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Karolina_Hruskova

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Veröffentlicht am 07.03.2022

Die einzigartige und zauberhafte Magie Aspens

Like Snow We Fall
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Paisley hat einen Traum: Ihre Teilnahme an Olympia. Und mit der Aufnahme an der renommiertesten Eiskunstlaufschule in Aspen scheint sie ihrem großen Traum sogar ein Stück näher zu kommen. Aspen bedeutet ...

Paisley hat einen Traum: Ihre Teilnahme an Olympia. Und mit der Aufnahme an der renommiertesten Eiskunstlaufschule in Aspen scheint sie ihrem großen Traum sogar ein Stück näher zu kommen. Aspen bedeutet für sie jedoch nicht nur die Chance auf Erfolg in ihrer Karriere, sondern auch eine Chance darauf, ihr altes Leben hinter sich lassen zu können und neu zu beginnen. Schon kurz nach ihrer Ankunft trifft sie auf Knox, der als erfolgreicher Snowboarder nicht nur berühmt, sondern auch alles andere als bodenständig und vernünftig ist. Während seine hemmungslosen Feiern Paisley fast schon von ihrem Training ablenken, lernt sie Knox nach und nach von einer Seite kennen, die sonst niemand zu Gesicht bekommt. Ist es daher noch Zufall, dass sich ihre Wege immer wieder in Aspen kreuzen oder werden sie durch die aufkeimende Anziehungskraft zwischen ihnen dazu gebracht? Bald jedoch holt Paisley ihre Vergangenheit ein und zwingt sie zu handeln…

Ich möchte fast behaupten, dass ich das Cover liebe. Durch den vielen Glitzer und das Funkeln sieht es zum einen sehr edel aus, zum anderen spiegelt es wunderbar die Atmosphäre des Romans wider: Aspen wird als reines Winter Wonderland mit funkelndem Schnee, atemberaubenden Sonnenaufgängen, vereisten Seen und kuscheligen Mänteln, Handschuhen und Mützen beschrieben. Nur alleine während der detaillierten Beschreibungen möchte man sich eigentlich in eine Decke einkuscheln und an einer heißen Schokolade nippen. Das Cover unterstreicht mit seinen kühlen Farben und dem Funkeln genau das, was dem Leser bevorsteht.

Die Hauptpersonen Paisley und Knox mochte ich. Paisley hat offensichtlich ein großes Geheimnis, vor dem sie geflohen ist. Mit nichts Weiterem als einer kleinen Tasche und ihren abgenutzten Schlittschuhen kommt sie in Aspen an und wird sofort herzlich in die dortige Gemeinschaft aufgenommen. Naja, ein bisschen skeptisch war ich schon, als ihr hier mehr als einmal der Zufall weitergeholfen hat – irgendwie kamen mir die Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft der Bewohner Aspens gleich am Anfang unnatürlich und unglaubwürdig vor. Als ich mich damit jedoch arrangiert hatte, mochte ich den Umgang untereinander sogar irgendwann. Aufgrund ihrer Vorgeschichte machte Paisley allerdings oft den Eindruck, dass sie etwas distanziert den anderen gegenüber aufgetreten ist – überraschend war für mich allerdings, dass sie kein bisschen schwach war. Im Gegenteil, sie behauptete sich oft Knox gegenüber, vertrat ihren Standpunkt und war ehrgeizig auf dem Eis. Die Distanz ist möglicherweise als eine Art Selbstschutz zu werten. In Anbetracht der Tatsache, was hinter Paisleys Geheimnis steckt, finde ich es umso beeindruckender, dass sie tief in ihrem Inneren nicht ganz zerbrochen zu sein scheint.

Knox hingegen scheint sehr offen und unbekümmert zu sein. Zwar ist er ein erfolgreicher Snowboarder, schert sich aber nicht viel um seine Karriere und das Bild von sich selbst in der Öffentlichkeit – eher sind ihm Partys wichtiger als sein Sport. Er ist sogar absolut unvernünftig und töricht, während er den vermeintlichen Traum seines Vaters, der beste Snowboarder zu sein, verfolgt. Auf der einen Seite ist es bemerkenswert, dass er alles dafür gibt, um seinen Vater glücklich zu machen, auf der anderen Seite sehe ich aber keine Charakterstärke darin. Erst als Knox und Paisley mehr Zeit miteinander verbringen, lässt Knox nach und nach die Hüllen fallen und sein wahres Ich kommt zum Vorschein. Das gefällt mir übrigens auch deutlich besser, da Knox unter der Oberfläche weit mehr zu bieten hat.

