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Karschtl

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 31.05.2019

Unglaubliche Vorstellung

Letztendlich sind wir dem Universum egal
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Die Prämisse des Buches ist unglaublich: jeden Morgen wacht A in einem anderen Körper auf! Einzige Fixpunkte: jeder dieser Personen, in die er für einen Tag schlüpft und deren Leben er leben muss, sind ...

Die Prämisse des Buches ist unglaublich: jeden Morgen wacht A in einem anderen Körper auf! Einzige Fixpunkte: jeder dieser Personen, in die er für einen Tag schlüpft und deren Leben er leben muss, sind immer etwa so alt wie er auch zu dem Zeitpunkt. Und er ist anscheinend nur maximal 6 Autostunden entfernt von seinem letzten Aufenthaltsort, also nicht auf einem anderen Kontinent.
Diese zwei Dinge machen es ihm aber auch möglich, mit einem Mädchen in Kontakt zu bleiben die er an Tag 5994 kennen lernt, und die er nicht mehr vergessen kann.

Ich fand den Ausgangspunkt extrem spannend, und fand auch dass der Autor zahlreiche Abwechslungen in die Erlebnisse von A eingebaut hat. Mal war er ein mexikanisches Mädchen, das putzen gehen musste statt zur Schule zu gehen. Mal war er ein depressives Mädchen mit Selbstmordgedanken. Mal war er ein Mädchenheld. Mal war er ein Außenseiter. Mal war das Elternhaus reich, mal auch sehr arm. Was A aber immer fehlte war eine Perspektive! Er kann sich nie was im Leben anfangen aufzubauen, weil er am nächsten Tag eh schon wieder jemand anderes ist. Immer muss er innerhalb der Rollen dieser Personen agieren, stets aufpassen dass es nicht auffällt dass er heute vielleicht ein bisschen anders ist als sonst. Und am nächsten Tag geht das Spiel von vorne los.

Dafür war A aber schon ganz schön cool und abgebrüht. Er begründet es auch damit, dass er es ja nie anders kannte. Als kleines Kind hat er schon manchmal drunter gelitten, wenn die Eltern, die er vielleicht gerade lieb gewonnen hatte, am nächsten Tag schon wieder andere waren. Aber er hat sich damit abgefunden und kommt nun erstaunlich gut mit seiner Art zu Leben zurecht. Etwas ändern möchte er erst, als ihm diese Rhiannon nicht mehr aus dem Kopf geht...

Ich habe mir das Buch von meiner Nichte ausgeborgt, die genauso wie ihre Mutter nicht so ganz begeistert war. Ich finde, es ist ein gut geschriebenes Jugendbuch mit einer tollen Idee. Die Verfilmung, die es dazu im letzten Jahr gab, werde ich mir ganz sicher auch anschauen, wenn es mal im TV kommt.

Veröffentlicht am 28.05.2019

Ernste Töne

Hochzeit in der kleinen Sommerküche am Meer
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Jenny Colgan hat schon vor 20 Jahren Bücher geschrieben, damals typische Chick-Lits. Genau so wie selbst, scheinen in den aktuellen Büchern nun auch ihre Charaktere erwachsen worden zu sein. Es ist nicht ...

Jenny Colgan hat schon vor 20 Jahren Bücher geschrieben, damals typische Chick-Lits. Genau so wie selbst, scheinen in den aktuellen Büchern nun auch ihre Charaktere erwachsen worden zu sein. Es ist nicht mehr alles nur locker-flockig-leicht und mit dem Gedanken an die nächste Liebe. Sondern Colgan lässt ernstere Töne anschwingen, und zwar tatsächlich in der Mehrzahl. Keiner ihrer Charaktere in diesem Buch hat es wirklich leicht, jeder hat mindestens ein mehr oder weniger schwerwiegendes Problem. Das kann dann zu einem recht bedrückenden Roman führen, tut es in diesem Fall aber nicht und deshalb habe ich auch eine Wertung von 4 Sternen vergeben.

Denn ich habe sehr interessiert die Geschichten von Flora, Joel, Saif, Lorna, Innes und Fintan verfolgt, mitgehofft, mitgebangt, mitgefreut. Eine Vielzahl von Emotionen gingen da durch mich, und durch die Figuren in dem Roman. Obwohl die Bewohner der kleinen (fiktiven) schottischen Insel ja als eher reserviert rüberkommen.

Bisher gibt es auch auf Englisch noch kein 4. Buch in dieser 'Sommerküchen'-Reihe, aber meiner Meinung nach ist die Geschichte der Bewohner von Mure noch längst nicht auserzählt.

Veröffentlicht am 23.05.2019

Geschenkidee zur Hochzeit

Wir zwei ein Leben lang
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Das Buch hat mich überrascht! Hatte ich eine Standard-Liebesgeschichte erwartet, mit einem kleinen Büchlein als Add-On, so bekam ich die Geschichte einer Ehe mit all ihren Höhen & Tiefen, mit Glück, Problemen, ...

Das Buch hat mich überrascht! Hatte ich eine Standard-Liebesgeschichte erwartet, mit einem kleinen Büchlein als Add-On, so bekam ich die Geschichte einer Ehe mit all ihren Höhen & Tiefen, mit Glück, Problemen, Babies, Erschöpfung, Tragik, Verlust, Trauer, Wut, Vergebung, Überaschungen und immer wieder ganz viel Liebe. Die sich Erin und Dom immer wieder in ihrem kleinen Büchlein gestehen bzw. sich derer vergewissern. "Ohnegleichen" liebt Dom seine Erin, und ich frage mich welches Wort da wohl im Original stand. Obwohl beide ja bei der Hochzeit glauben, sie würden sich immer alles direkt ins Gesicht sagen können, beginnen sie doch relativ bald, das Buch zu nutzen. Papier ist geduldig, Papier lässt einen ausreden, Papier diskutiert nicht zurück, und so fällt es manchmal vielleicht leichter etwas aufzuschreiben anstatt es auszusprechen. Ich finde die Idee eines solchen "Buch der Liebe" Klasse, vielleicht verschenke ich das auch mal zur Hochzeit...

