Profilbild von Karschtl

Karschtl

Lesejury Star
offline

Karschtl ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Karschtl über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.06.2020

Don als Vater

Das Rosie-Resultat
0

Der 2. Teil endete mit der Geburt von Dons und Rosies Sohn. Jener Hudson ist mittlerweile 10 Jahre alt, bald 11, und muss den Umzug von New York 'zurück' nach Australien verarbeiten. So einen Ortswechsel ...

Der 2. Teil endete mit der Geburt von Dons und Rosies Sohn. Jener Hudson ist mittlerweile 10 Jahre alt, bald 11, und muss den Umzug von New York 'zurück' nach Australien verarbeiten. So einen Ortswechsel mag kein Kind, und so hat auch Hudson damit so seine Probleme. Woraufhin Don plötzlich ein neues Projekt hat: seinem Sohn helfen, sich in der neuen Schule einzugewöhnen und anzupassen. Dabei stellt sich sowohl der Vater, der Sohn, aber auch die Schulleiterin mehrfach die Frage, ob Hudson eventuell Autist ist.

Mehr noch als in den zwei Vorgängerbüchern wird hier das Thema Autismus in der Gesellschaft in einer etwas theoretischeren Form bearbeitet, z.B. wenn Rosie und Don einen Vortrag dazu besuchen. Oder wenn Don eine innere Checkliste abarbeitet um zu evaluieren, ob sein Sohn irgendwo 'im Spektrum' ist. Was Hudson keinesfalls will, aus dem einfach Grund weil er befürchtet, in dem Fall in der Schule gehänselt zu werden. Also verfolgt er sein eigenes kleines Projekt, knüpft Kontakte, sucht sich Hilfe - um ja nicht diesen offiziellen Test machen zu müssen, der ihn als Autisten abstempeln könnte.

Don Tillman ist zwar weiterhin der Ich-Erzähler und unsere erste Bezugsperson, aber ich finde dieses Buch ist mindestens in gleichem Maße ein Buch über seinen Sohn, und die Entwicklung die er durchmacht. Eine richtige Coming-of-Age-Story könnte man also sagen, obwohl Hudson mit seinen 11 Jahren ja noch nicht mal Teenager ist. Aber er zeigt eine enorme Reife - was man wahrscheinlich nicht so häufig woanders liest - verhält sich aber ansonsten wie jeder andere Junge auch. Autist hin oder her.

Es fehlten hier vielleicht die witzig-peinlichen Episoden, die ich aus den anderen 2 Büchern kannte, aber Autor Graeme Simsion baut dennoch ständig humorvolle Stellen ein, z.b. wenn er Don im Hinblick auf Dinge, die er seinem Sohn beibringen muss, sagen lässt "Es ist wichtig, auch unangenehme Aufgaben erledigen zu können. Windeln zu wechseln, Erbrochenes aufzuwischen und Verwandte zu umarmen sind essentielle Lebenskompetenzen."
Ich habe mich beim Lesen sehr gut unterhalten und die Familie Tillmann - und ihren sich ständig erweiternden Freundeskreis - in mein Herz geschlossen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 07.06.2020

Vielschichtig und ungewöhnlich

Schiffsmord
0

Bei "Schiffsmord" handelt es sich um einen ausgesprochen verzwickten Fall, der nicht sehr leicht zu entwirren ist. Trotzdem schaffen es Romy Beccare und ihre Kollegen mit unermüdlicher Ermittlertätigkeit, ...

Bei "Schiffsmord" handelt es sich um einen ausgesprochen verzwickten Fall, der nicht sehr leicht zu entwirren ist. Trotzdem schaffen es Romy Beccare und ihre Kollegen mit unermüdlicher Ermittlertätigkeit, immer und immer mehr aufzudecken. Obwohl das Ganze in typisch deutscher Manier abläuft (höfliche Nachfragen, ein bisschen Observation und viel Kombinationsgabe) - und nicht auf spektakulär amerikanische Art & Weise - ist das Buch dennoch ziemlich spannend. Zumal es hier kein 08/15 Scenario gibt, sondern ein sehr ausgeklügeltes Konzept, das gar nicht mal so unwahrscheinlich klingt.

Nur der finale Zugriff war dann überraschend kurz (kurzzeitig befürchtete ich schon ein offenes Ende oder Cliffhanger, als immer weniger Seiten übrig blieben und noch kein Showdown in Sicht war), und es gab nur eine knappe Seite "Epilog". Das hat mich ein bisschen unbefriedigt zurück gelassen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 05.06.2020

Geschichtlich fehlerhaft aber trotzdem interessant

Ramses: Der Sohn des Lichts
0

Nachdem der Autor ein Ägyptologe ist, nahm ich an dass alles in diesem Buch den geschichtlichen Tatsachen entspricht. Ein bisschen googeln zeigte mir aber, dass er sich sehr wohl zahlreiche dichterische ...