Irgendwann kam und ging anscheinend auch der Punkt, an dem sie sich ineinander verliebten beziehungsweise die Anziehungskraft zwischen ihnen auf eine neue Ebene angehoben wurde. Ich habe den Punkt einfach nicht bemerkt. An sich ist es nichts Schlechtes, im Gegenteil, die Geschichte der beiden wurde so flüssig und wohlig erzählt, dass ich diese Entwicklung als etwas ganz Natürliches wahrgenommen habe.

Besonders gut hat mir das Ende gefallen, bei dem das Tempo der Erzählung zugenommen und in einem Höhepunkt geendet hat, wie er filmreifer nicht mehr hätte sein können. Genau hier wurde mir als Leser bewusst, wie viel Sympathie ich letztendlich während der Geschichte für Paisley aufgebaut habe.

Mit „Like Snow we fall“ habe ich einen Roman gelesen, der mich rundherum zufrieden zurückgelassen hat. Er hat mich ganz von sich eingenommen und restlos verzaubert. Ich habe Fernweh bekommen und sehne mich sogar nach dem Winter, obwohl ich persönlich Team Frühling/Sommer bin. An manchen Stellen war das Geschehen für mich zwar unglaubwürdig, aber als Ganzes betrachtet war ich mehr als bereit, darüber hinwegzusehen und den Hauch Kitsch bereitwillig zu akzeptieren. Sehr gefallen hat mir auch, wie mühelos und lebhaft ich mir Aspen und diesen einzigartigen Zauber der Stadt vorstellen und mich darauf einlassen konnte.
Ein absoluter Wohlfühlroman für mich.

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Veröffentlicht am 26.02.2022

Wer ist der König der Killer?

Die Stimme des Wahns
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In einem Hochsicherheitsgefängnis in den Rocky Mountains treffen der gefürchtete Serienmörder Francis Ackerman Jr., der dem FBI unter dem Namen Franklin Stine als Sonderermittler zur Verfügung steht, und ...

In einem Hochsicherheitsgefängnis in den Rocky Mountains treffen der gefürchtete Serienmörder Francis Ackerman Jr., der dem FBI unter dem Namen Franklin Stine als Sonderermittler zur Verfügung steht, und seine Partnerin Nadia Shirazi auf einen der gefährlichsten Gefangenen: den sogenannten Demon. Doch schon nach kurzer Analyse ist den beiden klar, dass der Gefangene nur ein manipulierter und präparierter Doppelgänger ist – was bedeutet, dass der echte Demon die ganze Zeit in Freiheit den Vergeltungsschlag gegen Francis planen konnte. Doch was hat er vor? Alle Spuren führen zu einem politischen Attentat, das jedoch so gar nicht zu Demon passt. Dieses Problem wird allerdings zweitrangig, als Demon Francis auf persönlicher Ebene angreift.

Ich mag die Cover der Reihe. Bereits „Die Stimme des Zorns“ und „Die Stimme der Rache“ waren gelungen. Auch bei „Die Stimme des Wahns“, dem dritten Teil, wird auf Schlichtheit gesetzt. Das Cover ist fast schwarz, womit der goldene Schriftzug des Autorennamens hervorgehoben wird. Darunter ziert eine ebenfalls schwarze Darstellung eines Schädels dezent den Rest des Covers. Für mich ist zwar keine Verbindung der Geschichte zu einem Schädel ersichtlich, aber die grafische Darstellung finde ich dennoch sehr ansprechend.

