte animiert jedoch zum Miträtseln. Manches ist zwar vorhersehbar, die Auflösung und die Art, wie der Fall gelöst wird, ist alles in allem aber doch nachvollziehbar und stimmig.
Neben dem Kriminalfall als solches nehmen auch die privaten Beziehungen und Probleme von Tenbrink und Bertram viel Raum ein. Vor allem Ella und Locke sorgen für einigen Trubel und tragen sehr zum Unterhaltungswert bei, geben diesmal allerdings auch Anlass zur Sorge. Gerade solche Nebenhandlungen bzw Nebendarsteller machen für mich den Reiz dieses Buches aus. Es geht um mehr als nur darum, einem Mörder nachzujagen.
Auch die sonstigen auftretenden Figuren sind überzeugend gezeichnet und wirken wie aus dem richtigen Leben gegriffen.

Für Fans von Regionalkrimis, in denen man viele interessante Menschen kennenlernen kann, ist dieses Buch sicher empfehlenswert.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 15.01.2022

Spannende Reise durch Jahrmilliarden der Erdgeschichte

Eine (sehr) kurze Geschichte des Lebens
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Henry Gee, seines Zeichens Paläontologe, Evolutionsbiologe und Editor der Wissenschaftszeitschrift Nature, gibt hier einen kurzen, aber doch gehaltvollen Überblick über die Geschichte des Lebens auf der ...

Henry Gee, seines Zeichens Paläontologe, Evolutionsbiologe und Editor der Wissenschaftszeitschrift Nature, gibt hier einen kurzen, aber doch gehaltvollen Überblick über die Geschichte des Lebens auf der Erde.
Er beschreibt dessen Entstehung zu einer Zeit, als die junge Erde abwechselnd von Feuer und Eis geprägt war, und erzählt unter anderem davon, wie die Notwendigkeit, sich gegen Fressfeinde zu verteidigen, wiederholt zur Entwicklung ganz neuer Formen des Körperbaus führte, welche anatomischen Besonderheiten die Dinosaurier zu eine derart erfolgreichen Tiergruppe machten, welche Faktoren die Entstehung von Ohren, Zähnen und Fortpflanzungssystemen der Säugetiere befeuerten … - und schließlich vom Auftauchen des Homo sapiens, der ersten Spezies, die sich ihrer selbst bewusst ist. Zuletzt wagt er sogar einen Blick in die Zukunft, wo er festhält, dass längerfristig ein Zuwenig an Kohlendioxid in der Atmosphäre Probleme bereiten wird, und Spekulationen darüber anstellt, wie Tiere, Pflanzen und Pilze sich eines Tages zusammenschließen werden, um eine ganz neue Art von Organismus hervorzubringen.
Dabei wird immer wieder deutlich, wie sehr äußere Einflüsse, insbesondere die Wirkung von Kontinentalverschiebung und Vulkanismus sowie (teilweise damit zusammenhängende) Klimaveränderungen, aber auch kosmische Faktoren, das Leben geprägt, es öfters an den Rand des Aussterbens gebracht, aber auch die Evolution neuer Eigenschaften angestoßen haben.
Die Ausführungen sind in einem lockeren Ton verfasst. Manches wird etwas vereinfacht dargestellt und wissenschaftliche Kontroversen weitgehend außen vor gelassen.
Dennoch liegt diesem Werk eine umfangreiche Recherche zugrunde. Die Endnoten machen fast 80 Seiten aus und enthalten nicht nur Literaturangaben sondern vielfach auch ausführlichere weiterführende Informationen oder Hinweise dazu, wie gut abgesichert oder spekulativ manche Aussagen sind. Zumindest ein Teil dieser Inhalte hätte aber besser in den Haupttext aufgenommen werden sollen. Vor allem in den ersten Kapiteln hat das häufige Hin- und Herspringen zu den Endnoten doch meinen Lesefluss gestört.
Außerdem hätte ich ein paar Bilder oder Grafiken schön gefunden. Es gibt öfters längere Aufzählungen einer Spezies nach der anderen, die jeweils nur kurz beschrieben werden. Zumindest mir fiel es da bisweilen schwer, mir all diese Lebewesen plastisch vorzustellen.
Alles in allem eine interessante Zusammenfassung von einigen Jahrmilliarden der Erdgeschichte, die sich sowohl für Einsteiger in die Materie als auch für Fortgeschrittene eignet. Schade, dass die übrigen Werke des Autors noch nicht auf Deutsch erhältlich sind.

