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Karschtl

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.04.2019

Erfrischend und prickelnd wie Limonade

Limonadentage
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Geschichten über eine 2nd-Chance-Liebe gibt es derzeit zuhauf, und so einige davon habe ich auch gelesen. Obwohl ich in dem Fall romantisch veranlagt bin, fiel es mir bei einigen Paaren schwer mit ihnen ...

Geschichten über eine 2nd-Chance-Liebe gibt es derzeit zuhauf, und so einige davon habe ich auch gelesen. Obwohl ich in dem Fall romantisch veranlagt bin, fiel es mir bei einigen Paaren schwer mit ihnen mitzufiebern. Entweder war mir eine der Figuren nicht sympathisch, oder ich habe überhaupt keine Chemie zwischen ihnen gespürt, fand die sich-wieder-näher-kommen Handlung blöd oder ich war einfach nur vom Schreibstil genervt. Hier aber stimmte alles (na gut, fast alles - ihre Dates in der heutigen Zeit hätten noch etwas mehr sein können), ich hab es regelrecht knistern gespürt zwischen Avery und Cade und den beiden wirklich die Daumen gedrückt!
~~~Achtung: SPOILER~~~
Und dann passiert sowas! Ein unerklärlicher Satz von Cade, und ein richtig fieser Cliffhanger! Grrr! Das wo ich endlich mal voll auf der Seite des Pärchens bin. Gleich mal geschaut wann es den 2. Teil endlich gibt!~~~SPOILER ENDE~~~

Die Rückblicke in die Vergangenheit erzählen bruchstückhaft von ihrer Freundschaft im Alter von 6 Jahren, die sich irgendwann in Liebe wandelt. Das Ende der Beziehung wird von Avery immer mal wieder erwähnt, aber wie genau das war kommt zum Glück erst zum Schluss. Da hat Cade nämlich einige Sympathiepunkte wieder eingebüßt. ~~~Achtung: SPOILER~~~ Wieso lässt er Avery monatelang ihre gemeinsame Studienzeit in L.A. planen, um dann sich einfach davon zu machen. Ich fand auch den Grund total blöd - L.A. ist nicht weit genug vom Vater entfernt. Das kam mir von der Autorin ein bisschen zu konstruiert vor.~~~SPOILER ENDE~~~

Ich hatte vorher gelesen, dass die Autorin Deutsche ist, auch wenn die Geschichte in den USA spielt. Später habe ich das noch einmal recherchiert, weil ich mir angesichts des Schreibstils echt nicht mehr sicher war, denn es gibt zahlreiche Sätze, die sich ao anhören als wäre das Buch im Original auf englisch. Annie Stone verwendet Redewendungen, die im Englischen üblich sind, die aber auf deutsch niemand sagen würde und sich teilweise auch komisch anhören. Beispiele...
'und einen Moment sieht er so aus, als hätte er aus dem Sahnetopf genascht.' (like the cat that got the cream)
'Ich werd keine Schnitte mehr bei ihr haben, oder?' (?? was mit cut him some slack? es hört sich auf deutsch jedenfalls extrem eigenartig an)
'Du hattest doch gesagt, dass du ihn für den Einen hältst, der deiner hätte sein sollen, aber der entwischt ist.' (the one that got away)
'Diesen Pep-Talk gebe ich mir selbst.' (Pep-Talk sagt auf deutsch wirklich niemand!)
'mein Bauch hängt über meiner Hose, wie bei diesem Muffin hier. Ich hab ein Muffin-Oberteil über meiner Hose.' (genauso wenig wie Muffin Top)
'Er sieht aus, als wäre er beim Griff in die Keksdose erwischt worden.' (caugth with the hand in the cookie jar)
Ich fand das etwas befremdlich, auch wenn es zumindest zum Setting der Geschichte passt. Gut hingegen fand ich aber, dass die derzeitige politische Situation in den USA eingearbeitet wurde, das hat sehr gut gepasst (auch um Figuren zu charakterisieren).

Trotz dieser vereinzelten sprachlichen Irritationen mir diese Liebesgeschichte sehr gut gefallen - und vor allem besser als viele andere dieses Genres. Und jetzt warte ich sehnsüchtig auf die Fortsetzung.

Veröffentlicht am 08.04.2019

Extraordinary Auggie

Wonder
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The story in the book is not only told by August, but also by his sister Via, her boyfriend, her ex-best friend, and Augusts new friends from school. The author chose tell their sides of the story one ...

The story in the book is not only told by August, but also by his sister Via, her boyfriend, her ex-best friend, and Augusts new friends from school. The author chose tell their sides of the story one after the other. So everyone starts again at the beginning of the new term, and this technique does break up the flow of the narrative. I contemplated if telling the story chronologically with alternating viewpoints would have been better. But I don't think so, because in that case the change of perspective would have been the flow-breaker. So either way it is not easy to incorporate everything into this book. And I do think that seeing certain episodes from another persons perspective is very valuable in this case. By the way, it is quite telling that Auggies parents don't get a voice of their own here - it's only about the kids!

I very much admire August Pullman for his strength, which is needed the most not when dealing with his syndrome and all that it entails medically, but when dealing with all those people around him. But I also admire Jack and Summer, who befriend Auggie despite being the outcasts themselves as a result of that. I admire Via as well for being such an understanding and loving sister. I also very much liked Mr. Tushman for always seeing what's really going on at his school.

I found it a bit surprising that the bullying towards Auggie is rather 'soft'. There are some things behind his back, and everybody stays clear of him. But only Julian is at one point really rude to his face. I would have expected a lot more kids to be a lot more mean (let's face it - kids can be very cruel!). But maybe August is right when he says that they don't dare pick on him because then they would get into a lot of trouble. The reconciliation at the camp was also a bit too fairytale-like.

That being said, I still think "Wonder" is a really wonderful book. The most heart-breaking moment for me was the one about Daisy, by the way.
The edition I read is obviously intended for reading at school, and I would second that. The kids would learn about people that are different from others and would probably all be on Auggies side, right from the beginning. But would they also stop being mean to the weird kid in class as a consequence? Would they actively seek his/her company, like Summer and Jack do? I somehow doubt that. On the other hand, if this book would change the attitude of at least a handful of people (not only kids) towards extraordinary people like August, it would already make a change.

Veröffentlicht am 07.04.2019

Süßigkeiten + Magie = McEllen Karamellen

Die wunderlichen Abenteuer des Archie McEllen 1: Das Karamell-Komplott
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Bei der Ausgangslage der Geschichte könnte man annehmen, dass es so ein bisschen wie bei Roald Dahls "Charlie und die Schokoladenfabrik" wird, ein tolles Buch übrigens. Doch Archie McEllen - und somit ...

Bei der Ausgangslage der Geschichte könnte man annehmen, dass es so ein bisschen wie bei Roald Dahls "Charlie und die Schokoladenfabrik" wird, ein tolles Buch übrigens. Doch Archie McEllen - und somit auch wir Leser - erhält nur einen sehr kurzen Einblick in die Fabrik seiner Familie. Stattdessen muss er sich mit seinen neuen Freunden auf eine Schatzsuche machen, an dessen Ende das wertvollste für den Erhalt der Süßwarenfabrik steht: die Geheimzutat für McEllens Karamellen.

Am Anfang war die Geschichte wie etwas zähe Karamell-Toffees, meine Jungs und ich mussten uns erstmal 'durchbeißen' und in die Geschichte reinfinden, mit all seinen Myrkwyrdigkeiten. Aber sobald die Schatzsuche dann losging, nahm auch die Geschichte an Fahrt auf. Das Ende gefiel meinen Söhnen dann am besten. Die Drachen waren toll, und der 'finale Showdown' war wirklich spannend.

Veröffentlicht am 21.03.2019

Frischer Wind im Berliner Hinterhaus

Sommer bei Gesomina
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Der 12jährige Jona verbringt seine Sommerferien lieber bei einer alten Frau im nicht-so-hippen Teil Berlins als in Hollywood. Krass! Zumal er Gesomina vor 5 Jahren zum letzten Mal gesehen hat und sich ...

Der 12jährige Jona verbringt seine Sommerferien lieber bei einer alten Frau im nicht-so-hippen Teil Berlins als in Hollywood. Krass! Zumal er Gesomina vor 5 Jahren zum letzten Mal gesehen hat und sich kaum noch an sie erinnern kann. Mit seinen Lieblingsgerichten und vor allem tollen Geschichten kann die ‚Nonna‘ aber ganz schnell sein Herz gewinnen. Diese Geschichte der Gesomina war für mich das Herzstück des Buches; sie hat mich sehr berührt.
Aber auch wie Jonas Ferien ganz ohne Besuch einer Kletterhalle, Paintball-Challenge oder 3D-Kinobesuch zu einem großartigen Abenteuer werden war toll zu lesen. Mit ganz alltäglichen Dingen (bis auf die Saunahütte, die fand ich wirklich skurril) füllt Gesomina ihre gemeinsamen Tage und erschafft ein ganz besonderes Ferienerlebnis, bei dem man nicht ständig das Handy braucht – außer man will Sherlock Holmes Junior spielen. Die zahlreichen ‚Nebendarsteller‘ tragen ebenfalls dazu bei, dass es sowohl tolle Ferien für Jona werden als auch ein Lesegenuss für mich. Nur das Ende ließ mich etwas unbefriedigt zurück… Hat der kleine frische Windhauch in der Straße nachhaltige Veränderungen gebracht? Was wird aus Tom, Milan und Julika?

Quatschlappen kenne ich seit letztem Jahr auch, da hat es ein Kollege in der Faschingszeit ins Büro mitgebracht und als traditionelles Gebäck der Italiener im Karneval vorgestellt. Ganz so umgehauen wie Tom Spencer hat es mich nicht, es waren halt hauchdünne knusprige Rechtecke, die allein durch den Puderzucker Geschmack bekamen. Aber den Bewohnern dieser kleinen abgeschiedenen Straße in Berlin haben sie offensichtlich sehr gut geschmeckt.
Und weil ich gerade „Moby Dick“ angefangen habe zu lesen, konnte ich sogar mit der Anspielung auf Peter Coffin was anfangen! Zufälle gibt‘s…

Beim Lesen habe ich mir die Geschichte öfter mal als Film vorgestellt, und musste dabei an „Sommer vorm Balkon“ von Andreas Dresen denken. Ein in meinen Augen ganz ganz toller Film, mit ähnlichem Setting und Typ von Charakteren nur natürlich einer ganz anderen Geschichte. Ich könnte mir aber eine Verfilmung dieses Buches – und dann bitte mit Andreas Dresen als Regisseur! – sehr gut vorstellen. Und irgendwie habe ich auch ein klein wenig gehofft, Herr Haiduk aus Beckerhoffs letztem Roman taucht wenigstens als Cameo mal auf. Den sehe ich mit seinem Laden voller geheimer Wünsche nämlich in unmittelbarer Nachbarschaft von Tom, Milan, Herrn Dong und Gesomina.

Veröffentlicht am 15.02.2019

Lang aber gut

Der dunkle Garten
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Es ist ein wirklich laaanges Buch, das zwar supergut geschrieben ist, sich aber auch ganz schön hinzieht, ohne dass sehr viel passiert. Das Hauptaugenmerk liegt natürlich ganz klar auf dem Geheimnis, dass ...

Es ist ein wirklich laaanges Buch, das zwar supergut geschrieben ist, sich aber auch ganz schön hinzieht, ohne dass sehr viel passiert. Das Hauptaugenmerk liegt natürlich ganz klar auf dem Geheimnis, dass der dunkle Garten diesen Sommer offenbart - und deren Aufklärung. Dazu gibt es viele Gedanken, vornehmlich natürlich von Ich-Erzähler Toby, und auch Gespräche, aber eben wenig Action.

~~Vorsicht: ganz leichter SPOILER Die kriegt man dann aber ganz zum Schluss doch noch, wenn man denkt alles ist vorbei und geklärt. Ein heftiger Überraschungsmoment! Im Sinne der Dramatik des Buches ist das natürlich Klasse. Im Sinne des Charakters, den es betrifft, habe ich mir nur gedacht 'Ach Mensch, muss das sein. Es war doch schon alles gut.' SPOILER ENDE~~

Tana French liefert hier also vordergründig eine ausgezeichnete Sektion der menschlichen Seele ab, kombiniert mit ein wenig Spannung (die sich aber sehr in Grenzen hielt, da die Vorkomnisse schon lange zurück lagen) und auch etwas Action. Das alles in einer Schreibweise, die absolut angenehm zu lesen ist. Allein deswegen verzeihe ich auch die Länge des Buches.

Ich habe den Roman in einer Verlosung gewonnen, für das Gewinnspiel sollte man eine Frage an Tana French stellen. Ich fragte sie, wann sie einen neuen Teil der Dublin Murder Squat Reihe schreiben wird. Sie antwortete, dass sie jetzt 6x einen Kriminalfall aus Sicht der Polizei betrachtet hat und sich derweil schon immer fragte, wie es wohl für die anderen Parteien die dabei involviert sind ist. Und so war die Idee zum 'dunklen Garten' geboren.