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Veröffentlicht am 13.06.2021

Kinderbuch über Freundschaft & Zusammenhalt mit Retro-Touch

Das Karlgeheimnis
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Ich war ja ein bisschen skeptisch, ob meine Jungs bei einem Buch dieser Länge (300 Seiten) nicht gleich vor Beginn schon genervt abwinken würden. Immerhin bedeutet das ja auch, dass wir da beim abendlichen ...

Ich war ja ein bisschen skeptisch, ob meine Jungs bei einem Buch dieser Länge (300 Seiten) nicht gleich vor Beginn schon genervt abwinken würden. Immerhin bedeutet das ja auch, dass wir da beim abendlichen Vorlesen länger als eine Woche brauchen würden, und man vielleicht auch nicht gleich so schnell zur Sache kommt wie in den durchschnittlichen Kinderbüchern.

Aber meine Söhne waren schon sehr rasch tief eingetaucht in die Welt von Emil. Das wir allerdings 200 Seiten warten mussten, bis überhaupt das passierte was am Klappentext versprochen wurde und worauf ja auch der Titel hinweist, war dann doch etwas enttäuschend. Daraufhin haben wir immerhin die ganze Zeit hingefiebert, und dann nahm diese ganze Sache doch relativ wenig Platz in der Gesamtgeschichte ein.

Das ist allerdings auch der einzige Kritikpunkt, den wir hatten. Ansonsten war es eine schöne, teilweise aber auch sehr traurige Geschichte, denn Emils Papa ist erst vor kurzem gestorben und wird von Emil und seiner Mutter schmerzlich vermisst. Meine Söhne malten sich dann gleich aus, wie es wäre, wenn sie ein Elternteil verlieren würden, und waren dann auch traurig. Ich finde es prinzipiell aber ganz gut, wenn so ein Thema in einem Kinderbuch auch thematisiert wird. Ebenso die Tatsache, dass manche Familien 200€ für eine Klassenfahrt nicht einfach aufbringen können. Meine Jungs waren darüber sehr überrascht, und ich fand es gut, dass wir bei der Gelegenheit auch mal über so etwas sprechen konnten.

Insgesamt geht es also keineswegs nur um eine Detektivgeschichte, wie der Untertitel suggeriert. Sondern es geht um einen Jungen, der ein Einzelgänger ist und nur noch seine Mutter hat, die sehr viel und lange arbeitet, weshalb er oft sehr einsam ist. Gleichzeitig dreht sich die Geschichte dann aber auch um Freundschaft und Zusammenhalt in der Gemeinschaft. Das alles bekommt dann noch einen kleinen Retro-Touch dadurch, dass Emil weder eine Spielkonsole noch ein Handy besitzt, im TV maximal "Die Sendung mit der Maus" guckt und am liebsten am kleinen Kiosk gegenüber rumhängt. Wie man es als Elternteil aus der eigenen Kindheit noch kennt halt.

Ich hätte aufgrund des oben angesprochenen Kritikpunktes ja 4,5 Sterne vergeben wollen. Meine Jungs aber waren trotz der sehr herausgezögerten Spannung für eine volle Punktzahl. Und da die falschen Erwartungen durch Titel und Klappentext ja höchstwahrscheinlich auf das Konto vom Verlag gehen und nicht auf das der Autorin, runde ich dann doch auf 5. Sterne auf.

In anderen Rezensionen las ich was von einem "modernen Pünktchen & Anton". Dieses Kästner-Kinderbuch habe ich selbst tatsächlich noch nie gelesen. Sollte ich auch unbedingt mal nachholen, und vielleicht kann ich dann ja auch meine Jungs nochmal für solche alten Klassiker begeistern. Als ich es letztes Jahr mit "Das fliegende Klassenzimmer" probierte, war ich leider nicht sehr erfolgreich.

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Veröffentlicht am 12.06.2021

Plan B für Leonie

New Chances
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Ich habe schon zwei Bücher von Julia Hanel gelesen, und war beide Mal extrem begeistert von ihrem Schreibstil, aber auch von der Kreativität der Plotlines und der Entwicklung der Liebesgeschichten, die ...

Ich habe schon zwei Bücher von Julia Hanel gelesen, und war beide Mal extrem begeistert von ihrem Schreibstil, aber auch von der Kreativität der Plotlines und der Entwicklung der Liebesgeschichten, die nicht schablonenhaft waren.

Als ich erfuhr, dass sie auch hinter dem Pseudonym Lilly Lucas steckt, wollte ich auch diese gern lesen. "New Chances" ist zwar bereits den 5. Band einer Serie, das tut dem Verständnis allerdings überhaupt keinen Abbruch. Man weiß dann zwar auch, welche Liebespaare sich in den vorherigen Bänden ergeben haben - aber seien wir mal ehrlich, das weiß man auch so nachdem man auch nur den Klappentext des jeweiligen Buches gelesen hat.

Hier geht es also um die Deutsche Leonie, die ein Praktikum in einer amerikanischen Brauerei machen wollte. Als ihr großer Traum ganz plötzlich verpufft, bietet ein Job als Nanny ihr immerhin die Möglichkeit, noch eine Weile legal im Land zu bleiben und eventuell irgendwo anders eine neue Stelle zu ergattern. Also nimmt sie dieses Angebot an - auch wenn sie nicht weiß, wie sie damit klar kommen soll Tür an Tür mit dem attraktiven Sam zu wohnen.

Der Plot an sich ist typisch für Kleinstadt-New Adult-Novels heutzutage würde ich sagen, da geht Lucas keine Experimente ein sondern greift auf ihre etablierte Kleinstadt zurück. Allerdings macht sich in der Entwicklung der Liebesgeschichte wirklich Hanels / Lucas' Talent bemerkbar, denn diese ist für mich absolut authentisch beschrieben worden. Zudem verzichtet Lilly Lucas auf nervige innere Monologe, die wieder und wieder die innere Zerrissenheit der Protagonisten durchkauen. Das ist nämlich einer der Punkte, der mich in der Vergangenheit an New Adult Büchern regelmäßig genervt hat. Sie verzichtet sogar komplett auf das in diesem Genre so beliebten Stilmittel der zwei Perspektiven und beschränkt sich komplett auf Leonies Blickwinkel. Der ist völlig ausreichend.

Ich habe "New Chances" als Hörbuch gehört. Dabei fiel mir bald auf, dass die Sprecherin nicht nur in entsprechenden Dialogen, in denen es vielleicht gut gepasst hätte, sondern durchgängig eine sehr langsame Sprechweise hatte, und vor allem unnötige Pausen mitten in den Sätzen einlegte. Klar soll man eine gute Intonation haben und Pausen erzielen auch einen dramatischen Effekt. Aber wenn man das nach jedem 3. Wort tut (nein, ich übertreibe nicht), dann nutzt es sich ab. Vor allem aber wirkt dadurch alles von Leonie als Ich-Erzählerin entweder schüchtern-zögerlich oder lasziv, die stimmliche Entsprechung des Schlafzimmer-Blicks quasi. So habe ich bei diesem Hörbuch das erste Mal von der Möglichkeit Gebrauch gemacht, die Vorlese-Geschwindigkeit zu erhöhen.

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Veröffentlicht am 10.06.2021

Mit Mut + Power in den neuen Lebensabschnitt

Der Sommer hat doch Meer zu bieten
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Ausgesucht hatte ich mir dieses Buch vor allem, weil es auf dem Darß spielt (wo auch ich ein paar Sommerurlaube in meiner Kindheit und Jugend verbracht habe), und weil die Sache mit den Pralinen sehr nett ...

Ausgesucht hatte ich mir dieses Buch vor allem, weil es auf dem Darß spielt (wo auch ich ein paar Sommerurlaube in meiner Kindheit und Jugend verbracht habe), und weil die Sache mit den Pralinen sehr nett klang. Gefallen hat mir am Ende am besten aber die Protagonistin Julia.

Die erwischt ihren beruflich sehr erfolgreichen - und deshalb kaum zu Hause anwesenden - Mann Hannes inflagranti mit der Praktikantin, die es sich auch schon richtig gemütlich gemacht hat in ihrem Penthouse in der Stadt. In das Penthouse, in das Julia eigentlich zusammen mit ihrem Mann ziehen wollte, sobald Tochter Nele wegen eines Studiums eh das häusliche Nest verlässt. Aber nun - aus der Traum! Da muss wohl ein neuer her.

