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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.09.2021

Dramatik und Feel-Good schließen sich nicht aus

Du hast mir gerade noch gefehlt
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Ein sehr dramatisches Ereignis gleich zu Beginn eines Buches, dass eher in der Ecke "leichte Frauenkomödie" zu finden ist. Ungewöhnlich! Aber dann steht da ja auch noch der Name Mhairi McFarlane drauf, ...

Ein sehr dramatisches Ereignis gleich zu Beginn eines Buches, dass eher in der Ecke "leichte Frauenkomödie" zu finden ist. Ungewöhnlich! Aber dann steht da ja auch noch der Name Mhairi McFarlane drauf, und die hat ihren ganz eigenen Stil und schreckt auch nicht vor drastischen Plot-Twists zurück. Und am Ende war auch alles stimmig und eine wirklich runde Geschichte.

Ich hab nur am Anfang einer bestimmten Paarung die Daumen gedrückt. Doch den Gesprächen zufolge, die dann gegen Ende diesbezüglich stattfinden, ist alles vollkommen richtig so wie es dann kommt. Dennoch, der echte "Hach-Seufz"-Moment fehlte mir dadurch.

Und eine Sache fiel mir noch auf: die Charaktere sind 34 Jahre alt, d.h. 1987 geboren. Sie zitieren aber Filme aus den 80ern und 90ern, die eher der Generation der Autorin selbst (geb. 1976) und auch mir geläufig wären, aber nicht Leuten, die erst in den 2000ern Teenager wurden.

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Veröffentlicht am 26.09.2021

Vom Nesthäkchen zum rockenden Engel

Ankommen
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"Ankommen" ist nicht der Titel seines nächsten Stand-Up Programms, sondern Bülent Ceylan erzählt hier seine Biografie und fängt dabei tatsächlich bei den Ursprüngen an. Wie seine Eltern (separat) nach ...

"Ankommen" ist nicht der Titel seines nächsten Stand-Up Programms, sondern Bülent Ceylan erzählt hier seine Biografie und fängt dabei tatsächlich bei den Ursprüngen an. Wie seine Eltern (separat) nach Deutschland kamen, wie sie sich kennenlernten und dann eine Patchwork-Familie geworden sind, in der der kleine Junge mit dem außergewöhnlichen Namen aufwuchs. Er erzählt auch vom Mobbing in der Schule und von der sehr schwierigen Anfangszeit seine Karriere als Comedian. Über 10 Jahre dauerte es, bis er einen wirklichen Erfolg verbuchen konnte und erstmals eine riesige Halle füllte. Bis dahin stellte er sich mehr als einmal die Frage, ob sein Wunsch + Plan, als Komiker seinen Lebensunterhalt zu verdienen, nicht völlig verrückt ist.

Zum Glück hat er seinen Traum aber nie aufgegeben. Ich freue mich immer, wenn Bülent Ceylan in irgendeiner Show zu Gast ist und mag ihn als Menschen sehr. Nach dieser Biografie, die ich als Hörbuch - von ihm selbst gelesen - gehört habe, umso mehr. Sein Leben war wahrlich nicht immer leicht und ich habe großen Respekt vor ihm, dass er diesen Weg dennoch gegangen ist. Eine wirklich interessante und auch unterhaltsame Geschichte, denn Ceylan kann auch die weniger guten Zeiten immer wieder mal mit ein paar witzigen Anekdoten garnieren.

Und alle davon glaub ich ihm auch unbesehen. Er wirkt so authentisch in dem was er so erzählt, vor allem auch wenn er sagt, dass er immer wieder gucken muss in welche Richtung er sich noch weiterentwickeln kann. Eines seiner Bühnenprogramme hat mittlerweile jeder schon einmal gesehen, da gehen die Zuschauerzahlen deutlich zurück. Ein Kinofilm ist gefloppt, und auch der Versuch als Moderator einer Gameshow wurde schon rasch abgebrochen (das ist auch völlig an mir vorbei gegangen). Und dann kam die erste Staffel von "The Masked Singer", und erwies sich als wahrer Glücksgriff für den Metal-Fan, der endlich zeigen konnte, dass er musikalisch einiges auf dem Kasten hat. Ich persönlich hoffe ja, er wird uns in der Unterhaltungswelt noch lange erhalten bleiben.

