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Karschtl

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.10.2019

Zurück in ein selbständiges Leben

Fünf Wörter für Glück
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Nur ein kleiner falscher Schritt beim Joggen kann soo große Auswirkungen haben. Heidi verdreht ihr Bein beim Ausrutschen leider derart unglücklich, dass die Blutzufuhr abgeschnürt ist und der Unterschenkel ...

Nur ein kleiner falscher Schritt beim Joggen kann soo große Auswirkungen haben. Heidi verdreht ihr Bein beim Ausrutschen leider derart unglücklich, dass die Blutzufuhr abgeschnürt ist und der Unterschenkel schließlich amputiert werden muss. Genau dasselbe ist übrigens auch der Autorin passiert, wie sie im Interview am Ende des Buches erzählt.

Weite Teile des Romans sind also ihre eigenen Erlebnisse. Andere Dinge (wie die Nebenfiguren) hat sie verändert bzw. hinzugedichtet. Leider erwähnt sie in dem Interview nicht, ob sie auch einen 'Jack' kennengelernt hat. Zu wünschen wäre es ihr, denn für Heidi wird Jack eine wichtige Unterstützung auf ihrem Weg zurück in ein neues Leben, dass sie so selbständig wie nur möglich führen möchte. Dass das mit harter Arbeit und auch vielen Schmerzen verbunden ist, macht Ella Dove eindrucksvoll deutlich.

Ich fand es toll, auch mal so eine Geschichte zu lesen, das hat man ja nicht so oft (obwohl ich zufälligerweise erst vor ein paar Wochen mit "Wir von der anderen Seite" ein Roman gelesen habe, in dem die Autorin ebenfalls ihre Rekonvaleszenz nach einer plötzlichen heftigen Erkrankung verarbeitet hat).
Trotz des ernsten Themas und der Ehrlichkeit, mit der sie von all den Schwierigkeiten berichtet, erschuf die Autorin hier einen Roman, den man wirklich gerne liest.

Veröffentlicht am 09.10.2019

Mission: Rettung der Spielzeuge

Waldo Wunders fantastischer Spielzeugladen
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Eigentlich soll Lenni nur auf Herrn Wunders Spielzeugladen aufpassen, solange der verreist ist. Doch plötzlich passieren dort allerhand merkwürdige Dinge: Nachts dringen seltsame Geräusche aus dem Laden, ...

Eigentlich soll Lenni nur auf Herrn Wunders Spielzeugladen aufpassen, solange der verreist ist. Doch plötzlich passieren dort allerhand merkwürdige Dinge: Nachts dringen seltsame Geräusche aus dem Laden, Spielzeuge liegen nicht mehr da, wo sie noch am Vortag waren, und ein magisches Kribbeln erfüllt die Luft. Werden die Spielzeuge etwa in der Nacht lebendig? Und was hat die dritte Schublade im Ladentisch damit zu tun, die Lenni auf keinen Fall öffnen darf?

Ein wunderschönes Kinderbuch, das von der Grundidee wie eine Mischung aus 'Toy Story' und 'Nachts im Museum' ist, mit einem Hauch von 'Doc McStuffins'. Denn in dem Laden von Waldo Wunder werden die Spielzeuge des nachts 'lebendig' (und müssen ab und an auch mal kuriert und repariert werden). Das erstaunt Lenni, der eigentlich nur ab und an mal nach dem rechten sehen soll, anfangs sehr - bevor er dann doch begeistert und ausgiebig mit seinen neuen Freunden spielt. Doch als die Spielzeuge nach und nach Probleme bekommen, überhaupt wach zu werden, weil ihr Zauberpulver zur Neige geht, muss Lenni schnell und beherzt eingreifen.

Meine Söhne - große Fans von Toy Story - hatten auch an dieser Geschichte viel Freude. Nicht zuletzt auch wegen der Tatsache, dass sie nicht zu sehr düster-spannend-gruselig war wie so manch andere Kinderbücher, die wir in letzter Zeit gelesen haben. Und dennoch nicht langweilig!
Die Kapitel haben eine super Länge zum Vorlesen oder selber lesen, und die liebevollen Illustrationen runden dieses schöne Kinderbuch wunderbar ab.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Geschichte
  • Handlung
  • Lesespaß
  • Fantasie
Veröffentlicht am 06.10.2019

Schokotrüffel-Hygge

Die kleine Chocolaterie am Meer
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So schön wie der Schokoladen von Emma in dem kleinen Küstenort in Northumberland beschrieben ist würde ich da selbst gerne arbeiten. Oder zumindest mal zum naschen vorbei schauen. Manche der Kreationen, ...

So schön wie der Schokoladen von Emma in dem kleinen Küstenort in Northumberland beschrieben ist würde ich da selbst gerne arbeiten. Oder zumindest mal zum naschen vorbei schauen. Manche der Kreationen, die zahlreich und oft erwähnt werden im Verlauf des Buches, klingen wirklich köstlich!

