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Veröffentlicht am 16.02.2021

1001 Varianten eines Lebens

Die Mitternachtsbibliothek
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"Was wäre wenn" hat sich bestimmt jeder schon einmal gefragt. Nora Seed auch, aber dennoch ist sie sehr überrascht, als sie nach ihrem Selbstmordversuch in eine Zwischenwelt gerät in der sie mittels Bücher ...

"Was wäre wenn" hat sich bestimmt jeder schon einmal gefragt. Nora Seed auch, aber dennoch ist sie sehr überrascht, als sie nach ihrem Selbstmordversuch in eine Zwischenwelt gerät in der sie mittels Bücher in jede Version ihres Lebens einsteigen kann. Wenn sie irgendwo irgendwann eine andere Entscheidung getroffen hätte wäre ihr Leben ganz anders verlaufen.

Ziel der Übung ist ein bisschen wie bei Faust. Das Leben zu finden, das sie zu 100% zufrieden stellt und wo sie am liebsten sagen würde "verweile doch du bist so schön". Ansonsten kehrt sie immer wieder in die Mitternachtsbibliothek zurück. Und das tut sie des öfteren, denn auch wenn sie eine Entscheidung, die sie später bereute, nun revidieren konnte so ergeben sich früher oder später andere Dinge, die sich als nicht wirklich toll entpuppen.

Das ist auch ein bisschen eine Life-Lesson für die Leser, die vielleicht ein ebenso dickes "Bereuen"-Buch haben wie Nora. Häng dem Vergangenen nicht nach. Wer weiß ob es überhaupt diese Variante deines Lebens so toll geworden wäre wie du es dir immer einbildest.

Kam mir am Anfang des Buches ja gleich der "Faust" in den Sinn (von dem ich gar nicht weiß, ob Matt Haig sich von dem inspirieren ließ), so fiel es mir gegen Ende des Buches wie Schuppen von den Augen welches Werk hier doch sehr offensichtlich referenziert werden soll! Schließlich spielt die Geschichte in Bedford, das wird seit Beginn an häufig genug erwähnt. Später tauchen noch die Namen Bailey und Donna auf. Und dann macht Nora einen Spaziergang durch ihre Heimatstadt, in der es ihre Ursprungs-Version nie gegeben hat. "Ist das Leben nicht schön?" natürlich! Und da gibt es gleich noch eine Life-Lesson, für Nora und die Leser!

Das Ende fand ich gut (obwohl es meinetwegen auch gerne schon etwas früher hätte enden können, das sah Nora ja genauso), nicht kitschig-happy-endig aber trotzdem positiv in die Zukunft blickend.

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Veröffentlicht am 12.02.2021

Winter in Cedar Cove

Winterglühen
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In dem kleinen Küstenstädtchen im Staate Washington ist wieder einiges los. Ein frisch geschiedenes Paar versucht, mit der neuen häuslichen Situation und ihren aufmüpfigen Kindern zurecht zu kommen. Grace ...

In dem kleinen Küstenstädtchen im Staate Washington ist wieder einiges los. Ein frisch geschiedenes Paar versucht, mit der neuen häuslichen Situation und ihren aufmüpfigen Kindern zurecht zu kommen. Grace versucht, nach dem Tod ihres Mannes ein neues Leben zu starten während ihre Tochter Maryellen gleichzeitig neues Leben in sich trägt (und nicht weiß wie sie mit dem dazugehörigen Mann umgeben soll).
Grace's Freundin, Richterin Olivia Lockhart, wird von zwei Männern gleichzeitig umworben. Und obwohl sie eigentlich weiß, wem ihr Herz gehört, dauert es doch eeewig, bis es dann auch die Männer wissen.
Und dann gibt es da immer noch das Rätsel um den Unbekannten, der letztes Jahr im B&B des Ortes plötzlich verstorben ist.