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Veröffentlicht am 24.09.2021

Nostalgischer Schweden-Sommer

Ein Sommer mit Percy und Buffalo Bill
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Ein Sommer wie anno dazumal! Es wird zwar nie erwähnt, wann die Geschichte spielt, aber es wird schon bald deutlich, dass es mindestens 50 Jahre her sein muss, wenn nicht sogar noch etwas mehr. Das merkt ...

Ein Sommer wie anno dazumal! Es wird zwar nie erwähnt, wann die Geschichte spielt, aber es wird schon bald deutlich, dass es mindestens 50 Jahre her sein muss, wenn nicht sogar noch etwas mehr. Das merkt man nicht nur an der vollkommenen Abwesenheit von elektronischen Spielgeräten oder einem Fernseher. Sondern auch daran, dass die Jungs zB den Tarzan-Schauspieler Johnny Weissmüller und General Patton aus dem 2. WK kennen.

Wahrscheinlich hat Autor Ulf Stark einen nostalgischen Blick auf seine eigene Ferienzeit als Kind geworfen. Sein Ich-Erzähler heißt sicher nicht nur zufällig ebenfalls Ulf. Dessen bester Freund, der aufgeweckte Percy, besucht ihn dieses Jahr in seinem Urlaub bei den Großeltern. Obwohl zunächst alle denken, dass der leicht cholerisch wirkende Großvater etwas gegen diesen Überraschungsgast haben wird, versteht sich gerade dieser dann am besten mit dem selbstbewussten Steppke. Und auch ich habe mit der Zeit immer mehr Sympathien für den Opa entwickelt.

Für mich als Erwachsene war es ein nettes Kinderbuch über einen 'Sommer wie damals' in Schweden. Ohne Mega-Highlights, aber so sind eben auch die meisten Ferien. Meinen Söhnen würde es glaube ich nicht ganz so gut gefallen, da zum einen der Schreibstil des Autors nicht so 'modern' ist wie sie es aus anderen Kinderbüchern kennen. Zum anderen ist ihnen die Welt der Jungs und ihre 'Abenteuer' komplett fremd: Raupen aus Opas Gemüsebeet entfernen, allein mit dem Boot rausfahren, eine Hütte bauen, eine Käfersammlung anlegen, ein wildes Pferd zähmen, sich verlieben bis es weh tut. Gerade letzteres hat meiner Meinung nach nicht zu einem 10jährigen Jungen gepasst, und noch weniger dass die Buben rauchen!

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Veröffentlicht am 23.09.2021

Luis wird bekannter

Wie man seine Eltern sinnvoll beschäftigt (Eltern 5)
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Wir haben Luis bereits mehrere Bücher lang begleitet. Immer ging es darum, dass der Teenager ein berühmter Komiker werden wollte und all seine Energien in seine Bemühungen um Auftritte steckte. Kein Wunder, ...

Wir haben Luis bereits mehrere Bücher lang begleitet. Immer ging es darum, dass der Teenager ein berühmter Komiker werden wollte und all seine Energien in seine Bemühungen um Auftritte steckte. Kein Wunder, dass da seine schulischen Leistungen nicht so rosig sind. Das erfahren nun auch seine Eltern - und streichen ab sofort seine Auftritte in einem Vlog, die ihm schon einige Aufmerksamkeit von Fans beschert haben.

Auch die Aufmerksamkeit meiner Söhne hat Luis voll und ganz gewonnen. Nicht unbedingt mit seinen Witzen, die er immer wieder einstreut (die finden sie eher zum fremdschämen), aber mit seiner generell sympathischen Art. Zudem fanden sie diesen Band sehr spannend (darf er irgendwann doch wieder zum Vlog? kriegt er die Film-Rolle? was passiert noch mit Maddy?).

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Veröffentlicht am 16.09.2021

Tarantino ist nicht umsonst Filmemacher + Drehbuchschreiber, kein Romancier

Es war einmal in Hollywood
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Ich habe den Film dazu zwar schon sehr lange auf meiner Watch-List, und sogar die Blu-Ray Version vor einem Jahr gekauft. Aber dennoch bin ich bisher nicht dazu gekommen, mir es auch anzuschauen. Somit ...