Der Roman besteht aus vier Teilen, die fließend ineinander übergehen. Zu Beginn wird der Leser zu dem eigentlichen Geschehen herangeführt, das den ganzen Roman dominiert: Das unausweichliche Aufeinandertreffen zwischen Francis Ackerman Jr. und Demon. Parallele Handlungsstränge, die im ersten Moment ohne Zusammenhang zur Hauptgeschichte erzählt werden, ergeben nach und nach Sinn und dem Leser wird bewusst, wie viele wichtige Informationen und Vorgeschichten er arglos erhielt und aus welchen Gründen er auf den ersten Blick willkürlich ausgewählte Personen kennenlernt. Gleichzusetzen mit dem Sprichwort „Alle Wege führen nach Rom“ führen in diesem Fall alle Handlungsstränge zu Demon. Leider hat es auf mich jedoch durch die vielen parallelen Erzählungen den Eindruck gemacht, dass der Roman sehr hektisch ist; auch ist es mir stellenweise schwergefallen, zwischen den einzelnen Erzählungen, die teils unabhängig voneinander waren, zu wechseln und mich sofort in die unterschiedlichsten Situationen wieder hineinzudenken, wenn man doch vorher von etwas ganz anderem unterbrochen wurde.

Was die Charaktere betrifft, ist vor allem Francis bemerkenswert. Er ist die Hauptfigur, die zum einen unheimlich charismatisch, zum anderen aber ein Raubtier ist – was überaus überzeugend beschrieben wird. Ein Zitat aus dem Roman trifft den Nagel auf den Kopf: „Der Mann konnte übergangslos von heiter und gelassen zu einem wandelnden Ballett von Blut und Wut mutieren“ (S. 213). Vermutlich liegt auch hier eine gewisse Faszination in der Person des Francis Ackerman Jr., dessen Vater ihn seit seiner Kindheit misshandelt und konditioniert hat, sodass Francis als Erwachsener der gefürchtetste Serienmörder wurde. Mit der Fähigkeit, keine Furcht zu verspüren, seinen vielseitigen und perfektionierten Kampferfahrungen sowie seinem breiten Wissen über… gefühlt alles? ist Francis jedem Gegner von Anfang an haushoch überlegen und jeder Kampf schon vor dem eigentlichen Beginn entschieden.

Nicht so jedoch das Aufeinandertreffen zwischen Demon und Francis. Wer von den beiden ist der König der Killer?

Das Ende, bei dem man eine Antwort auf die Frage erwartet, hat mich unbefriedigt zurückgelassen. Zwar sind die vielen Handlungsstränge auf der einen Seite an Input einfach nur viel, aber sie treiben die Geschichte schnell voran, sodass die Seiten nur dahinfliegen beim Lesen und die Spannung kontinuierlich wächst und wächst – nur um den Leser am Höhepunkt der Geschichte mit einem Cliffhanger von für mich noch nie dagewesenem Ausmaß zurückzulassen. Ja, durch den Cliffhanger will ich mehr. Und zwar sofort. Aber dann wiederum habe ich bis zu diesem Punkt den ganzen Roman gelesen, um hängengelassen zu werden.

Persönlich würde ich die Lektüre der vorherigen Teile empfehlen sowie die Shepherd-Reihe, da in „Die Stimme des Wahns“ viele Geschehnisse aus der Vergangenheit wieder aufgegriffen werden und die Umstände ohne Hintergrundwissen wohl nur schwer verständlich sind. Außerdem sollte man sich bewusst sein, dass Ethan Cross keine leichte Kost für zwischendurch ist – nein, vielmehr wird man als Leser hochgradiger Spannung ausgesetzt, die durch seinen relativ anspruchsvollen Sprachstil und stellenweise anschaulich beschriebenen Kampfszenen einen absoluten Nervenkitzel beschwört.

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Veröffentlicht am 20.02.2022

Wie weit darf Liebe gehen?

Follow Me Back
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Tessa kämpft mit einem Trauma und eine Angststörung macht es ihr unmöglich, ihr eigenes Zimmer zu verlassen. Um sich dennoch mit der Außenwelt gefahrlos austauschen zu können, twittert sie unter dem Namen ...

Tessa kämpft mit einem Trauma und eine Angststörung macht es ihr unmöglich, ihr eigenes Zimmer zu verlassen. Um sich dennoch mit der Außenwelt gefahrlos austauschen zu können, twittert sie unter dem Namen @TessaHeartsEric über ihre große Leidenschaft, den Pop-Sänger Eric Thorn. Doch zu ihren Followern zählen nicht nur Fans des Sängers – eines Tages wird sie in einen privaten Chat mit einem Hater verwickelt. Was sie nicht ahnt: Hinter dem Account @EricThornIstScheisse steckt niemand anderes als Eric Thorn höchstpersönlich. Der wiederum hat genug vom Rampenlicht und seinen Fans und möchte sich selbst mithilfe seines Pseudonyms denunzieren. Doch haben beide nicht damit gerechnet, dass sie bald schon ohne den anderen nicht mehr können. Als Eric schließlich Tessa die Wahrheit sagen möchte, werden seine Pläne durch große Gefahren durchkreuzt…