Ich weiß nicht, ob es nur an der Jahreszeit spielt, in dem der Großteil der Geschichte spielt (Herbst und Winter), aber es liegt irgendwie eine Schwermut und Melancholie auf all den Beziehungen, die wir hier begleiten, die größtenteils ja auch alle kaputt sind. Zumindest ist keine wirklich ganz. Vielleicht wird dieses Schwermut-Gefühl auch noch dadurch verstärkt, weil die Erzählgeschwindigkeit sehr langsam ist, teilweise liegen ein paar Wochen dazwischen bis ein Faden der Geschichte wieder aufgenommen wird.
Am Ende kommt dann eine ganz neue Storyline hinzu, die wahrscheinlich im nächsten Band weiter ausgeführt wird.

Neuerdings gibts es ja zahllose Buchreihen, in der jedes Buch für sich gelesen werden kann weil es immer um eine andere Figur geht, und die anderen Personen nur ganz kleine Nebenrollen bekommen. Ich hingegen mag es eigentlich lieber, von jedem zu wissen, wie es mit ihr/ihm weitergeht - so wie es Debbie Macomber in ihrer "Cedar Cove Reihe" tut.

Insgesamt ist "Winterglühen" ein sehr netter Frauenroman, den ich auch gern gelesen habe weil ich die Personen mittlerweile sehr lieb gewonnen hat. Man merkt ihm aber das Alter (das Buch erschien im Original bereits vor 20 Jahren) doch auch schon an.

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Veröffentlicht am 06.02.2021

Durchgängig spannend

Todeswall
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Ein ganz verzwickerter Fall erwartet die Privatermittlerin Emma in diesem Buch. Beweise gibt es keine, und auch auskunftsfreudig ist niemand wirklich. Da muss Emma und vor allem ihr Kollege, ein wahrer ...

Ein ganz verzwickerter Fall erwartet die Privatermittlerin Emma in diesem Buch. Beweise gibt es keine, und auch auskunftsfreudig ist niemand wirklich. Da muss Emma und vor allem ihr Kollege, ein wahrer Recherche-Spezialist, ganz tief graben. Mit jedem neuen Puzzle-Stück ergeben sich dann wieder neue Muster und neue Abzweigungen.

So wird am Ende ein recht verwobener Fall, der aber durchgehend spannend ist. Ein Detail vom Anfang hatte ich mittlerweile schon wieder ganz vergessen, was den Überraschungseffekt dann später deutlich erhöhte. Langweilig wurde es also nie.
Über die Methoden von Emma Klar habe ich mich zwar manchmal gewundert, aber da hat sie ja selbst zugegeben, das so mancher Move nicht ganz clever war. Es macht sie ja auch menschlicher und authentischer. Auf jeden Fall beweist sie viel Hartnäckigkeit und Durchhaltevermögen bei ihren Ermittlungen, sonst ist man aber wahrscheinlich auch in diesem Job falsch.

Nur den "Todeswall" aus dem Titel des Buches habe ich vergeblich gesucht. Mir ist schon klar, dass der Verlag die Titel ähnlich halten möchte, damit für den Leser sofort erkennbar ist dass es hier einen neuen Fall von Emma Klar gibt (zumal die Autorin ja auch an drei Krimireihen mit weiblichen Ermittlerinnen parallel schreibt und neue Teile herausbringt - da ist es umso wichtiger, das man einen Wiedererkennungseffekt hat). Aber wenn der Titel dann total willkürlich ist, wirkt es auch ein bisschen blöd.

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Veröffentlicht am 02.02.2021

Der Balkan in Wien

Die Djurkovic und ihr Metzger
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Dies ist erst mein zweite Metzger-Roman, und den vorherigen habe ich bereits vor 12 Jahren gelesen. Da ist so gut wie nichts hängen geblieben. Ich glaube jedoch, dass gewissen Vorkenntnisse hier hilfreich ...

Dies ist erst mein zweite Metzger-Roman, und den vorherigen habe ich bereits vor 12 Jahren gelesen. Da ist so gut wie nichts hängen geblieben. Ich glaube jedoch, dass gewissen Vorkenntnisse hier hilfreich sind - vor allem um die vielen Namen und ihre Rollen besser zuordnen zu können.

Aber man kann sich auch, so wie ich, reinschmuggeln in die Geschichte. Sie machte es mir allerdings nicht gerade leicht, denn Thomas Raab Schreibstil ist doch recht gewöhnungsbedürftig. Vor allem bedient er sich sehr gern verschiedenster Erzähltechniken (am wenigsten verständlich dabei waren für mich die Funk-Dialoge von Habicht, Taube, Adler). Die Rückblenden in die Kindheit und Jugend von Anjeza hingegen waren spannend, wenn leider auch sehr grausam.

Die ständigen Referenzen auf österreichische "Adabeis" gefielen mir ebenfalls, genauso wie das Mundart reden einiger Figuren. Wie erfolgreich Thomas Raab damit allerdings auf dem deutschen Markt ist weiß ich gar nicht. Ich bin jedoch der Meinung, wenn ein Buch schon in Wien und/oder Österreich spielt, dann sollten dort auch nicht alle Hochdeutsch reden, denn genau diese Dialekte und der Lokalkolorit machen das Besondere ja aus.

War für mich ein guter, wenn auch vom Stil her sehr eigenwilliger Krimi. Wobei ich hier fast eher "Drama" sagen möchte, bei all den persönlichen Abgründen die sich im Dunstkreis von albanischer Mafia, Gesetz der Ehre und Rache bis aufs Blut auftun.
Und ich bin gespannt, ob Raab hier noch einen weiteren Band nachschießen wird, oder ob es das jetzt gewesen ist. Mit der Frau Huber hat er ja schon ein weiteres Eisen im Feuer.

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Veröffentlicht am 01.02.2021

Alternative zu Greg

Wie man seine Eltern erzieht (Eltern 1)
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Irgendwie wirkt das Buch ja ein bisschen wie ein Abklatsch von "Gregs Tagebuch". Allerdings war in diesem Fall Pete Johnson mit seinem Luis schon viel länger da, erstmals ist das Buch im Original nämlich ...

Irgendwie wirkt das Buch ja ein bisschen wie ein Abklatsch von "Gregs Tagebuch". Allerdings war in diesem Fall Pete Johnson mit seinem Luis schon viel länger da, erstmals ist das Buch im Original nämlich bereits 2003 erschienen - und Greg erblickte erst 2007 das Licht der Welt. (Um ganz genau zu sein muss aber auch gesagt sein, dass Sue Townsend mit ihren Tagebüchern des Adrian Mole schon 20 Jahre vor Pete Johnson diese Art von Jugendbuch unglaublich populär gemacht hat).

Mein Sohn hatte das Buch innerhalb eines Nachmittages ausgelesen, obwohl es mit seinen 176 Seiten nicht gerade sehr dünn ist und auch keinerlei Illustrationen enthält wie seine geliebten "Gregs Tagebücher". Das ist auch ein großer Makel, denn gerade die minimalistischen Zeichnungen bei Greg liefern oftmals noch zusätzlich was zum Lachen. Meinem Sohn gefiel die Geschichte dennoch, besonders die Stellen um das Vorsprechen, wie sich Luis darauf vorbereitet hat und was er mit Maddy dazu alles ausheckte.

Ich habe anschließend das Buch auch gelesen. Schließlich habe ich mir erst kürzlich auch ein paar der Greg Romane zu Gemüte geführt. Die erste Hälfte des Buches fand ich allerdings doch ganz schön zäh. Da geht es ausschließlich um die schulischen Leistungen von Luis, um Noten, Hausaufgaben, blöde Lehrer. Klar, das sind auch die Themen die Jungs in diesem Alter beschäftigen. Aber für mich wiederholte es sich einfach nur alles. Als Luis dann aber die Chance hat, sein komödiantisches Talent unter Beweis zu stellen, wird es doch etwas interessanter. Das Ende gefiel mir dann aber am besten, da gab es sowas wie eine kleine "Moral", sogar in zweifacher Hinsicht. Bei Theo sehen wir nämlich, was passiert wenn Kinder unter zu großem Druck stehen schulische Bestleistungen zu erbringen. Und Maddy zeigt Luis auf, welchen negativen Effekt eine 'perfekte Erziehung' der Eltern mit sich bringen kann.

Unser Fazit: Ganz unterhaltsam, und auch mal eine Abwechslung für einen Jungen, der "Gregs Tagebücher" rauf und runter liest. An seine Liebslingsbuchreihe kommt es aber noch lange nicht ran.

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