Ich habe den Film dazu zwar schon sehr lange auf meiner Watch-List, und sogar die Blu-Ray Version vor einem Jahr gekauft. Aber dennoch bin ich bisher nicht dazu gekommen, mir es auch anzuschauen. Somit konnte ich aber auch ganz unvoreingenommen an das Buch herangehen und wusste tatsächlich kaum, was mich erwarten wird.

Was habe ich bekommen? Ein Buch über Hollywood anno 1969, in dem mehrere Handlungsstänge erzählt werden - und leider keine davon wirklich zu Ende. Vor allem der sehr abrupte Abschluss, ohne dass die Ereignisse vorkommen, von denen ich definitiv wusste, hat mich negativ überrascht.

Am meist hat mich ja die Geschichte rund um Cliff interessiert, aber auch der Teil rund um die Manson Family. Am wenigsten der Westerndreh von Rick. Zwischendrin ist Tarantino aber nicht selten abgeschweift, hat kleine Anekdoten eingestreut (die mit der eigentlichen Handlung rein gar nichts zu tun hatten sondern einzig und allein sein umfangreiches Filmwissen unter Beweis stellen) und er betreibt seitenweises Namedropping. Wer mal warum und wo mit wem gedreht hat oder fast gedreht hätte oder gern mal gedreht hätte oder irgendwann nochmal drehen wird. Sooo viele Namen, die meisten für mich unbekannt und leider auch so uninteressant, dass ich mir das Googeln erspart habe (das habe ich dann nur bei einigen wichtigen Personen der Handlung getan. Vor allem wollte ich wissen, ob es für die junge und für ihr Alter äußerst taffe Darstellerin der Mirabell Lancer eine reale Entsprechung gab, aber da will sich das Internet nicht festlegen).

Jedenfalls hat man daran gut gemerkt, dass Tarantino ohne Zweifel ein ausgezeichneter Drehbuchschreiber und Filmemacher ist (und dazu auch noch sehr fasziniert vom Hollywood der 60er Jahre), aber deshalb noch lange kein guter Romancier. Der würde solche Aufzählungen niemals einbauen, zumal sie meist für die Handlung an sich auch völlig unerheblich waren.
Ein anderes Indiz für einen schlechten Romanautor: Quentin Tarantino ergeht sich zum Beispiel in einer seitenlangen penibel genauen Beschreibung einer Kneipe (inklusive der Angabe, welche der Filmplakate an der Wand gerahmt sind und welche nur mit Reißzwecken befestigt wurden). Das alles sind wertvolle Hinweise für den Set Designer, die ein Drehbuchschreiber wahrscheinlich geben würde wenn er später am Set alles genau so haben möchte wie er es sich in seinem Kopf vorstellt beim Schreiben. Aber diese Detailfülle ist doch recht selten in Romanen zu finden. Genauso wenig wie die Angabe, wie lange der Barkeeper noch bei den Männern verweilt, bevor er sich dann einem anderen Gast zuwendet. Es finden sich haufenweise Anmerkungen, die für die Handlung total unerheblich sind und als reine 'Regieanweisungen' fungieren.

Mit all dem hätte ich aber wahrscheinlich auch leben können, wenn die Handlung wenigstens rund gewesen wäre. Aber bei keiner der Handlungsstränge kommt es zu einem Abschluss. Es ist eher so, als ob wir einen zeitlich sehr begrenzten Lebensabschnitt von verschiedenen Personen begleiten, der irgendwo anfängt (teilweise auch mit Rückblenden versehen) und genauso unvermittelt dann auch wieder aufhört. Das hatte ich von einem Meister des Erzählens auf der Leinwand doch anders erwartet.

Den Film schaue ich natürlich trotzdem. Zumal am Ende in einer Anmerkung steht, dass das Buch "eine frische, spielerische, aber auch schockierende Abkehr von der Filmfassung ist". Vielleicht endet der Film ja ganz anders? Tarantino hat dieses Buch ja offensichtlich auch erst NACH dem Film geschrieben, und es war auch sein erster Roman. Vielleicht übt er das ja erst noch.

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