Das Cover hat mir gefallen. Nicht mehr und nicht weniger. Die Farben sind gut aufeinander abgestimmt, sodass es mir scheint, als würden durch den abwechselnden dunklen und hellen Bereich auch die Schattenseiten und die guten Seiten dargestellt werden. Alles verschwimmt miteinander und strahlt eine gewisse Tiefe aus. Allerdings ist das natürlich auch sehr weit hergeholt, würde aber zum Inhalt des Romans passen.

Zu Beginn des Romans habe ich wahrscheinlich nicht nur einmal mit den Augen gerollt. Weder zu Tessa noch zu Eric konnte ich in den ersten paar Kapiteln eine Bindung aufbauen: Tessa wirkte mir viel zu distanziert und nicht wirklich greifbar. Als Leser ist es mir schwergefallen, ihre Angst nachzuvollziehen, jedoch habe ich Tessa nach und nach kennengelernt und schließlich auch erkannt, wie sie sich fühlen muss. Die Erkenntnis ist im Nachhinein sehr, sehr wichtig und wertvoll, denn heutzutage begegnet man leider noch immer vielen Vorurteilen und Unverständnis gegenüber Krankheiten, die unsichtbar sind. Auch mit Eric hatte ich Probleme. Er wirkte undankbar, ja regelrecht angewidert von seinen Fans und scheint vieles zu dramatisieren. Doch auch hier habe ich festgestellt, dass eine Bindung im Verlauf des Romans durchaus möglich ist und eigentlich von ganz alleine passiert. Je mehr er sich mit Tessa austauschte, desto mehr verstand ich ihn auch und mochte ihn zum Schluss richtig.

Die Geschichte von Tessa und Eric war für mich etwas besonders. Wahrscheinlich hat jeder in seinem Leben ein Idol oder eine prominente Persönlichkeit, zu der man eine Zeitlang aufschaut. Wie weit darf jedoch diese Liebe gehen? In Erics Fall ist die erdrückende Fanliebe belastend und einschränkend. Durch einen Vorfall, bei dem ein anderer Sänger von einem besessenen Fan ermordet wurde, hat Eric sogar Angst vor seinen Fans. Tessa wiederum vergöttert ihn nicht blindlings, sondern hinterfragt ihn. Aufgrund dieser Tatsache entwickeln sich zwischen Tessa und Eric, der sich ihr in Twitter als Taylor vorstellt, nicht nur eine starke Vertrauensbasis, sondern bald auch tiefe Gefühle. Es ist schön bei dieser Entwicklung dabei sein zu können – bis Eric jedoch Tessa treffen und ihr die Wahrheit über „Taylor“ sagen möchte.

Als es endlich soweit war und das Treffen unmittelbar bevorstand – zack, entwickelt sich der Roman regelrecht zu einem Thriller. Naja, das ist zwar dann doch etwas übertrieben, aber der Roman verlässt plötzlich den klassischen New-Adult-Weg, als ein Verbrechen sämtliche Pläne Erics über den Haufen werfen. Hier baute sich schnell Spannung auf, die dafür gesorgt hat, dass ich das Buch gar nicht mehr weglegen wollte. In diesem Zusammenhang ist ein weiteres Mal die Frage präsent: Wie weit darf Liebe gehen?

Alles in einem hat mir der Roman sehr gut gefallen. Es ist wichtig, dass sich auch in Romanen mit Themen befasst wird, die in der heutigen Gesellschaft noch immer nicht genügend Achtung und Verständnis erhalten. Meiner Meinung nach ist das ein möglicher Weg, um die Gesellschaft zumindest etwas zu sensibilisieren. Zeitgleich werden auch die Gefahren von Social Media, insbesondere das Catfishing, aufgezeigt. Mit „Follow me back“ hat man also einen Roman vor sich, der nicht nur die schönen Seiten betont, sondern sich auch auf die Schattenseiten traut.

Für mich mehr als genug Gründe, um den zweiten Band lesen zu wollen!