Die Geschichte von Erin und Dom bekommen wir häppchenweise, abwechselnd und in Rückblenden erzählt. Obwohl mir dieser Erzählstil nicht fremd ist, fand ich es in diesem Buch manchmal schwer, mich zu orientieren, wo genau wie jetzt gerade stehen (inhaltlich, nicht zeitlich, denn das Datum wurde zu Beginn jedes Kapitels angegeben). Was war noch mal im vorvorletzten Kapitel passiert, woran knüpfen wir hier an? Aber im Großen & Ganzen ging es eigentlich und ich konnte die Geschichte dennoch genießen.
Bemerkenswert für mich fand ich, dass ich in Streitfällen mich gar nicht recht auf eine der beiden Seiten schlagen konnte. Ich empfand Verständnis für beide, sicherlich auch etwas Mitleid, und wollte unbedingt, dass alles wieder ins Lot kommt.

Veröffentlicht am 13.05.2019

Perfekte Zutaten für sommerlichen Schmöker

Sommerflimmern
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Ein Frauenroman mit einem wunderschönen sommerlichen Cover, einem tollen Setting, sympathischen Charakteren, ein bisschen Herzklopfen und sogar einer ernsteren Note. Denn die diversen Mutter-Tochter-Beziehungen, ...

Ein Frauenroman mit einem wunderschönen sommerlichen Cover, einem tollen Setting, sympathischen Charakteren, ein bisschen Herzklopfen und sogar einer ernsteren Note. Denn die diversen Mutter-Tochter-Beziehungen, die im Laufe der Geschichte zur Sprache kommen sind zwar alle grundverschieden und dennoch alle nicht problemfrei. Mir hat das gut gefallen, dass es eben nicht nur locker-flockig um eine reine Liebesgeschichte ging, sondern Marie Merburg den Leserinnen hier noch einiges mehr bietet. Auch wenn mich manches mein Blut innerlich etwas zum Kochen brachte, wie beispielsweise das unglaubliche Verhalten von Arianes Mutter

Das war bereits der 3. Teil einer Romanreihe, die auf Rügen spielt. Und das Ende lässt mich vermuten, dass hier noch nicht Schluss ist. Conny scheint mir jemand zu sein, den wir hier zwar nur ganz kurz kennengelernt haben, dessen Geschichte aber vielleicht noch erzählt werden sollte.

Veröffentlicht am 28.04.2019

Schwestern-Zwist

Von A wie allein bis Z für zusammen
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Andrea bastelt am Sterbebett ein ABC ihres Lebens, dass sie ihren zwei erwachsenen Töchtern hinterlässt in der Hoffnung, dass es sie wieder zusammen führt. Denn Rose und Poppy haben seit 16 Jahren nicht ...

Andrea bastelt am Sterbebett ein ABC ihres Lebens, dass sie ihren zwei erwachsenen Töchtern hinterlässt in der Hoffnung, dass es sie wieder zusammen führt. Denn Rose und Poppy haben seit 16 Jahren nicht mehr miteinander geredet geschweige denn gemeinsam ihre Mutter besucht. So erfahren sie von deren tödlicher Krankheit auch erst, als es schon zu spät ist. Widerwillig, aber auch von Schuldgefühlen und vor allem Trauer getrieben, machen sich die zwei Schwestern daran, den letzten Willen ihrer geliebten Mutter zu erfüllen.

Was folgt ist eine Reise in die Vergangenheit von allen drei Frauen, kleinere Anekdoten von glücklichen Momenten ihres Lebens. Aber auch der Anlass für das große Zerwürfnis kommt zur Sprache. Es rechtfertigt unbestritten Roses anschließende Reaktion gegenüber Poppy. Doch dass sie einer beteiligten Partei vergeben konnte und der anderen nicht fand ich von ihr wirklich scheiße. Und auch unverständlich angesichts ihrer doch sehr engen Geschwisterbeziehung, die sie zuvor hatten.

So schön ich die Idee mit dem ABC auch fand, so finde ich es noch viel trauriger, dass sich Andrea nicht persönlich von ihren Mädchen verabschiedet hat - und ihnen auch nicht die Möglichkeit gegeben hat, ihre Mutter noch ein letztes Mal zu sehen. Andrea sagt einmal, wie sehr sie ihre Töchter vermisst, wie gern sie sie noch ein letztes Mal umarmen würde. Auch wenn die Sache mit ihrer letzten Aufgabe dann vielleicht weniger dramatisch gewirkt hätte, ich hätte meine Töchter auf jeden Fall noch kontaktiert für ein letztes Lebewohl.

Einer meiner Lieblingssätze im Buch, weil so viel Wahrheit aber auch Tragik darin liegt, ist von Rose: "Meine Mum hat uns genauso geliebt, und es bringt mich fast um dass sie erst sterben musste damit ich es endlich zu schätzen lernte."

Insgesamt ein sehr schön zu lesender, etwas melancholisch machender (aber dann auch wieder versöhnlich stimmender) Roman über den Zusammenhalt in der Familie.