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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.02.2020

Flüssig zu Lesen da weniger überladen als die Serie, leider dadurch die Figuren auch flacher

Der nasse Fisch
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Ich hatte mich schon auf ein eher anstrengendes Leseabenteuer eingestellt, ob der vielen Details und parallelen Plots, die ich mir alle merken und auseinander halten müsste. Das zumindest erwartete ich, ...

Ich hatte mich schon auf ein eher anstrengendes Leseabenteuer eingestellt, ob der vielen Details und parallelen Plots, die ich mir alle merken und auseinander halten müsste. Das zumindest erwartete ich, nachdem ich die ersten beiden Staffeln der Serie letztes Jahr gesehen hatte.

Doch das Buch liest sich überraschenderweise leicht und flüssig weg. Ein Chaos blieb auch aus, zum einen weil wir mit sehr wenigen Ausnahmen an der Seite von Kriminalkommissar Gereon Rath bleiben und damit nur so viele Verwicklungen verarbeiten müssen wie er selbst recherchiert. Zum zweiten enthält das Buch deutlich weniger Füllmaterial als Tom Tykwer in die Serie gepackt hat, was - zumindest wenn man eben schon die Serie kennt - nicht immer gut ist. Die komplette Hintergrundbio von Charlotte Ritter fehlt und auch Rath hat im Buch keine posttraumatische Belastungsstörung und damit keine Morphium-Sucht, und muss zudem auch nicht für seinen Vater einen Geheimauftrag erledigen. Diese ganzen Zusätze machen aber gerade aus diesen beiden Figuren viel besser geformte Charaktere. Im Buch wirken sie etwas flach, und besonders Charly ist hier nur eine blasse Nebenfigur. Allein das Vorwissen aus der Serie half mir dabei, mir diese Personen richtig gut vorstellen zu können.

Allerdings hatte ich mich sogar auf noch viel mehr Unterschiede zwischen Buch und Serie eingestellt, nachdem ich mehrfach gelesen hatte, dass das Buch ganz anders sei. Die wichtigsten Plotbestandteile kannte ich aber, was mir dann im weiteren Verlauf leider auch etwas die Spannung nahm. Andersherum wäre ich dann aber wohl beim Schauen der Serie nicht mehr überrascht gewesen. Wie man es auch dreht, so ein Storytwist kann eben seine Wirkung nur einmal entfalten.

Ich las das Buch passenderweise während eines Wochenendausflugs nach Berlin. Und auch wenn ich nicht wie Rath mit dem Cabrio seines Nachbarn an all den Sehenswürdigkeiten vorbei flanierte, so konnte ich das Gefühl der damaligen Zeit gut nachempfinden, das hat Volker Kutscher wirklich gut eingefangen. Ich war auch etwas überrascht, wie viel von damals es auch heute noch gibt. Oder eher anders herum: dass es damals schon das große Karstadt-Kaufhaus am Herrmannplatz, das Europahaus, der Zoopalast gab, und vor allem auch die gelben BVG-Busse! Manche Dinge ändern sich anscheinend nie.
Dass Köln als Provinz galt, wo diese Stadt doch eine jahrtausende alte Tradition hat (und somit ausreichend Zeit) hat mich ebenfalls gewundert. Aber gegen Berlin kam damals wohl keine Stadt in Deutschland an, dort steppte im wahrsten Sinne des Wortes überall der Bär.

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Veröffentlicht am 12.02.2020

Lacht, lebt und weint laut!

Rieslingsommer
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Eine Familiengeschichte, die fünf Generation von Schwanthaler-Frauen umfasst die ein kleines Weingut am Rhein besitzen, das jetzt so langsam aber sicher in die Pleite rutscht. Wenn die Frauen nicht endlich ...

Eine Familiengeschichte, die fünf Generation von Schwanthaler-Frauen umfasst die ein kleines Weingut am Rhein besitzen, das jetzt so langsam aber sicher in die Pleite rutscht. Wenn die Frauen nicht endlich mal ihre Köpfe zusammen stecken und ihre Ideen & Visionen sprudeln lassen!

Heike Wanner hat hier einen schönen Frauenroman geschrieben in einem tollen Setting, das ich mir wunderbar vorstellen konnte. Besonders die Umsetzung am Ende gefiel mir sehr, da würde ich auch gern bei einem schönen Spaziergang mal einkehren.

Die Geschichte enthält ein gutes Maß an Gemütlichkeit und Drama. Die Charaktere sind gut gelungen, nur die 17jährige Amelie hat oft nicht geredet wie ein Teenager fand ich. Und der Titel passt leider auch nicht so ganz, denn die Geschichte spielt im Frühling (wodurch auch weinanbautypische Dinge wie die Lese oder Herstellung von Wein gänzlich fehlten).

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Veröffentlicht am 09.02.2020

Nicht nachvollziehbar

Die sieben Tode der Evelyn Hardcastle
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Die Kurzbeschreibung hatte mich extrem neugierig gemacht auf das Buch, das von so vielen anderen Rezensenten so hoch gelobt wurde. Dementsprechend hoch waren meine Erwartungen - die dann ins Bodenlose ...

Die Kurzbeschreibung hatte mich extrem neugierig gemacht auf das Buch, das von so vielen anderen Rezensenten so hoch gelobt wurde. Dementsprechend hoch waren meine Erwartungen - die dann ins Bodenlose stürzten. Entweder ich bin zu doof für das Buch gewesen, oder alle anderen kamen viel besser mit der wirren Mörderhetzjagd in Blackheath zurecht als ich.

Zuerst einmal gibt es keinerlei Erklärungen warum das Ganze passiert (und die Auflösung am Ende konnte mich auch nur leidlich zufrieden stellen), dann dauert es überhaupt erstmal ein paar Tage bis wir einem der Tode von Evelyn Hardcastle überhaupt nahe kommen, und dann gibt es in diesem ganzen Verwirrspiel gleich mehrere Bösewichte (was hatte es mit dem Lakaien auf sich?) vor dem der jeweilige Gast auf der Hut sein musste.
Für mich war das Ganze alles nicht mehr nachvollziehbar, wer was zu welchem Zeitpunkt wusste oder irgendwelche Hinweise plazierte. Selbst wenn das Ganze noch logisch wäre (was ich gar nicht nachvollziehen konnte) so macht es dem Leser doch gar keinen Spaß mehr, wenn er ständig nur hinterherhechelt und selbst gedanklich gar nicht mehr mitkommt. Es gab auch leider viel zu wenig Interaktionen zwischen den Personen, die wir aus den früheren Tagen schon kennen gelernt hatten, so dass man wenigstens ab und an mal einen Wiedererkennungs-Effekt hatte.

Ich habe mich dennoch tapfer durchgekämpft - anfangs in der Hoffnung dass bei mir der Knoten noch aufgehen würde, später dann weil ich jetzt eh schon so weit gekommen war und noch die Auflösung des Falles erfahren wollte. Insgesamt war es aber kein wirkliches Lesevergnügen.

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Veröffentlicht am 02.02.2020

Straßenkinder

Abgrund
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Der in der Kurzbeschreibung angeteaserte Sachverhalt ist nur der Einstieg in diesen 6. Fall für Hannah Jakob. Es entwickelt sich dann rasch weiter, in eine interessante und auch durchaus realistische Richtung.
Ob ...

Der in der Kurzbeschreibung angeteaserte Sachverhalt ist nur der Einstieg in diesen 6. Fall für Hannah Jakob. Es entwickelt sich dann rasch weiter, in eine interessante und auch durchaus realistische Richtung.
Ob es wirklich der schwerster Fall für die Kriminalpsycholigin ist sei mal dahin gestellt. Auf jeden Fall einer, an dem es wenig Anhaltspunkte und noch weniger Beweismaterial gibt. Da muss man auch mal den richtigen Riecher beweisen, auch mal etwas Glück haben und vor allem das Talent haben, maulfaule Zeugen doch zum Reden zu bringen.

Ich habe den Roman mit großer Spannung gelesen, Katharina Peters konnte mich mit ihrer Erzählweise erneut an die Seiten fesseln. Allerdings zog sich das Ende doch ein bisschen hin.

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Veröffentlicht am 01.02.2020

Wun-der-bar

Gar kein Plan ist auch eine Lösung
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Erfrischend, vielschichtig, liebenswert, profund, witzig, informativ - mit einem Wort: wunderbar! Das alles ist für mich dieser Roman von Kyra Groh.

Hier wird nicht nur eine Liebesgeschichte nach Schema ...

Erfrischend, vielschichtig, liebenswert, profund, witzig, informativ - mit einem Wort: wunderbar! Das alles ist für mich dieser Roman von Kyra Groh.

Hier wird nicht nur eine Liebesgeschichte nach Schema F (Trennung - Aufrappeln - Krone richten - Rebound Guy oder neue wahre Liebe finden) abgespult, sondern die Autorin macht aus ihren Figuren richtige Charaktere mit Ecken und Kanten. Und einer Lebensgeschichte, die im Fall von Mara nicht ganz ohne ist - sie aber auch nicht im absoluten Drama versinken lässt, wie es andere AutorInnen gerne tun. Mir hat die Hintergrundstory gefallen (auch wenn sich Mara zum Ende hin etwas wiederholt), sie verleiht der Protagonistin - und auch der Geschichte - die nötige Tiefe die ich brauche, um mir ein gutes Bild von ihr machen zu können.

Auch die Nebenfiguren sind Kyra Groh sehr gelungen. Denn wo bei anderen Autoren besonders Kitty und Veda leicht zu skurrilen Karikaturen hätten werden können, die lächerlich und unauthentisch gewirkt hätten sind sie bei Groh liebenswerte Unikate, die ich richtig ins Herz geschlossen habe.

Obwohl mir die Welt, in der sich Mara und Alex bewegen, relativ fremd ist (ich bin eher ein Social-Media-Dino, der ausschließlich Facebook nutzt) fand ich es äußerst spannend zu lesen, was genau eine Assistentin einer Influencerin alles zu tun hat - neben dem offensichtlichen Job, die vielen Fotos zu machen.

Noch lieber habe ich aber natürlich über Maras Zusammentreffen mit Marius gelesen. Zwischen den beiden stimmte einfach die Chemie, und in der Story insgesamt stimmte immer das Timing, bis hin zum Epilog. An den sich für mein Geschmack problemlos eine Fortsetzung anschließen lassen könnte!

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