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Veröffentlicht am 19.02.2022

Ein Plan, der nach hinten losgeht

Fighting Hard for Me
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Sophies Zwölf-Punkte-Plan, um jemanden zu entlieben, hilft. Ganz sicher! Sie kann es bestätigen, denn im vergangenen Jahr hat sie alle Punkte erfolgreich abgearbeitet, um über ihren besten Freund und WG-Mitbewohner ...

Sophies Zwölf-Punkte-Plan, um jemanden zu entlieben, hilft. Ganz sicher! Sie kann es bestätigen, denn im vergangenen Jahr hat sie alle Punkte erfolgreich abgearbeitet, um über ihren besten Freund und WG-Mitbewohner Cole hinwegzukommen. Cole, der dafür bekannt ist, dass er Beziehungen beendet, sobald sie ernster werden, und der nie wusste, dass Sophie heimlich in ihn verliebt war. Gerade, als sie sich sicher ist, dass sie keine Gefühle mehr für ihn hegt, gesteht er ihr jedoch seine Liebe! Um ihn als besten Freund nicht zu verlieren, sobald die Beziehung in die Brüche geht, schlägt sie ihm daher ihren eigens erprobten Zwölf-Punkte-Plan vor und bietet ihm ihre Unterstützung an. Wer konnte allerdings ahnen, dass es zwischen den Freunden bald mehr funkt denn je?

Das Cover hat mir wie bei dem Vorgänger „Feeling Close to You“ gut gefallen. Die Gestaltung erinnert mich auch hier an Alkoholfarben, wobei ich mir einen farblichen Akzent gewünscht hätte. In der Kombination aus Lila und Rosa sieht es sehr verspielt aus, jedoch fehlt mir wahrscheinlich eine dritte Farbe als Blickfang, um das ganze noch interessanter wirken zu lassen.

Was die beiden Hauptpersonen Sophie und Cole betrifft, bin ich besonders bei Sophie hin und her gerissen. Sophie mochte ich zwar, weil sie sehr willensstark wirkt und hart für das arbeitet, was sie will. Auf der anderen Seite war es mir schlicht zu viel und fast schon im Gegensatz zu ihrem starken Willen, dass sie sich auf gefühlt jeder Seite fragt, was passiert, wenn sie sich doch auf ihren besten Freund einließe, sie will Cole schließlich als besten Freund nicht verlieren – teilweise kam es mir so vor, als läse ich immer wieder dieselben Sätze. Vielleicht hat mir eine offensichtlichere Verbindung zwischen ihren Ängsten in Bezug auf Cole und ihre Erfahrung mit ihren Eltern, die sie als kleines Kind verlassen haben, gefehlt. Cole hingegen mochte ich einfach. Er ist eine echte Frohnatur, locker und wahrscheinlich immer gut gelaunt. Und wahrscheinlich auch eine Mischung aus liebenswert und begriffsstutzig.

Die Idee des Zwölf-Punkte-Plans hat sich für mich sehr interessant angehört. Gefallen hat es mir besonders gut, dass der Plan auch im Vorsatz des Buches abgebildet wurde, sodass der Leser einen ersten Eindruck dessen bekommt, was im Laufe der Geschichte auf ihn zukommen wird. Die Abarbeitung des Plans während der Geschichte war auch gelungen, jedoch hat mir ein richtig tiefgreifender Einschnitt gefehlt. Ja, es gibt einen kurzen Moment, allerdings bin ich der Meinung, dass sich Sophie danach schlichtweg erwachsener hätte verhalten können. Mir hat Cole währenddessen schon fast leidgetan. Nichtsdestotrotz gab es die ein oder andere Szene (ohne spoilern zu wollen sage ich nur „Tanz“ und „Ton“), die zauberhaft war.

Dass die Geschichte in einem Happy End geendet hat, hat mich gefreut – allerdings nicht aus tiefstem Herzen, das muss ich zugeben. Möglicherweise lag es etwas an Sophie und ihren vielen Zweifeln, dass ich nicht zu 100 Prozent von der Geschichte überzeugt war. Allerdings habe ich das Lesen sehr genossen und bin froh um die Geschichte – wenn mir auch nach der Lektüre des Vorgängers „Feeling Close to You" nicht in den Sinn gekommen wäre, dass ich auch die Geschichte von Sophie und Cole gebraucht hätte – ich meine, eine sinngemäße Aussage steht im Nach- oder Vorwort. Wie dem auch sei: Ich wusste nicht, dass ich die Geschichte brauche, wurde aber letztendlich doch positiv überrascht!