Nachdem der Autor ein Ägyptologe ist, nahm ich an dass alles in diesem Buch den geschichtlichen Tatsachen entspricht. Ein bisschen googeln zeigte mir aber, dass er sich sehr wohl zahlreiche dichterische Freiheiten genommen hat. Und zwar nicht nur bei den Dingen, die man sich zwangsläufig ausdenken muss weil man sie gar nicht wissen kann, sondern auch was belegte Fakten bezüglich der familiären Verhältnisse angeht. So wurde Ramses II. in Wirklichkeit bereits mit 14 verheiratet. Und er hatte zwar einen älteren Bruder, doch dieser verstarb bereits als Teenager. Somit ist die zentrale Story - die intriganten Machenschaften des eifersüchtigen Bruders, der selbst gerne Thronfolger werden würde - komplett erfunden. Schade, aber Christian Jacq meinte wohl, er müsse die Geschichte spannender machen als sie in Wirklichkeit war.

Das generelle Leben in Ägypten zu dieser Zeit, und besonders am Hofe, fand ich allerdings auch sehr interessant. Ich bin immer wieder erstaunt, wie weit entwickelt diese Gesellschaft schon war, was sie schon wussten, konnten und erfunden hatten - und wie ungebildet und primitiv das Volk 2500 Jahre später im Mittelalter lebte. Zumindest in Mitteleuropa, über Ägypten aus dieser Zeit weiß ich gar nichts. Ebenfalls spannend finde ich, wie viel Archäologen aus den Fundstücken aus dieser Pharaonenzeit herauslesen und rekonstruieren können. Wirklich beeindruckend! Wenn ich mir jetzt nochmal einen Beruf aussuchen könnte, wäre es - zumindest kurz nach dieser Lektüre - auf jeden Fall Archäologe gewesen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 28.05.2020

Polly im Dschungel

Polly Schlottermotz 5: Hier ist doch was faul!
0

Dieses Buch hatte sein Pulver zu schnell verschossen. Barg der Anfang nämlich noch einige witzige Einfälle, so wurde es dann bei Pollys Streifzug durch den Dschungel eher langweilig. Weder ich, noch meine ...

Dieses Buch hatte sein Pulver zu schnell verschossen. Barg der Anfang nämlich noch einige witzige Einfälle, so wurde es dann bei Pollys Streifzug durch den Dschungel eher langweilig. Weder ich, noch meine Kinder, waren sehr gespannt darauf weiterzulesen, ob sich bei der Suche nach dem Heuler endlich was tut.

Wir kannten die vorherigen 5 Teile dieser Kinderbuchreihe nicht, was in einem Punkt ein bisschen blöd war: nachdem es hier um die neuentdeckte Zauberkraft von Pollys 4. Eckzahn geht wollten meine Kinder natürlich wissen, welche Zauberkräfte denn ihre restlichen drei Zähne haben. Das wurde aber leider eingangs nicht erwähnt (lediglich eine weitere Zauberkraft kommt ganz am Ende mal zum Einsatz).

Die Kurzbeschreibung klang wie ein potzblitzwildes Abenteuer, hat uns am Ende aber doch nicht so ganz überzeugt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 28.05.2020

Paartherapie im Pub

Keiner hat gesagt, dass du ausziehen sollst
0

Der Untertitel ist etwas irreführend, denn der Leser wohnt in keinem der 10 Kapitel einer Sitzung bei der Eheberaterin bei. Stattdessen beobachtet er Tom und Louise, wie sich sich vor jedem Termin im Pub ...

Der Untertitel ist etwas irreführend, denn der Leser wohnt in keinem der 10 Kapitel einer Sitzung bei der Eheberaterin bei. Stattdessen beobachtet er Tom und Louise, wie sich sich vor jedem Termin im Pub auf der anderen Straßenseite treffen und einen Schlagabtausch liefern. Tatsächlich besteht das Buch fast komplett aus Dialogen und wirkt damit wie ein Drehbuch oder Theaterstück.

Als solches würde es wohl auch gut funktionieren, und die Körpersprache der beiden Akteure wäre auf jeden Fall eine hilfreiche Ergänzung. In der vorliegenden Form hat mir jedenfalls was gefehlt, um auch nach dem 5. Kapitel immer noch großes Interesse an der Geschichte zu haben. Es plätschert so eher vor sich hin. Dabei haben sich die beiden wirklich viel zu sagen! Ich glaube, in der Realität würde kein Paar in einer ähnlichen Situation so viel miteinander reden, oder höchstens auf Small Talk ausweichen. Tom und Louise liefern sich teilweise aber einen richtigen Schlagabtausch. Nur so wirklich spannend ist es dennoch nicht gewesen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere