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Veröffentlicht am 01.03.2021

Da ist was los im Kiez!

Kiwi, Kalle und das Stadtgeflüster
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Eine herrliche Kiezgeschichte aus Berlin! Obwohl ich längst nicht mehr der Zielgruppe angehöre, lese ich sowas immer noch gern. Und wollte vor allem auch meinem Sohn meine 'alte Heimat' ein bisschen näher ...

Eine herrliche Kiezgeschichte aus Berlin! Obwohl ich längst nicht mehr der Zielgruppe angehöre, lese ich sowas immer noch gern. Und wollte vor allem auch meinem Sohn meine 'alte Heimat' ein bisschen näher bringen. Dazu hätte ich es ja auch gut gefunden, wenn wenigstens ein paar der Charaktere Dialekt geredet hätten. Wahrscheinlich macht es das aber für alle Kinder, die diesen Dialekt nicht kennen, deutlich schwerer zu lesen und zu verstehen. Und der Berliner Flair kommt auch so ganz gut rüber. Die tollen und vor allem zahlreichen Illustrationen tragen ihren Teil dazu bei!

Kalle und Kiwi sind 10 bzw. 11 Jahre alt, und für genau dieses Alter ist das Buch perfekt. Es kommen überhaupt keine amourösen Verwicklungen darin vor, die hätte mein 10jähriger Sohn nur peinlich gefunden. Stattdessen jede Menge 'verdächtige Dinge'. Naja, soo viel ist es im Grunde auch nicht. Aber weil sich Kalle und Kiwi für jede Sache, die um sie herum passiert, so viele Ideen entwickeln, wirkt es deutlich aufregender - auch für den Leser! Diese Kids haben jedenfalls noch phantasie!
Der Sprachstil ist auch sehr angenehm. Zeitgemäß, aber nicht übermäßig auf jugendlich getrimmt (d.h. mit 'komischen Dialogen'), sondern wirklich einfach ganz normal. Ein paar Dinge musste ich meinem Sohn zwar erklären (was ist ein Dutt, was ist ein Bestatter, was genau ist ein Hinterhaus), aber das meiste hätte er so aus dem Kontext wohl auch verstehen können.

Am Ende waren noch ca. 10 Seiten übrig und noch ein paar Dinge offen, da dachte ich mir schon: wird es einen Cliffhanger geben? Gab es nicht, es wurde dann doch noch alles zu einem (natürlich guten) Ende gebracht. Ein bisschen zu rasch, und auch ein bisschen zu "gut". Weil es ein Kinderbuch ist, kann ich darüber gerade noch hinwegsehen.
Aber auch wenn es keinen Cliffhanger gab, so würde ein zweiter Teil sehr gut passen. Wir würden unheimlich gerne noch mehr von Kiwi, Kalle und Pelle erfahren. Der Luftballonmann kann ja anscheinend Hilfe in seinem Laden gebrauchen, Pelle könnte auf der Hundewiese einen Freund finden, das Pflegeheim auf der anderen Straßenseite könnte ein neuer Schauplatz sein, und der Beruf von Kalles Vater (Witzeschreiber) würde doch auch noch einiges an Stoff hergeben. An Ideen für eine Geschichte sollte es also eigentlich gar nicht mangeln, an Lesern hoffentlich auch nicht!

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Veröffentlicht am 25.02.2021

Leben, Lieben, Leiden in den 80ern

Hard Land
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Die Notiz am Cover, dass das Buch eine Hommage an 80s-Filme wie "The Breakfast Club" und "Stand By Me" hat schon gereicht, dass ich es unbedingt lesen wollte. Ich fand am Ende allerdings gar nicht so viele ...

Die Notiz am Cover, dass das Buch eine Hommage an 80s-Filme wie "The Breakfast Club" und "Stand By Me" hat schon gereicht, dass ich es unbedingt lesen wollte. Ich fand am Ende allerdings gar nicht so viele Parallelen zu den genannten Werken, die Geschicht stand vielmehr für sich. Wenn dann hat es mich eher noch an John Greens Protagonisten Quentin aus "Margos Spuren" erinnert.

Aber gefallen hat mir dieser ganz besondere Sommer im Sams Leben doch. Auch wenn es von Beginn an einen melancholischen Beigeschmack hat - verrät der Ich-Erzähler doch bereits im ersten Satz, wohin ihn seine persönliche Reise führen wird. Das macht alles was danach kommt ein wenig schwermütig.

Die Diskussionen über den Gedichtband "Hard Land" hätte ich gern eingetauscht gegen mehr Filmreferenzen (immerhin jobbt Sam in einem Kino! in den 80ern!). Auch war ich nach der Klimax (Sam macht selbst die Vergleiche zum Aufbau eines klassischen Dramas) ein bisschen enttäuscht - wie, das war es jetzt schon? Jedoch lässt Benedict Wells dann doch noch so einige Kapitel folgen, die das Ruder für mich noch einmal rumgerissen haben. Ganz perfekte 5 Sterne kann ich zwar nicht vergeben, aber sehr gute 4,5 sind es doch geworden.

Am Ende des Buches findet sich sogar eine Playlist, der man zB bei Spotify lauschen kann. Das finde ich super, teils mit bekannten aber auch mit einer Handvoll total unbekannten Songs (und das sage ich, wo ich meine mich in punkto 80er Jahre Musik ziemlich gut auszukennen!). Aber wieso steht das erst am Ende, lieber Verlag? Ich hätte das gerne schon vorher gewusst.

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Veröffentlicht am 25.02.2021

Die Augen der Welt schauen auf Berlin

Olympia
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Wie oft bin ich an den Resten des Olympischen Dorfes vorbei gefahren, jedes Mal wenn ich nach Berlin fuhr sah man kurz vor der Stadtgrenze links und rechts der B5 verlassene und verfallende Häuser und ...

Wie oft bin ich an den Resten des Olympischen Dorfes vorbei gefahren, jedes Mal wenn ich nach Berlin fuhr sah man kurz vor der Stadtgrenze links und rechts der B5 verlassene und verfallende Häuser und Wohnblöcke (die russischen Soldaten bauten später noch zahlreiche Häuser als Unterkünfte hinzu). Und jetzt ermittelt Gereon Rath also dort, anno 1936. Ein Mord ist passiert, der allerdings nicht als solcher publik gemacht werden darf! Das Ansehen des Reiches in aller Welt wäre dadurch gefährdet. Also ermittelt Rath auf eigene Weise, und erhält Unterstützung von Pflegesohn Fritzi und seiner Frau Charly.

Diesem Teil konnte man relativ einfach folgen. Etwas verzwickter wurde es da schon mit den zwischendurch eingestreuten Todesfällen, die ein Regiment von Göring betreffen. Da wurde vieles erstmal nur angedeutet, bis die Geschichte später wieder darauf zurück kam. Aber man braucht ja auch ein bisschen Futter für 500+ Seiten, da reicht so ein 'einfacher' Mordfall auch nicht aus.

Wobei Kutscher sich eh nicht nur auf die Kriminalfälle konzentriert, sondern ein buntes Bild von Berlin in diesem Sommer 1936 zeichnet, was ihm auch hervorragend gelungen ist. Ich mag seinen Schreibstil sehr! Das alltägliche Berlin, die Szenen mit Charly und vor allem auch die Geschichte rund um Fritze interessierten mich ehrlich gesagt oft auch mehr als die Intrigen innerhalb des Nazi-Apparates. Wobei es gegen Ende hin dann doch mal richtig spannend wurde.

Als 'Recherche-Junkie' musste ständig Namen oder anderes googeln, und mir auf alten Fotos anschauen wie zB der 'Bellamy Salute' ausgesehen hat, den die Hochspringer gemacht haben, oder ob es den Konservenfabrikant Morgan wirklich gab (es gab zumindest eine Firma dieses Namens), wie das Leben von Jesse Owens nach diesen Wahnsinnserfolgen weiterging (im Grunde ging es schon kurz danach nur noch bergab, weil ihm die Amateurlizenz entzogen wurde), und vieles vieles mehr!

Es würde mich sehr freuen, wenn auch die TV-Serie "Babylon Berlin" bis zu diesem Teil fortgesetzt werden würde. Und vor allem bin ich gespannt, ob und wie lange Kutscher die Reihe noch fortsetzen wird.