Veröffentlicht am 15.01.2022

Etwas unrealistische Mörderjagd in Grödig

Salzburger Rippenstich
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Das beschauliche Leben der Arzthelferin Rosemarie Dorn, die sich bisher nur über schwierige Patienten und anstrengende Personen aus der Nachbarschaft ärgern musste, wird aufregend, als sie von einem Hund ...

Das beschauliche Leben der Arzthelferin Rosemarie Dorn, die sich bisher nur über schwierige Patienten und anstrengende Personen aus der Nachbarschaft ärgern musste, wird aufregend, als sie von einem Hund attackiert und am selben Tag in ihrem Wohnort eine Leiche mit zerschlagenem Hinterkopf und zerfleischtem Gesicht gefunden wird. Ihre Neugier ist geweckt und sie beginnt Nachforschungen anzustellen, für die sie unter anderem auch ihre beste Freundin Vroni, ihren Mann Laurenz und andere Leute aus ihrem Bekannten- und Verwandtenkreis einspannt. Bald gibt es einen Hauptverdächtigen ...

Diese Geschichte liest sich flott und wird in einem lockeren, unterhaltsamen Stil erzählt. Es geht dabei meist eher gemächlich zu. Wirkliche Spannung kommt selten auf, dafür gibt es viel Lokalkolorit und Informationen zum Brauchtum in Salzburg und Umgebung.
Rosemarie ist eine sympathische Protagonistin. Auch die anderen auftretenden Figuren sind gut und lebendig gezeichnet, bisweilen etwas in Klischeehafte gehend, aber doch nicht übertrieben.

Allerdings enthält die Handlung viele unlogische oder unrealistische Elemente.
Das beginnt schon bei den zuständigen Strafverfolgungsbehörden. Zwar werden in Krimis, bei denen Hobby-Ermittler die Hauptrolle spielen, die beteiligten Polizisten tatsächlich öfters als etwas einfältig dargestellt. Das hier gezeigte Maß an Unfähigkeit und vor allem Untätigkeit geht aber doch zu weit. Dass von offiziellen Stellen anscheinend über Monate praktisch nichts unternommen wird, ist kaum glaubwürdig, umso mehr, als bei immerhin zwei Leichen, die an öffentlichen Orten gefunden wurden, doch auch die Medien entsprechend Druck ausüben müssten.
Auch sonst gibt es diverse „kleinere“ Ungereimtheiten. Beispiel: Auf Seite 30 wird erwähnt, dass Rosemarie „vor 35 Jahren“ als Säugling vor einer Kapelle in einem Weidenkörbchen ausgesetzt wurde. Auf Seite 96 feiert sie ihren 20. Hochzeitstag. (Theoretisch war es vor 20 Jahren in Österreich möglich, dass eine 15jährige heiratet, das wäre aber doch sehr ungewöhnlich, hätte also zumindest irgendwie näher erklärt werden müssen. Wahrscheinlicher ist, dass die Autorin sich nicht ausreichend Gedanken darüber gemacht hat, wie alt ihre Protagonistin eigentlich ist.) Oder: Auf Seite 34 bringt sie ihre Tochter Lisi „zum Kindergarten“, auf Seite 55 spielen Kinder, „einige davon gehen mit Lisi in eine Klasse“.
Immerhin ist die Auflösung des Kriminalfalls alles in allem nachvollziehbar. Mir ging es am Ende nur ein bisschen zu schnell. Etwas ausführlichere Erklärungen bzw eine „Aussage“ eines Tatbeteiligten wären schön gewesen.

Trotz einiger Schwächen ist dies dennoch ein lesenswerter Regionalkrimi. Eine Arzthelferin einen Mord aufklären zu lassen, ist eine kreative Idee und die Figur der Rosemarie Dorn bietet, schon allein wegen ihrer unklaren Herkunft, Potential für interessante Fortsetzungen.
Gut gefallen hat mir weiters, dass das Buch in österreichischer Sprache verfasst ist und auch typisch Salzburger Ausdrücke einfließen.

  • Einzelne Kategorien
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