Doch Julia ist kein 'graues Hausmütterchen', das jetzt erstmal lernen muss, Selbstbewusstsein und Wertschätzung der eigenen Person gegenüber zu haben. Nein, sie ist von Anfang an stark, weiß was sie will und was zu tun ist um das zu erreichen. Ich finde es gut, dass das Autorenehepaar, das hinter Barbara Erlenkamp steckt, uns hier nicht das Klischee vom kleinen häßlichen Entlein präsentiert haben sondern gleich den stolzen Schwan.

Trotzdem läuft natürlich auch bei Julia nicht gleich alles rund, besonders mit Tochter Nele, die sich heftig in der Pubertät befindet, gibt es ordentlich Ärger. Was sich dann so alles entwickelt habe ich sehr gern verfolgt - und dabei ständig Appetit auf die so köstlich beschriebenen Pralinen gehabt!

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Veröffentlicht am 09.06.2021

Kindgerechte Übersicht

Alles, was wir wissen und was nicht
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Das, was ich in Christopher Lloyds "Einfach alles!" zu kritisieren hatte - nämlich dass es für Kinder und Jugendliche zu textlastig ist und mangels Zwischenüberschriften oder anderen Einteilungsmöglichkeiten ...

Das, was ich in Christopher Lloyds "Einfach alles!" zu kritisieren hatte - nämlich dass es für Kinder und Jugendliche zu textlastig ist und mangels Zwischenüberschriften oder anderen Einteilungsmöglichkeiten schwer als Nachschlagewerk zu nutzen ist - wurde in diesem Buch viel besser umgesetzt. Hier stehen fast schon die Bilder im Vordergrund, dazu gibt es informative aber prägnante Textboxen. Je eine Doppelseite ist einem Thema gewidmet, das mal sehr konkret ist wie zB "Dunkle Löcher" oder "Wildtiere in der Stadt" oder sehr umfangreich wie "Metalle" oder "Europa im Mittelalter". Dementsprechend mehr oder weniger detailliert sind dann auch die Informationen dazu.

Insofern sehe ich dieses Buch nicht als Ersatz zu "Einfach alles" an, zu dem man greifen kann wenn man nicht so viel lesen möchte, sondern als sehr wertvolle Erweiterung. Schon allein das Durchblättern und Entdecken vieler interessanter Fun Facts macht meinem Sohn unheimlich viel Spaß, und wenn er dann zu einem Thema mehr wissen möchte, wissen wir ja, wo wir dazu nachlesen können.
Der halbe Stern Abzug nur deshalb, weil ich persönlich sehr viel mehr an Geschichte interessiert bin als an Naturwissenschaften, und ersteres hier definitiv das Nachsehen hat gegenüber dem Zweiten.

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Veröffentlicht am 09.06.2021

Oktonauten auf Umweltmission

Rick Nautilus - SOS aus der Tiefe
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Wer als Kleinkind die "Oktonauten" gern geschaut hat, der wird sicher auch an der Buchreihe "Rick Nautilus" seine Freude haben. Nicht nur erlebt man hier ein sehr spannendes Abenteuer (Rick und seine Freunde ...

Wer als Kleinkind die "Oktonauten" gern geschaut hat, der wird sicher auch an der Buchreihe "Rick Nautilus" seine Freude haben. Nicht nur erlebt man hier ein sehr spannendes Abenteuer (Rick und seine Freunde geraten sogar mehrmals in brenzlige Situationen!) sondern lernt auch etwas über die Meeresbewohner, vor allem über Quallen. Das hat meinem Sohn, der alles Wissen aufsaugt wie ein Schwamm, recht gut gefallen.

Mich hat das 'denkende' Verhalten dieser Quallenschwärme, und die Sache mit dem Krill, zunächst an den "Schwarm" von Frank Schätzing erinnert. Die zwei Bücher sind natürlich nicht miteinander vergleichbar, außer dass wir Menschen mit unserer Lebensweise erheblichen Einfluss auf die gesamte Umwelt nehmen, inklusive der Meere, und die Tiere dort immer mehr in Bedrängnis geraten und ums Überleben kämpfen müssen. Und das beinhaltet eben auch 'Angriffe' auf die Menschen.

Ganz so ernst ist es nun aber nicht in "Rick Nautilus", es ist immerhin ein Kinderbuch. In absolut altersgerechter (ab 8 Jahre) Sprache verfasst und vor allem auch mit sehr schönen Illustrationen versehen!

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