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Veröffentlicht am 23.02.2021

New York vor 40 Jahren

Mein Vater, John Lennon und das beste Jahr unseres Lebens
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Ich fühlte mich in diesem Buch wirklich in das New York von 1980 versetzt und bin mit Anton und Buddy Winter die Straßen der Stadt rauf und runter spaziert und habe ihrem Mix aus Politik, Sport und Showbiz ...

Ich fühlte mich in diesem Buch wirklich in das New York von 1980 versetzt und bin mit Anton und Buddy Winter die Straßen der Stadt rauf und runter spaziert und habe ihrem Mix aus Politik, Sport und Showbiz gebannt zugehört. (Die fiktive!) Familie Winter war Teil der New Yorker Upper Class, wohnte im berühmten und exklusiven Dakota-Building (das ebenfalls ausführlich beschrieben wird) und hatte ein florierendes gesellschaftliches Leben, das Buch ist voll von namedropping berühmter (realer!) Personen und Anekdoten über Geschehnisse dieser Zeit.

Tom Barbash hat sehr viel Recherchearbeit in seinen Roman fließen lassen, ständig musste ich Namen und Ereignisse googeln (und habe auch einen kleinen Fehler entdeckt - nicht Yoko und Sean haben am selben Tag Geburtstag sondern John und Sean). Obwohl John Lennon im Titel so prominent genannt wird, dreht es sich keineswegs nur um ihn und seine Bekanntschaft mit Familie Winter. Aber er kommt oft genug vor, dass der Buchtitel gerechtfertigt ist. Ob das Jahr 1980 allerdings tatsächlich das "beste Jahr unseres Leben" (also von Anton und seinem Vater Buddy) war, bin ich mir nicht so sicher. So wirklich viel passiert bei den beiden ja nun auch nicht, es geht meist um andere Leute. Aber gut, der Titel stammt auch nicht vom Autor selbst sondern ist nur in der deutschen Übersetzung so.

Ein sehr unterhaltsamer Streifzug durch die Geschichte, der mir an einigen wenigen Stellen (zum Beispiel nach dem Segeltrip auf die Bermudas) etwas langatmig wurde aber ansonsten ein schönes Leseerlebnis war. Unvorstellbar eigentlich, dass das ganze vor 40 Jahren spielt!

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Veröffentlicht am 17.02.2021

Wenn die Eltern mit der Zeit gehen wollen

Wie man seine peinlichen Eltern erträgt (Eltern 2)
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Der deutsche Titel des Buches ist wirklich gut gewählt, denn Luis Eltern verhalten sich in diesem Buch tatsächlich oft peinlich. Das fanden vor allem meine Söhne, die sich manchmal beim Vorlesen schon ...

Der deutsche Titel des Buches ist wirklich gut gewählt, denn Luis Eltern verhalten sich in diesem Buch tatsächlich oft peinlich. Das fanden vor allem meine Söhne, die sich manchmal beim Vorlesen schon die Ohren zuhielten. Aber sooo sehr muss man sich jetzt auch nicht fremdschämen - finde ich zumindest als Mutter. Ich werde mich aber nach dieser Reaktion von meinen Kindern hüten, sie jemals vor ihren Freunden als Digga oder Homie zu bezeichnen und auf gar keinen Fall ein Basecap verkehrt herum aufsetzen! Habe ich zumindest bei der Lektüre auch etwas gelernt, wobei ganz am Ende auch Luis eine kleine Lehre ziehen kann.

Auch ansonsten hatten wir Spaß mit Luis, der sich hier nicht nur mit seinen Eltern rumschlagen muss, sondern vor allem seine Karriere als Komiker voran treibt und tatsächlich zu einem weiteren Auftritt kommt. Leider wird immer nur davon geschrieben, was so die Themen seiner Witze oder seines Programms sind, ohne dass wir davon viele Kostproben bekommen (lässt sich aber in geschriebener Form wohl auch schlecht transportieren). So blieb es bei mir gerade mal bei ein paar Schmunzlern. Außerdem fand ich manche Dialoge zwischen Luis und Maddy nicht ganz authentisch. 'So würden Kinder in ihrem Alter nie miteinander reden', dachte ich mir mehrere Male.

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