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Veröffentlicht am 14.02.2022

Game Over oder Level Up?

Feeling Close to You
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Teagan ist eine waschechte Gamerin. Die Nacht wird bei ihr zum Tag, wenn sie stundenlang mit ihrer kleinen Community Online-Videospiele streamt, um sich Geld für ihr baldiges Studium zu verdienen. Als ...

Teagan ist eine waschechte Gamerin. Die Nacht wird bei ihr zum Tag, wenn sie stundenlang mit ihrer kleinen Community Online-Videospiele streamt, um sich Geld für ihr baldiges Studium zu verdienen. Als TRGame trifft sie während einer Spielrunde auf Parker, einen erfolgreichen und bekannten Gamer und Youtuber, der wiederum als Mitspieler in der gegnerischen Mannschaft haushoch gegen sie verliert. Getrieben von seinem Ehrgeiz und der Neugier, wer TRGame ist, kommt er schon bald mit Teagan in Kontakt. Anfangs nur über Chat, merken beide schnell, dass mehr als nur eine Online-Freundschaft zwischen ihnen ist. Doch nicht nur eine große räumliche Distanz steht zwischen ihnen – beide sind in der Vergangenheit verletzt und verlassen worden. Der Kontakt über Chats reicht ihnen jedoch bald nicht mehr aus…

Gestalterisch ist das Buch gelungen: Das Cover ist in Bezug auf die Geschichte neutral, dennoch ist die Art und Weise der Gestaltung, die mich an Alkoholfarben erinnert, ansprechend und zusätzlich durch die goldenen Akzente ein kleiner Blickfang. Mein einziger Kritikpunkt an dieser Stelle wäre der, dass es mir scheint, als wäre das Cover an manchen Stellen unscharf abgebildet worden.

Teagans und Parkers Geschichte hat mir gut gefallen. Sowohl die Leidenschaft für das Gaming als auch der Wandel, den beide im Laufe der Geschichte erfahren, war für mich zum einen glaubhaft und zum anderen nachvollziehbar. Auch die allgemeine Darstellung der Protagonisten war für mich stimmig und ging ausreichend in die Tiefe: Teagans Angst, wieder verlassen zu werden, war genauso verständlich für mich wie die Last, die sich Parker durch ein gut gehütetes Geheimnis auferlegt hat. Charakterlich fand ich Teagan und Parker weder überzogen noch zu seicht. Sie beweisen, dass es möglich ist, dass man sich trotz großer Entfernung nah sein kann – was auch wiederum gut zum Titel des Romans passt.

Ich mochte es, die beiden bei ihrem Kennenlernen zu begleiten, wenn auch Parkers „Fehler“ zum Ende der Geschichte mir wie ein Dorn im Auge war. Es wirkte zu gewollt, zu abgedroschen und zu flach – gerade hier hätte ich mir mehr Emotionen und eine engere Verbindung vor allem zu Teagan gewünscht. Im Kontext der Veränderung, die danach jedoch einsetzte, hat es wieder gepasst. Ausbaufähig, aber mit Berechtigungsdasein. Beide merken, dass sie besser kommunizieren müssen – mit sich selbst, mit ihren Eltern oder mit ihren Freunden. Vor allem durch Parker wird auch ausgedrückt, dass es okay ist, Hilfe anzunehmen – die Message finde ich persönlich sehr wertvoll.

Sprachlich war der Roman okay. Es wird locker und anschaulich geschrieben und ab und an wird der Fließtext über mehrere Seiten durch eine Art Chatverlauf zwischen Teagan und Parker unterbrochen, was zum einen auflockernd ist, zum anderen passt der Chatverlauf natürlich super zum Thema.

Mit Feeling Close to You wird alles in einem eine schöne Story erzählt. Die Charaktere sind glaubwürdig und die Idee, Gaming in einen Roman zu integrieren, fand ich interessant. Nach der Lektüre habe ich mich tatsächlich gut aufgehoben gefühlt und hätte nichts gegen eine Fortsetzung von Teagan und Parker.

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