Dagegen fällt die Handlung leider nur sehr durchschnittlich aus. Sie plätschert so vor sich dahin, mit kleinen Höhen und Tiefen, die manchmal arg konstruiert wirken. Das erste Treffen von Emma und Max, ihr darauffolgendes Sehnen nach dem Unbekannten während sie sich gleichzeitig einredet, dass es ja nun nicht so ungewöhnlich ist dass man mal jemanden begegnet, stürmisch küsst und dann nie wiedersieht. Ja, ne, überhaupt nicht! Als sich später einer der beiden doch wieder zurückzieht wirkt das auch sehr aufgesetzt, und fungierte wohl nur als 'Spannungsgenerator' für die Story - zündet aber in dieser Funktion eh nicht.

Spannung oder auch Spaß fand ich in diesem Buch nicht. Die Geschichte hat eher einen leicht melancholischen Touch, weil Emmas Herz immer noch an ihrer verlorenen großen Liebe hängt. Diese wird mehrfach erwähnt, ohne aber genau zu erzählen was genau geschehen ist. Ständig werden nur Andeutungen gemacht - wahrscheinlich auch um Spannung aufzubauen. Klappte aber auch hier nicht, es wird mit der Zeit nur nervig und man möchte ihr am liebsten zurufen "Jetzt erzähl es doch endlich!". Vor allem weil die 'Auflösung' am Ende dann auch eher in die 08/15 Kategorie fällt.

Trotz all dieser Kritik habe ich mich beim Lesen dennoch wohl gefühlt. Behaglich! Neudeutsch würde man wohl "hygge" sagen. Genau in diese Kategorie fällt dieser Roman für mich, und damit findet er ganz sicher auch sein Lesepublikum.

Veröffentlicht am 04.10.2019

Tolles Geschichtsbuch über die DDR - aber leider viel zu wenig über den Mauerfall an sich

Mein Mauerfall
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Meine Kinder sind geboren und aufgewachsen in Österreich, 20 Jahre nach dem Ende der DDR. Trotzdem möchte ich Ihnen erzählen können, woher ich eigentlich komme, und wieso es das Land meiner Kindheit nicht ...

Meine Kinder sind geboren und aufgewachsen in Österreich, 20 Jahre nach dem Ende der DDR. Trotzdem möchte ich Ihnen erzählen können, woher ich eigentlich komme, und wieso es das Land meiner Kindheit nicht mehr gibt. Dafür ist dieses Buch wirklich super! Die Autorin beschreibt hier, wieso es überhaupt zur Trennung von Deutschland nach dem 2. Weltkrieg kam, was der Kalte Krieg war und warum 1961 schließlich die Berliner Mauer gebaut wurde. Bei der Erklärung wie es dann zum Mauerfall kam, holt sie einigermaßen weit aus, erklärt dass viele Leute und vor allem Jugendliche in den 80ern immer unzufriedener wurden, und wie sich die Lage seit den Wahlen im Frühjahr 1989 in der DDR immer mehr zuspitzte, wie viele Menschen dann aus ihrem Sommerurlaub nicht mehr zurückkehrten und ab September schließlich in Leipzig die Gebete in der Nikolaikirche begannen die dann zu den Montagsdemos führten - und schlussendlich dann zum Fall der Mauer.

Als roter Faden durch das Buch führt eine (fiktive) Rahmenhandlung, bei der sich anlässlich einer Familienfeier in einem Ort an der ehemaligen innerdeutschen Grenze mehrere Generationen treffen, und vor allem ganz wissbegierig die Großeltern, Mutter, Tante... ausfragt. Ich fand es gut, dass hierbei durch die einzelnen Familienmitglieder auch verschiedene Positionen dargelegt werden und so ein sehr differentiertes Bild zustande kommt. Der Opa trauert immer noch seiner DDR hinterher, die Oma überhaupt nicht. Während die Tante gerne bei den Pionieren waren, fühlte sich deren Zwillingsschwester gar nicht wohl bei dieser Gleichschaltung schon im Kindesalter und ist aus der FDJ ausgetreten. So bekommt auch der Leser Für und Wider zu hören.

Unterstützt wird das ganze dann durch mehr oder weniger lange Infokäste, Berichte von Zeitzeugen und Fotos. Generell ist das Buch aber schon sehr textlastig! (Bei einem Kinder-Sachbuch hätte hier die Text-Bild-Rate ruhig etwas anders sein können! Man will ja auch nicht, dass die Kids vorschnell die Lust verlieren, etwas über dieses Thema zu erfahren.)
Konzentriert hat sich die Autorin in diesem Buch wirklich auf die rein geschichtlichen und politischen Informationen, es gibt keine Erwähnung der Dinge, die die DDR überlebt haben (Ampelmännchen, Rotkäppchen-Sekt, Sandmännchen, Zetti Knusperflocken). Und das ist auch absolut ok, denn für diese Ostalgie gibt es genug andere Bücher!

Enttäuscht war ich jedoch, dass der eigentliche Mauerfall sooo extrem kurz abgehandelt wurde. Nachdem das Buch schließlich "Mein Mauerfall" heißt, hätte ich mir da mehrere Seiten dazu, wahrscheinlich zahlreiche Bilder, und auch einen 'Erfahrungsbericht' der Autorin selbst erwartet. Stattdessen bekommen wir hier ca. 1 Seite Text plus den Bericht der Schauspielerin Jana Pallaske, die erzählt dass sie am Abend des Mauerfalls (der übrigens ein Donnerstagabend war, und nicht ein Freitagabend wie sie meint!) Lambada getanzt hat. Schade, zu diesem Thema gibt es doch Unmengen an Material, das man hier hätte verwenden können. Oder der Verlag hätte das Buch anders nennen sollen! Bei mir wurden jedenfalls ganz andere Erwartungen geweckt als ich das Cover des Buches sah.
Auch die Tage und Wochen unmittelbar nach dem Mauerfall wird nicht thematisiert. Es folgen dann noch ein paar Seiten über 1990 - die letzten Wahlen in der DDR und die 4 plus 2 Verhandlungen über die Wiedervereinigung. Aber das war es dann auch schon.

Ich kann mich jedenfalls noch sehr gut an "Meinen Mauerfall" erinnern. Wie es sich in der Zeit vorher schon angebahnt hatte, mit dem Grenzöffnungen in Ungarn und schließlich auch der CSSR, mit dem Rücktritt von Honecker im Oktober. So war ich dann auch gar nicht soo überrascht, als mich meine Mutter am Freitag früh weckte und sagte "Die Mauer ist offen"! Wie wir in der Schule in der 1. Stunde Mathe bei Hr. Wiese hatten, nur ein Mitschüler fehlte (weil er mit seinen Eltern noch in der Nacht nach Berlin gefahren ist), und wir nur über den Mauerfall sprachen. Wie ich mit meinen Eltern und Bruder am Sonntag schließlich auch nach West-Berlin gefahren bin, das ja nur ne knappe halbe Stunde entfernt war. Wie die Banken dort sogar am Sonntag geöffnet hatten, um die 100 DM Begrüßungsgeld herauszugeben. Wie wir später bei unserem ersten 'Einkauf' bei Aldi in dem riesengroßen Einkaufswagen 2 Tafeln Milkaschokolade zu je 1 DM packten und sonst nichts (wir sparten das Begrüßungsgeld lieber für schöne Weihnachtsgeschenke!) Wie auf unserer allerersten Bravo, die ein richtiger Schatz für meinen Bruder und mich wurde, Jack Nicholson als grinsender Joker abgebildet war. An all das erinnere ich mich, wenn ich an den November 1989 zurück denke. Aber genau sowas (zumindest in dieser Richtung) fehlte mir leider in diesem ansonsten schönen Buch, dass Kindern (ab etwa 10 Jahren) den Beginn und das Ende der DDR erklärt.

Veröffentlicht am 02.10.2019

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Wer im Himmel auf dich wartet
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Als ich vor über 10 Jahren "Die fünf Menschen, die dir im Himmel begegnen" gelesen habe, war ich absolut von den Socken von dieser Idee und auch von der Umsetzung. Mit dieser Fortsetzung erging es mir ...

Als ich vor über 10 Jahren "Die fünf Menschen, die dir im Himmel begegnen" gelesen habe, war ich absolut von den Socken von dieser Idee und auch von der Umsetzung. Mit dieser Fortsetzung erging es mir nicht ganz so, obwohl der Autor hier die Geschichte von liebgewonnenen Figuren weiter erzählt. Im Mittelpunkt steht Annie - das kleine Mädchen, dem Eddie damals am Pier das Leben gerettet hat. Und auch Eddie selbst bekommt seinen Auftritt auf den knapp 250 Seiten.

Wahrscheinlich ist das Gefühl der Neuartigkeit und der Überraschung etwas verflogen bei mir, und damit auch die große Faszination. Albom erzählt im Grunde dieselbe Geschichte noch einmal, mit einem kleinen Unterschied. Eddie begegnete im Himmel damals 5 Menschen, deren Leben er in einer speziellen Weise berührt oder gar beeinflusst hat. Annie hingegen trifft auf 5 Personen, die wichtigen Einfluss auf ihr eigenes Leben genommen haben.

Der Schreibstil von Mitch Albom ist gewohnt gut, bewegend und auch leicht sprirituell. Das Buch ist nicht sehr lang, aber das braucht es für diese Geschichte auch nicht zu sein. Seine Message vermittelt der Autor auch so.